Schweitzer Fachinformationen
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Schon wieder ein neues Laufbuch? Ist denn nicht schon längst alles über dieses Thema geschrieben worden? Gibt es etwa neue, bahnbrechende Erkenntnisse diesbezüglich?
Eines gleich vorweg: Dies ist kein Buch von einem Profisportler, gespickt mit Geschichten aus der Welt des Spitzensports und umfangreichen Trainingsplänen, die für "Normalsterbliche" in den meisten Fällen sowieso nicht zu bewältigen sind.
Das Material hat sich über einen längeren Zeitraum angesammelt und war zunächst nur dazu gedacht, mir das Laufen durch Wissen (und nicht Glauben) auf allen möglichen Gebieten zu vereinfachen. Die Idee, ein Buch über das Laufen zu schreiben, ist über die letzten Jahre langsam gewachsen. Auslöser war vor allem, dass der Wettkampf- und Leistungsgedanke die Freude an der Bewegung immer mehr zu ersticken droht. Alles und jedes muss genauestens gemessen und abgestimmt werden, Platzierungen und neuen Bestzeiten ist alles unterzuordnen. Auch Freizeitläufer sind sehr oft von diesem Leistungsdenken infiziert, dabei ist es doch unerheblich, ob man bei einem x-beliebigen Stadtmarathon den 5834. oder 6172. Platz belegt. Auf Außenstehende wirkt diese Art von Verbissenheit oft abschreckend und alles andere als motivierend, selbst einmal die Laufschuhe zu schnüren. Ansprechen möchte ich neben Läufern genau die Personen, die sich nicht oder nur ungenügend bewegen. Die zu viel Gewicht auf die Waage bringen, die eigentlich keine Zeit zum Laufen haben, für die Sport und Bewegung mit schlechten Erfahrungen aus der Kindheit zusammenhängen. Etwa den Jungen, der im Sportunterricht gehänselt wurde, weil er zu klein und dünn war. Oder das Mädchen, das ob seiner Leibesfülle gerade mal so eine Runde um den Sportplatz geschafft hat. An all diese Menschen, die Bewegung und vor allem das Laufen meist mit Widerwillen, Zwang, Anstrengung, Schmerzen und Scham in Verbindung bringen, wendet sich dieses Buch. Es geht überhaupt nicht darum, einen Marathon nach dem anderen zu absolvieren und sich bis an die Leistungsgrenze zu quälen, um immer zu den Besten zu gehören. Es geht darum, Bewegung wieder als etwas ganz Natürliches anzusehen, Spaß und Freude am Laufen zu haben und einfach sein Bestes zu geben. Die oft demütigenden Erlebnisse aus Kindheitsund Jugendtagen abzulegen und selbst zu erfahren, dass Bewegung nicht nur einigen wenigen Auserwählten vorbehalten ist, sondern sich jeder einigermaßen gesunde Mensch aufraffen kann. Und es geht vor allem auch darum, unseren Kindern ein positives Vorbild in puncto Bewegung zu sein und ihnen zu zeigen, dass ein gesunder und leistungsfähiger Körper mehr als ein Statussymbol ist.
Ich hatte weder die nötige Zeit noch das Geld, um jeden Aspekt des Laufens genauestens zu beleuchten und niederzuschreiben. Auch konnte ich nicht um die halbe Welt fliegen, um bekannte Spitzenläufer, Wissenschaftler, Sportpsychologen und Trainer zu befragen, oder um mit den San in Namibia auf die Jagd zu gehen oder von den Tarahumara in Mexiko in ihre Lauftechnik eingeführt zu werden. So habe ich aus der (vermeintlichen) Not eine Tugend gemacht und nur auf jene Informationen zurückgegriffen, welche auch dem Großteil der Bevölkerung frei zugänglich sind: Bücher, das Internet und persönliche Erfahrungen. Trotz dieser Einschränkung habe ich beim Schreiben und Recherchieren die Erfahrung gemacht, dass sich heutzutage ein riesiger Wissensschatz auf allen möglichen Gebieten angehäuft hat. Wer will, kann sich auch als Normalsterblicher mit durchaus brauchbaren Daten und Fakten versorgen.
Viele werden sich jetzt fragen: Was kann der mir Neues erzählen, was ich nicht schon weiß? Welche Referenzen hat er vorzuweisen? Von dem Typen habe ich ja überhaupt noch nie etwas gehört. Ich bin der kleine, schmächtige Junge, dem niemand je zugetraut hätte, jemals freiwillig auch nur ein paar Kilometer zu laufen, geschweige denn einen Marathon oder Traillauf zu bewältigen. Der ob seiner durchaus vorhandenen sportlichen Ambitionen von seinem Umfeld eher belächelt und demotiviert wurde, anstatt unterstützt und ermuntert zu werden oder Wege aufgezeigt zu bekommen, die er selbst gehen kann. Der eine oder andere hat vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht und wird sich darin womöglich auch wiedererkennen.
