Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Die Unternehmensfinanzierung umfasst alle betrieblichen Entscheidungen im Rahmen der Planung, Durchführung und Kontrolle der Bereitstellung von Kapital zur Sicherung der Zahlungs- und Arbeitsfähigkeit eines Unternehmens. Die Buchkonzeption versammelt die klassischen Inhalte für die Aus- bzw. Weiterbildung im Bereich Corporate Finance und Unternehmensfinanzierung: Sie umfasst in diesem 2. Band neben den theoretischen Grundlagen vor allem die Instrumente der Fremdfinanzierung, der Spezialthemen der Finanzierung (wie Leasing, Factoring, Nachhaltigkeit, Umstrukturierungen, usw.) sowie die Unternehmens- und Liegenschaftsbewertung. Zur Einübung einer strukturierten Vorgehensweise bei der Planung und Durchführung der jeweiligen Finanzierungsmaßnahmen dienen zahlreiche Übungsaufgaben mit Lösungen.
Das Schweitzer Vademecum ist ein renommierter Fachkatalog, der speziell die relevanten Angebote für juristisch und steuerrechtlich Interessierte sortiert, aufbereitet und seit über 100 Jahren der Orientierung dient. Das Schweitzer Vademecum beinhaltet Bücher, Zeitschriften, Datenbanken, Loseblattwerke aus dem deutschsprachigen In- und Ausland und ist seit 1997 wichtiger Bestandteil des Schweitzer Webshops.
Dr. Carsten Stolz ist CFO eines Versicherungskonzerns
Prof. Dr. Marco Gehrig lehrt Finanzmanagement, Rechnungswesen/Rechnungslegung und betriebswirtschaftliche Steuerlehre an der Fachhochschule Ostschweiz in St. Gallen
Der Lieferantenkredit entsteht aus der Gewährung von Zahlungsfristen zwischen den Handelsstufen. Ein Zahlungsziel von 30 Tagen ist in fast allen Branchen, allerdings in unterschiedlichem Ausmass, üblich. Meistens wird der Kunde durch Gewährung eines Skontos angeregt, auf die eingeräumte Kreditfrist zu verzichten. Der Lieferantenkredit ist ein teurer Kredit, wenn vom Skontoabzug kein Gebrauch gemacht wird. Die üblichen 2 % Skonto bei Barzahlung innert 10 Tagen gegenüber 30 Tagen netto kommen einem nominellen Jahreszins von 36,73 % gleich. Die Zinseinsparung erfolgt auf dem Auszahlungsbetrag, sodass sich die Kosten des Verzichts auf den Skonto wie folgt berechnen:
Bei den gegebenen Bedingungen kommt der Skonto einer Kreditgewährung während 20 Tagen gleich.7
Der hohe effektive Jahreszins erklärt sich mit der grossen Anzahl Verzinsungsperioden und dem bereits hohen nominellen Jahreszinssatz. Die Berechnungen zeigen, dass der Verzicht auf den Skontoabzug einer hohen Zinsbelastung gleichkommt.
Es ist deshalb verständlich, wenn gesagt wird: »Wer den Skonto ausnutzen kann, hat die halbe Dividende schon verdient».8 Uneinheitlich ist die Behandlung des Skontos. Er kann entweder als Bestandteil der Waren- und Materialrechnung oder als Element des Finanzergebnisses betrachtet werden.9 Erhaltene Skonti werden als Finanzerträge betrachtet, Kundenskonti als Finanzaufwand.
Eine gesunde Geschäftspolitik verlangt, dass der Lieferantenkredit nur zur Finanzierung des Umlaufvermögens herangezogen wird. Für den Lieferantenkredit müssen in der Regel keine besonderen Sicherheiten geleistet werden. Zudem ist er leichter und formloser zu erhalten als Bankkredite, weil Lieferanten an die Kreditwürdigkeit ihrer Kunden meistens geringere Anforderungen stellen als die Banken. Die Gefahr ist deshalb gross, dass illiquide Unternehmungen sich vorab durch Lieferantenkredite zu finanzieren versuchen. Die Lieferantenfinanzierung kann überdies, wie sonst keine andere Kreditart, erzwungen werden, indem die vereinbarten Zahlungsziele gegen den Willen des Gläubigers nicht eingehalten werden. Eine besondere Form des Lieferantenkredits ist das Lieferantendarlehen, d.?h. die langfristige Finanzierung durch die Lieferanten, so z.?B. im Gastgewerbe (Darlehen der Brauereien). In der Rechnungslegung sind die Lieferantenkredite nach OR in der Position Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen auszuweisen.
In gewissen Branchen, so vor allem in der Maschinenbauindustrie, wird ein Teil der durch die eingegangenen Aufträge verursachten Finanzierungslasten auf den Besteller abgewälzt, indem dieser unter normalen Marktbedingungen bei der Bestellung ein Drittel des Kaufpreises zu bezahlen hat. Wegen des harten Wettbewerbs für Investitionsgüter (Käufermarkt) betragen die Anzahlungen bei der Bestellung oft nur noch 5 bis 10 %.
