Erstes Kapitel. - Krankheiten der Haut.
Inhaltsverzeichnis 1. Ausschlag-Fieber.
Ausschlag.
Diese Krankheit wird häufig durch Erkältung, Mattigkeit, verdorbenen Magen u. s. w. hervorgerufen. Sie zeigt sich in der Form von kleinen rothen Flecken, welche besonders des Nachts unerträglich jucken, ist aber nicht lebensgefährlich.
Behandlung.
Homöopathisch. Wenn das Jucken sehr stark wird, dabei Frost oder Hitze und Schlaflosigkeit, gebe man alle Stunden eine Dosis (6 Kügelchen) Chamomilla. Wird es nach 2 bis 3 Stunden nicht besser, so gebe man eine Dosis (6 Kügelchen) Ledum Palustre. Ist es am nächsten Tage noch nicht besser, so gebe Rhus und Sulphur abwechselnd alle 2 bis 3 Stunden. Laue Bäder werden sehr erfrischen.
Allöopathisch. Das folgende gelinde Abführmittel mag gegeben werden:
Magnesia ½ Pfund. Ingwer (
Ginger) fein pulverisirt 1 Unze. Rhabarber fein pulverisirt 2 Unzen.
Dies zu mischen. Für Kinder ungefähr einen halben, für Erwachsene einen Theelöffel voll oder mehr.
Nesselfieber (Hives, Urticaria).
Dies ist ein Ausschlag der Haut, ähnlich den Verletzungen durch Brennnesseln; derselbe ist aber weder ansteckend, noch gefährlich.
Ursachen. - Einige Personen haben eine Anlage zu dieser Krankheit, so daß sie sich nach dem kleinsten Diätfehler einstellt. Nahrungsmittel wie Schellfisch, Gurken, Pilze, Erdbeeren, Makrele &c. werden häufig die Ursache zu einem Anfall. Kinder, die eine zarte, feine Haut haben, sind besonders geneigt dazu.
Kennzeichen. - Der Ausschlag besteht in erhabenen Flecken auf der Oberfläche der Haut, die zuweilen roth, aber im Allgemeinen weiß und roth gemischt und ziemlich hart sind und eine brennende, juckende Empfindung erzeugen. Nesselausschlag erscheint häufiger bei kleinen Kindern in der Form von großen Blattern, die außen von unregelmäßiger Gestalt und hellrother Farbe, im Mittelpunkt aber weiß und ein wenig erhaben sind. Der Ausschlag zeigt sich bald an dem einen bald an dem andern Ort. Zuweilen geht der Krankheit ein wenige Stunden anhaltendes Fieber, Kopfschmerz, Uebelkeit, Erbrechen, bitterer Geschmack im Munde voraus; hin und wieder gleicht auch der Ausschlag den Striemen von Peitschenhieben.
Behandlung.
Allöopathisch. Geht die Krankheit vom Magen aus, so gebe man das folgende Brechmittel:
Brechweinstein (
tartar emetic) 1 Gran. Ipecacuanha-Pulver 1 Skrupel. Gewöhnlicher Syrup 1 Drachme. Quellwasser 10 Drachmen.
Mische und nehme es auf einmal.
Diesem lasse man untenstehendes schnell wirkendes Abführmittel folgen:
Zusammengesetzter Extrakt von Coloquinthen (
Colocynth) ½ Drachme. Extrakt von Jalappenwurzel (
Jalap) 15 Gran.
Mische es und mache 12 Pillen daraus. 2 oder 3 Pillen werden ihre Wirkung nicht verfehlen.
Bei starken nervösen Symptomen gebe man je nach dem Alter des Kranken 5-20 Tropfen Schwefel-Aether - alle halbe Stunden.
Zur äußerlichen Anwendung gebrauche man eins von den folgenden:
Bleizucker ½ Drachme. Kohlensaures Ammoniak (
Carbonate of Ammonia) 1 Drachme. Rosenwasser ½ Pint.
Mische es.
Oder:
Alcohol 1½ Unze. Rosenwasser 4 Unzen.
Mische es.
Oder folgendes von Dr. Erasmus Wilson empfohlene:
Aetzendes Quecksilber (
Corrosive Sublimate) 6 Gran. Rosmarin-Spiritus 1 Unze. Alcohol 1 Unze. Kühltrank von bittern Mandeln 6 Unzen.
Mische es.
Es ist rathsam, hiervon sorgfältig äußerlich Gebrauch zu machen, weil der Ausschlag nach Innen getrieben werden kann, was bedenkliche Folgen hat.
Eclectische und Kräuterkur. Wo immer der Ausschlag erscheint, reibe man den Körper mit Waizenmehl und lasse den Kranken ungehindert Saffran-Thee, oder Salbei- und Sassafras-Thee trinken. Bessert sich der Kranke, so gib folgendes beruhigendes Arzneimittel: 3 Theile Cremor Tartari, ein Theil Schwefel mit Molasses gemischt; davon einen Theelöffel dreimal des Tages mehrere Tage hinter einander. Wirkt es nicht hinreichend, nehme man eine Dosis Salz und Sennablätter. Warmes Saleratuswasser ist ein gutes Einreibmittel für die Haut.
