Schweitzer Fachinformationen
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Nelly lebt in New York und arbeitet als Werbedesignerin. Aber nach einem Schicksalsschlag fühlt sie sich in der Metropole zunehmend fremd. Außerdem muss sie sich mit den schlechten Launen ihres Teenager-Sohns Benjamin herumschlagen. Da kommt der Vorschlag ihrer Mitbewohnerin aus Studienzeiten, den Sommer in München zu verbringen, gerade recht. Auch wenn Benjamin wenig begeistert von der geplanten Reise ist, freut Nelly sich darauf, ihm ihre alte Heimat zu zeigen. Sie hofft, ihm dadurch wieder näher zu kommen. Doch schnell muss sie feststellen, dass sich ihre Probleme nicht so leicht abschütteln lassen. Zum Glück gibt es das Buchcafé von Lotte Eigner. Zwischen den Regalen voller Geschichten und dem Duft von frisch gebrühtem Kaffee findet Nelly Trost und schöpft Hoffnung auf einen Neuanfang. Und dann steht sie plötzlich dem charmanten Sozialarbeiter Alex gegenüber, der ihr Herz höherschlagen lässt ... Der zweite Band der Wohlfühl-Liebesroman-Reihe um das zauberhafte Münchner Buchcafé.
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Müde blickte Nelly auf das leere Gepäckband. Die trockene Luft in der Ankunftshalle brannte ihr in den Augen. Schon seit fünf Minuten spuckte die Klappe, vor der sie und Benjamin sich postiert hatten, keine neuen Gepäckstücke mehr aus, und nun kam das Band mit einem lauten Quietschen zum Stehen. Resigniert seufzte sie und ließ den Kopf in den Nacken fallen. Natürlich musste es ausgerechnet das Gepäckstück ihres Sohnes sein, das irgendwo verloren gegangen war. Als ob Benjamins schlechte Laune seit ihrem Aufbruch nicht schon genügend Futter bekommen hätte. Obwohl sich Nelly am liebsten auf den Boden gelegt und gestreikt hätte, setzte sie eine fröhliche Miene auf und wandte sich an den fast eineinhalb Köpfe größeren Teenager.
»Komm, wir gehen mal nachfragen. Die finden deinen Koffer sicher im Nu wieder, wirst schon sehen. Und in der Zwischenzeit suchen wir uns etwas zu essen, bevor wir uns in die U-Bahn drücken.«
Nelly gab ihr Bestes, aufmunternd zu klingen, doch der Blick ihres siebzehnjährigen Ziehsohnes blieb unverändert eisig. Er gab lediglich ein tiefes Brummen von sich.
Schweigend schleiften sie den verbliebenen Koffer hinter sich her und trotteten zum Infoschalter der Airline, die sie von New York nach München gebracht hatte. Weil Benjamin es vorzog, auf sein Handy zu starren und so zu tun, als würde er kein Wort Deutsch verstehen, nannte Nelly dem älteren Herrn am Infoschalter die Details zum fehlenden Gepäck. Der begegnete ihr mit einem freundlichen Lächeln, das sie dringend gebrauchen konnte, und begann mit überraschend flinken Fingern Dinge in seinen Computer zu tippen. Benjamins Koffer konnte er jedoch auch nach diversen Telefonaten nicht ausfindig machen. Immerhin versicherte er jedoch glaubwürdig, ihn so schnell wie möglich an die hinterlassene Adresse zu schicken. Gut, dass Benjamins Asthma-Medikamente in Nellys Koffer und das Notfallspray in seinem Handgepäck waren. Eine Zahnbürste und das übrige Nötige, was er bis zum Wiederauftauchen des Koffers brauchte, konnten sie gleich hier am Flughafen in einem der Shops besorgen.
