- Selbsteinschätzung des eigenen Verhaltens
- Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Theoretische Hinführung
- 1.2 Forschungsstand
- 1.3 Zielsetzungen
- 1.4 Herleitung der Fragestellung
- 1.5 Vorgehensweise
- 2 Theoretischer Hintergrund
- 2.1 Klärung der Begrifflichkeiten
- 2.2 Integriertes Modell emotionaler und kognitiver Prozesse in der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung
- 2.3 Entwicklungsgeschehen unter besonderer Beachtung der Zielgruppe
- 2.4 Forschung mit Kindern
- 3 Empirische Forschung
- 3.1 Gütekriterien qualitativer Forschung
- 3.2 Kriterien der empirischen Untersuchung
- 3.3 Beschreibung des Datenerhebungsinstruments
- 3.4 Beschreibung der Stichprobe
- 3.5 Beschreibung der Durchführung
- 3.6 Beschreibung des Auswertungsverfahrens
- 4 Ergebnisse
- 4.1 Fallanalyse
- 4.2 Fallvergleich
- 5 Diskussion
- 5.1 Methodische Diskussion und Reflexion
- 5.2 Inhaltliche Diskussion und Reflexion
- 5.3 Hypothesengenerierung
- 6 Ausblick
- Quellenverzeichnis
- Anhang
Textprobe:
Kapitel 2.1.1, Kinder im Primarstufenalter:
Die Zielgruppe übt einen großen Einfluss auf das Forschungsdesign aus, da die Besonderheiten einer spezifischen Population, sich auf die Wahl der Methoden, den Feldzugang sowie die konkrete Erhebungssituation auswirken (vgl. LAMNEK 2010, 646). In diesem Fall legt das Thema der Studie zugleich die Zielgruppe fest, so dass diesbezüglichen Dimensionen und Merkmale (siehe auch Abschnitt 3.4) zu erläutern sind.
Auf Grund der gewählten Alterspanne müsste die Zielgruppe im engeren Sinne als "Kinder zu Beginn des Primarstufenalters" bezeichnet werden. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der entwicklungspsychologischen Perspektive, nach dessen Einteilung es sich um "Kinder zu Beginn der späten Kindheit" handelt (vgl. FRÖHLICH 2000, 156; GERRIG & ZIMBARDO 2008, 362). Die Schwierigkeiten der Begriffsfindung begründen sich in den verhältnismäßig großen Zeitspannen, so dass sowohl im systemischen als auch im entwicklungspsychologischen Kontext der Zeitraum von etwa sechs bis hin zu elf Jahren einen Lebensabschnitt (Primarstufenalter - späte Kindheit) darstellt (vgl. EBD.).
Es ist daher festzustellen, dass beide Klassifizierungen im Hinblick auf die Zielgruppe eine gewisse Ungenauigkeit beinhalten, so dass lediglich über den Zusatz "zu Beginn" eine annähernd geeignete Formulierung erzeugt wird. Nach diesem Hinweis wird im Folgenden - auf Grund einer besseren Lesbarkeit - auf den vollständigen Titel verzichtet. In dem Bewusstsein, dass je nach Argumentation beide Beschreibungen gleichermaßen geeignet sind und auch der Einbezug der zweiten Dimensionen "Transitionen" keine Tendenzen aufzeigt, fällt die Entscheidung zugunsten der systemischen Perspektive aus.
Die Gründe für die Zielgruppenwahl sind vielfältig und beginnen mit dem Übergang in das Schulsystem, welches in diversen entwicklungspsychologischen Theorien explizit oder implizit hervorgehoben wird (siehe u. a. Phaseneinteilung von ERIKSON bzw. PIAGET, Tab. 3 und 4). Zudem kann der Schuleintritt als ein kritisches Lebensereignis aufgefasst werden, da es sich um eine für das Kind neue Situation handelt, welche mit den bisherigen Handlungsmustern nicht vollständig bewältigt werden kann und dementsprechende Umstellungen erfordert (vgl. GRASS & KNÖRZER 2000,151). An dieser Stelle sei auf BRONFENBRENNERS Übergangsmanagement verwiesen, bei dem die Veränderungen der Rolle oder des Lebensbereiches, die sog. ökologischen Übergänge, eine entscheidende Bedeutung für den Entwicklungsverlauf innehaben (vgl. 1989, 22). Derartige Umbruchphasen bedeuten ein Vielzahl von Belastung und implizieren neue An- und Herausforderungen an die emotionale, kognitive und soziale Kompetenz (vgl. GERKEN ET AL. 2002, 120). Transitionen erfordern daher eine umfassende Bewältigungsarbeit, die je nach dem individuellen Zusammenwirken der transaktionalen, biopsychosozialen Faktoren (siehe Abschnitt 2.3) gelingen oder misslingen kann (vgl. GRASS & KNÖRZER 2000, 152). Dieser Argumentation folgend bedarf die Zeitspanne während bzw. nach einem Entwicklungsübergang besondere Beachtung und einer umfassenden Unterstützung (vgl. HOTTINGER, JÄGER, LEUCHTER, TETTENBORN, VOGT & WANNACK 2001, 10).
