Die persönliche Bestandsaufnahme
Rund 130 Euro geben die Deutschen im Schnitt jeden Monat für Versicherungen aus. Wissen Sie, für welche Verträge Sie regelmäßig zahlen und was Ihnen dafür im Ernstfall zusteht?
Der erste entscheidende Schritt auf dem Weg zum passenden Versicherungsschutz ist die Bestandsaufnahme: Verschaffen Sie sich einen Überblick, welche Versicherungen Sie haben. Notieren Sie die Daten und auch, was Sie zahlen und wann eine Kündigung möglich ist. Dazu finden Sie im Formularteil eine Vorlage, die Sie ausfüllen und zu Ihren Versicherungsunterlagen heften können (Formular A).
Durch den Check Ihrer Unterlagen bekommen Sie nicht nur einen Überblick, wie viel Geld Sie jährlich für Ihren Schutz ausgeben, sondern können hinterher leichter abgleichen, welche Verträge Ihnen eventuell fehlen, wann ein Wechsel möglich ist und ob neue Angebote tatsächlich günstiger sind.
Den Schutz aufpolieren
Sie wissen nach dem Blick in den Ordner zwar, welche Verträge Sie haben, sind aber unsicher, ob dieser Schutz ausreicht?
Damit Sie das vielfältige Angebot an verschiedenen Versicherungen besser einordnen können, hat die Stiftung Warentest die wichtigsten Versicherungen klassifiziert:
Unbedingt notwendig. Ohne einen solchen Schutz wären Sie oder Ihre Familie im Schadensfall möglicherweise ruiniert. Zu den Verträgen, die unbedingt notwendig sind, gehören beispielsweise die gesetzlich vorgeschriebene Krankenversicherung in einer gesetzlichen Krankenkasse oder bei einem privaten Versicherer sowie die private Haftpflichtversicherung.
Sehr zu empfehlen. Ohne diesen Versicherungsschutz wäre im Ernstfall Ihre finanzielle Existenz bedroht. Zu diesen Verträgen zählen wir unter anderem die Wohngebäudeversicherung für Immobilienbesitzer und die Risikolebensversicherung für alle, die für andere sorgen. Auch die Berufsunfähigkeitsversicherung ordnen wir so ein: Sie ist allen, die von ihrem Erwerbseinkommen leben, sehr zu empfehlen.
Sinnvoll. Fehlt dieser Schutz, können Kosten entstehen, die Sie zwar empfindlich treffen, aber im Regelfall - anders als etwa ein abgebranntes Zuhause - nicht sofort die finanzielle Existenz bedrohen. Beispiele dafür sind die Hausratversicherung je nach Wert der Einrichtung sowie die private Unfallversicherung.
Mit Einschränkungen sinnvoll. So bewerten wir beispielsweise die Rechtsschutzversicherung. Sie kann zwar eine wertvolle Hilfe sein, doch unter Umständen gibt es günstigere Alternativen - etwa die Mitgliedschaft im Mieterverein, um sich Rechtsberatung für Streitigkeiten mit dem Vermieter zu sichern.
Große Übersicht: Wie wichtig ist welcher Vertrag?
Im Formularteil finden Sie eine Übersichtstabelle, aus der hervorgeht, wer welche Versicherungen benötigt und für wie wichtig die Stiftung Warentest sie erachtet (Formular B). Gleichen Sie mithilfe Ihrer eigenen Verträge ab, welchen Schutz Sie bereits haben und welcher fehlt.
DIN-Norm zur Finanzanalyse von Privathaushalten
Weitere Orientierung, um einschätzen zu können, wie wichtig welche Versicherung ist, bietet die 2019 in Kraft getretene DIN-Norm zur Finanzanalyse von Privathaushalten. Hier werden die einzelnen Risiken verschiedenen Bedarfsstufen zugeordnet - zum Beispiel hat das "Kostenrisiko Krankheit" die höchste Bedarfsstufe 1, das Risiko des Verlustes oder der Beschädigung von Hausrat Bedarfsstufe 2. Mehr dazu und den genauen Wortlaut der DIN 77230 finden Sie online über die Seite din.de.
Längst nicht alles notwendig
Neben all den Versicherungen, die zumindest sinnvoll sind, gibt es einiges am Markt, was Sie sich sparen können. Das gilt für Verträge, die in der Regel nur ein kleineres Risiko abdecken oder eines, für das Sie bereits anderen Schutz haben oder das anderweitig besser abgedeckt werden kann. Ein Beispiel sind Verträge für Ihr neues Handy oder Tablet. Sie können Ihre Alltagsgegenstände versichern für den Fall, dass sie beschädigt oder gestohlen werden. Allerdings stimmt das Verhältnis zwischen Preis und Leistung bei diesen Verträgen häufig nicht. Hier empfiehlt es sich eher, auf eigene Faust eine gewisse Summe für Notfälle anzusparen, anstatt Geld für Versicherungsbeiträge auszugeben.
