Schweitzer Fachinformationen
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Was macht der Mann mit Tropenhelm und weißen Stulpen mitten im Chaos auf der tosenden Piazza Venezia? Die Hüfte hat er leicht gebeugt, den Arm angewinkelt, die Hand wie Michelangelos Adam ausgestreckt. Ein Karajan in Uniform. Wird jetzt gleich die Geige schluchzen, die Pauke dröhnen, das Orchester einsetzen zur 9. Symphonie? Nur ein disharmonisches Röhren der Autos, Knattern der Mopeds, Rasseln der Busse. Alle fahren gleichzeitig, und schon ist die Piazza wieder verstopft. 50 Verstöße trotz neuer italienischer Straßengesetze, armer Verkehrsdirigent.
Wenn Sie jedoch das Verkehrschaos wie unser Polizist mit der nötigen pazienza, Geduld, ertragen und dann endlich auf der wunderbaren Piazza Navona sitzen, der Kellner Ihnen mit elegantem Schwung den cremigen Cappuccino mit dem obligaten Glas Wasser serviert, dann werden Sie merken, dass das chaotische Rom voller wunderbarer Szenen steckt, wie sie ähnlich auch im preisgekrönten Film "La Grande Bellezza" zu sehen sind, der die Oscar-Jury 2014 als bester fremdsprachiger Film dahinschmelzen ließ. Entdecken Sie selbst die "große Schönheit" auf der Piazza. Seit Barockbaumeister Gianlorenzo Berninis Zeiten war das historische Zentrum nicht mehr so herausgeputzt. Manche abgasgeschwärzte Fassade erstrahlt wieder in frischen Farben, vorm Kolosseum und im Circus Maximus gibt es stimmungsvolle Popkonzerte, die Galleria Borghese ist nach fast 20-jähriger Restaurierung aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht. Aphrodite und andere göttliche Skulpturen residieren wieder standesgemäß in den neuen Antikenmuseen Palazzo Altemps und Palazzo Massimo. Das Foro Romano, das Herz der Antike, kostet leider wieder Eintritt, aber Teile der Via dei Fori Imperiali sind für den Verkehr gesperrt, ein großes Stück der Via Appia Antica ist wenigstens sonn- und feiertags ein autofreies Fußgängerparadies. Wunderbares Rom!
Wer Rom entdecken will, muss auf die Piazza gehen. Sie ersetzt den Römern den salotto, die gute Stube, denn viele wohnen laut und scheußlich in der Peripherie oder eng auf eng bei der Schwiegermutter. Die Piazza ist das Leben: Markt, Jahrmarkt, Schwatzbörse, Richtstätte des guten Geschmacks und Circus Maximus der Eitelkeit, wo die Italiener ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen und bella figura machen. Das heißt, mit unnachahmlicher Eleganz dem banalen Alltag enthoben herumstehen und nebenbei ein Auge auf ansehnliche Touristinnen werfen.
In Rom gibt es für jeden die passende Piazza. Mag der Papst über dem größten, pompösesten und fotogensten Platz, dem Petersplatz, wohnen und thronen - für die meisten Römer ist die Piazza Navona einer der beliebtesten Treffpunkte: lang gestreckt und doch geschlossen, lebhaft, farbig und doch intim. Dabei ist auch diese barocke Bühne weltlicher Lustbarkeiten ein Werk der Päpste - wie viele der dekorativsten Plätze und Straßen in Rom. Auf dem Grundriss der antiken Wettkampfarena von Kaiser Domitian (86 n. Chr.) ließ Papst Innozenz X. im 17. Jh. den barocken circo agonale bauen, den die Römer zu "Navona" verballhornten. Patrizier und Kirchenfürsten ergötzten sich von den Fenstern ihrer Paläste aus an wilden Kampfspielen. Pferde rasten wie beim "Palio" von Siena im Kreis, die Stierkämpfe tobten nach klassischem Vorbild. Noch lange bevor Bernini seinen Vierströmebrunnen inmitten der Piazza schuf, veranstalteten die Adeligen dort Wasserspiele mit Bootsschlachten.
Heute stellen Kitschmaler ihre Sonnenuntergänge aus, für gutes Geld werden die Porträtisten auch gern Ihr Antlitz festhalten. Ein Monsignore eilt im schwarzen Gewand zur nahe gelegenen Sant'-Agostino-Kirche, zwei jüngere Nonnen mit Riemchensandalen sonnen sich auf einer Bank, neben ihnen ein weißhaariger Mann im leicht abgewetzten Jackett samt seinem Mischlingshund - eine filmreife Szenerie. Wenn Sie lange genug verweilen, reiten vielleicht auch zwei Carabinieri, ein schönes Mannsbild und ein Bild von einer Frau, auf glänzenden Füchsen vorbei. Der hennarote Pferdeschwanz der Dame, Ton in Ton mit dem Reitpferd, wippt hinterher. Die Piazza ist zum Sehen und Gesehenwerden da - und um das Leben selbst in kleinen Zügen zu genießen.
