Schweitzer Fachinformationen
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In meinem Leben gab es zwei Momente - Momente, in denen sich alles änderte. Momente, in denen alles auf Messers Schneide stand. Augenblicke, in denen die Dinge in die eine oder in die andere Richtung hätten laufen können.
Der erste war der Moment, in dem ich nach einem weiteren Tag, an dem ich in der Schule nichts als Unruhe gestiftet hatte, vor meiner Direktorin Mrs. De Winter stand. Ich hatte mich für schweigendes Schmollen entschieden und wartete darauf, von der Schule geworfen zu werden, denn über Drei Verwarnungen und du bist draußen war ich längst hinaus. Aber dazu kam es nicht.
Sie sagte seltsam eindringlich: »Madeleine, Sie können nicht zulassen, dass Ihre häuslichen Umstände Ihr ganzes Leben bestimmen. Sie sind intelligent - Sie haben Fähigkeiten, die Ihnen noch nicht einmal bewusst sind. Dies ist die einzige Chance, die Sie jemals haben werden. Ich kann Ihnen helfen. Lassen Sie mich das tun?«
Bislang hatte mir keiner jemals Hilfe angeboten. Irgendetwas in mir flackerte auf, aber Misstrauen und Argwohn lassen sich nur schwer abstellen.
Mit sanfter Stimme fuhr sie fort: »Ich kann Ihnen helfen. Letzte Chance, Madeleine. Ja - oder nein?«
Ich bekam kein Wort heraus, saß in meinem selbst geschaffenen Gefängnis fest.
»Ja - oder nein?«
Ich holte tief Luft und sagte Ja.
Sie reichte mir ein Buch, einen Notizblock und zwei Stifte.
»Wir fangen mit dem alten Ägypten an. Lesen Sie die ersten beiden Kapitel und Kapitel sechs. Sie müssen lernen, wie man Informationen aufnimmt, auswertet und präsentiert. Ich will 1.500 Wörter über die genaue Natur von Ma'at. Bis Freitag.«
Ich flüsterte: »Aber . Sie wissen doch, dass ich das nicht mit nach Hause nehmen kann.«
»Sie können die Schulbibliothek benutzen und Ihre Sachen dortlassen. Miss Hughes erwartet Sie.«
Das war das erste Mal.
Das zweite Mal kam zehn Jahre später. Eine E-Mail völlig aus heiterem Himmel.
Meine liebe Madeleine,
Sie sind sicherlich überrascht, von mir zu hören, aber ich muss Ihnen gestehen: Seitdem Sie die Universität Thirsk verlassen haben, habe ich Ihre Karriere mit großem Interesse und auch mit einigem Stolz verfolgt. Ich schreibe Ihnen nun, um Ihnen die Details eines Jobangebotes vorzustellen, das Sie sicherlich höchst spannend finden werden.
Aus Ihrer Zeit an der Thirsk-Universität werden Sie sich bestimmt an eine Schwesterniederlassung erinnern, nämlich an das St. Mary's-Institut für Historische Forschung - eine Einrichtung, die, so meine ich, jeden ansprechen dürfte, der wie Sie eine weniger strukturierte Lebensführung anstrebt. Die Arbeit dort ist eher an der praktischen Seite der historischen Forschung ausgerichtet. Mehr kann ich Ihnen im Augenblick nicht verraten.
Das Institut hat seinen Sitz unmittelbar vor den Toren von Rushford, wo ich jetzt lebe, und Vorstellungsgespräche finden am Vierten des nächsten Monats statt. Haben Sie vielleicht Interesse? Ich habe das Gefühl, das könnte genau das Richtige für Sie sein, weshalb ich sehr hoffe, dass Sie es in Erwägung ziehen. Ihre Reisen und Ihre Erfahrungen auf dem Gebiet der Archäologie dürften Ihnen gute Chancen einräumen, und ich glaube wirklich, dass Sie genau der Typ sind, nach dem man dort sucht.
Die Bezahlung ist miserabel, und die Arbeitsbedingungen sind noch schlimmer, aber es ist ein wunderbarer Ort zum Arbeiten. Sie haben dort einige sehr talentierte Leute. Wenn Ihr Interesse geweckt ist, dann klicken Sie bitte auf den unten stehenden Link, um einen Vorstellungstermin zu vereinbaren.
Aber es tut mir leid; wo bleiben nur meine Manieren? Ich wollte Ihnen so dringend von dieser Gelegenheit berichten, dass ich ganz vergessen habe zu fragen: Wie geht es Ihnen? Herzlichen Glückwunsch zu Ihren akademischen Erfolgen an der Thirsk, Doktor Maxwell! Es ist immer sehr befriedigend zu sehen, wenn sich eine frühere Schülerin so gut entwickelt, ganz besonders eine, die in ihren frühen Jahren so viele Schwierigkeiten bewältigen musste.
Bitte lehnen Sie diese Gelegenheit nicht unbesonnen ab. Ich weiß, dass Sie immer lieber im Ausland gearbeitet haben, aber angesichts der Möglichkeit, dass Amerika seine Grenzen wieder dichtmachen könnte, und in Anbetracht des Auseinanderbrechens innerhalb der EU ist es nun vielleicht an der Zeit, einen etwas gediegeneren Lebenswandel anzustreben.
Wie Sie unschwer merken, liegt mir wirklich sehr viel daran, dass Sie sich bewerben, aber bitte lassen Sie sich nicht von mir in irgendeiner Art und Weise beeinflussen!