Frustriert zog Nelly ihr Handy heraus, um nachzusehen, mit welcher U-Bahn sie zum Kapuzinerviertel fahren konnten. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, in New York alles stehen und liegen zu lassen und nach München zu fliegen? Noch vor einer Woche, als sie mit ihrer früheren Mitbewohnerin Canan telefoniert hatte, war ihr der Vorschlag, den Sommer in ihrer alten Wahlheimat zu verbringen, wie die Lösung all ihrer Probleme erschienen. Doch in diesem Moment fragte sie sich, was sie geritten hatte, Canans Vorschlag zuzustimmen. Insbesondere, da ihr Sohn wenig begeistert war, als sie ihm von der geplanten Reise erzählt hatte. Seitdem hatte er höchstens zwanzig Worte mit ihr gewechselt und dabei ganz bewusst nicht Deutsch mit ihr gesprochen ...
Es half nichts. Auch wenn Nelly sich lieber in eine Ecke gesetzt und geweint hätte, so tippte sie die Daten in ihrer App ein und erhielt kurz darauf die Information, in welche U-Bahn sie steigen mussten. Tatsächlich war sie schon so lange nicht mehr hier gewesen, dass sie sich nicht daran erinnern konnte, welche Linie sie in ihr altes Viertel bringen würde.
In dem Moment, da Nelly ihr Telefon wieder wegstecken wollte, ploppte eine Nachricht auf ihrem Display auf.
Seid ihr schon gelandet? Drückt euch auf keinen Fall mit eurem Gepäck in die U-Bahn, Marlene und ich kommen euch abholen.
Zum ersten Mal an diesem Tag musste Nelly lächeln, und sofort wusste sie wieder, weshalb sie Canans Angebot angenommen hatte.
Hast du etwa extra ein Auto organisiert? Macht euch ja keine Umstände, wir kriegen das schon hin.
Umgehend kam Canans Antwort.
Ach was! Das machen wir gern. Ist eine Win-win-Situation. So können wir in der Nähe einen Ohrensessel für unsere Nachbarin abholen, den sie für ihr Buchcafé haben will.
Nelly kicherte. Ja, das klang nach Canan. Unvermittelt fragte sie sich, welches Buchcafé Canan meinte, und versuchte, sich an ihr altes Viertel zu erinnern. Das Kapuzinerviertel befand sich ein gutes Stück abseits des belebten Münchner Altstadt-Zentrums, östlich der Isar. Damals hatte es dort nur ein verstaubtes Krimskramsgeschäft gegeben, einen gewöhnungsbedürftigen Bio-Bäcker, eine ziemlich abgewrackte Bierkneipe und einen furchtbaren Imbiss, der kurz vor ihrem Wegzug dichtgemacht hatte.
»Was ist jetzt? Willst du hier übernachten?«, maulte Benjamin und erinnerte Nelly daran, dass sie nicht mehr dreiundzwanzig, sondern dreiunddreißig war.
»Canan wird uns hier abholen. Lass uns nach draußen zum Parkplatz gehen, damit sie uns gleich findet.«
Schweigend warteten sie, bis knapp fünfzehn Minuten später ein Familienbus mit Carsharing-Aufkleber hupend vorfuhr, ein wenig ruckelig zum Stehen kam und Canan strahlend vom Fahrersitz hüpfte.
»Nellyyy, da seid ihr ja!« Canan stürmte auf sie zu und drückte sie so fest an sich, dass sie im ersten Moment erstarrte.
Canans dickes schwarzes Haar, das sie heute offen trug, kitzelte Nelly im Gesicht. Sie war es nicht mehr gewohnt, von jemandem so innig umarmt zu werden. Überhaupt war das mehr Nähe, als sie im gesamten vergangenen Jahr gespürt hatte. Nelly löste sich von Canan und legte ihre Hand an Benjamins Rücken. »Das ist Benjamin.«
»Freut mich, dich kennenzulernen.« Canan umarmte ihn, und erleichtert stellte Nelly fest, dass er nicht wie erwartet zum Mini-Hulk wurde. Hätte sie hingegen versucht, ihren Sohn zu umarmen ...
