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Die Faszination der Berge
Die meisten Radsportfans und Rennradfahrer sind besessen von Anstiegen und großen Bergen. Sie verpassen keine Minute, wenn es bei der Tour de France und den Klassikern bergauf geht. Sie lieben es, über die Prüfungen zu lesen, die diese Passstraßen und Kopfsteinpflasterhügel bedeuten. Und für sie gibt es nichts Größeres, als diese Berge selbst einmal zu fahren - ein Tennis-Liebhaber wird niemals auf dem Center-Court in Wimbledon aufschlagen und kein Fußballfan darf darauf hoffen, jemals im Wembley-Stadion kicken zu dürfen, aber jeder Radfahrer kann sich der Herausforderung stellen, die legendären Anstiege der Tour de France oder des Giro d'Italia unter die eigenen Reifen zu nehmen.
Es gab schon einige gute Bücher über die berühmten Radsportberge, aber noch keines aus der Sicht eines absoluten Topfahrers, der bei den großen Landesrundfahrten vorne mitfährt. Ein Buch, das Radsportfreunde mit hinein ins Rennen nimmt und ihnen zeigt, wie sich diese Anstiege wirklich anfühlen, wo die Attacken kommen und wo der Schmerz einsetzt. Geraint Thomas, der Tour-de-France-Sieger von 2018, hat es nun geschrieben.
Von den allseits bekannten Dauerbrennern im Parcours der großen Rennen über die Lieblinge des Profi-Pelotons bis hin zu absoluten Geheimtipps: Geraint Thomas' Kletter-Handbuch für Radfahrer vermittelt spannend und humorvoll unverzichtbares Insiderwissen zu 25 besonderen Radsportbergen in aller Welt.
Ein Tour-de-France-Sieger und sein Insider-Kletterführer zu 25 der berühmtesten Radsportberge der Welt.
Das perfekte Buch für Fans des Profiradsports und alle kletterfreudigen Hobbyradsportler.
Sehnsuchtsorte und Scharfrichter: Trainingsberge auf Mallorca und Teneriffa, Klassiker-Schlüsselstellen wie Koppenberg und Poggio, exotische Herausforderungen in Australien und den USA, Grand-Tour-Dauerbrenner wie Stelvio, Alpe d'Huez und Tourmalet.
Ein Insider-Tipp vorweg: Die korrekte Aussprache des Rhigos, eines Anstiegs in den südwalisischen Valleys, ist nicht etwa »Regoss«, wie man es in den eher kosmopolitisch geprägten Küstengegenden von Wales häufig zu hören bekommt, sondern »Rick-oss«. Und die Valleys haben die Namensrechte, merk dir das also, wenn du vorhast, herzukommen und den Berg in Angriff zu nehmen.
Der Rhigos gilt etwas in Südwales. Er und der Bwlch, weiter Richtung Nordosten gelegen, sind deine Feuertaufen. Der Tumble? Der kommt später. Deine ersten Erfahrungen sammelst du am Rhigos. Einen Namen machst du dir am Bwlch. Am Tumble musst du ihn bestätigen.
Deswegen wusste ich um den Rhigos und seine Bedeutung, als ich mit 14 meine ersten sonntäglichen Ausfahrten mit dem Maindy Flyers Club unternahm. Allerdings hatte ich nicht erwartet, ihn zu sehen zu bekommen. Ich war noch nie so weit auf einem Rad gefahren und wurde bereits von heftiger Panik befallen, als ich das Storey Arms erkannte, ein Naturfreundehaus, das in meiner Erinnerung eine sehr lange Busfahrt von meiner Schule in Cardiff entfernt war. Eine so große Strecke mit dem Rad zurückgelegt zu haben, war natürlich etwas, worauf man stolz sein konnte, aber auch eine potenzielle Katastrophe. Würde ich mich so weit von zu Hause abhängen lassen, hätte ich ein ernsthaftes Problem. Wie sollte ich das überleben? Als wäre das alles nicht genug, reifte in mir die Erkenntnis, dass ich an diesem Tag auch über den Rhigos fahren müsste, wollte ich Cardiff und meine Familie je wiedersehen.