Mit freundlichen Grüßen:
Sibyl De Winter
Ich sage immer, so richtig begann mein Leben erst an dem Tag, als ich durch die Tore von St. Mary's schritt. Auf dem Schild war zu lesen:
Universität von Thirsk
Institut für Historische Forschung
Campus der St.-Mary's-Stiftung
Direktor: Doktor Edward G. Bairstow BA, MA, Ph. D.
Forschungsmitglied der Historischen Gesellschaft
Ich drückte auf den Summer, und eine Stimme antwortete: »Kann ich Ihnen helfen, Miss?«
»Ja, mein Name ist Maxwell. Ich habe um 14.00 Uhr einen Termin bei Doktor Bairstow.«
»Gehen Sie die Zufahrt hoch und kommen Sie dann durch die Vordertür herein. Sie können es nicht verfehlen.«
Klang ein wenig überoptimistisch. Ich hatte mich mal in einem Treppenschacht verlaufen.
An der Vordertür trug ich mich in eine Liste ein und wurde höflich von einem uniformierten Wachmann mit einem Detektor gescannt, was mich nicht schlecht überraschte. Immerhin war das eine Bildungseinrichtung. Ich tat mein Bestes, um harmlos auszusehen, und es schien zu funktionieren, denn der Mann führte mich durch den Vorraum in die Halle. Dort stand Mrs. De Winter und erwartete mich, und sie sah kein bisschen anders aus als beim letzten Mal, als ich sie gesehen hatte. Das war an dem Tag gewesen, als sie mich an die Thirsk brachte. Der Tag, an dem ich dieser Erfindung des Teufels - auch Familie genannt - entkam.
Wir lächelten uns an und schüttelten uns die Hände.
»Soll ich Sie vor dem Vorstellungsgespräch herumführen?«
»Sie arbeiten hier?«
»Ich bin sporadisch hier und suche gelegentlich nach neuen Mitarbeitern. Hier entlang, bitte.«
Das Gebäude war riesig. Die Haupthalle, in der jedes Wort widerhallte, war Teil des ursprünglichen Gebäudes mit typisch mittelalterlichen schmalen Fenstern. Ganz am anderen Ende entdeckte ich ein reich verziertes Treppenhaus aus Eichenholz mit zehn flachen Stufen und einem breiten Absatz in der Mitte, von dem aus nach rechts und nach links eine Galerie abging, die einmal rings um die Halle herumführte.
Von dieser Galerie aus gelangte man in verschiedene Räume. Ein Saal schien nur für Kostüme und Requisiten reserviert zu sein. Leute liefen geschäftig mit Armen voller Kleidung und Nadeln zwischen den Lippen herum. Gewänder in unterschiedlichem Zustand der Fertigstellung hingen auf Bügeln oder an Schneiderpuppen. Die Räume waren hell, sonnig und von Geplauder erfüllt.
»Wir arbeiten viel für Film und Fernsehen«, erklärte Mrs. Enerby, die für die Garderobe zuständig war. Sie war klein und rund mit einem liebenswerten Lächeln. »Manchmal holen sie nur Erkundigungen ein, dann schicken wir ihnen genaue Angaben über passende Kostüme und Materialien. Aber manchmal sollen wir die Sachen auch selbst anfertigen. Dieses Gewand hier zum Beispiel ist für eine historische Sendung über das Leben von Karl II. und die Restauration. Viel Busen und Sex, wie man sieht, aber ich habe immer schon gedacht, dass Charles ein furchtbar unterschätzter Herrscher war. Dieses Kleid hier ist für Nell Gwyn in ihrer »orangefarbenen« Phase, und dieses hier für die französische Kurtisane Louise de Kérouaille.«
»Es ist hübsch«, bemerkte ich höflich und achtete sorgfältig darauf, das Material nicht zu berühren. »Die Details sind phänomenal. Leider ist es aber ein wenig zu modern für mich.«
»Dr. Maxwell interessiert sich für alte Geschichte«, erklärte Mrs. de Winter. Es klang entschuldigend, wie ich fand.
»Oje«, seufzte Mrs. Enderby. »Na ja, es könnte schlimmer sein, schätze ich. Da gibt es natürlich auch Faltenwürfe und Togen und Tuniken, aber trotzdem .« Sie brach ab. Offenkundig hatte ich sie enttäuscht.
Von hier aus gingen wir nach nebenan zu Professor Rapson, der für Forschung und Entwicklung verantwortlich zeichnete. Er war so dermaßen der typisch exzentrische Professor, dass ich anfangs dachte, dass man mich veräppeln wollte. Er war supergroß und superdünn, mit einem Einstein-Schopf, und seine Hakennase erinnerte mich an das vordere Ende eines Eisbrechers. Und er hatte keine Augenbrauen, was mir wirklich einen deutlichen Hinweis hätte geben sollen. Aber er lächelte freundlich und lud uns ein, einen genaueren Blick auf sein vollgestopftes Reich zu werfen. Ich bekam einen kurzen, verlockenden Eindruck von einem überladenen Schreibtisch, überall verstreuten Büchern und außerdem einem Laboraufbau.
»Dr. Maxwell hatte noch nicht ihr Gespräch«, sagte Mrs. De Winter in ziemlich warnendem Tonfall.
»Oh, oh, richtig, ja, nein, ich verstehe«, sagte Professor Rapson und ließ meinen Ellbogen los. »Nun, das ist es, was ich gern als »praktische« Geschichte bezeichne, meine Liebe. Das...
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