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Pleasure or Pain – woher kommt deine Zauberkraft? Entdecke die magische Welt von "Silvercloak"!
Zwölf Jahre Magierschule. Fünf Jahre Straßenpatrouille. Wenige Minuten bis zu ihrer Prüfung. Endlich steht Saffrons Abschluss an der Silvercloak-Akademie bevor. Nur die besten Magier dürfen ihren Mantel silbern färben und fortan die verbrecherischen Bloodmoons zur Strecke bringen. Aber Saffron gehört nicht zu den Besten: Sie bedient sich der gleichen unlauteren Mittel wie die Bloodmoons: List, Betrug, Lüge. Kein Wunder, dass ausgerechnet sie für eine verdeckte Ermittlung unter den Bloodmoons auserkoren wird, in deren Reihen nicht nur Saffs Leben in höchste Gefahr gerät, sondern auch ihr Herz.
"Umwerfend! L.K. Steven entführt uns in eine schillernde (und oft knisternde) neue Fantasy-Welt. Wir brauchen sofort den zweiten Band!"
VOR ZWANZIG JAHREN
Die Haustür der Killorans wechselte die Farbe, je nachdem, wer daran klopfte.
Himmelblau zeigte eine angenehme Bekanntschaft an, Herzblutrot eine Liebschaft, ob gegenwärtig oder bereits verflossen. Kleegrün stand für einen böswilligen Feind, ein sattes, an Marmelade erinnerndes Pflaumenviolett für einen alten Freund. Senfgelb verkündete Familie oder - wegen einer kleinen Ungenauigkeit der Zauberformel - einen reisenden Händler.
An dem Tag jedoch, als die Bloodmoons kamen, verfärbte sich die Tür zu einem tiefen Schwarz wie am Grund eines bodenlosen Brunnens.
Mellora war gerade von einer langen Schicht im Saint Isidore zurückgekehrt, dem nahegelegenen Krankenhaus für magische Leiden, und hatte ihren Mann Joran und ihre Tochter Saffron ausgelassen kichernd angetroffen. Joran war damit beschäftigt, in aller Ruhe und ganz methodisch alles im Haus in Würste zu verwandeln, einschließlich der Wasserhähne in der Küche, des gesamten Bestecks in der obersten Schublade, mehrerer Zimmerpflanzen, des zornig zuckenden Schwanzes der Katze und seiner eigenen schmalen, leicht gebogenen Nase.
»Sei gegrüßt an diesem schönen Nachmittag«, sagte er sehr ernsthaft zu Mellora, während sie ihren violetten Heilermantel abstreifte. Weil seine Nase eine Wurst war, klang er ein wenig verschnupft. Mit dem dünnen, gewundenen Zedernholzstab tippte er einmal dagegen, und seine hübschen, scharfgeschnittenen Gesichtszüge kehrten zurück.
Saffron stand neben ihm, beide Arme um sein Bein geschlungen, und weinte vor Lachen, die wilden silberblonden Locken fielen ihr ins Gesicht. »Papa, hör auf! Ich kriege keine Luft mehr!«
Wärme flutete Melloras Brust.
Oh, sie liebte die beiden so sehr.
Das Haus der Familie Killoran war rund und recht windschief und über und über mit Wildblumen bewachsen, und Joran hatte für seine Tochter jeden nur denkbaren Winkel verzaubert: In den Bücherregalen fanden sich stets neue Geschichten, im Wohnzimmer bildeten in Laternen gefangene winzige Sterne einen eigenen Mikrokosmos, und der Wasserkocher pfiff, sobald der Tee fertig war, das alte Seemannslied von der Seeschlange. Sämtliche Teppiche konnten jederzeit ganz nach dem Zufallsprinzip abheben und die vor Vergnügen quietschende Saff durch das kleine Dorf tragen. Am besten allerdings gefiel ihr die Wendeltreppe, die sich in eine Rutsche verwandelte, wann immer Saffron das obere Ende erreichte - eine recht anspruchsvolle, an Umgebungsbedingungen geknüpfte Transmutation, die gewöhnliche Magier nicht fertigbringen würden.
