Frage: Was für ein Idiot bringt seine Geliebte im Haus seiner Ehefrau unter? Vor allem, wenn diese Geliebte Kleopatra VII., Thea Philopator, Königin von Ägypten und die berüchtigtste Frau ihrer Zeit ist?
Antwort: Julius Cäsar - im Begriff, König von Rom zu werden. Oder so gut wie.
Frage: An diesem potenziell heiklen Punkt deiner politischen Schachzüge - wer sind die allerletzten Menschen, von denen du möchtest, dass sie durch die Tür platzen, um zu beobachten, aufzunehmen, zu dokumentieren .?
Ich denke, die Antwort darauf kennen wir alle.
Römischer Urlaub - eine epische, abgeschlossene Geschichte, die im alten Rom spielt, 44 vor Christus, und in der es, in keiner besonderen Reihenfolge, um einen versuchten Mord geht, um wild gewordene Ochsen, Kleopatra, die Königin vom Nil, eine Schale mit giftigen Schlangen, einen kleineren Aufstand, Julius Cäsar und Mr. Markhams Busen auf Abwegen.
Überall wurde hinter vorgehaltener Hand getuschelt, dass wir ein Projekt am Start hätten, bei dem es um Kleopatra ginge. Jeder sprach davon. Dies würde ein Teil der Mission im alten Rom werden, und alle wollten mit von der Partie sein.
Die Leute in der Bar standen dicht an dicht. Ich bin mir nicht sicher, warum ich das erwähne, denn hier im St. Mary's ist die Bar immer gerammelt voll.
Wir arbeiten im Institut für Historische Forschung auf dem Stiftsgelände vom St. Mary's, und wir untersuchen größere historische Ereignisse in zeitgenössischer Umgebung. Man könnte es auch Zeitreisen nennen. Alle anderen machen das.
Egal, in der Bar herrschte jedenfalls dichtes Gedränge. Jeder diskutierte über Kleopatra; darunter bedauerlicherweise auch Dr. Dowson, unser Bibliothekar und Archivar, und Professor Rapson, der Leiter der Abteilung Forschung und Dokumentation. Die beiden können sich nur selten auf ein Datum einigen, ganz zu schweigen von irgendetwas anderem. Das Gespräch nahm seinen unvermeidlichen Lauf, bis die Streithähne schließlich durch Mitglieder ihrer jeweiligen Abteilung getrennt und in entgegensetzte Ecken des Raumes geführt wurden.
Peterson und ich, die alles über die Kleopatra-Mission wussten und bereits unsere Personalempfehlungen abgegeben hatten, nahmen unsere unterbrochene Diskussion darüber wieder auf, ob es möglich sein könnte, ein Baby in ein Geburtszimmer zu schmuggeln, verborgen in einer Wärmepfanne. Chief Farrell, die leise, kleine Stimme der Ruhe im Wahnsinn des St. Mary's-Instituts, gab zu bedenken, dass St. Mary's gar nicht über einen Säugling verfüge, sodass es im Augenblick unmöglich sei, zu einem klaren Urteil zu gelangen. Und nein, sich mit Einverständnis der Besitzer ein Baby auszuborgen, stand auch nicht zur Debatte, wie man so schön sagt. In der hitzigen Diskussion, die sich daraufhin entspann, bemerkte niemand von uns, wie Markham und Roberts Blicke wechselten und leise aus der Bar schlüpften.
Ich argwöhnte, dass irgendetwas vor sich ging. Die Leute wurden merkwürdig still, wenn ich an ihnen vorbeilief. Oder sie hasteten herum und umklammerten nur notdürftig verhüllte Bündel von irgendetwas Undefinierbarem. Hologramm-Datensätze wurden blitzschnell eingefahren, wenn ich einen Raum betrat. Sowohl Peterson, mein Historikerkollege und Komplize, als auch Major Guthrie, der Chef der hart schuftenden Sicherheitsabteilung, berichteten von ähnlichen Vorfällen. Es lag ganz eindeutig was in der Luft, da war er sich sicher, aber er gab zu bedenken, dass das Benehmen hier immer bizarr war und man es deshalb nur schwer festmachen konnte.
Drei Tage später lüfteten Markham und Roberts das Geheimnis.
Sie hatten sich einen guten Moment ausgesucht. Beinahe alle waren in der Großen Halle versammelt, selbst unser Direktor, Dr. Bairstow. Dieser hatte sich Clerks und Van Owens Bericht über den unglücklichen Tod des Kabinettsabgeordneten William Huskinson unter den Arm geklemmt und holte gerade Erkundigungen ein, warum es bestimmte Wörter gab, die anscheinend kein einziger Historiker in diesem Institut richtig schreiben konnte: Anomalie - Amonalie - Alomanie .
Da ich darauf keine Antwort parat hatte, war ich zunächst recht erfreut über eine Ablenkung. Aus herumstehenden Boxen ertönte nämlich plötzlich ein knisterndes Anfangsrauschen, aus dem sich nach und nach eine Trompetenfanfare herauskristallisierte, gefolgt von einem gewaltigen Trommelwirbel. Erschrocken drehte ich mich um, nur um Mr. Roberts zu sehen, meinen jüngsten Historiker, der auf dem halben Treppenabsatz stand und ein bisschen unter dem Gewicht eines zusammengerollten Teppichs schwankte, den er sich über eine seiner Schultern geworfen hatte.
