Schweitzer Fachinformationen
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Ich habe schon mit meinen Hormonen experimentiert, bevor ich überhaupt wusste, was Hormone sind.
Mit 14 Jahren wurde mir die Pille verschrieben, weil ich Pickel hatte. Ich wollte eine glatte Haut haben und mich sicherer fühlen. In den 1990er-Jahren war es ganz normal, aus diesem Grund die Pille zu nehmen. Mein Arzt stellte mir keine weiteren Fragen und von Nebenwirkungen war keine Rede. Um ehrlich zu sein: Ich fühlte mich sehr erwachsen dabei, die Pille zu nehmen, allerdings habe ich nicht darüber nachgedacht, dass sie meinen Hormonhaushalt durcheinanderbrachte.
Schusselig wie ich war, habe ich die Tabletten nicht einmal regelmäßig eingenommen. Tagelang vergaß ich sie, dann nahm ich gleich fünf auf einmal und dachte, es wäre alles in Ordnung. Dann fuhr ich in den Urlaub und nahm die Pille einfach durch, damit ich meine Periode nicht bekam - so haben es alle meine Freundinnen gemacht. (Übrigens wusste ich selbst Jahre später noch nicht, dass man gar keine richtige Regelblutung hat, wenn man die Pille nimmt.) Rückblickend denke ich, dass mein Hormonhaushalt schon in jungen Jahren ins Schwanken geriet.
Jahre später, als ich Schwierigkeiten hatte, mit meinem ersten Kind schwanger zu werden, entschied ich mich für eine künstliche Befruchtung (IVF). Nachdem mein Sohn auf der Welt war, hatte ich ein Suchtproblem und massive Depressionen, was kein Geheimnis ist. Heute weiß ich, dass diese auf eine schwere Hormonstörung im Zuge der künstlichen Befruchtung zurückzuführen waren - aber dessen war ich mir nicht im Geringsten bewusst. Ich meine, ernsthaft? Warum wurden nie meine Hormonwerte untersucht, warum wurde mir stattdessen Valium verordnet und ich in eine Selbsthilfegruppe für Alkoholiker geschickt? Warum warf niemand einen Blick auf meinen Cortisol-, Östrogen- und Progesteronspiegel? Warum hatte ich so viel Angst, dass ich mich mit Alkohol beruhigen musste? Ich klapperte meine Stadt nach den »besten« Ärzten und Ärztinnen für mich ab und wurde mit Medikamenten für eine bipolare Störung behandelt. Jetzt frage ich mich: Warum nur? Weil sich vor 15 Jahren niemand an Hormone heranwagte.
Ich habe die schlimmsten Auswirkungen davon erlebt, wenn die Hormone völlig aus dem Gleichgewicht geraten sind. Durch meine Alkoholsucht und einen Nervenzusammenbruch verlor ich das Sorgerecht für meinen Sohn. Auch heute noch, nach 15 Jahren, bekomme ich immer noch Schreiben vom Gericht, worin mir meine psychische Verfassung und meine Suchtprobleme vorgehalten werden. Es wurde nie nach der eigentlichen Ursache geforscht, es hieß nur: »Sie sind psychisch krank und daher unzuverlässig.« Ich hatte den Tiefpunkt erreicht, doch jetzt weiß ich, dass es nie so weit hätte zu kommen brauchen. Die Wurzel all unserer Verhaltensweisen liegt in den Hormonen, und darum sind sie so wichtig. Was ich durchgemacht habe, braucht niemand zu erleben. Dass ich meine Hormone in den Griff bekam, hat mir letztendlich das Leben gerettet.
Mein Alkoholproblem hatte ich nach einiger Zeit im Griff. Doch als übergewichtige Mutter von vier Kindern konnte ich mein Leben nicht genießen. Ich nahm massenweise Antidepressiva ein, fühlte mich aufgebläht und schlapp. Das änderte sich erst, als ich eine BBC-Dokumentation über Depressionen sah. Darin hieß es, dass Menschen ihren Dopaminspiegel durch den Kontakt mit kaltem Wasser auf natürliche Weise erhöhen können. Da ging mir ein Licht auf. Ich dachte mir, dass ich doch wohl dazu in der Lage wäre, kalt zu duschen. Also tat ich es ein paarmal. Versteh mich nicht falsch, ich hasste es! (Ich mag es immer noch nicht, es ist grässlich.) Aber ich hatte ein kleines Erfolgserlebnis und ging anschließend nach unten und räumte die Küche auf. Ursache und Wirkung! Zu dem Zeitpunkt verstand ich noch nicht, dass ich dadurch begonnen hatte, meine Hormone auszutricksen und positiv zu beeinflussen.
Ein paar Jahre später wurden meine PMS-Beschwerden nahezu unerträglich. Mithilfe einer App begann ich, meinen Zyklus und meine Stimmung zu dokumentieren, um nachvollziehen zu können, ob ich langsam in die Wechseljahre (Perimenopause) kam. Ich fing an zu recherchieren und las alles über Hormone. Was ich herausfand, sollte mein Leben radikal verändern. Ich lernte, dass Hormone keineswegs nur der Teufelsfluch sind, wofür viele sie halten. Ganz im Gegenteil, ein ausgeglichener Hormonhaushalt bewirkt viele gute Dinge, beispielsweise dass wir uns blendend fühlen, gut schlafen, motiviert sind und voller Energie stecken, lachen, uns sicher und wohlfühlen.
