Schweitzer Fachinformationen
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Als die Waffelbäckerei ihrer Großeltern schließen muss, bricht es Sadie fast das Herz. Kurzerhand kündigt sie ihren Job und entschließt sich dazu, die kleine Waffelbäckerei am Meer gemeinsam mit ihrer Oma Gammy wieder zu eröffnen. Ihr Vorhaben droht jedoch im Fiasko zu enden. Gammy ist nicht mehr die Jüngste - sie wird immer vergesslicher. Zum Glück greift Sadie ihre Jugendliebe Declan unter die Arme. Das Gefühlschaos ist allerdings vorprogrammiert, als ihr auch noch der charmante und neu zugezogene Luke immer häufiger über den Weg läuft. Plötzlich ist alles verwirrend, aber Sadie weiß: Wenn sie die kleine Waffelbäckerei retten will, braucht sie dringend einen Plan und all ihre Zuversicht ...
Es war einer von diesen Tagen, an denen Sadie sich fragte, was zum Teufel sie nur mit ihrem Leben anstellte.
Warum ließ sie sich nur zur Lehrerin ausbilden, anstatt draußen in der wunderschönen Bucht zu arbeiten, so wie es ihre Eltern und ihr Bruder Ewan zusammen mit seiner Frau Kat taten? Sadie hatte ihnen stets gesagt, dass ein Leben auf dem Wasser nichts für sie war und sie ihren Lebensunterhalt nicht vom Tourismus abhängig machen wollte, der großen Schwankungen ausgesetzt war. Diese wiederum waren eng mit den Launen des Wetters verflochten und abhängig davon, wie gut oder schlecht das Pfund im Vergleich zu anderen Währungen dastand und welche Bewertungen das Dörfchen Sea Salt Bay - das ihr Zuhause war - im jeweiligen Jahr auf TripAdvisor erhielt. Sie wollte Sicherheit, ein garantiertes Einkommen und eine Karriere, die mehr oder weniger berechenbar war.
Eine Zeit lang hatte sie versucht, in der Branche zu arbeiten, in der fast ganz Sea Salt Bay tätig war: Tourismus in allen erdenklichen Formen. Doch der einzige Job, den sie bekommen hatte, war sterbenslangweilig gewesen. Außerdem hatte sie nach kurzer Zeit genug davon gehabt, jeden Tag das Gleiche zu tun. Sie wollte mehr, sie wollte ihre akademische Seite erkunden und ihren Wissensdurst und ihre Neugier stillen.
Also hatte sie sich der Tradition ihrer Familie entzogen, war wieder zur Schule gegangen, um im reifen Alter von zweiundzwanzig Jahren deutlich später als die anderen in ihrer Klasse ihren Schulabschluss zu machen. Dann hatte sie ein Studium in neuzeitlicher Geschichte absolviert und eine Ausbildung zur Lehrerin begonnen. Das bedeutete für sie, jeden Morgen Sea Salt Bay mit all seinen Reizen zu verlassen und in die nächstgelegene Großstadt zu fahren, um dort zu studieren. Aber das machte ihr nichts aus.
Außer an Tagen wie diesem, an dem sich der Sand in der Bucht warm und so weich wie Rohrzucker anfühlte, an dem Möwen ihre Lieder über die See sangen und die Wellen sich in einem hypnotisierenden Rhythmus an Land bewegten. Das Wasser war kristallklar und mit Schaumkronen besetzt. Die Sonne war für sie wie eine alte Freundin und wärmte ihre sommersprossige Haut, während die leichte Brise ihr liebevolle Worte ins Ohr flüsterte und mit ihrem kastanienbraunen Haar spielte. An Tagen wie diesem fragte sie sich, warum um alles in der Welt sie sich dazu entschieden hatte, in einem trostlosen Klassenzimmer zu sitzen, während sich die Bucht von ihrer schönsten und strahlendsten Seite zeigte.
Kinder kreischten und planschten in den Wellen, Paare spazierten Hand in Hand am Ufer entlang, wo der Schaum auf dem Sand trocknete. Menschen aßen Fritten aus Papiertüten und Eis im Hörnchen. Andere schlenderten nur am Strand entlang, ohne etwas zu sagen oder zu tun, weil es nicht nötig war.
