Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Nachbarschaftsstreitigkeiten, wüste Beschimpfungen, schädigendes und selbstschädigendes Verhalten, bis hin zu gefährlichen Streitsituationen, oder solchen, die nie enden wollen und schließlich geradezu eskalieren, wer hat das noch nicht erlebt oder davon gehört?
Da wir und unsere Familie, Bekannten und Freunde genug Eigenes erlebt haben, benötigen wir auch keine anderen Quellen. Unsere persönlichen Erfahrungen lassen wir in ansonsten ausgedachte Geschichten und Begebenheiten einfließen.
Auf kriminelle Situationen gehen wir hier nicht ein, da würde nämlich jeder Humor enden. Auch beschlossen wir keinen Ratgeber zu schreiben. Ähnlichkeiten mit wahren Begebenheiten sind Zufall. In dem Ausgedachten liegt genug Wahrheitsgehalt.
Diesem oft aufwühlenden und ernsten Thema kann der Mensch mit Humor begegnen, um es zu entschärfen. Das somit sogar erheiternde Streitthema kann uns überall begegnen, nicht nur im eigenen oder Miethaus, auf Campingplätzen, in Hotels oder Gartenanlagen, sondern auch unterwegs auf Reisen. Selbst bei Ausflügen lernt man noch vieles hinzu, liest man beispielsweise die Sprüche an Fachwerkhäusern, wie "Neid kennt nur das Blumenbeet aber nicht den Spaten".
Was ist für gelungene Nachbarschaften eigentlich wichtig? Leben und leben lassen, gelten und gelten lassen, bei Bedürfniskonflikten und Kränkungssituationen die konstruktive Auseinandersetzung im Gespräch suchen, was man auch Ratgebern hilfreich entnehmen kann. Aber wenn es der "böse Nachbar" nicht will oder man über Kränkungen trotzdem nicht hinwegkommt?
Oftmals bilden Kränkung und Gegenkränkung einen nicht enden wollenden Teufelskreis, mit dem sich dann Opferberatungsstellen, Anwälte, Gerichte, Mediatoren und andere befassen müssen. Streitigkeiten unter Nachbarn entzünden sich vielfach an scheinbar "lächerlichen Banalitäten", die man als Vehikel für kränkende Beziehungskonflikte ansehen kann. Also im wahren Leben hinter die Kulissen gucken.
Ein durch die Medien gegangener "Nachbarschaftskrieg" (Machtkampf) entzündete sich beispielsweise an dem Knallerbsenstrauch des einen und dem Maschendrahtzaun des anderen Grundstücksnachbarn. Ist das nicht furchtbar oder durch die Situationskomik auch unterhaltsam? Braucht der Mensch manchmal ein Feindbild?
Jeder ist kränkbar, denn das gehört zum Menschsein dazu. Warum fällt es aber oftmals so schwer mit Kränkungen angemessen umzugehen, außer, wenn der uns Kränkende uns nichts bedeutet, wir auf seine Meinung überhaupt keinen Wert legen und nicht von ihm abhängig sind?
Aber Kränkungen können sehr tief gehen und wollen uns gar nicht mehr loslassen. Dann wird es höchste Zeit nachzudenken. Da hört sicher jeder Humor und Galgenhumor auf. Nunmehr handelt es sich sehr ernsthaft um das Selbstwertgefühl stark beschädigende Kränkungen, weil dadurch wunde Punkte aus der Lebensgeschichte getroffen werden.
Sowohl der Gekränkte als auch der Kränkende können solche schlummernden Wunden in sich tragen, wie es in der Geschichte in unserem Buch über Frau Guter und Frau Rath angedeutet wird. Alte Verletzungen und Kränkungen wirken dann wie niemals vernarbte, sondern lediglich durch Schorf verkrustete Wunden, die wieder anfangen zu bluten, sobald man daran tippt. Oder: Aktuelle Kränkungserlebnisse reaktivieren die im Unterbewusstsein rumorenden alten Kränkungen, die die ganze Zeit wie Korken unter Wasser gedrückt werden mussten. Wenn die Kraft dazu schwindet, drängen diese an die Oberfläche. Die Heftigkeit, Tiefe und Dauer der Reaktion zeigen dies an. Entsprechend heftig können die Gegenschläge bzw. Gegenkränkungen sein.
Anders ausgedrückt: Die aktuelle und die angesammelte alte Wut aus der Lebensgeschichte oder sogar den Lebensgeschichten beider Streitparteien wirken also gleichzeitig, wodurch sich die Reaktionen potenzieren. So können auch relativ kleine Anlässe sehr starke Reaktionen erzeugen, das Verhalten dann heftiger als nötig werden. Es platzt einem der Kragen. Man benimmt sich bei unverständlichen Anlässen in den Augen der anderen daneben, bekloppt oder "hysterisch". Ist das nun zum Weinen oder zum Lachen?
Der Kränkende wird oftmals gar nicht angemessen wahrgenommen, er wirkt praktisch als Repräsentant für alle anderen uns einst verletzenden Menschen. Man könnte auch sagen, er wird verzerrt oder gar paranoid erlebt, kann zur Projektionsfläche werden, selbst wenn die durch ihn erzeugte Kränkung nicht in seiner Absicht lag.
