Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Nach Jahren der Entbehrung hat Stephanie Jardine es endlich geschafft: Die junge Witwe hat sich zu einer weltweit anerkannten Diamantenexpertin entwickelt und leitet das familieneigene Juwelierhaus. Sie blickt voller Zuversichtlich in die Zukunft, bis etwas Unfassbares passiert - etwas, das nur die Kraft der Liebe bewältigen kann.
Die bewegende Geschichte einer starken Frau, die um ihre Liebe, ihre Familie und gegen Intrigen kämpft. Und die sich trotz vieler Rückschläge immer wieder auf ihre Stärken besinnt.
eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
Nachdem sie sich von André Birron verabschiedet und den Hörer aufgelegt hatte, konnte sie der Versuchung nicht widerstehen und entnahm ihrem Aktenkoffer den Katalog von Sotheby's, obwohl sie über ihren Lieblingsdiamanten schon alles wusste, was es nur zu wissen gab.
Sie schlug den Katalog auf, fand rasch die Seite, auf der die White Empress abgebildet war, und betrachtete das Foto des Juwels. Das Bild war zwar hervorragend, wurde aber dem prachtvollen Stein nicht gerecht.
White Empress. Versonnen sagte Stevie den Namen vor sich hin. Dank seines lupenreinen D-Grades verdiente der Stein es, so genannt zu werden. Seine Vollkommenheit beruhte auf seiner Farbe - einem strahlenden, makellosen Weiß -, was den ersten Teil des Namens erklärte. Da ihm seine ungewöhnliche Seltenheit und Schönheit einen Platz in der Kategorie der großen Steine sicherte, hatte man den Begriff Empress, Kaiserin, gewählt, um den Namen zu vervollständigen.
Automatisch glitt Stevies Blick zur linken Katalogseite und überflog den Text. Einmal mehr wurde ihr in Erinnerung gerufen, dass die White Empress als Diamant von 427 Karat und ausgesucht schöner Farbe 1954 in Südafrika in den Premier-Minen gefunden worden war.
Dieser Rohdiamant war dann 1956 als Teil eines acht Millionen vierhunderttausend Dollar umfassenden Pakets in den Besitz des renommierten, amerikanischen Juweliers Harry Winston gelangt.
Der größte Stein, den Winston aus diesem Stück schneiden ließ, war ein 128,25 Karat schwerer, birnenförmiger Diamant von D-Reinheit, und dieser Stein war es, der den Namen White Empress erhalten hatte. Harry Winston hatte den Stein als Anhänger eines herrlichen, eigens entworfenen Diamantcolliers gefasst und ihn noch im gleichen Jahre an einen europäischen Industriemagnaten verkauft.
Und nun war der Stein wieder auf dem Markt, nachdem er sich vierzig Jahre in den Händen einer Familie befunden hatte. Sotheby's würde ihn Anfang Dezember in den Auktionsräumen an der York Avenue in New York versteigern.
Stevies Blick ruhte noch einen Moment auf dem Foto, ehe sie den Katalog zuklappte und ihn wieder in ihrem Aktenkoffer verstaute. Ihre Gedanken wanderten zu André. Obwohl er für den Stein nicht mitbieten würde, würden viele andere es sehr wohl tun, und der Preis würde automatisch in die Höhe schnellen wie immer, wenn es bei großen Auktionen um attraktive Stücke ging.
Der Preis könnte astronomische Höhen erreichen, dachte sie, als sie sich stirnrunzelnd zurücklehnte. Nein, er würde astronomische Höhen erreichen, das stand für sie zweifelsfrei fest. Nun, sie war entschlossen, unbedingt mitzubieten, da sie den Stein um jeden Preis haben wollte.