Wahrlich kein leichtes Unterfangen. Das war es damals nie, auch später nicht. Das erste Mal, dass ich es ohne erwachsene Begleitung versuchte, war bei einem Ausflug mit ein paar Kumpels. Wir waren losgezogen, um den großen Jungs beim Five Valleys zuzuschauen, einem der Höhepunkte im britischen Radsportkalender. Das Five Valleys war eines der schwersten und reizvollsten Radrennen im Königreich und umfasste alle großen Anstiege, die Südwales zu bieten hatte, und war damit ein alljährlicher Pflichttermin für alle bei uns aus der Gegend, die Radsport und Berge liebten.
Wir zogen mit den eigenen Rädern los, um uns das Rennen an den wichtigen Anstiegen anzuschauen, ganz nach Art der Tour de France. Ein schöner Tag, blauer Himmel, die Sonne schien, wir hatten weder genug zu trinken noch Sonnencreme dabei. Und so waren wir ziemlich erledigt, nachdem der Rhigos und der Bwlch uns in die Mangel genommen hatten, und wir mussten ja anschließend auch noch irgendwie zurück nach Cardiff kommen. Als kleiner Vorgeschmack auf meine Anfangstage als Profi litt ich zwar entsetzlich, platzte aber etwas später als einer der anderen Jungs, so dass ich anschließend in gehobener Stimmung von unseren Eskapaden berichten konnte. Schon erstaunlich, wie gut es sich anfühlen kann, nicht Letzter geworden zu sein.
Und wie es mit Radsport-Obsessionen nun einmal so ist, stand ich ein paar Jahre später als blasser Junior selbst beim Five Valleys am Start. Wir würden den Rhigos von Hirwaun aus hinauffahren, also von Norden her. Für mich als 18-Jährigen konnte das Ziel nur lauten, irgendwie durchzukommen. Unser Trainer Darren Tudor sah es realistisch: »Jungs, seht einfach zu, dass ihr bis Kilometer 160 dabeibleibt. Das bringt euch auf die Schlussrunde in Port Talbot. Wenn ihr das hinkriegt, hattet ihr einen erfolgreichen Tag.«
Mir flatterten die Nerven, zum Teil weil es der Rhigos war, zum Teil weil es das Five Valleys war, und zum Teil wegen der Fahrer, mit denen ich den Rhigos im Five Valleys hinauffuhr. Da waren die Lokalmatadore der walisischen Radsportszene, harte Hunde, gegen die man nur selten antrat. Kleine Männer mit sehnigen Beinen und der Fähigkeit, still zu leiden. »Hui, XY ist heute bei der Vereinsausfahrt aufgeschlagen. Puh, das wird ein harter Tag. Gut, dass ich mir heute Morgen eine Extrascheibe Toast gegönnt habe.«
Da waren jüngere U23-Fahrer, die sich in der britischen Szene einen Namen gemacht hatten, so wie zum Beispiel Dan Fleeman. Und da war Magnus Bäckstedt, ein leibhaftiger Etappensieger bei der Tour de France, ein Fahrer, der wenig später Paris-Roubaix gewinnen würde, was mir damals als Karriereausbeute gewiss vollauf gereicht hätte. Und doch war ich mit all diesen Männern in der Spitzengruppe, als es den Rhigos hinaufging. Okay, nicht ganz an der Spitze - ich war erst 18, fuhr noch mit Übersetzungsbeschränkung und sollte ja nur bis Port Talbot durchhalten -, aber ich fuhr an dritter oder vierter Stelle, hielt mit den Besten mit, lebte den Traum.
Es gibt am Rhigos ganz zum Schluss eine lange Haarnadelkurve, über die später noch zu reden sein wird. Als wir um sie herumfuhren, blickte ich zu meiner Linken hinab und sah Bäckstedt - den leibhaftigen Magnus Bäckstedt, einen absoluten Weltklasseprofi, einen Superstar zu Hause in Schweden (und noch dazu schlau genug, ein Mädchen aus Wales zu heiraten) - 15 Meter hinter mir.
Hoppla. Das ist jetzt aber wirklich unglaublich, dachte ich bei mir. Zu schön, um wahr zu sein. Vergiss die hellen Lichter und den heimeligen, pittoresken Charme von Port Talbot. Nichts, was heute noch passiert, könnte dies je toppen. Bereits als wir über die Passhöhe fuhren und in die Abfahrt gingen und mir klar wurde, dass ich mir mit meiner Übersetzungsbeschränkung einen Ast abstrampeln müsste, um etwas von meinem sagenhaften Vorsprung zu behaupten, wusste ich, dass der Rhigos für immer einen Platz in meinem Herzen haben würde.