Die Kundenanzahlungen nehmen innerhalb der verschiedenen Fremdkapitalarten eine Sonderstellung ein. Grundsätzlich werden sie der Unternehmung zinslos zur Verfügung gestellt. Sie müssen zudem nicht in Geld, sondern in Form von Fertigfabrikaten zurückbezahlt werden. Sie können aber eine Geldforderung verkörpern, solange der entsprechende Auftrag noch nicht in Angriff genommen wurde. Wenn der Auftrag aus irgendeinem Grund nicht ausgeführt werden kann, so sind dem Besteller die vorausbezahlten Beträge zurückzuzahlen. Übersteigen die Kundenanzahlungen die Material- und Fabrikationsbestände, muss dieser Anzahlungsüberschuss seiner kurzfristigen Zweckbestimmung entsprechend liquid oder in kurzfristig verwertbare Aktiven angelegt werden. Da diese Anlagen in Wertschriften einen Finanzertrag abwerfen, die Anzahlungen jedoch zinsloses Kapital darstellen, kann die Unternehmungsleitung unter Umständen einen beachtlichen Finanzertrag erzielen.10
Die Mittel aus den Kundenanzahlungen dürfen nur zur Deckung der mit den betreffenden Aufträgen verbundenen Aufwendungen, insbesondere zur Beschaffung des Fabrikationsmaterials, unter keinen Umständen zur Anlagenfinanzierung, verwendet werden. Übersteigen die mutmasslichen Kosten der zu erbringenden Leistung die Summe der erhaltenen Anzahlungen und Restguthaben, so ist der Fehlbetrag als Rückstellung zu erfassen ( Dar. 2).11
Dar. 2:Bedeutung von Kundenanzahlungen (Quelle: eigene Darstellung auf Basis der Geschäftsberichte der relevanten Unternehmen im Jahr 2008)
Unternehmen
Fremdkapital in Mio. CHF
Kundenanzahlungen in Mio. CHF
Vorräte und Fabrikationsbestände
Abdeckung durch die Kundenanzahlungen
Bucher
1?222
201
609
33.%
Burckhardt
194
92
112
82.1 %
Sulzer
1?884
396
695
57.0 %
Rieter
1?343
74
361
20.5 %
Kardex
186
15
50
30.0 %
Meyer-Burger
243
135
151
89.4 %
Tornos
69
9
95
9.5 %
Zwahlen & Mayr
61
29
54
53.7 %
Bühler
1?180
524
650
80.6 %
Besonders ausführliche Darstellungen enthalten die Konzernrechnungen nach IFRS 15. Die Fertigungsaufträge werden getrennt ausgewiesen. Je nach dem Umfang der erhaltenen Kundenzahlungen ergeben sich Guthaben oder Verpflichtungen, die oft bei den Vorräten im Anhang ausgewiesen werden ( Dar. 3).
Dar. 3:Anzahlungen bei den Vorräten (Quelle: Geschäftsbericht Schindler Group 2022)
Position in Mio. CHF
2022
2021
Vorräte aus Kundenbeziehungen
793
654
Rohmaterial
570
495
Anzahlungen an Kunden
55
39
Total Vorräte
1?418
1?188
Bei den Bankkrediten sind vier Formen zu unterscheiden:
Kontokorrentkredit,
Darlehen/fester Vorschuss,
Diskontkredit,
Kautionskredit.
Der Kontokorrentkredit ist der Prototyp des kommerziellen Bankkredits.12 Er eignet sich für Fälle, wo kein einmaliger, sondern ein sich stets wiederholender (revolvierender) Kreditbedarf vorliegt. Der Kontokorrentkredit beruht auf einem wechselseitigen Schuld- und Guthabenverhältnis und wird über eine laufende Rechnung abgewickelt. Nach Abschluss des Kreditvertrages kann der Kunde im Rahmen der festgesetzten Limite, auch als Kreditlinie bezeichnet, jederzeit durch Barbezüge, Checkziehungen, Vergütungs- und Zahlungsaufträge darüber verfügen.
Der Vorteil des Kontokorrentkredites liegt für die Unternehmung vor allem darin, dass nur die tatsächlich beanspruchte Kreditsumme zinspflichtig ist. Einzahlungen nicht benötigter Barmittel auf das Kontokorrentkonto vermindern die Zinsbelastung. Aufgrund der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) können Kontokorrentkredite von der Bank jederzeit gekündigt werden. Es handelt sich deshalb um einen kurzfristigen Betriebskredit, welcher der Unternehmung zur Finanzierung des betrieblichen Umsatzprozesses dient und sich damit unterscheidet vom Investitionsanlagekredit.
Als Saisonkredit wird er zur Deckung des erhöhten Geldbedarfs in den Monaten des Haupteinkaufs oder der Hauptproduktion verwendet. Kurzfristige Kontokorrentkredite können in der Geldflussrechnung von den flüssigen und geldnahen Mittel abgezogen werden und als Fonds Netto-flüssige Mittel dargestellt werden (FER 4/5). In der Bankpraxis werden die Kontokorrentkredite nach der Art der Deckung näher umschrieben.
Es werden folgende Arten unterschieden:
Blankokredite sind kurzfristige...
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