Homöopathisch. Aconitum. - Wo dem Ausschlag Fieber, heiße Haut, Durst, belegte Zunge und Schlaflosigkeit vorausgeht oder wo es denselben begleitet.
Dulcamara. - Wenn der Anfall durch Erkältung hervorgerufen ist, und von Uebelkeit, Erbrechen, bitterem Geschmack im Munde, Diarrhöe begleitet ist, die Symptome des Nachts oder in der Stubenhitze stärker, dagegen im Freien schwächer sind. Dieses Mittel kann abwechselnd mit Antimonium Crudum gegeben werden.
Rhus toxicodendron. - Wird der Ausschlag von Jucken und Brennen begleitet, besonders nach Bewegung im Freien oder dem Genusse gewisser Speisen.
Pulsatilla. - Wenn der Anfall durch reiche und fette Kost hervorgerufen wurde.
Calcarea Carbonica. - Wenn der Ausschlag beim Aufenthalt in der frischen Luft verschwindet und er durch die Anwendung des kalten Wassers verstärkt wird, das Gesicht gelb, die Haut rauh mit Gänse-Finnen bedeckt ist, mit einem betäubenden Schmerz im Kopf, Uebelkeit und Schwindel des Nachts oder beim Erwachen des Morgens.
Wenn durch feuchtes Wetter Erkältung, mit Schmerzen in den Gliedern, Frost und Kopfschmerz hervorgerufen, so gebe man Bryonia und Rhus toxicodendron abwechselnd, alle 3 bis 4 Stunden eine Gabe (4 oder 6 Kügelchen). Ledum Palustre ist ein anderes Mittel, das bei den meisten Fällen mit Erfolg angewendet werden kann.
Sollte sich der Ausschlag nach Innen werfen und der Kranke über einen krankhaften Zustand des Magens, große Schwäche klagen, gebe man Ipecacuanha (Ipecac) oder Bryonia jede Stunde mehrere Stunden hintereinander, tritt nach drei Stunden keine Besserung ein, so nehme man Arsenicum. Gleichzeitig hülle man den Kranken wohl ein und lasse ihn viel Wasser trinken, um Schweiß hervorzurufen.
Hat Jemand diese Krankheit eine lange Zeit, oder hat er besonders Anlage dazu, so lasse man ihn jeden vierten Tag am Abend eine Dosis Calcarea Carbonica nehmen. Bessert er sich nicht innerhalb einiger Wochen, gebe man entweder Lycopodium, Sulphur, Acidum Nitri oder Carbo Vegetabilis in derselben Weise.
Die Darreichung der Arzneimittel. - Wenn die Dosis nicht mit dem Mittel erwähnt ist, löse man 12 Kügelchen in 12 Theelöffel Wasser und gebe alle 2 oder 3 Stunden, je nach der Heftigkeit des Auftretens der Symptome, eine Dosis.
Kost. Kein Fleisch, oder erhitzende Getränke, nur Wasser, schwarzer Thee, Haferschleim, Zwieback (Toast), gebackene Aepfel und altbackenes Brod.
Die Rose (St. Antonius Feuer, Erysipelas).
Die Rose oder Rothlauf ist eine Entzündung der Haut, die sich leicht ausbreitet und zuweilen weit in das Zellengewebe dringt. Sie ist ansteckend und Personen, deren Verdauungsorgane nicht in Ordnung, oder die der Feuchtigkeit und Kälte ausgesetzt sind, haben besonders Anlage dazu. In der Regel finden wir die Rose im Gesicht, häufig aber auch an den Gliedern.
Kennzeichen. - Der Rose gehen gewöhnlich Fieber, eine allgemeine Erschlaffung, Frost, Kopfschmerz und belegte Zunge voraus; diesen Symptomen folgen dann heiße Haut, schneller Puls, Durst, Schmerzen im Rücken und den Gliedern, die Haut wird roth oder purpurn, und ein starkes stechendes, brennendes Gefühl mit Spannung und Schmerz wird wahrgenommen. Die betreffenden Theile fangen an zu schwellen, und befindet sich die Entzündung am Kopf oder im Gesichte, so schwellen die Augen zu und die Züge können nicht wieder erkannt werden. Blasen mit Wasser gefüllt, gleich jenen, die vom Verbrennen herrühren, bilden sich zuweilen auf der Oberfläche. Der Kranke, besonders wenn sich die Entzündung am Kopfe befindet, phantasirt des Nachts und der Hals schwillt beträchtlich an. In den schlimmsten Fällen steigert sich dieser Zustand bis zum Irrsinn; Schlafsucht tritt ein und der Kranke kann in Folge eines inneren im Kopfe erfolgenden Ergusses sterben. Wird das Zellengewebe tief angegriffen, so kann sich Eiter bilden und die betreffenden Theile können sich von dem gesunden Fleisch ablösen. Sind die Theile bedeutend angegriffen, die Farbe hochroth, das Prickeln und Brennen sehr heftig, die Oberfläche fest und hart, so wird die Entzündung Phlegmone oder unächter Rothlauf genannt. Ist die Geschwulst weich und...