Als ich das verstand, wusste ich, welche Schritte ich als Nächstes zu unternehmen hatte. Ich setzte mir zum Ziel, so viel wie möglich über Hormone zu erfahren und ihre Funktionsweise zu verstehen, um eine bessere Mutter, Ehefrau und Freundin zu sein. Mein neu gewonnenes Wissen nutzte ich dazu, um mit positivem Biohacking mein inneres Gleichgewicht zu finden. Für mich bestand es in einer Kombination aus Detox, Vermeidung entzündungsfördernder Lebensmittel, Laufen, Licht, Sauna, Nahrungsergänzungsmitteln, Atemarbeit, Nootropika, Kombucha, Intervallfasten, Darmgesundheit - und Kälteeinwirkung (sorry!).
Auf all das gehe ich in diesem Buch ein. Wichtig ist, dass du selbst herausfindest, was bei dir funktioniert, denn es handelt sich um einen ganzheitlichen Ansatz zur Verbesserung deiner Gesundheit und deiner Lebensqualität.
Hormone sind, einfach ausgedrückt, Botenstoffe in unserem Körper. Sie werden in den endokrinen Drüsen besonderer Zellen gebildet und direkt in den Blutkreislauf abgegeben, um Botschaften in verschiedene Körperregionen zu bringen. Wir alle kennen die Sexualhormone Östrogen und Progesteron, die die Fruchtbarkeit regulieren und das Gewicht beeinflussen. Aber Hormone kontrollieren so viel mehr als nur diesen Aspekt unseres Daseins - sie kümmern sich um so ziemlich alles. Unser Stressverhalten wird von den Nebennieren gesteuert, die Adrenalin und Cortisol produzieren. Die Schilddrüse setzt Hormone für unseren Energiehaushalt frei. Auch die anderen Drüsen wie die Zirbeldrüse, die Thymusdrüse und die Hypophyse spielen eine wichtige Rolle für unsere Gesundheit. Das klingt vielleicht alles etwas zu wissenschaftlich, aber ich werde es möglichst einfach halten. Versprochen!
Im Grunde genommen bestimmen Hormone unsere Laune, unser Energielevel, unseren Appetit, wie wir schlafen, wie geduldig wir mit Familie, Freund:innen und Kolleg:innen umgehen, wie motiviert wir sind, Sport zu treiben, und auch, wie wir uns in Krisensituationen verhalten.
Sie können weit mehr als Wechseljahre und PMS-Beschwerden steuern. Hormone bilden die Grundpfeiler unseres Körpers UND unserer Persönlichkeit. Und gerät der Hormonhaushalt in Schieflage, können sie uns im Hinblick auf Schlaf, Essen, Gemütslage und Konzentration beeinträchtigen. Deshalb legt dieses Buch den Fokus auf die Symptome, unter denen du vielleicht leidest. Wir schauen uns an, welche Hormone möglicherweise dahinterstecken und was du tun kannst, um sie in den Griff zu kriegen.
Wenn du schon mal versucht hast, deine Probleme zu lösen, und es nicht geklappt hat, gib nicht dir die Schuld daran. Die Themen Körpergewicht, Depression und Sucht sind viel zu stark mit Scham behaftet. Viele Menschen plagen Schuldgefühle, weil sie ihre Probleme nicht einfach »wegstecken« können und vermeintlich nicht genug Willenskraft besitzen, um abzunehmen, sich besser zu fühlen, keinen Alkohol mehr zu trinken oder was auch immer. Doch all diese Probleme werden von den Hormonen gesteuert - es ist NICHT deine Schuld. Für die vertrackte Chemie in deinem Körper brauchst du dich nicht zu verurteilen.
Wie ich schon sagte: Hormone steuern alles. Sie kontrollieren unser Verhalten, unsere Vorlieben, unsere Einstellungen - so ungefähr hinter allem, was Menschen tun und fühlen, stecken Hormone. Wenn du zum Beispiel zu viele Süßigkeiten isst, kann sich hinter deinem Verlangen nach Zucker eine Insulinresistenz verbergen und nicht dein Mangel an Willenskraft - in meinen Augen hat Zucker sogar einen höheren Suchtfaktor als Crack (Kokain)! Liegt eine Störung in deinem Dopaminhaushalt vor, hast du vielleicht Schwierigkeiten, morgens aufzustehen, und fühlst dich antriebslos. Ich vermute, dass die Dopaminsteigerer wie Kaffee und Sport für meine Alkoholabhängigkeit verantwortlich waren. Ich sehnte mich immer nach dem nächsten »Hoch«, nach einem Zustand, der für die meisten Menschen »normal« ist. Ziehen wir einen Schlussstrich unter das ewige Mantra von der Willenskraft, denn damit kommen wir nicht weiter. Jetzt ist es an der Zeit, einfach umsetzbare Protokolle zu erstellen, und mithilfe dieses Buches werden wir herausfinden, was mit deiner Chemie nicht stimmt. Wir bringen sie wieder ins Gleichgewicht, damit du dein bestmögliches Leben führen kannst - je nachdem, was das für dich bedeutet. Wir haben eine ganze Reihe an Möglichkeiten und Zutaten, die uns dabei helfen, gezielt bestimmte Hormone anzukurbeln, um unser Wohlbefinden zu steigern.
Was mich wirklich ärgert, sind die Stigmatisierung und der ganze Schwachsinn, der über Hormone und ihre Wirkungsweise verbreitet wird. Erstens ist es der alte Mythos, dass Hormone nur negative Wirkungen haben. Wir alle kennen Menschen...
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