Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Wieder werde ich von einem idiotischen Traum geweckt. Arbeitstitel: Falsche Waschmaschinenprogrammierung. Ich sitze auf dem Sofa, plötzlich fällt mir siedend heiß ein, dass ich Strümpfe und T-Shirts versehentlich bei 90 Grad wasche. In Panik stürze ich ins Bad und versuche, die drohende Katastrophe in letzter Sekunde abzuwenden, kann jedoch den Ausschaltknopf nicht finden. Das war's schon. Ende, aus, wachwerd. Meine Güte, andere träumen wenigstens was Aufregendes, während ich im Schlaf von Geschirrspülern und TV-Zeitschriften heimgesucht werde. Fortschreitende Sinnerosion. Draußen drückt der Wind in Böen Regen gegen das Fenster.
Ein Treatment will C. also verfassen. Treatment ist ein Exposé in lang. Soso. Wenigstens eine brauchbare Idee sollte ich einbringen. Grübel, Kopf zerbrech, nachdenk.
Vielleicht so: Chile neunzehnhundertschießmichtot, das Land ächzt seit vielen Jahren unter der Knute einer ultrabrutalen Militärdiktatur. Hunderte von Kilometern südlich der Hauptstadt Santiago de Chile existiert ein vergessener Lebensborn, dessen Mitglieder im festen Glauben verharren, die Welt stünde unter der Regentschaft der Nazis. Die Junta versorgt die Borns mit allem, was gut und teuer ist. Doch plötzlich wird der Frieden von einer Gruppe internationaler Ökoaktivisten gestört, die sich im Dschungel verirrt haben . Geil. Aber teuer. Was noch? Ein Privatsanatorium, irgendwo in der norddeutschen Pampa, eine Art moderner Zauberberg. Ich bin Chefarzt. Thema Gags und Psychosen. So was.
Noch drei Wochen bis zum Reiseantritt, höchste Zeit für eine Bestandsaufnahme. Ich stelle mich nackt vor den Spiegel: massig. Trotz Pumpernickel. Massig, das erste und einzige Wort, das mir in den Sinn kommt, noch vor speckig. In letzter Zeit beschleicht mich immer wieder das beunruhigende Gefühl, dass ich mehr und mehr einem Erdkundelehrer gleiche. Ich kenne zwar keinen und habe auch nichts gegen sie, trotzdem möchte ich nicht wie einer aussehen: schwer atmender Pädagoge, der sich nach mehreren schlechtverheilten Leistenbrüchen in Hüfthosen zwängt.
Die Waage zeigt 82,5, auweia, das sind mindestens vier Kilo zu viel. In drei Wochen zur Bikinifigur, Traumfigur, Strandfigur, Traumkörper, Bikinikörper, Strandkörper, Traumbody, Strandbody, Bikinibody, das wird natürlich nix, aber vielleicht wenigstens ein bisschen. Mir fällt auf, dass es speziell meinem Hals irgendwie an Spannkraft mangelt. Wie heißt nochmal der abschätzige Begriff für den schlaffen Hals in die Jahre gekommener Männer? Pelikanhals? Hühnerhals? Storchenhals? Irgendein Vogel jedenfalls. Schrottvogel.
Die verbleibende Zeit bis zum Reiseantritt gilt es, sich reiseantrittsfähig zu machen. Wenigstens jeden zweiten Tag Sport, wenigstens! Als flankierende Maßnahme ein Solarium aufsuchen, denn ich bin vollkommen ausgeblichen, weiß wie Oskar. Mein Hauttyp muss erst noch erfunden werden. Doppel A: Sieht aus wie ein Türke und brennt wie ein Däne, haha. Die ersten drei Sitzungen Vierhunderter Ergoline, ab Woche zwei in den Booster, Voiceguide aus, ich weiß Bescheid. Nächste Maßnahme: bis zum Abflug den Alkoholkonsum deutlich einschränken. Erlaubt sind ab sofort nur noch Kinderportionen: täglich maximal eine Flasche Wein oder Sekt, also praktisch nichts. Langweilig. Öde. Freudlos. Das ureigenste Gefühl der Deutschen: Freudlosigkeit.
Rauchen brauch ich mir nicht abzugewöhnen, hab ich mir schon abgewöhnt. Leider. Leiderleider. Wieder eine Freude weniger. Aus irgendwelchen fadenscheinigen Gründen (Rauchen schadet der Gesundheit) habe ich es vor vier Jahren unter Aufbietung aller Kräfte eingestellt, und jetzt ist der Rückweg offenbar auf ewig versperrt, da mein Körper auf jeden Versuch mit hartnäckigen Anfängerbeschwerden wie Schwindel, Husten, Schweißausbrüchen, Übelkeit und allgemeinem Unwohlsein reagiert. Ich müsste richtig lange durchhalten, bis es wieder geht. Ich lege großen Wert darauf, Nichtraucher zu sein. Haha, was sonst, höre ich schon den vorlauten Zwischenruf. Also, Folgendes: Ein Nichtraucher ist einer, der gern rauchen möchte, es aber nicht tut, im Gegensatz zum Nieraucher, der, wie das Wort schon sagt, nie geraucht hat und auch kein Bedürfnis danach verspürt. Gerade in Suchtfragen ist Genauigkeit oberstes Gebot. Nieraucher vs. Alkoholiker. Vom Klang hört sich Alkoholiker doch ganz gut an, könnte fast eine wissenschaftliche Disziplin sein. Alkoholiker: einer, der Ahnung von Alkohol hat. Besser noch: Morphinist.