Siebenstellige Zahlen schwirrten ihr im Kopf herum. Sechs Millionen Dollar, sieben Millionen ... nein, zu wenig. Acht Millionen, spekulierte sie, die Augen konzentriert zusammenkneifend. Noch immer zu wenig, entschied sie. Und plötzlich war sie sicher, dass der Stein in der achtstelligen Kategorie landen würde. Zehn Millionen, sagte sie lautlos vor sich hin. War es denn möglich, dass er einen so hohen Preis erreichen würde?
In diesem Moment wusste Stevie, dass sie nötigenfalls auch einen astronomischen Preis bezahlen würde. Sie verzehrte sich nach dem Stein, nicht für sich selbst, sondern für die Firma Jardine's, New York, die sie gegründet hatte.
War der Stein in ihren Besitz gelangt, würde sie ihn ein oder zwei Jahre behalten, ihn bei Ausstellungen präsentieren und ihn zum Mittelpunkt der ständigen Kollektion der Firma machen. Keinesfalls wollte sie ihn in mehrere Teile spalten, ihn zerschneiden oder ihn sofort wieder weiterverkaufen. Sie wusste, dass die White Empress eine sehr große Investition darstellte, und das in vielfacher Hinsicht, vor allem aber bedeutete der Stein hervorragende Publicity für Jardine's.
Und es stand fest, dass sein Wert niemals sinken, sondern immer nur steigen würde. Außerdem wusste sie, dass es ein Leichtes sein würde, einen Käufer zu finden, falls sie einen suchte. Es gab auf der Welt viele reiche Männer und Frauen mit ausgeprägter Vorliebe für große Steine, und einige zählten bereits zu ihren Kunden, sodass es immer Käufer für diesen spektakulärsten aller Diamanten geben würde, der in der Branche bereits als historischer Stein galt.
Der Besitz der White Empress würde für Jardine's sozusagen die Krönung darstellen. Eine Vorstellung, die ihr sehr gut gefiel. Sie hatte die amerikanische Filiale vor acht Jahren gegründet, zwar mit Bruce Jardines Zustimmung, die aber sehr widerstrebend erteilt worden war. Heute noch nahm er die Filiale kaum zur Kenntnis.
Da das Geschäft an der Fifth Avenue praktisch vom allerersten Tag an ein überwältigender Erfolg gewesen war, hielt Stevie Investitionen für berechtigt, da die großen und mit jedem Jahr wachsenden Gewinne ihre beste Rechtfertigung waren.
Als sie ihrem Schwiegervater eröffnet hatte, sie beabsichtige, einen Ableger der Firma Jardine, Hofjuwelier in London, an die New Yorker Fifth Avenue zu verpflanzen, hatte er gestutzt und sie nur verblüfft angestarrt. Ihr Plan war ihm alles andere als geheuer gewesen, und er hatte ihr von Anfang an nur Misserfolg prophezeit. Seine Zustimmung hatte sie viel Charme und Überredungskunst gekostet.
Stevie hatte sofort erfasst, dass er ihren Plan, nach New York zu gehen, vor allem deshalb ablehnte, weil er sie an seiner Seite im Londoner Geschäft haben wollte. Später hatte er zugegeben, dass es sich tatsächlich so verhielt. Sie war ihm unentbehrlich geworden, da er sich mit zunehmendem Alter immer mehr auf ihre Mitarbeit verließ.
Nachdem er sich beruhigt hatte und nicht mehr gegen sie wetterte, hatte Stevie hervorgehoben, dass sein Enkel fast einundzwanzig und sehr wohl imstande war, ihren Platz an seiner Seite einzunehmen. Tatsächlich konnte es der junge Mann kaum erwarten, in ihre Fußstapfen zu treten. »Unter deiner Aufsicht wird Nigel sich fabelhaft bewähren«, hatte sie ihrem Schwiegervater versichert. Bruce wusste so gut wie sie, dass es stimmte, doch wollte er es nicht zugeben, und erneut hatte er ihren Plan, eine Filiale in New York zu eröffnen, blockiert. Stevie hatte sich Zeit gelassen und ihn sanft, aber hartnäckig bearbeitet und keine Gelegenheit ausgelassen, ihm gegenüber hervorzuheben, wie profitabel das neue Geschäft sein würde.