Mellora war von viel ernsthafterem Wesen als ihr Mann - schon als Kind war sie unbeugsam geradlinig gewesen -, aber gerade deshalb wusste sie Jorans Albernheiten umso mehr zu schätzen.
Sie hätte sich für ihr einziges Kind keinen besseren Vater wünschen können.
Sie trat an den Schrank mit dem Honigwein und schenkte sich einen großen Kelch voll ein. Sobald der süße, scharfe Wein auf ihre Zunge traf, spürte sie, wie sich ihr Magiequell - erschöpft nach einem langen Tag, an dem sich ein Heilzauber an den nächsten gereiht hatte - wieder zu füllen begann.
Magische Macht war eine endliche Ressource, die sich schnell verbrauchte, aber man konnte sie durch Genuss wieder auffüllen. In ihrem Haus brannten stets duftende Nelkenkerzen, leise Geigenmusik hallte von den Dachsparren wider, und sämtliche Wände hingen voller prächtiger Kunstwerke. Ein Fest für die Sinne, und alles hier diente der Erholung.
Eine andere Möglichkeit, Macht zu gewinnen, war der Schmerz.
Während Genuss die Quantität der Magie steigerte, die einem Magier zur Verfügung stand, steigerte Schmerz die Qualität. Ein uralter Überlebensmechanismus, der die magische Kriegsführung ebenso brutal wie unberechenbar machte.
Mit Schmerz jedoch wollten die Killorans nichts zu tun haben. Nicht nach allem, was Joran erlitten hatte.
»Du verschwendest so viel Zeit damit, mit diesem Haus herumzualbern«, sagte Mellora zu ihm, während er ein Messer verzauberte, damit es wie von selbst Gemüse säuberlich in gleich große Stücke schnitt. »Stattdessen solltest du lieber im Königlichen Kabinett sitzen und das Reich beschützen. Oder an einer Universität lehren. Oder meinetwegen auch magische Heilmittel erforschen. Die Akademie für Arkane Übel und Unpässlichkeiten sucht derzeit .«
»Vielleicht sind mir aber die ganz alltäglichen Freuden genug«, erwiderte er schlicht, strich ihr eine Korkenzieherlocke aus dem Gesicht und küsste sie auf den Mund. Sein langes Haar hatte er mit einem abgenutzten Lederriemen zurückgebunden, und plötzlich verspürte Mellora den Drang, mit den Fingern hindurchzufahren, auf der Suche nach einer ganz anderen Art Genuss.
Und da klopfte es an der Tür.
Gleichzeitig drehten sie sich um.
Beim Anblick des tintenschwarz verfärbten Holzes erbleichte Mellora und stellte mit zitternder Hand ihren Kelch ab. »Saff, du musst dich verstecken.« Die Worte fühlten sich an, als säßen Knochensplitter in ihrer Kehle.
»Aber, Mama«, protestierte Saffron und starrte mit großen, braunen Augen erst ihre Eltern an, dann die Tür, dann wieder ihre Eltern. Sie war sechs Jahre alt und sah plötzlich so ängstlich aus wie ein erschrockenes Rehkitz. »Wer ist das? Ich habe noch nie gesehen, dass die Tür schwarz wird.«
»Bitte«, sagte Joran heiser und legte das erst halb verzauberte Messer weg. Verwirrt klapperte es auf dem Holzbrett herum. »Bitte, Saffy.«
Sie wussten nicht, wer sich auf der anderen Seite der Tür befand. Aber sie wussten es.
Ein weiteres Klopfen, diesmal nachdrücklicher, als wäre dies der letzte kurze Aufschub.
Rasch zog Joran einen Umschlag aus der Tasche seines Umhangs, steckte ihn in die Besteckschublade und fuhr voller Bedauern mit dem Zeigefinger über die kursive Schrift darauf. Mellora beobachtete ihn voller Grauen. Ihr Mann fürchtete sich genug, um einen Abschiedsbrief zu verfassen . dabei fürchtete Joran sich eigentlich vor nichts und niemandem.