Genau darum geht es mir. Hier schreibt nicht der Überläufer, der beim Berlinmarathon auf den neuen Weltrekord losgeht oder sich monatelang akribisch auf den Badwater Ultramarathon vorbereitet, sondern der Typ von nebenan, berufstätig, Familienvater, mit allen damit verbundenen Verpflichtungen und dementsprechend wenig Zeit für ein minutengenau gesteuertes Trainingsprogramm. Jemand, der Regenerationsphasen eigentlich nur aus den schlauen Laufbüchern kennt, da nach der Laufeinheit schon der nächste berufliche oder private Termin wartet. Ich bin ein durchschnittlicher Läufer, mein Kilometerschnitt ist durchschnittlich, mein Trainingsaufwand ist durchschnittlich, meine Marathonzeiten sind durchschnittlich. Wo mir allerdings nur wenige das Wasser reichen können, ist meine Motivation zum Laufen. Ich bewege mich einfach unheimlich gerne, darin bin ich mindestens intergalaktischer Vize-Meister.
Außerdem bin ich jemand, dem die Aufrüstung in einer Sportart, die das Natürlichste darstellt, was der Mensch machen kann, unglaublich auf die Nerven geht. Das immer Höher, Schneller, Weiter in Verbindung mit der immer umfangreicher und teurer werdenden Ausrüstung, den neuesten Erkenntnissen aus der Ernährungslehre mit den daraus abgeleiteten - und sich oft widersprechenden - Diätempfehlungen, das Feilen an Sekunden für den nächsten Lauf (egal ob Volkslauf, Marathon oder nur für die nächste Trainingseinheit), noch ausgeklügeltere Trainingspläne und immer irrwitzigere Laufveranstaltungen.
Ich möchte den Blick auf einen Aspekt des Laufens lenken, der in unserer schnelllebigen Zeit westlicher Prägung beinahe vollständig verloren gegangen ist. Das Laufen sollte wieder den Stellenwert bekommen, der ihm zusteht. Eine unglaublich harmonische und effektive Bewegung ohne modischen Schnickschnack, ohne Trainingspläne, ohne peinlichst ausgetüftelte Wettkampfernährung und ohne Schuhe, die für unsere Füße nur bedingt geeignet sind. Läufer sollten keine elitäre Gemeinschaft bilden, in die der Zutritt erst nach Vorlage von Kilometerzeiten, Platzierungen und brandneuer Ausrüstung gewährt wird, sondern ein Zusammenschluss Gleichgesinnter, wo jeder willkommen ist, unabhängig von Alter, Leistungsniveau und sozialem Status.
Laufen - vor allem der Langstreckenlauf - ist heute, wo schon so vieles vermessen, kartografiert und gezähmt ist, oder aber auch so teuer, dass der Normalbürger davon wirklich nur träumen kann, das klassische Abenteuer für Jedermann. Laufen reißt uns aus dem Alltagstrott, vertreibt die Monotonie unserer geregelten Tage, lässt uns erhaben und groß denken und macht uns für diese paar Stunden zuverlässig zum Helden unserer eigenen, ganz persönlichen (kleinen oder großen) Abenteuergeschichte.
Bei meinen Recherchen für dieses Buch und den Selbstversuchen hat sich eine Erkenntnis wie ein roter Faden durchgezogen: Glauben Sie nichts, was vermeintliche Fachleute, Verkäufer, Werbestrategen, Ernährungspäpste, Laufgurus und selbst Profiläufer Ihnen erzählen - besonders dann nicht, wenn Geld im Spiel ist. Denken Sie selbst nach, machen Sie Ihre eigenen Erfahrungen, vertrauen Sie wieder Ihrer eigenen Urteilsfähigkeit. Kurz gesagt, übernehmen Sie selbst Verantwortung für Ihr Tun.
Alles, was wir im Laufe unseres Lebens tun, hat Auswirkungen. Und zwar nicht nur auf einen selbst. Wieviel Sie laufen, beeinflusst Ihren Körper und Geist - und dadurch auch die Beziehungen zu anderen Menschen. Wo Sie laufen und wie Sie dorthin kommen, was Sie essen und trinken, was Sie anziehen, welche zusätzliche Ausrüstung Sie kaufen und verwenden - all das wirkt nicht nur auf Sie ein, sondern durch ein komplexes Zusammenspiel vieler Faktoren im Endeffekt auch auf andere Menschen und schlussendlich auf das Ökosystem Erde. Der Langstreckenlauf ist zwar die klassische Sportart für Solisten und Eigenbrötler, jedoch existiert niemand in einer Blase. Denn jedes Tun und Handeln hat Folgen, ist Anstoß und Auslöser für weitere Ereignisse.
Im vorliegenden Buch gibt es keine Trainingspläne, keine Vorgaben für Art und Dauer von Trainingseinheiten, keine unbedingt einzuhaltenden Kilometerzeiten, generell keine "Du-musst-mindestens-Vorgaben" und vor allem keine strikten Regeln dafür, was einen "richtigen Läufer" ausmacht. Ich möchte Sie dahingehend motivieren, nichts als gegeben hinzunehmen, selbst Fragen zu stellen und, wenn meine Erkenntnisse und die daraus abgeleiteten Empfehlungen für Sie schlüssig sind, diese anzuwenden. Sollten Sie zu anderen Ergebnissen kommen, ist das auch in Ordnung. Dieses Buch stellt in keiner Weise der Weisheit letzten Schluss dar, sondern ist eine persönliche Bestandsaufnahme nach heutigem, mir zugänglichem Wissensstand. Erfahrungsaustausch, Diskurs und...
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