Zu den Details. Es gibt zwei Möglichkeiten, den Rhigos hinaufzufahren, die gängigere ist die schon erwähnte von Hirwaun aus: Auf der A4059 geht es aus dem Dorf heraus und dann weiter auf der A4061. Sechs Kilometer Klettern, die Steigung beträgt im Schnitt knapp über 5 % und geht nie über 7 % hinaus. Durchaus ein Fehdehandschuh, der dir hingeworfen wird, aber kein Schlag ins Gesicht. Du und der Rhigos, ihr werdet schon miteinander klarkommen.
Die übliche Anfahrt nach Hirwaun führt dich über Penderyn Moor, dann hinab ins Dorf, vorbei an der Brennerei. Okay, jetzt ist natürlich nicht der rechte Moment für gute walisische Single Malts, aber vielleicht gönnst du dir einen zur Belohnung, wenn der Tag im Sattel vorbei ist.
Du kommst durch ein Gewerbegebiet. Du siehst die alten Bergwerke, die Täler, die sie ernährten, eine sehr walisische Aussicht für einen sehr walisischen Anstieg. Am Kreisverkehr links ab und dann geht es los - eine lange Gerade, die sich zieht, eine Schinderei, die du im Sitzen absolvierst, dem Wind preisgegeben, der hier meist aus Westen weht. Manchmal kommt er von der Seite, was ziemlich ungemütlich ist. Meistens aber kommt er frontal von vorne, was, wenn es bergauf geht, einfach nur unfair ist.
Das ist das erste Drittel des Anstiegs. Hier heißt es, die Zähne zusammenzubeißen und es hinter sich zu bringen. Allmählich siehst du die Straße sich nach links wenden, und rechts oberhalb von dir siehst du, wie sie sich wieder nach rechts dreht, es folgt eine weitere lange Gerade und dann eine lange Kehre wiederum nach links. Die Straße schlängelt sich kreuz und quer durch dein Blickfeld, und alles sehen zu können, was da noch auf dich zukommt, kann ein ziemlicher Schlag sein. Vor allem wenn du 14 bist, eh schon auf dem Zahnfleisch kriechst und der Gegenwind auch noch eine Ladung Schnee mit sich bringt.
Wenn du die Bäume erreichst, wird es steiler, trotzdem ist es einfacher zu fahren - du bist raus aus dem Wind und es gibt mehr, um dich abzulenken, statt dass sich die Straße endlos vor dir hinzieht. Zwischen den Kiefern und den Wiesen zu deiner Rechten sind die Pisten zu erkennen, auf denen früher im Oktober die Rallye Großbritannien ausgetragen wurde, und es fällt schwer, sich nicht danach zu sehnen, in einem PS-starken Auto zu sitzen und sich mit sanftem Druck aufs Gaspedal diese Rampen hinauftragen zu lassen, statt sich ohne Ende abstrampeln zu müssen. Und es liegt noch so viel Straße vor dir.
Wieder geht es rechtsherum und es beginnt flacher zu werden. Du wirst dich möglicherweise fragen, wo genau die Passhöhe sein soll, denn du siehst nichts als offenes Gelände vor dir, daher an dieser Stelle der zweite wichtige Insider-Tipp zum Rhigos: Halte Ausschau nach dem Eiswagen, der in einer Parkbucht zu deiner Rechten abgestellt ist. Er hat mich schon ein paar Mal gerettet, dieser Wagen - eine Dose Cola für die Trikottasche, wenn die Kraft nachlässt, ab und zu ein Eis, wenn die Saison vorbei ist und ich mir nicht wie sonst alles versagen muss.
Mein Freund Andy Hoskins versuchte einmal, uns dort während des Five Valleys ein paar Eis anzureichen, was ein reizender, aber ganz und gar törichter Gedanke war. Aber am Rhigos setzt der Verstand eh gerne mal aus. So wie damals, als wir als Jungspunde nach der Abfahrt völlig fertig an einem Laden in Treorchy hielten, um zuckerhaltige Getränke zu kaufen, die wir dringend für den Heimweg brauchten, und mein Kumpel unsere gesamten drei Pfund für Diätlimonade ausgab. Oder damals, als wir an einem anderen Tag...
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