Die Belohnungsformen
Beim Curving steht der Spaß für Mensch und Hund im Vordergrund. Daher ist es wichtig, die richtige Motivation für deinen Hund zu finden. Mag er Futter, Zuwendung oder lieber ein beherztes Spiel?
© Anna Auerbach/Kosmos
Curving ist eine Beschäftigungsform für Mensch und Hund, weshalb eine Komponente großgeschrieben wird: Spaß! Um den Hund in die richtige Motivationslage zu bringen und das Training mit viel Freude an der Arbeit zu gestalten, sollte zunächst das richtige Motivationsmittel herausgefunden werden. Jeder Hund hat hier andere Vorlieben. Die meisten Hundebesitzer starten das Training mit Futter als die gängigste aller Belohnungsformen und wissen oft gar nicht, dass ein Spielzeug für den Hund eine ebenbürtige, wenn nicht sogar größere Belohnung darstellen kann.
Grundsätzlich kann man zwischen vier Belohnungsarten unterscheiden:
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Futter
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Spielzeug
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Soziale Zuwendung
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Selbstbelohnendes Verhalten
Welche Belohnungsformen für meinen Hund die passenden sind und in welchen Situationen, lässt sich leicht herausfinden - fragen wir einfach unsere Vierbeiner. Meist hat man bereits ein gutes Gefühl dafür, was der eigene Hund besonders gern mag. Dennoch kann es sein, dass die gewählte Belohnung auch mit der eigenen Vorliebe zusammenhängt, und so ist es durchaus sinnvoll, die verschiedenen Formen unvoreingenommen auszuprobieren. In der Hundeschule habe ich gern zu Beginn gefragt, wer Futter für seinen Hund mitgebracht hat. Es war eine absolute Ausnahme, wenn hier eine Hand unten blieb.
Futter
Futter bietet sich für sehr viele Hunde und in vielen verschiedenen Situationen als gutes Belohnungsmittel an. Der Grund dafür ist zum einen seine überlebenswichtige Funktion und zum anderen seine Variabilität, auf die wir beim Training zurückgreifen können. Ich kann meinen Hund mit Möhre, Trockenfutter oder Leberwurst belohnen, ihm viele oder nur ein Häppchen geben und diese klein oder groß portionieren. Futter kann man aus der Hand geben, an einem Target auslegen, direkt ins Maul des Hundes werfen oder über den Boden kullern lassen. All diese Variationsmöglichkeiten bieten ein breites Belohnungsspektrum über Futter und dürfen im Training gern variabel eingesetzt werden. Besonders geeignet ist die Futterbelohnung bei der Notwendigkeit präziser Verstärkung und häufiger Wiederholung. Erarbeite ich mir mit meinem Hund das Umrunden der Stange und belohne ihn bei jedem kleinen Schritt in die richtige Richtung mit einem Beutespiel, bringe ich ihn immer wieder aus dem Konzept, beanspruche ihn körperlich enorm und ziehe das Training erheblich in die Länge. Über Futter hingegen wird der Hund präzise und schnell belohnt, während er gleichzeitig konzentriert bei der Übung bleiben kann. Kein Wunder, dass Futter so beliebt bei der Konditionierungsarbeit ist. Doch in welchen Situationen belohnt man dann mit einem Beutespiel?
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Das Spiel über Beute hat seine Vor- und Nachteile.
Spiel
Das Beutefangverhalten ist in vielen Hunden verankert. Beim einen reicht der Bewegungsreiz eines Blattes, das über den Boden weht, aus, um hinterherzurennen, andere Hunde wollen erst mal überredet werden. Spielen führt dazu, dass Hund und Mensch zusammen Spaß haben und die Beziehung auf eine positive Art und Weise gestärkt wird. Doch wie spiele ich richtig mit meinem Hund? Es gibt viele Möglichkeiten, mit seinem Vierbeiner zu spielen. Wir können mit einem Rennspiel beginnen, im Nahkampf weitermachen oder ein Objekt ins Spiel integrieren. Wir konzentrieren uns in diesem Abschnitt auf das gemeinsame Spiel mit der Beute. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Besitzer bei dieser Form keine Rolle spielt. Vielmehr ist es eine gesunde Mischung aus sozialen und objektbezogenen Elementen, die den Hund in ein hohes und dennoch gesundes Erregungsniveau bringt.
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Das gemeinsame Spiel macht Spaß .
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. und stellt für viele Hunde eine besonders große Belohnung dar.
Niemals nie Zerrspiele?
