Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Es war im Frühjahr 1992, als Carl Celian Icahn zum ersten Mal auf meinem Radar erschien. Ich kannte seine Heldentaten an der Wall Street aus verschiedenen Nachrichtenberichten, aber es wurde alles seltsam persönlich, als ich die große schlaksige Gestalt, die ich im Fernsehen gesehen hatte, durch den Stadtpark meiner Heimatstadt Bedford, New York, laufen sah.
Meine Gedanken rasten.
"Ist dieser Mann, der in verblichenen Tennisshorts und einem zerknitterten Oberteil den Weinladen der Stadt betritt, ist das der gefürchtete Corporate Raider, der Unternehmensplünderer? Ist er nur ein Doppelgänger? Wenn es Icahn ist, was macht er dann hier im verschlafenen Bedford?"
Ich wollte den Mann ansprechen, hielt mich aber zurück, weil ich dachte, dass es sich wahrscheinlich nur um einen weiteren Einwohner der Stadt handelte, der kein Interesse an Icahn und auch keine Beziehung zu ihm hatte. Dennoch schien der Anblick des Mannes einen Nerv zu treffen, und als ich nach Hause zurückkehrte, rief ich einen Nachbarn an, der mit allen Angelegenheiten in Bedford vertraut war. Er antwortete sofort und mit absoluter Gewissheit.
"Oh, ich bin sicher, das war Carl. Weißt du nicht, dass er hier wohnt? Er hat ein großes Grundstück, ein paar Hundert Hektar bei Long Meadow. Und die Kleidung, die aussieht, als hätte er darin geschlafen? Das ist typisch Icahn."
So nahm eine Odyssee ihren Lauf, die mit einem Besuch in Long Meadow begann, als ich an den imposanten Eisentoren vorbeifuhr, die meine Neugier auf den geheimnisvollen Mann weckten, der dahinter lebte. Ich wollte wissen, wer er war, woher er kam, wie viel Reichtum er angehäuft hatte und wie er es geschafft hatte, einer der reichsten Männer Amerikas zu werden, und wühlte mich daher durch das gesamte Material, das ich über Icahn finden konnte.
Ich entdeckte, dass er eine Art Spekulant war, ein Finanzgenie und ein Tyrann, der es geschafft hatte, sich mit dem Unternehmensestablishment anzulegen und dessen Mitglieder zu Maßnahmen zu zwingen, die sie ablehnten. In praktisch jedem Fall errichteten diese Industriekapitäne eine Brandmauer aus Anwälten, um ihre Position zu schützen, und taten alles, um Icahn einzuschüchtern, aber am Ende gaben sie nach oder fügten sich seinen Forderungen auf andere Weise, wodurch er Dutzende oder Hunderte von Millionen Dollar verdiente. Ich begann, mir Icahn als einen Rhodesian Ridgeback vorzustellen, der sich auf die Unternehmens-CEOs stürzte, seine Zähne in ihre Halsvenen presste und sie wie seine Beute zur Strecke brachte.
Das schriftliche Material zu seinen Geschäften war eher dünn gesät und skizzenhaft, und am meisten faszinierte mich, dass es nichts über seine Arbeitsweise zu erfahren gab, was Icahn ausmachte, woher er kam, wer ihn unterstützte, warum er in Bedford lebte, über sein Familienleben (falls er eines hatte). In Anbetracht der Tatsache, dass er sich zu einer wichtigen Kraft in der amerikanischen Wirtschaft entwickelte und ein gefürchteter Name in den Chefetagen war, erschien mir das Fehlen eines detaillierteren Porträts des Mannes merkwürdig.
Ein Zustand, den ich unbedingt ändern wollte.
Daher brachte ich seine Telefonnummer in Erfahrung und rief auf dem Anwesen in Long Meadow an. Überraschenderweise ging er selbst ans Telefon.
"Carl, hier spricht Ihr Nachbar aus Bedford, Mark Stevens."
In der Stille konnte ich hören, wie er dachte: "Wer zum Teufel ist Mark Stevens?"
"Wenn es um die Pferde geht", platzte Carl schließlich deutlich irritiert heraus, "dann ist meine Entscheidung endgültig. Keine Reitwege auf meinem Grundstück."
Bedford ist ein Paradies für Reiter und verfügt über ein umfangreiches Reitwegenetz. Es ist in der Stadt üblich und ein Eckpfeiler der lokalen Etikette, den Mitbürgern von Bedford zu erlauben, durch fremde Grundstücke zu reiten. Aber Icahn hält nichts von Etikette, vor allem nichts von den Regeln eines exklusiven WASP-Clubs [den Club der weißen angelsächsischen Protestanten], gegen den er sein ganzes Leben lang angekämpft hat.
"Das hat nichts mit Pferden zu tun", sagte ich. "Nein, ich werde ein Buch über Sie schreiben und dachte, das sollten Sie wissen. Und vielleicht erlauben Sie mir, Sie zu interviewen."