Auch auf der nächtlichen Piazza della Rotonda vor dem Pantheon treffen sich die römische Schickeria, Stars, Sternchen, Politiker und sonstige VIPs in schwarzem Hemd und weißem Sommerleinen, während sich die Schüler und Studenten, junge Vespafahrer und ihre Motorradbräute aus den Betonburgen der Vororte in der Via del Seminario mit tramezzini (Sandwiches) und panini (Brötchen) eindecken und sich dann an den Brunnen vor dem Pantheon setzen.
Vielleicht zieht es Sie mehr zum Campo de' Fiori, dem buntesten Fress- und leider immer mehr Kleidermarkt Roms. Blumen gibt es hier auch, aber vorherrschend ist der Duft von Orangen, Fisch und Meeresfrüchten. Um den Campo de' Fiori und in den umliegenden Gassen können Sie in zahlreichen Restaurants gut sitzen und speisen.
Roms größtes Dorf Trastevere, also jenseits des Tiber, lohnt nicht nur für einen Trattoriabesuch. Selbst wenn Trastevere seit den 1950er-Jahren künstlich herausgeputzt wurde und viel von seiner Patina verlor, es finden sich noch immer lauschige Ecken mit plätschernden Brunnen, gescheckte Katzen, die auf den Mauern und Mülltonnen Siesta halten, und alte Leute, die in lauen Sommernächten in Bademantel und Pantoffeln vor ihren Haustüren sitzen und plaudern.
Und wo wandelt das geistliche Rom? Gleich hinter dem Pantheon, zwischen der mit Efeu umrankten Piazza dei Caprettari und der Piazza di Minerva, wo ein kleiner Elefant einen viel zu großen Obelisken trägt, in der Via S. Caterina da Siena und Via dei Cestari. Hier liegt der Showroom der geistlichen Mode, wo es einfach alles gibt, was das fromme Herz begehrt: von lilafarbenen Bischofsroben über graue Dessous für Schwestern bis zu kleidsamen Kutten und goldenen Kruzifixen. Als Nicht-Geistlicher werden Sie eher vom Modeviertel zwischen der Via del Corso, der Spanischen Treppe und der Via Tritone angezogen, einer Art Bermudadreieck, in dem Sie beim stilvollen Kaufrausch in den Boutiquen von Armani bis Zegna flugs Ihr Geld loswerden. Für die Jugendlichen hat sich auf der Via del Corso ein eigenes Klamottenparadies etabliert, wo man von der feschen Lederjacke über Jeans und Skates bis zur Federboa alles bekommt.
Doch sicher kommen Sie nicht allein zum Shoppen nach Rom. Die Ewige Stadt bietet 3000 Jahre Geschichte von den kapitolinischen Kaiserbüsten bis zum Kolosseum, von Michelangelos "Moses" bis zu Berninis Tritonenbrunnen. Die Tränen werden Ihnen - vor Erschöpfung oder Ergriffenheit - kommen angesichts der verschlungenen Figuren der antiken Laokoongruppe bei ungefähr Kilometer 2,5 in den Musei Vaticani, dem größten Kunstparcours der Welt. Der Atem wird Ihnen stocken vor Schönheit und Gedränge in den Stanzen von Raffael und in der Sixtinischen Kapelle. "Die Massen haben ein Recht auf die Sixtinische Kapelle", schrieb die österreichische Schriftstellerin Ingeborg Bachmann, die mit ihrem Schweizer Kollegen Max Frisch einige Jahre in Rom lebte. Seit dem großen Reinemachen, bei dem Michelangelos angeräucherte Schöpfungsgeschichte und sein wundervolles Jüngstes Gericht wieder zu ihren hellen, fröhlichen Farben kamen, ist der Ansturm jedoch so groß, dass man bereits an eine Beschränkung der Besucherzahlen denkt. Am besten online vorbuchen!
Und das moderne Rom? Zeitgenössische Architektur tat sich immer schwer in einer Stadt, in der sich ein Barockpalast neben den anderen reiht und Marmor, Schutt und Scherben der Jahrtausende übereinanderliegen. Avantgardistische Bauten wie in London, Paris oder Berlin galten bisher als Beleidigung des historischen Kulturguts. "Alles Neue muss sich hier erst einmal gegenüber Berninis Kolonnaden oder dem Kolosseum behaupten", sagt Carlotta Mismetti Capua von der Tageszeitung "La Repubblica".
Dass dies inzwischen einigen Architekten gelungen ist, zeigt beispielsweise das MAXXI, Zaha Hadids revolutionäres Museum des 21. Jhs. im Flaminio-Viertel, das wie eine Sommerwolke über dem alten Kasernengelände am Tiberufer schwebt. Alles fließt an diesem Gebäude, wogt und wirbelt auch im Innenraum, wo sich wie in einem Trickfilm Treppen aufwerfen, sanfte Rampen auftun und keilförmige Winkel den Besucher auf ständig neue Wege locken. Auch das futuristische Auditorium Parco della Musica von Renzo Piano wurde anfangs belächelt, begeistert aber längst Musikfreunde aus aller Welt. Inzwischen haben sich die Römer selbst mit dem modernen Überbau des antiken Ara Pacis, des Friedensaltars von Kaiser Augustus, arrangiert, mit dem der New Yorker Stararchitekt Richard Meier eine römische Kulturkontroverse entfacht hatte.
Allerdings wird Ihnen jeder echte romano romano, also...
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