Leider hält sich noch immer das hartnäckige Gerücht, Beute- und Zergelspiele seien generell problematisch für die Beziehung zum Halter. Wie so oft gilt auch hier: Jeder Hund ist ein Individuum und sollte dementsprechend gearbeitet und geführt werden. Grundsätzlich kann man sagen, dass ein kontrolliertes Beutespiel in einer intakten Mensch-Hund-Beziehung kein Problem darstellt, sondern einige positive Aspekte beinhaltet. Das exzessive und kopflose Fördern des Beutetriebs ohne entsprechende Kontrolle kann jedoch bei einigen Hundetypen gefährlich werden und sollte generell, auch bei weniger reaktiven Hunden, so nicht stattfinden. Habe ich einen Hund mit ausgeprägtem Beutefangverhalten, sollte ich mit ihm immer so arbeiten, dass er kontrollierbar und klar im Kopf bleibt. Da es so leicht ist, diese Hunde anzuschalten und hochzufahren, legt man hier in der gemeinsamen Arbeit immer den Fokus darauf, dass der Hund in einem angemessenen Erregungsniveau bleibt und es schafft, auch wieder herunterzufahren. Wie so passend im Buch "Aggressionsverhalten beim Hund" geschrieben steht:
"Manchmal fällt es schwer, es nachzuvollziehen, aber gerade in unserer Gesellschaft ist es wichtig zu verstehen, dass es mehr Sinn machen kann, nicht die Talente eines Hundes zu fördern, sondern ihm Nachhilfe bei seinen Schwächen zu geben."
Kontrolliert einsetzen
Das Ziel des Beuteeinsatzes im Hundesport ist eine kontrollierte und gezielte Belohnungsform, die in Abhängigkeit zum Besitzer und unter dessen Kontrolle steht, und niemals das kopflose und unkontrollierte Hinterherhetzen des Objekts. Manche Hunde neigen sonst schnell dazu, eine Sucht zu entwickeln. Das sind die sogenannten Balljunkies, die mit weit aufgerissenen Augen, großen Pupillen und schnell wedelnder Rute an nichts anderes denken können als an das Objekt ihrer Begierde und sich dabei sogar oft in Gefahr bringen, weil sie im Rausch ihre Umgebung ausblenden.
Spielregeln erklären
Viele Trainer verbieten daher das Beutespiel pauschal, was ich persönlich als großen Verlust empfinde. Denn gerade im Beutespiel können Regeln erklärt und Kompetenzen geschult werden. Man kann gemeinsam an die Grenzen gehen, um zu analysieren, in welchen Momenten man den Zugang zu seinem Hund verliert, und diese Grenze ausweiten, was bei richtiger Umsetzung auch im erzieherischen Sinn Früchte trägt. Der Hund lernt Impulskontrolle, Selbstregulation und seinen Besitzer mit einzubeziehen. Das Spiel funktioniert nur gemeinsam und bei Beachtung der aufgestellten Spielregeln. Beispielsweise: "Wenn du meine Hand statt der Beute erwischst, ist das Spiel vorbei." Oder: "Wenn ich die Beute nicht freigegeben habe, darfst du sie dir nicht nehmen." Somit ist Spielen auch immer ein kommunikativer Prozess. Gleichzeitig gilt, dass im Spiel auch mal Grenzen überschritten werden dürfen, die sonst klar sind. Welche Grenzen das sind, entscheidet jedes Mensch-Hund-Team selbst. Es darf vielleicht geknurrt, geschubst und gebellt werden. Das Verhältnis zwischen Nähe und Distanz verändert sich. Darf der Hund einen im Alltag nicht anspringen, ist es im Spiel jedoch erlaubt. Ist das Spiel beendet, gelten wieder die Alltagsregeln. Das können Hunde sehr gut trennen.
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Gleichzeitig müssen die Spielregeln geklärt sein, damit es kontrollierbar bleibt.
Ball als Spielzeug?
Für das gemeinsame Beutespiel bietet sich ein Spielzeug an, das sowohl vom Hund als auch vom Halter festgehalten werden kann. Häufig kommt die Frage auf, ob sich auch ein einfacher Ball als Belohnungsmittel eignet. Die Antwort ist, wie so oft, ein Jein. Der Ball kann eine hochwertige Belohnung darstellen, wenn einige Kriterien erfüllt sind.
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Der Hund hat das Apportieren zuverlässig gelernt und bringt den Ball "ohne Diskussionen" zurück.
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Er versucht nicht, den Ball vor seinem Besitzer in Sicherheit zu bringen und damit wegzurennen.
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Er beherrscht das Aus-Signal.
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Er lässt sich davon abhalten, zu versuchen, sich den Ball ungefragt zu nehmen.
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Er bleibt so klar im Kopf, dass er trotz der nahenden Belohnung konzentriert arbeiten kann.
Sind diese Kriterien nicht erfüllt, kann man natürlich so daran arbeiten, dass der Ball in Zukunft ebenfalls als Belohnung eingesetzt werden kann. Besser für das gemeinsame Spiel ist häufig eine Beute, die beide gut greifen können. So hat man die Möglichkeit, beim Menschen zu belohnen und nicht, wie beim Ball, vom Menschen weg. Es kommen viele wichtige soziale Aspekte hinzu, wie die Stimme, Berührungen und das Spielen um die Beute.
© Dana Thimel
Für das kontrollierte Beutespiel eignen sich vor allem Objekte mit greifbarer Verlängerung.
Richtig spielen
Der Besitzer macht den Hund aufmerksam und hält das Spielzeug auf den Boden. Jetzt kommt es oft auf die richtige Technik an, damit der...