Sie fragte sich, warum sie Tag für Tag damit verbrachte, einem Dozenten zuzuhören, dem es völlig egal war, ob sie anwesend war oder nicht, wenn sie doch genauso gut draußen vor dem Bootsschuppen ihrer Eltern hätte sitzen können. An einem Tag wie diesem lief im Hintergrund leise das Radio, die Sonne brannte vom Himmel, und die Touristen warteten aufgeregt darauf, an Bord des Bootes gehen zu können, weil sie darauf hofften, Delphine oder Seehunde oder Papageientaucher auf den grauen Felsen zu sehen zu bekommen, die stolz aus dem Wasser ragten. Es waren die gleichen Felsen, die vom Ufer aus betrachtet wie winzige Zähne aussahen, sich beim Näherkommen aber als gewaltig groß und mysteriös entpuppten. Als Kind hatte sie es geliebt, wenn ihre Eltern mit ihr um diese Felsen segelten. Sie war schon glücklich gewesen, auf dem Meer unterwegs zu sein, aber sie hatte sich immer sehr gefreut, wenn das Glück auf ihrer Seite gewesen war und sie ein paar wilde Tiere hatte sehen können.
Jetzt dagegen saß Sadie in einem düsteren Raum, um zu lernen, unterdessen verbrachten ihre Eltern jeden Tag auf See und lächelten den erstaunten Besuchern zu, während die auf Tümmler oder Seevögel deuteten oder sich daran erfreuten, wie die Klippen aus Kreidefelsen das Licht reflektierten. Zur gleichen Zeit war ihr Bruder mit anderen Touristen unter Wasser unterwegs und führte sie durch magische Wälder aus seidig-grünem Seetang, während sich die Sonnenstrahlen wie gleißende Dolche aus Licht durch die blauen Tiefen bohrten. Stattdessen las sie sich durch, wie Kinder lernten, wie man für ihre Sicherheit sorgte, wie man ihre Intelligenz und ihre Fortschritte berechnete. Wie man Vordrucke und Formulare ausfüllte. Wie man die Kontrolle behielt und Disziplin schuf. Wie man aus Kindern gute, moralische und vernünftige Erwachsene machte. Was war daran so wundervoll? Früher einmal war sie von der großartigen Vision erfüllt gewesen, als Lehrerin ihre Schützlinge zu inspirieren, ihre Neugier anzuspornen und ihre Kreativität zu fördern. Sie hatte gedacht, im Rahmen ihrer Ausbildung diese Dinge zu lernen. Sie hatte geglaubt, später einmal etwas bewirken zu können und einen wichtigen Beruf auszuüben, der ihr die Möglichkeit bot, junge Menschen zu formen. Vielleicht würden sich die von ihr unterrichteten Kinder später einmal an sie erinnern, wenn sie sich schon lange nicht mehr in ihrer Obhut befanden, und vielleicht würden sie als Erwachsene hin und wieder an sie denken und ihr für die Weisheiten danken, die sie ihnen mit auf den Weg gegeben hatte.
Aber nichts von alldem war so, wie sie es erwartet hatte. Einmal hatte sie versucht, genau das einem Dozenten zu erklären, doch er hatte sie nicht verstanden, sondern ihr lediglich gesagt, dass sie in der Lage sein würde, ihre eigene Klasse anzuleiten, wenn sie erst einmal ihre Qualifikation in der Tasche hatte.
Sie glaubte nicht, dass das stimmte, auch wenn sie ihm nicht hätte erklären können, warum sie das so empfand. Sie wusste nur, dass sie nicht in der Lage sein würde, eine Klasse so zu unterrichten, wie sie es wollte, weil sie momentan so viele Regeln lernen musste, die genau das verhinderten. Sie wusste, ohne Regeln ging es nicht, dennoch kam es ihr manchmal so vor, als ob es einfach zu viele Vorschriften waren, die so schwer auf ihr lasteten, dass sie zu keinem anderen Gedanken fähig war.