Wieder eine bleierne Stille. Ein Schweigen, das ich wie ein ungebetener Gast über mich ergehen ließ.
"Auf gar keinen Fall", erwiderte Icahn schließlich.
"Sie wollen mir kein Interview gewähren?"
"Das ist nicht das, was ich meine."
"Würden Sie also so freundlich sein und mir erklären, was Sie meinen?"
Ich wusste aus meinen frühen Recherchen, dass Icahn wohl kaum der "freundliche" Typ war, aber ich spielte den Naiven, denn ich wusste, dass es eine schwierige Verhandlung werden würde.
Icahn wurde zunehmend ungeduldig: "Sie verstehen nicht, was ich sagen will . wie auch immer Sie heißen."
"Und was wollen Sie sagen?"
"Dass es kein Buch geben wird. Niemals. Nada. Schlagen Sie sich die Idee aus dem Kopf."
Zeit für mich, den Raider zu spielen.
"Da irren Sie sich, Carl", sagte ich ruhig und sprach ihn absichtlich mit seinem Vornamen an. "Ich schreibe Ihre Biografie, mit Ihnen oder ohne Sie."
Schweigen. Dann eine Flamme spürbaren Zorns von Mr. Icahn.
"Wenn Sie auch nur einen einzigen Satz schreiben, werde ich Sie so gnadenlos und umfassend verklagen, dass Sie gezwungen sein werden, Ihre Mahlzeiten in Suppenküchen einzunehmen."
"Wow, wie nachbarschaftlich von Ihnen, Carl."
Ich wartete etwa zehn Sekunden, bevor ich ihm den ersten Schuss vor den Bug setzte: "Also gut, ich hoffe, Sie kommen wenigstens zur Verlagsparty, wenn das Buch veröffentlicht wird."
So begann ein fünfmonatiger Kampf, in dem ich ohne Unterlass bedroht, bis spät in die Nacht angerufen, auf unterschiedlichste Weise eingeschüchtert und vor rechtlichen Schritten gewarnt wurde. Aber zwei Dinge waren unumstößlich: Ich war entschlossen, das Buch zu schreiben, und Icahn war entschlossen, mich daran zu hindern.
Inmitten dieses Spektakels hatte ich bereits begonnen, eine ganze Reihe von Wall-Street-Akteuren zu interviewen - Anwälte, Investmentbanker, Arbitragehändler und Stimmrechtsberater -, von denen viele wenig oder gar nichts für Icahn übrig hatten. Tatsächlich verabscheuten sie ihn, sei es aus Eifersucht oder wegen seiner rücksichtslosen Taktiken.
Wie ein M&A-Chef es ausdrückte:
"Carls Lebenstraum ist es, das einzige Feuerwehrauto in der Stadt zu haben. Wenn dann dein Haus in Flammen steht, kann er dir noch den letzten Penny aus der Tasche ziehen."
Inmitten unserer Marathongespräche - die praktisch alle von Carl mit einer Drohung nach der anderen eingeleitet wurden - machte ich ihm klar, dass seine Seite der Geschichte niemals in die Erzählung einfließen würde, wenn er nicht kooperieren würde. Da er sich aber sicher war, dass er das Buch im Keim ersticken könne, schien dies sein Kalkül nicht zu ändern.
Bis er mich eines Nachts um 2:43 Uhr anrief.
"Hören Sie, Stevens, warum machen wir das Buch nicht als Partner?" Bingo. Ein Durchbruch. Dachte ich zumindest.
Carls Idee war es, eine Partnerschaftsvereinbarung zu treffen, in der er sich verpflichten würde, über sein Leben zu berichten, und im Gegenzug der Vorschuss und die Tantiemen im Verhältnis 70:30 aufgeteilt würden, wobei, raten Sie mal, wer Anspruch auf die 70 Prozent erhob? Natürlich war ich dagegen, und nach wochenlangem Ringen um eine "faire" Vereinbarung kamen wir von 70/30 zu 65/35, dann zu 60/40, zu 58/42, zu 55/45 und schließlich zu der einzigen Aufteilung, der ich zustimmen würde: 50/50.
Nachdem dies beschlossen war, beauftragte Carl seine Anwaltskanzlei, alles in einem 37-seitigen Vertrag schriftlich festzulegen. Bei der Durchsicht dieses juristischen Wälzers fiel mir auf, dass die gesamte Vereinbarung eine List des Mannes war, der während seiner Princeton-Zeit einer der besten Schachspieler auf dem Campus war.
Warum, dachte ich, sollte sich Icahn für Buchvorschüsse interessieren, die - selbst wenn wir einen Bestseller hätten - nach seinen finanziellen Maßstäben verschwindend gering wären. Zuerst schob ich es auf Carls unersättlichen Appetit auf jeden Dollar, den er beanspruchen konnte, aber eines Abends, nachdem ich ihn in zwei Sätzen Tennis mit 6:0, 6:0 besiegt hatte und er beim Abendessen über seine Niederlage grübelte, stellte ich die Verbindung her. Carl...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.