Schweitzer Fachinformationen
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Crain
Exorzisten/Klassen Stufe 4 Monster
Hunter erhalten eine umfangreiche Ausbildung in Nahkampf und Waffen. Geschick, schnelle Reaktionen, rohe Kraft und Ausdauer sind hier vor allem erforderlich. Hunter werden, wenn nötig, auch bei Wiedergängern eingesetzt (hierbei ist im dritten Jahr erneut eine Spezialisierung nötig).
Hunter werden ausgesandt, um Kreaturen aufzuspüren und einzufangen. Dabei ist vor allem Geschick und Hinterlist unabdingbar sowie ein umfangreiches Wissen und Können im Fallenstellen.
Hunter sind essenziell wichtig und auch am weitesten verbreitet. Sie gelten als die Typen für das »Grobe« und arbeiten meist in Zweierteams.
Nanny Gertrude hatte diese Art, die Bettdecke um ihn so festzustecken, dass er keine Luft mehr bekam. Sie packte beide Enden und rammte sie mit beängstigender Wucht unter die Matratze, bis sich der Stoff so stramm zog, dass es Crain die Luft abschnürte. Seine Füße kribbelten unangenehm von der abgeschnürten Blutzufuhr. Er war so eng ans Bett gefesselt, dass er es nicht schaffte, seine Sohlen aneinanderzureiben, um die Kälte darin zu vertreiben. Selbst seine Arme steckten unter der Decke. Er schaffte es kaum, den Kopf zu drehen. Bewegungsunfähig lag er auf dem Rücken, seine Zunge war taub von der scharfen Mundspülung. Ihm wurde jedes Mal schlecht davon. Er starrte an die Zimmerdecke. Die krächzende Stimme von Nanny Gertrude hallte dabei durch sein Zimmer.
»Dieser vermaledeite Baum. Wie oft habe ich dir gesagt, dass ihr da nicht raufklettern sollt? Dutzendfach! Er ist über hundert Jahre alt, natürlich sind die Äste morsch. Dein Vater wird mir zustimmen, dass wir den Baum morgen fällen müssen. Gott bewahre, du hättest dir das Genick brechen können. Was ist nur in dich gefahren, bis ganz nach oben zu klettern?«
Crain glaubte zwar nicht, dass sie tatsächlich eine Antwort darauf wollte, dennoch öffnete er den Mund und sagte: »Ich wollte nur schauen, ob dort oben Feen leben. Falco sagte, sie flattern in den höchsten Baumkronen und .« Er schaffte es nicht, den Satz zu beenden.
Sie schnaubte, was ihre lange, gekrümmte Nase seltsam aufblähte, und stopfte das Bettlaken noch einmal so fest, dass Crain für einen kurzen Augenblick die Luft wegblieb.
»Keine Lüge der Welt ist es wert, sich alle Knochen zu brechen. Du solltest aufhören zu träumen. Dein Vater hat das nie getan. Er hat immer gesehen, was getan werden muss, und hat nie mit Träumereien seine Zeit verschwendet. Wie soll aus dir der neue Intendant werden, wenn du Hirngespinsten nachjagst?«, blaffte sie.
Crain schwieg. Es war sicherer, darauf nichts zu sagen.
»Du wirst eines Tages ein sehr mächtiger Mann sein, Crain, aber bis dahin hast du noch viel zu lernen. Deine Aufgabe ist es nicht, Feen zu jagen, sondern die Monster unter dem Bett.«
Crain schauderte. Obwohl sein Genick schmerzte, wollte er das Gesicht weiter wegdrehen, um sich Nanny Gertrudes Blick zu entziehen. Er fand, sie sah wie eine Hexe aus.
Sie musste uralt sein. Im dämmrigen Licht wirkten ihre Falten wie Krater, die Augen lagen tief in den Höhlen, und unter der dünnen Haut darunter schienen sich Blutergüsse zu sammeln. Ihre Nase war krumm, die langen weißen Haare hatte sie zu einem unfassbar großen Knoten am Hinterkopf gebunden, und ihre Finger fühlten sich hart und kratzig an, wenn sie ihn anfasste. Crain hasste es, wenn sie das tat. Aber Vater sagte, Nanny Gertrude wüsste genau, was sie mit verzogenen, kleinen Bengeln tun musste, um aus ihnen richtige Männer zu machen.
An diesem Punkt wusste Crain nicht, ob er überhaupt je ein Mann werden wollte, wenn er deswegen so sein musste wie sein Vater.
»Deine Mutter ist zudem schwanger, weiß Gott, sie hat Besseres zu tun, als sich Sorgen wegen dir zu machen.« Nanny Gertrude schnalzte mit der Zunge, und es klang, als würde sie die Luft dabei spalten.
Crains Nase juckte. Der jähe Drang war so unangenehm, dass sich der Reiz bis in seine Nasenwurzel zog, aber er konnte und durfte seine Hand nicht aus dem Bettlaken ziehen, bis Nanny Gertrude verschwunden war. Darum kniff er die Augen zusammen in der Hoffnung, sie würde gleich gehen. Er wollte allein sein. Gleichzeitig hatte er schreckliche Angst davor, was passierte, wenn das schwache Licht neben der Tür erlosch und er völlig allein in seinem Zimmer zurückblieb, dessen Decke so hoch war, dass die Stimmen wie ein Echo nachhallten. Sein Herz pochte viel zu schnell, während Nanny Gertrudes kratzige Stimme ihm unter die Haut ging und jeden seiner Schritte kritisierte. Sie hatte ihm heute Abend als Strafe für die dunklen Ränder unter den Nägeln diese so tief heruntergeschnitten, dass seine Fingerkuppen noch immer brannten.