Im Hinblick auf die noch zu thematisierenden Verhaltensauffälligkeiten ist anzuführen, dass Entwicklungsprobleme im Kindesalter nicht per se zu langfristigen, klinisch relevanten Störungen führen, aber dennoch die weitere Anpassung des Kindes erschweren (vgl. SCHELL 2011, 15). So sind bereits im Kindergartenalter Prädiktoren für Entwicklungsprobleme und Anzeichen für Verhaltensstörungen zu beobachten (vgl. HENNEMANN & HILLENBRAND 2005, 136), welche sich bei einem ungünstigen Verlauf zunehmend verfestigen, mangelnde sozial-kompetente Verhaltensweisen nach sich ziehen und somit die Defizite in der Informationsverarbeitung größer werden lassen (vgl. BEELMANN 2000, 31; PETERMANN 2004, 16). Diese Schlussfolgerungen finden Bestätigung in zahlreiche Studien (siehe CASPI, DICKSON, MOFFITT, SILVA & STANTON 1996; FORGATCH, PATTERSON, STOOLMILLER & YOERGER 1998; ESSER, LAUCHT & SCHMIDT 2000), die eine hohe Persistenz von Verhaltensauffälligkeiten und somit einen relativ stabilen Entwicklungsverlauf von Verhaltensstörungen nachweisen (vgl. BEELMANN 2000, 16 ff.; HENNEMANN & HILLENBRAND 2005, 131 f.). Zudem wird die Persistenz - neben der Anzahl der Risikofaktoren, der Häufigkeit des Auftretens, der Komorbidität, etc. - durch einen frühen Entstehungszeitpunkt erhöht (vgl. BEELMANN 2000, 30 zit. nach HENNEMANN & HILLENBRAND 2005, 132). Ein maladaptives Verhalten im Primarstufenalter stellt demzufolge ein "erhebliches Entwicklungsrisiko mit ungünstiger Prognose" (HENNEMANN & HILLENBRAND 2007) dar, wohingegen durch eine geeignete Förderung die Auftretenswahrscheinlichkeit oder der Schweregrad vermindert werden können (vgl. EBD. 2005, 136). Auf Grund dieser Ergebnisse und in Anbetracht der oben aufgeführten Prävalenzraten erscheint es sinnvoll, mit der Forschung zur Selbsteinschätzung des Verhaltens bereits zu Beginn des Primarstufenalters anzusetzen und ggf. unterstützende Maßnahmen anzubieten.
Des Weiteren ist hinzuzufügen, dass die Wahl der Altersgruppe gleichermaßen aus der eingangs erwähnten Forschungslücke (siehe Einleitung) resultiert.
Nach dem Hinweis auf die Prävalenzraten von Kindern im Primarstufenalter erfolgt nachstehend eine intensive Auseinandersetzung mit der Thematik "Verhalten und Verhaltensauffälligkeiten" (.).
Kapitel 2.1.3, Selbsteinschätzung:
In der pädagogischen und psychologischen Fachliteratur existieren viele Begriffsbestimmungen, die sich auf den Aspekt des "Selbst" beziehen. Für den hier fokussierten Ausdruck der "Selbsteinschätzung" ist dahingegen trotz intensiver Recherche keine eindeutige definitorische Umschreibung ausfindig zu machen.
Die Publikationen, die sich mit der Selbsteinschätzung von Kindern im Primarstufenalter befassen, sind zumeist im didaktischen Bereich zu verorten, wodurch vorwiegend eine aufgaben- bzw. leistungsspezifische Ausrichtung vorhanden ist (siehe u. a. HOGH 2007, 40 f.; RÖBE 2007, 6-9). Bei einer Vielzahl der Veröffentlichungen ist eine oberfläc