Schweitzer Fachinformationen
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OLIVIER DOSSIN
Die Erstellung einer detaillierten Anamnese ist für die meisten Kleintierpatienten genauso wichtig wie die Aufnahme von Befunden während der klinischen Untersuchung. Dies trifft insbesondere für Erkrankungen des Digestionsapparates zu, da hier die klinischen Symptome oft nicht direkt während der klinischen Untersuchung beobachtet werden können, sondern vom Patientenbesitzer übermittelt werden. Daher bedarf es der Kompetenz des Klinikers zur zielgerichteten Befragung des Patientenbesitzers, welche in individueller Abstimmung auf den jeweiligen Fall erfolgen sollte.
Einige grundlegende Richtlinien sowie vorgeschlagene Schritte für die Erhebung der Anamnese sind in den Tabellen 1.1 und 1.2 aufgeführt. Dabei sind Beobachtungen seitens des Patientenbesitzers, welche eine wertvolle Ergänzung für die Diagnosefindung darstellen, eindeutig von solchen abzugrenzen, die möglicherweise auf irrtümlichen Schlussfolgerungen oder Missinterpretationen des Besitzers beruhen. Beispielsweise werden die Begriffe Erbrechen und Regurgitation oft synonym verwendet. Derartige Missverständnisse können vermieden werden, indem Patientenbesitzer die von ihnen beobachteten Symptome mit eigenen Worten schildern.
Das Signalement des Tiers kann ebenfalls hilfreich sein, da für zahlreiche gastrointestinale Erkrankungen Alters- bzw. Rasseprädispositionen bekannt sind (Tab. 1.3, 1.4). Ebenso empfiehlt es sich, Informationen bezüglich des Impfstatus und der aktuellen Medikation einzuholen, da die Anwendung einer Vielzahl von Medikamenten mit Nebenwirkungen am Gastrointestinaltrakt einhergehen kann (z. B. können nichtsteroidale Antiphlogistika [NSAID] Ulzerationen der Magenschleimhaut verursachen oder die Anwendung verschiedener Antibiotika zu Durchfall führen). Über eine Intoleranz gegenüber Anästhetika wurde bei Patienten mit Lebererkrankungen, insbesondere solchen, die mit einem portosystemischen Shunt einhergehen, berichtet.1
Eine ordnungsgemäße Dokumentation ist nicht nur im Hinblick auf etwaige Nachuntersuchungen unerlässlich. Im Allgemeinen empfiehlt es sich, alle während der Anamnese erhobenen Befunde schriftlich festzuhalten, was in der Folge unter anderem zur Einschätzung des Schweregrades der Erkrankung sowie für Nachuntersuchungen von Nutzen sein kann.
Tabelle 1.1: Zu evaluierende Parameter bei der Erstellung der Anamnese für Patienten mit gastrointestinaler Symptomatik2,7,9
Signalement
Hauptsymptom
Aktueller medizinischer Vorbericht (chronologisch geordnet, einschließlich Vorbehandlungen)
Vorangegangener medizinischer Bericht
Überblick über die Organsysteme
Aktueller Gesundheitszustand (einschließlich Umgebungs- und Futteranamnese)
Tabelle 1.2: Richtlinien zur Erstellung der Anamnese für Patienten mit gastrointestinaler Symptomatik11,12
Es sollte mit dem Hauptsymptom begonnen werden.
Es sollten zunächst breit gefächerte Fragen gestellt werden.
Es sollten kurze und bündige Fragen (solche, die mit wenigen Worten wie »Ja« oder »Nein« oder »Ich weiß nicht« beantwortet werden können) folgen, um vorherige Antworten zu bestätigen.
Es sollten die eigenen Worte des Patientenbesitzers benutzt werden, um eine Verwechselung dessen, was der Besitzer wirklich meint, zu vermeiden.
Der Patientenbesitzer sollte nicht mit zu vielen Fragen überhäuft werden.
Die Kombination mehrerer Fragen sollte vermieden werden.
Es sollte versucht werden, beruhigend auf den Patientenbesitzer einzuwirken.
Die Aufmerksamkeit des Besitzers sollte auf die Schwerpunkte der Anamnese gelenkt werden.
Kategorische Antworten oder Urteile sollten während der Erstellung der Anamnese vermieden werden.
Während der Erstellung der Anamnese sollten externe Unterbrechungen vermieden werden.
Tabelle 1.3: Vermutete oder bekannte Rasseprädispositionen gastrointestinaler Erkrankungen der Katze3,6,14
Tabelle 1.4: Vermutete oder bekannte Rasseprädispositionen für gastrointestinale Erkrankungen des Hundes3,6,13
Dieses Kapitel soll schwerpunktmäßig die wichtigsten spezifischen...
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