A-Temp 7 Grad. 82,7 Kilo, über Nacht explosionsartige Gewichtszunahme um dreihundert Gramm! Ich muss dringend etwas tun. Laufen. Traben. Joggen. Minimum 12 Kilometer. Draußen ist es grau wie Blei, ausgelaugtes Licht, trübes, diffuses Regenwetter. Hoppel, keuch, schwitz, stolper. Heftige Regenschübe durchnässen mich binnen kurzem bis auf die Knochen. Egal. Hunger. Das Pumpernickel kommt mir zu den Ohren raus, ich schwenke um auf Knäckebrot, genauer gesagt Wasa Break. Funktionsessen, Vernunftessen. Beim Essen füllt das Break den Schallraum meines Kopfes mit einem gleichmäßigen, mahlenden Geräusch.
Mir ist langweilig, aber ich kann mich beim besten Willen zu nichts aufraffen. Außerdem bin ich dauernd müde. Ich bin ja davon überzeugt, dass es an den Verhältnissen liegt. Unsere Verhältnisse (die westlichen) produzieren unablässig Erschöpfung. Vorzeitige Ermüdung. Langeweile. Und Verbitterung. Interessantes Thema. Das Jahr soll endlich vorbeigehen. Zum Glück geht's bald in Urlaub, das ist dann die dringend benötigte Zäsur.
Am Abend wieder googeln: URLAUBSOPFER. Nur so.
«Hallo, ihr lieben Urlaubsopfer. Ich hoffe, ich bin hier richtig. Wem ging es nicht auch schon mal so: schönes Hotel im Katalog gefunden und dann anstatt Spaß und Erholung nur Frust. Aber tröstet euch, anderen geht es auch nicht anders. Da gibt es ganz viele witzige Bilder und Videos von Urlaubern, die auch nicht so viel Glück hatten», schreibt Cindy 79. «Fast immer, wenn man verreist, gibt es unvorhergesehene Erlebnisse mit unfreiwilliger Komik, die nach dem Urlaub gerne erzählt werden. Wer möchte, kann hier ein (oder mehrere) Erlebnis(se) kurz niederschreiben.»
Und das lassen sich die lieben Urlaubsopfer nicht zweimal sagen:
«Morgens um ca. 6.00 Uhr geht im Dolphin de Luxe so alle drei bis vier Tage das Notstrom-Aggregat an. Und läuft dann so ca. 15-20 min. Nachtruhe ade, und das im Urlaub!!!!»
Sehr witzig. Nächster Begriff: LUSTIGE URLAUBSERLEBNISSE. Rechtschreibfehler habe ich mal dringelassen:
«Im Februar 2002 waren wir für eine Woche auf Gran Canaria. Wir hatten einen Ausflug gebucht und stellten unser Handy auf 7.00 wecken. Nachdem wir frühs schon geduscht und fast angezogen waren zeigte ein Blick auf die Uhr, dass es erst 6.25 früh war. Wir hatten die Zeitverschiebung um 1 Stunde nicht berücksichtigt, als wir am Handy die Weckzeit einstellten.»
«Hei Ich packe heute noch etz is es 03.41 meinen Rucksack mit dem Nötigsten und meinen Schlafsack und fahre heute noch zum Bahnhof ich habe mir schon das Jugendticket gekauft damit kann man ganz Österreich bereisen. Ich steige in irgendeinen Zug ein und lasse mich überraschen wo ich lande. I muss schon sagen das ist ein Nervenkitzel den ich benötige OK Ciao Ciao vielleicht treffen wir uns einmal unterwegs;)»
«Vom 24. 6. 2008 bis zum 26. 6. 2008 war ich ja in Lloret de mar. Der Gang auf die Toilette von McDonalds machte mich ein wenig wirr, denn da stand eine Frau die mich mit großen Augen anschaute, ganz klar dachte ich, die will 50 Cent fürs benutzen. Kein Ding, nur stellte sich raus, das sie gar keine Toi-Frau war, sondern nur bei den Damen anstand . Ich hab mich natürlich hundertmal entschuldigt. Sorry liebe Tante Nochmal .»
Kommentar von Moni: «loooool die Geschichte mit der Toiletten-Frau ist ja klasse . Das wär mir so peinlich gewesen.»
Kommentar von Fighter: «Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was so ein Thema in einem Bodybuilding-Forum zu suchen hat. Hinzu kommt, wie niveaulos und kindisch das ganze geschrieben ist. Am besten redet ihr über solchen Bullshit in einem eigenen Forum.»
Versteh ich irgendwie nicht.
Es ist feucht und ungemütlich, sehr ungemütlich sogar. Ich schaue aus dem Fenster. Der Regen verschleiert in eiskalten Fäden den Blick auf das Nachbarhaus. Seltsam, dass C. sich nicht meldet. Vielleicht ist alles ausgebucht, und er traut sich nicht, mir die Wahrheit zu sagen. Laut Statistik wären eigentlich mal wieder weiße Weihnachten fällig, die Wetterdienste stellen bereits die ersten entsprechenden Prognosen an. In meiner Erinnerung hat es immer ein paar Tage vor Heiligabend zu schneien begonnen, die Festtage inklusive Silvester und Neujahr wurden unter einer dicken Schicht jungfräulichen Pulverschnees begraben. Und einer noch dickeren Schicht aus Geschenken. Vielleicht würden sich die alten Gefühle wieder einstellen, wenn man in die Berge führe oder einen anderen Ort mit...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.