»Aber ich werde dich sehr vermissen, Stephanie«, hatte Bruce gemurmelt, eines Nachmittags, Wochen, nachdem sie ihm ihren Plan präsentiert hatte. Diese wenigen, halb laut geäußerten Worte hatten ihr verraten, dass er ihr, wenn auch sehr zögernd und widerstrebend, seine Unterstützung gewähren würde. Und so war es denn auch gewesen, wenngleich er ihr immer wieder in Erinnerung rief, dass es wider sein besseres Wissen geschehen war.
Das war 1987. Ein Jahr darauf, 1988, hatte das Geschäft an der Fifth Avenue seine Pforten geöffnet. Und zum ersten Mal seit über zwanzig Jahren lebte sie wieder in ihrer Heimatstadt. Nachdem ihre Mutter Derek Rayner geheiratet hatte, war sie mit vierzehn Jahren nach London gezogen, sodass New York trotz häufiger Besuche eine fremde Stadt für sie geworden war. Nach nur wenigen Wochen jedoch war Stevie Manhattan wieder so vertraut, dass sie sich hier ganz zu Hause fühlte.
Stevie stand auf und ging an den Kamin, um ein Scheit ins Feuer zu werfen. Dann setzte sie sich in einen Sessel, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sie hatte das Gefühl, dass heute die Vergangenheit von ihr Besitz ergriff, vielleicht, weil es der siebenundzwanzigste November war, ein Tag, der in ihrer Erinnerung besondere Bedeutung einnahm. Es war ihr Hochzeitstag. Wäre Ralph Jardine noch am Leben gewesen, hätten sie ihr dreißigstes Hochzeitsjubiläum gefeiert. Sie hatte nicht wieder geheiratet, ein Umstand, den einige ihrer Freunde höchst merkwürdig fanden, sie selbst freilich gar nicht, da die Erklärung ganz simpel war: Sie war niemandem begegnet, an dem ihr so viel gelegen gewesen wäre, dass sie eine Ehe in Betracht gezogen hätte. Nein, das stimmt nicht ganz, korrigierte sie sich. Nach Ralphs Tod hatte sie einen anderen Mann geliebt, ganz kurz nur, vor langer Zeit. Eine Ehe hatte nie zur Debatte gestanden, zumindest nicht für ihn, für sie jedoch sehr wohl. Sie wusste, dass sie ihn auf der Stelle geheiratet hätte, wenn er sie gefragt hätte. Doch er hatte es nie getan. Es hat nicht sein sollen, sagte sie sich jetzt, wie sie es sich jahrelang immer wieder gesagt hatte. Manche Dinge sollten eben nicht sein, und man konnte schließlich nicht alles im Leben haben.
Aber wenn man jung ist, glaubt man, dass man es könnte, dachte sie plötzlich. In der Jugend ist man sich seiner Unbesiegbarkeit und Unsterblichkeit gewiss. Man ist von sich selbst eingenommen, vom eigenen Ich, von der eigenen Kraft und Stärke erfüllt. Man ist sich all dessen so sicher, sicher auch, dass man das Leben nach seinem Willen formen und in die gewünschte Richtung lenken kann. Aber man schafft es nicht, weil es unmöglich ist. Das Leben bekommt einen auf die eine oder andere Weise in den Griff. Es verformt einen, zwingt einen nieder, beschert einem viel Leid. Es wirkt als großer Gleichmacher, als ultimative, nivellierende...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.
Dateiformat: ePUBKopierschutz: ohne DRM (Digital Rights Management)
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet – also für „glatten” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Ein Kopierschutz bzw. Digital Rights Management wird bei diesem E-Book nicht eingesetzt.