Mein erster entsetzter Gedanke war, dass er nackt war, und ich hatte noch nicht mal zu Mittag gegessen. Ein weiterer Blick verriet mir jedoch, dass er einen nur äußerst unzureichend befestigten Lendenschurz umgeschlungen hatte. Im Stillen schickte ich ein Dankgebet an den Gott der Historiker, weil sich die Schwerkraft offenbar eine kleine Auszeit genommen hatte. Ein prachtvoller Halsreif, augenscheinlich aus Alufolie hergestellt, hing Mr. Roberts quer über der Brust, und eine dicke schwarze Perücke wippte um sein Gesicht herum.
»Ich fasse es nicht«, stieß jemand aus. »Roberts ist ein Eunuch.«
»Nein, bin ich nicht«, widersprach dieser empört. Mit einem Tonfall, den er selbstgefällig für tief, widerhallend und beeindruckend hielt, schnarrte er: »Ich bin Robertis, Leibdiener der ägyptischen Königin, der großen Kleopatra, gekommen, um dem mächtigen Cäsar Respekt zu erweisen und sich seiner Gunst sicher zu sein, wenn er die Beteiligten an der kommenden Kleopatra-Mission auswählt, über die wir natürlich rein gar nichts wissen.«
Er begann einigermaßen unsicher, die Treppe hinunterzusteigen auf einen völlig verblüfften Dr. Bairstow zu - oder besser gesagt auf den mächtigen Cäsar, wie er wahrscheinlich im Dienste dieser Geschichte genannt werden sollte.
Er - natürlich Robertis und nicht der mächtige Cäsar - schwitzte gewaltig unter dem Gewicht des Teppichs, der über seiner Schulter baumelte. In ihm erkannte ich das alte, mottenzerfressene Ding aus der Garderobe wieder. Ich warf einen vorwurfsvollen Blick in die Richtung von Mrs. Enderby, die sich aber weigerte, ihn zur Kenntnis zu nehmen.
Roberts war so kurz davor, es zu schaffen. Nur noch zwei Schritte war er vom sicheren Hafen entfernt, als seine Beine nachgaben. Er fiel auf die Knie und umklammerte seinen Lendenschurz, dessen Befestigung sich, wie erwartet, als untauglich für ihren Einsatz erwies. Der Teppich glitt von seiner Schulter und knallte mit einem ordentlichen Aufprall auf die Eichenstufen, dann rutschte er hinunter in die Halle, entrollte sich auf dem Weg und beförderte Kleopatra - oder Mr. Markham, wie er manchmal auch genannt wird - vor die Füße des mächtigen Cäsars.
Ich sollte vielleicht an dieser Stelle anmerken: Kinder, macht das nicht zu Hause nach, weil es nie klappt. Wenn man jemanden in einen Teppich einrollt, dann ist er dreißig Sekunden später durch den Sauerstoffmangel ohnmächtig. Oder er hat einen Herzinfarkt. Oder er ist von den Dämpfen vom Teppichreiniger benommen. Vertraut mir - ich bin Historikerin.
Ich weiß, dass im Film eine makellose Kleopatra anmutig auf einem unbezahlbaren orientalischen Teppich liegt und mit ihren kohlegeschwärzten Wimpern klimpert, bevor sie den mächtigsten Mann in der bekannten Welt vernascht. Unser Mr. Markham hingegen war nur halb bei Bewusstsein und schweißgebadet, und er hatte keinen vergleichbaren Erfolg.
Man musste es ihm aber lassen, er hatte sich wirklich Mühe gegeben.
Okay, irgendwann unterwegs war ihm seine Perücke verrutscht und klebte nun an seinem nassen Gesicht wie eine dieser Gestalten aus Alien, nur haariger. Seine historisch unpassenden, lichtdurchlässigen Hosen saßen fürchterlich schief und boten jedem, der Bedarf hatte, einen erstklassigen Blick auf seine Homer-Simpson-Unterhosen. Aber es waren seine Brüste, die die eigentlichen Stars der Show waren.
Gott weiß, woher er den BH hatte. Vermutlich von Schwester Hunter. Ich hoffte, sie hatte ihn nicht gerade getragen, als er ihn einforderte, auch wenn man bei Markham nie so genau wusste. Auf jeden Fall würde sie ihn ganz sicher nicht wieder zurückhaben wollen, da er nun mit Pailletten und Glitzerkram bedeckt und mit Lametta behängt war.
Markham hatte offenbar viel Zeit und Mühe in die Gestaltung seiner Brüste gesteckt und auf die traditionellen Rugby-Socken, Taschentücher oder Orangen verzichtet, die normalerweise für solche Zwecke herhalten müssen. Stattdessen hatte er sich für zwei halbe Zitronen entschieden, die, wie er später einem regungslosen, ungerührten Dr. Bairstow berichtete, »hervorragend geeignet für einen authentischen Nippel-Look sind, Sir«.
Dazu aber später mehr. Im Augenblick lag er nicht besonders verführerisch zusammengesunken da, mit hochrotem Kopf und nach Luft schnappend, bedeckt von einer unglaublichen Menge gräulicher Teppichflusen, die an jedem verfügbaren Zentimeter seiner verschwitzen nackten Haut klebten und keinerlei Anstalten machten, sich je wieder davon lösen zu wollen.
Man wollte den Blick abwenden, aber es war einfach unmöglich. Noch während ich hinsah, kippte eine seiner Zitronenbrüste, offenbar durch den Aufprall verschoben, aus dem Körbchen und kullerte sachte über den Boden, bis Dr. Bairstow sie mit dem Fuß stoppte.
Schweigen senkte sich.
St. Mary's hielt den Atem an.
Selbst Robertis wirkte...