Ähnlich ist es, wenn Sie überlegen, Ihr Reisegepäck zu versichern. Die Bedingungen von Reisegepäckversicherungen sind im Regelfall eher streng gestaltet - mit anderen Worten: Sollte Ihr Gepäck zum Beispiel am Flughafen gestohlen werden, kann es sein, dass Sie gar nicht wie erhofft das Geld vom Versicherer erhalten, etwa weil er Ihnen vorwerfen kann, dass Sie Ihr Gepäck kurz aus den Augen verloren haben. Ein weiterer Grund für den Verzicht auf die Reisegepäckversicherung: Einen gewissen Schutz für Ihr Gepäck haben Sie automatisch über die Hausratversicherung ("Außenversicherung"), sofern Sie diese abgeschlossen haben. Allerdings zahlt die Hausratversicherung im Regelfall nicht, wenn etwa Ihr Gepäck während einer Schiffsreise aus Ihrer Kabine gestohlen oder aus dem Gepäckraum im Reisebus entwendet wird. Wollen Sie sich für diese Reisearten wappnen, kann die Gepäckversicherung je nach Wert des Gepäcks doch interessant werden. Für Wertsachen gibt es allerdings besondere Auflagen. Sie gehören nie ins aufgegebene Reisegepäck und im Hotel oder in der Schiffskabine in den Tresor.
AUSFÜLLHINWEIS
S. 99Formulare A Versicherungen im Überblick und B Ihr Versicherungs-Check
Formular A Versicherungen im Überblick
Im Formularteil finden Sie eine Tabelle, die Sie mit Ihren persönlichen Daten rund um Ihre Verträge füllen können: Art der Versicherung, Gesellschaft, Tarifname, Beitrag, Kündigungsmöglichkeiten. Füllen Sie sie aus, bekommen Sie einen guten Überblick, wo Sie stehen, wie viel Sie zahlen und wann Sie die Chance haben, aus einem bestehenden Vertrag auszusteigen. Die Onlineversion der Tabelle steht unter test.de/formulare-versicherungen und ist selbstrechnend. Die notwendigen Daten finden Sie im Versicherungsschein (Police) oder zum Teil in den weiteren Schreiben, die der Versicherer seither geschickt hat. Beachten Sie, dass je nach Art der Versicherung unterschiedliche Kündigungsfristen gelten (siehe S. 84, "Richtig kündigen").
Formular B Ihr Versicherungs-Check
Wie wichtig sind die einzelnen Versicherungen? Verschaffen Sie sich mit der Tabelle einen Überblick zu Ihrem bisherigen Schutz. Haken Sie ab, welche Versicherungen Sie haben und worum Sie sich kümmern wollen oder sollten.
Auf eine spezielle Reiseunfallversicherung sollten Sie dagegen verzichten. Besser als eine Versicherung, die nur bei Unfällen in einer bestimmten Lebenssituation - wie im Urlaub - aufkommt, ist eine private Unfallversicherung, die für die Folgen von Unfällen in jeder Lebenslage zahlt. Damit haben Sie nicht nur während der Mallorca-Reise Schutz, sondern auch, wenn Sie beispielsweise beim Fensterputzen in Ihrer eigenen Wohnung schwer stürzen und danach dauerhaft körperlich beeinträchtigt sind.
Aufpassen bei Paketen
Mancher Schutz, den Sie nicht brauchen, verbirgt sich in Versicherungspaketen - zum Beispiel in einem Rundumpaket für Ihre Reise mit Reisekranken-, Reiseunfall- und Reisegepäckversicherung. Alles in einem - das klingt bequem, doch brauchen Sie tatsächlich alle Leistungen? Wenn nicht, verzichten Sie auf das Paket und suchen Sie sich Einzelangebote.
Sparen und Risikoschutz trennen
Über viele Jahre waren Versicherungen für die Altersvorsorge ein besonderer Renner: Über eine private Rentenversicherung ist es möglich, dass Sie sich für den Ruhestand eine Zusatzrente sichern. Oder haben Sie eine Kapitallebensversicherung abgeschlossen, die Todesfallschutz und einen Sparplan kombiniert? Hier werden die Beiträge des Kunden für einen längeren Zeitraum angelegt, sodass er zum Beispiel zu Rentenbeginn auf eine größere Summe zugreifen kann. Stirbt der Versicherte vor Ablauf des Vertrags, erhalten die Angehörigen eine bestimmte Summe. Wenn Sie bereits eine Versicherung abgeschlossen haben, mit der Sie auf eine private Rente oder eine größere Kapitalauszahlung hinsparen, empfiehlt es sich im Regelfall, dass Sie diese wenn möglich weiter fortführen (siehe "Fürs Alter vorsorgen", S. 70). Der Neuabschluss eines solchen Vertrags hat hingegen im Laufe der Jahre...