Ein bekanntes Literaturbeispiel für eine solchermaßen veränderte Wahrnehmung ist die Geschichte des Mannes mit dem Hammer von dem Verhaltens- und Kommunikationsforscher sowie Psychotherapeuten Watzlawick1 aus seiner "Anleitung zum Unglücklichsein". Zum Ausleihen des fehlenden Werkzeugs kam es gar nicht, und somit konnte er auch sein Bild nicht aufhängen. Weshalb? Der misstrauische Mann hatte bereits längere Zeit auf vorangegangene, für ihn nonverbale Signale von Ablehnung, im Inneren mit Kränkungswut reagiert. Deshalb startete er gleich nach dem Klingeln an der Wohnungstür seines Nachbarn eine "Gegenkränkung" und beschimpfte ihn, seinen Hammer doch für sich selbst zu behalten, ohne ihn überhaupt um diesen gebeten zu haben. So entstehen beispielsweise die "sich selbst erfüllenden Prophezeiungen".
Auch eine verzerrte Wahrnehmung mit Vorurteilsbildung kann also zu wüsten Beschimpfungen und Anschuldigungen, bis hin zu Handgreiflichkeiten führen. Man sieht in dem Nachbarn den Teufel, den Verbrecher, den Aussätzigen oder den verhassten Fremden. So verhielt sich in dem Gedicht von Anni Margot Skorupa, unserer Mutter, die Nachbarin Korbelius, welche die junge Familie eines Flüchtlings aus Oberschlesien aufnehmen musste, die auch noch einen polnischen Namen trug, obgleich sie deutsche Wurzeln hatte. In meiner Geschichte "Die Nachbarn aus dem Dorf" waren die hinzugezogenen Städter die "feindlichen" Eindringlinge.
Aber es gibt nicht nur den überwiegend aggressiven "Reaktionstypen", der seine Wut nach außen richtet, eher selten klein beigibt und andere verletzt. (Seine Wut kann "mörderisch" sein, wie es beispielsweise die junge Mutter in dem o. g. Gedicht in Bezug auf die Nachbarin Korbelius empfand.)
Andere wiederum neigen eher zum depressiven "Kränkungstyp", der mit Selbstvorwürfen reagiert, sich schämt oder minderwertig fühlt. Seine Aggressionen richtet er eher gegen sich selbst. Oder diese werden "hinuntergeschluckt", bis das Fass zum Überlaufen kommt, worauf der "böse Nachbar" es vielleicht sogar anlegte und schon darauf wartete, wie eben bei der bösen Frau Korbelius.
Bei beiden "Reaktionstypen" lauern schlimme Gefahren. Kränkung und Gegenkränkung kann, wie bereits erwähnt, zum Teufelskreis mit nicht enden wollenden oder eskalierenden Machtkämpfen werden. Kränkungssituationen können wie ein Schwert wirken, das der Mensch plötzlich gegen sich selbst richtet, was im schlimmsten Fall sogar eine Suizidgefährdung erzeugt. Kränkung macht krank.
Die Psychotherapeutin Wardetzki2 bietet in ihrem Ratgeber "Nimm's bitte nicht persönlich" einen Test zur Selbsteinstufung des eigenen Kränkungstyps an.
Es gibt Kränkungssituationen, die sehr stark und einer Schrecksituation ähnlich sind. Es kann praktisch jeder so reagieren, dass er wie gelähmt erstarrt, den Atem anhält, sich verkrampft und nicht mehr dazu in der Lage ist (vernünftig) zu denken.
Ständige Enttäuschungen bilden oftmals den Boden für chronisches Gekränktsein. Wer befürchtet, abgewertet zu werden, tendiert unter Umständen dazu auch andere abzuwerten. Bereits Kritik kann schon als Ablehnung erlebt werden. Man schluckt oder unterstellt Böswilligkeit. Selbstanteile (durch starke Verwundbarkeit) können so reagierende Menschen nicht hinterfragen. Ein in dieser Art Gekränkter verhindert (in der Wirkung) konstruktive Auseinandersetzungen. Er leidet und macht anderen womöglich das Leben schwer. Von solch einem Nachbarn z. B. möchte man wegziehen oder dass er den Mietvertrag gekündigt bekommt. Jedenfalls würden Opferhaltung und Wunsch nach Rache selbstzerstörerisch wirken. Linden beschreibt dies in seiner Veröffentlichung 2003 als eine Posttraumatische Verbitterungsstörung (PTED), was man auch bei Wardetzki nachlesen kann. Beispielsweise wird darüber berichtet, dass Flüche und Drohungen an den Wänden der Grabkammern in den ägyptischen Pyramiden den Pharaonen Schutz bieten sollten. Flüche als Schutz bzw. Selbstschutz kann man sich auch tausende Jahre später, allerdings in ganz anderen Kontexten, bei fluchenden bzw. schimpfenden Nachbarn (und Autofahrern) vorstellen. So lange es die Menschheit gibt, wird auch geflucht werden.
Wie gesagt, einen Ratgeber wollten wir nicht schreiben, jedoch kann Humor auch ein guter Ratgeber sein. So manch eine festgefahrene...
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