Die Klasse 3G der Featherbrook School hatte kaum dazu beitragen können, ihre zahlreichen Zweifel, ob diese Karriere für sie wirklich die richtige war, zumindest ein wenig zu lindern. Der heutige Tag war der bislang schlimmste überhaupt, sodass sie von Verzweiflung und einer überwältigenden Müdigkeit erfüllt gewesen war, als sie die Rückfahrt nach Sea Salt Bay angetreten hatte. Als sie zu Hause angekommen war, hatte sie feststellen müssen, dass niemand dort war. Ihre Eltern arbeiteten noch, da sie aus den länger und länger werdenden Tagen und der gerade erst einsetzenden neuen Touristensaison so viel wie möglich herausholen wollten. Daher würden sie erst Feierabend machen, wenn die Sonne hinter dem Horizont versunken war.
Anstatt in dem verwaisten Haus zu sitzen und sich wie eine elende Versagerin zu fühlen, hatte Sadie beschlossen, den warmen Nachmittag zu nutzen und zum Strand zu gehen. Sie hoffte, dass das Meeresrauschen und die wärmenden Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht eine heilende Wirkung zeigen würden. Falls das nicht gelang, würde sie ihren Körper so zumindest anregen, mehr Vitamin D zu produzieren.
Als sie sich nun in den Sand setzte und aufs Meer hinaussah, ließ sie die Ereignisse des Tages Revue passieren. Sie sollte eigentlich Unterstützung von einem qualifizierten Lehrer erhalten, damit sie nicht allein mit den Kindern war. Doch genau das kam immer seltener und seltener vor, was in gewisser Weise auch nachvollziehbar war. Immerhin war die Schule personell unterbesetzt, und es fehlte an den nötigen finanziellen Mitteln, sodass man wohl jede sich bietende Gelegenheit nutzte, um an billiges Personal heranzukommen - ganz ohne Rücksicht darauf, ob man diesem Personal Unterstützung an die Seite stellen konnte oder nicht.
Heute war ein Mädchen zu ihr gekommen, weil jemand aus der Klasse sich ihm von hinten genähert und ihm ein Büschel Haare abgeschnitten hatte. Als Sadie die Klasse zur Rede stellte, legte jedoch niemand ein Geständnis ab. Warum auch? Sadie ließ sich als Lehrerin viel zu sehr von jedem hin und her schubsen, sodass niemand mehr Angst vor ihr hatte. Natürlich sollte niemand gleich Angst vor ihr haben, aber ein Hauch von Autorität hätte schon für sie abfallen können. Dann hatte sie kurz den Klassenraum verlassen und bei ihrer Rückkehr auf der Tafel einen riesigen Kreidepenis vorgefunden, den irgendwer aus der Klasse dort hingemalt hatte. Je länger der Unterricht dauerte, umso lauter wurden das Gerede und das dreckige Gelächter in der Klasse, das auch nicht nachließ, als sie zum x-ten Mal Ruhe einforderte. Schließlich war ein Lehrer aus dem Nebenzimmer hereingekommen und hatte sich über den Lärm beschwert, weil seine Klasse nicht mehr dem Stück folgen konnte, das sie sich anhören sollte. Natürlich waren ihre Schüler sofort ruhig, weil der Auftritt dieses selbstbewussten Lehrers Respekt und Angst einflößte. Aber kaum war er gegangen, hatte die gleiche Unruhe wie zuvor prompt wieder eingesetzt, nun allerdings noch lauter, was letztlich die Rektorin zum Einschreiten veranlasst hatte. Mit rotem Kopf hatte sie Sadie zu sich gerufen, um unter vier Augen mit ihr zu reden.
»Miss Schwartz . ich schlage vor, dass Sie für Ordnung in Ihrer Klasse sorgen!«
Sadie hatte hilflos genickt, ohne zu wissen, was sie darauf erwidern sollte. Vielleicht hatte ihr verzweifelter Gesichtsausdruck die Rektorin an ihre eigene Ausbildungszeit erinnert, denn mit einem Mal schien etwas von ihrer Entrüstung zu verrauchen.
»Sie wissen, Sie können immer zu mir kommen, wenn...
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