»Saffron, wir lieben dich«, flüsterte Mellora und küsste ihre Tochter auf die Wange. Saff schmeckte nach sahniger Butter und Erdbeermarmelade. »Wir sehen uns bald wieder.«
Joran schob ihre Tochter zur Speisekammer, die ebenfalls verzaubert war: Sie verbarg jeden Killoran, der sich darin versteckte, vor den Augen und Ohren eines jeden, der kein Killoran war.
Und auf einmal war Mellora froh, dass ihr genialer Ehemann seine Zeit damit verschwendete, mit ihrem Haus herumzualbern.
Möglicherweise würde nur das jetzt das Leben ihrer Tochter retten.
Im selben Moment, als sich die Speisekammertür mit einem Klicken hinter Saffron schloss, flog die Haustür auf, hing lose in den Angeln, als wäre auch sie völlig verängstigt. Langsam sickerte die Farbe heraus - die Magie -, und das Teakholz nahm wieder sein natürliches schlichtes Braun an. Eine Handbreit unter dem silbernen Türklopfer in Form eines Dämmerwolfs verblasste der Abdruck des Zaubers, mit dem die Tür aufgesprengt worden war.
Im schwindenden Tageslicht traten zwei hünenhafte Gestalten über die Schwelle. Ihre Umhänge waren tief scharlachrot und wurden am Hals von runden Rubinbroschen zusammengehalten, das Revers war mit schwarzem und goldenem Garn bestickt und bildete die Mondphasen ab. Ansonsten waren sie ganz in Schwarz gekleidet, von den kniehohen Stiefeln mit den goldenen Schnallen über die sorgfältig geschnürten Tuniken und weiten Reithosen bis hin zu den Blicken, in denen der Tod stand.
Melloras Magen krampfte sich zusammen.
Bloodmoons.
Eilig trat sie vor, schob sich schützend vor ihren Mann.
»Können wir Euch irgendwie helfen?«, fragte Joran mit schwankender, heiserer Stimme.
»Wir brauchen einen Nekromanten«, erwiderte der kleinere der beiden Männer. Seine Stirn war niedrig, die Stimme klang kratzig. Er verströmte nervöse Energie - wie auch immer ihr Auftrag lautete, er gebot ihnen größte Eile. Und wenn es um die Bloodmoons ging, war nichts so gefährlich wie Verzweiflung.
Joran straffte die Schultern. »Hier werdet Ihr keinen finden.«
»Ach nein?« Der größere der beiden Bloodmoons kniff die grauen Augen zusammen.
Beide starrten Mellora an.
Vor Angst krampfte sich alles in ihr zusammen. Kurz überlegte sie in ihrer Verzweiflung, einen Praegelos-Zauber zu sprechen, um sich ein wenig kostbare Zeit zum Denken zu verschaffen . aber was half das schon, wenn der Teufel bereits mitten unter ihnen war? Das Einzige, was sie jetzt noch hätte retten können, wäre ein Teleportationszauber, aber den hatte man vor langer Zeit aus allen Zauberstäben des Landes verbannt.
Verwirrt warf ihr Joran über die Schulter einen Blick zu. »Mellora?« Er umklammerte seinen Zauberstab so fest, dass die Knöchel weiß anliefen. »Meine Frau ist Heilerin. Das kann ich Euch ganz leicht beweisen.« Er deutete mit dem Zauberstab auf seine Handfläche und vollführte eine Bewegung, als würde er etwas zerschneiden. »Sen incisuren.«
Ein Schnitt klaffte in seiner Haut auf - zu tief, dachte Mellora erschrocken, er hat zu tief geschnitten - und erblühte in dunklem Rot. Er zuckte nicht mal mit der Wimper.
Mellora hob ihren geschmeidigen Stab aus Weidenholz und murmelte, wie sie es schon tausendmal zuvor getan hatte: »Ans mederan.«
Heile.
Obwohl sie ihre erschöpfte Magie nur durch wenige Schlucke Honigwein...
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