Nun stieg auch Marlene aus dem Auto. Zumindest vermutete Nelly, dass sie es sein musste. Sie erkannte sie von den vielen Fotos, die Canan ihr geschickt oder auf Social Media gepostet hatte. Das Haar hatte Marlene zu einem lockeren Zopf geflochten, der ihr weich über die Schulter fiel, und sie trug eine Brille. In dem Moment begann hinter ihnen ein roter BMW ungeduldig zu hupen. Mit hochgezogener Augenbraue drehte sich Canan um und bedeutete dem Fahrer per Handzeichen, dass er sich gefälligst beruhigen sollte. Marlene und Nelly luden derweil das Gepäck ein.
»Canan freut sich tierisch, dass ihr diesen Sommer hier sein werdet. Und ich finde es schön, dich endlich kennenzulernen«, sagte Marlene, während sie versuchte, den Koffer neben dem Ohrensessel im Kofferraum unterzubringen.
»Und es macht dir wirklich nichts aus, dein Zimmer Benjamin zu überlassen?«
Marlene winkte ab. »Ich bin sowieso die meiste Zeit bei Johannes, meinem Freund, und so hat Canan wenigstens wieder eine Mitbewohnerin, die auch da ist. Ich hoffe nur, du kommst mit der durchgesessenen Couch klar.« Sofort verspürte Nelly Sympathie für Canans beste Freundin. Ja, sie strahlte eine Art Gutmütigkeit und Offenheit aus, die dazu führte, dass man sie direkt gernhaben wollte.
Nelly wollte noch etwas erwidern, doch ihre Antwort ging im Donnerwetter des BMW-Fahrers unter, der mittlerweile ausgestiegen war und wütend mit den Armen fuchtelte. Hinter ihm wartete bereits ein weiteres Fahrzeug. »Kennts ihr eich bitte moi beeiln? Mia meng do aa no auslon. Ihr hoits den ganzn Lodn auf!«
Unwillkürlich sahen sich Nelly und Benjamin an, weil der urbayrische Dialekt dem Wutausbruch etwas Komisches verlieh. Obwohl Benjamin zweisprachig aufgewachsen war, hatte er vermutlich kein Wort verstanden. Und für einen Augenblick glaubte Nelly, ihr Sohn würde gleich mit ihr in ein herzhaftes Lachen ausbrechen. So wie früher, wenn sie etwas Lustiges gesehen oder gehört hatten. Doch kaum hatte sie die Verbindung gespürt, wandte sich Benjamin auch schon ab, stieg ins Auto und knallte die Schiebetür des Busses zu.
»Uff«, machte Nelly und musste sich anstrengen, nicht den Kopf hängen zu lassen.
Canan, die in dem Moment neben sie trat, legte ihr tröstend die Hand auf den Rücken. »Komm, wir bringen euch jetzt erst mal in die WG. Ihr seid sicher fix und alle nach der Reise. Das wird schon wieder.«
Das wird schon wieder. Im Grunde war es ein Satz, den Nelly schon hunderte Male gehört hatte, seit sie und Benjamin allein im Leben standen. Von allen Seiten. Ein Satz, dem sie selten Glauben schenkte. Doch in diesem Moment und aus dem Mund ihrer Freundin fühlten sich die Worte tröstend an.
Die knappe Stunde Fahrt vom Flughafen zum Kapuzinerviertel verging schnell, weil Canan und Nelly die gesamte Zeit tratschten und der Verkehr sich glücklicherweise in Grenzen hielt. Benjamin jedoch schien es nicht schnell genug voranzugehen. Immer wieder blies er hörbar genervt die Luft durch die Lippen, obwohl Marlene sich alle Mühe gab, mit ihm ins Gespräch zu kommen.
»So ... Da wären wir!«, trällerte Canan, als sie in der Nähe des etwas heruntergekommenen Wohnkomplexes hielten, in dem auch Nelly früher gewohnt hatte. »Na, erkennst du's noch?«
Nelly stieg als Erste aus und sah sich um. Das Kapuzinerviertel versprühte nicht gerade glamouröses Großstadtflair, und nur mit viel gutem Willen konnte man von Münchner Charme sprechen. Aber im Vergleich zu so mancher Ecke in New York war es immer noch...
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