Schließlich drangen die erlösenden Worte zu ihm durch. »Gute Nacht, Crain!«
»Nanny Gertrude?«, fragte Crain. Seine Stimme klang viel zu dünn und schwach durch den Raum. Die alte Vettel ragte vor ihm auf wie ein Geist und starrte ihn aus Augen an, in denen immer das Licht zu fehlen schien. Als wäre da nur unendliche Dunkelheit.
»Ja, kleiner Paracelsus?«
Crain biss sich auf die Unterlippe, aber die Angst juckte unter seiner Haut wie der Schlafanzug, aus dem er sich winden wollte.
»Könntest du unter meinem Bett nachsehen?« Die Worte entschlüpften ihm, bevor er sie zurücknehmen konnte. Crain kam es vor, als würde sie ihn mit schwarzen Knopfaugen ansehen.
»Warum sollte ich das tun?«, fragte sie, obwohl sie den Grund genau kannte.
Er hätte ab diesem Punkt still sein sollen, die Lider schließen und diese erst wieder öffnen, wenn die Sonne durch den Spalt der viel zu hohen Vorhänge fiel. Doch er sagte es trotzdem: »Wegen des Monsters unter meinem Bett.«
Er spürte die Scham in ihm hochkommen, während Nanny Gertrude einfach nur auf ihn hinabstarrte. Ihre Falten schienen noch tiefer zu werden und die Haut von ihren Knochen abzusacken, als würde sie gleich wie flüssiges Wachs auf ihn hinabtröpfeln.
»Aber, Crain«, tadelte sie und beugte sich zu ihm hinab, sodass er ihren unangenehmen sauren Geruch einatmen musste. »Du bist ein Paracelsus und alt genug, das Monster unter dem Bett selbst zu töten. Solange du das nicht schaffst, wird es dir auch Gesellschaft leisten.« Sie lächelte und legte etwas neben ihm ab.
Ein Rosenkranz. Die Perlen waren schwarz und sahen abgerieben aus. Am Ende hing kein Kreuz, sondern ein seltsames Symbol. Es erinnerte Crain an den nackten Schädel eines Raben. Er spürte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen, doch er schluckte sie runter. Wenn er jetzt weinte, würde es nur schlimmer werden.
»Gute Nacht«, sagte Nanny Gertrude erneut, drehte sich um und verließ das Zimmer, dessen Dielen knackten wie morsche Knochen. In der nächsten Sekunde erlosch das Licht, und Crain blieb in der Finsternis zurück.
Sein Atem stockte, als sich die Angst schwer wie ein Stein in seinen Magen legte. Seine Finger und Zehen wurden kalt wie Eis, ehe er die Augen so fest zusammenkniff, wie es möglich war, und darauf hoffte, der Schlaf würde ihn schneller holen als das Monster unter dem Bett.
Stille kroch ihm entgegen. Das Haus seiner Familie wirkte in diesem Augenblick viel zu groß, leer und endlos. Er wünschte, er hätte noch Mister Bär, aber Nanny Gertrude hatte ihm das Kuscheltier direkt an dem Tag abgenommen, an dem er sechs geworden war. Es war Zeit, erwachsen zu werden, hatte sie gesagt. Der Ernst des Lebens würde jetzt beginnen.
Crain lauschte dem Knacken des Gebälks. Draußen heulte der Wind ein leises Klagelied. Der Ast des großen Kastanienbaumes, von dem er heute Nachmittag gefallen war, schlug gegen die Scheibe. Er klang beinahe, als würden die Finger von Geistern über das verzogene Glas streichen und versuchen, sich einen Weg zu ihm hindurchzukratzen.
Zitternd sank er so tief er konnte in sein Kissen hinein. Hoffte, die Daunen würden ihn verschlucken und die Welt aussperren. Er betete still, es würde ruhig bleiben. Manchmal tat es das.
Gerade als die Müdigkeit über die Angst zu siegen begann, hörte er es. Man hätte es für einen weiteren Windzug halten können, der durch das Geäst strich. Nicht mehr als ein Rasseln, beinahe ein Röcheln. Wenn man die Ohren stärker spitzte, erkannte man das Geräusch. Es war ein Atmen. Und es kam unter seinem Bett hervor.
Crain unterdrückte ein Schluchzen, auch wenn er hoffte, es würde einfach weggehen.
Manchmal tat es das auch.
Ab und zu blieb es einfach unter seinem Bett und atmete röchelnd.
Manchmal.
Heute war kein solcher Tag.
Im nächsten Augenblick spürte er es. Etwas war auf seiner Matratze. Er spürte die Bewegung auf seiner Decke.
Die Angst lähmte ihn, als er durch seine Wimpern linste. Eine viel zu lange Hand schob sich unter seinem Bett hervor. Die Haut war bleich wie bei einem toten Fisch, dunkle Venen hoben sich davon ab. Auch die Finger schienen zu lang zu sein, als hätten sie ein Glied zu viel und endeten in langen, gekrümmten Nägeln, die sich jetzt in seine Decke bohrten.
Das röchelnde Atmen wurde lauter. Hungriger. Etwas tropfte zu Boden, und Crain wusste, dass es Speichel war, der dem Monster von den Lippen troff.
Sein ganzer Körper rebellierte vor Angst. Seine Muskeln zuckten unkontrolliert und wollten ihn zur Flucht treiben, aber Nanny Gertrude hatte ihn praktisch ans Bett gefesselt. Er konnte nichts tun, außer mit wachsendem Entsetzen zu beobachten, wie auch ein zweiter Arm unter seinem Bett hervorkam. Langsam und gemächlich und viel zu lang. Beinahe...
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