Schweitzer Fachinformationen
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Das Blöde an Sexskandalen ist, man gewöhnt sich nie so richtig daran, dass die eigene Grandma einen nackt gesehen hat.
Ich meine, natürlich hat sie mich vorher schon mal nackt gesehen. Sie hat mich schließlich gebadet, angezogen und meinen Hintern mit Babycreme eingeschmiert. Doch das war vor einem Jahr! (Ich habe euch ja davor gewarnt, dass es mit meinen Jokes vielleicht bergab geht.)
Aber ihr wisst schon, was ich meine. Wenn die Pubertät erst mal zuschlägt, ist es höchst unwahrscheinlich, dass eure Eltern (beziehungsweise euer gesetzlicher Vormund) euch au naturel sehen. Schon gar nicht, wenn eure Nippel gepierct sind. Außer natürlich, es gibt ein Nacktfoto von euch, das à la Izzy O'Neill geleakt wurde und fürs ganze Land sichtbar ist. In diesem Fall sind eure nackten Boobs und Genitalien quasi für Millionen von Menschen zur Schau gestellt. Und zwar für immer und ewig, bis dass der Tod uns scheidet.
Es ist jetzt einen oder zwei Monate her, dass die Medien dieses ganze Desaster beendet haben, und Betty war nie etwas anderes als ein Schutzengel für mich. Aber trotzdem habe ich nun an jedem einzelnen Morgen, wenn ich mich zum Frühstück setze, unweigerlich ihr Bild vor Augen, wie sie sich mich nackt vorstellt.
Und das ist grotesk, denn wäre ich an Bettys Stelle, dann hätte ich mir, sobald ich meine Teenie-Enkelin nackt gesehen hätte, sofort Hydrochloridsäure in die Augen gekippt. Oder vielleicht auch eine weniger extreme Flüssigkeit, aber jedenfalls hätte ich versucht, das Bild irgendwie aus meinem Gedächtnis zu schrubben. (Und ich habe noch Glück, weil Bettys Gedächtnis inzwischen nicht mehr das allerbeste ist. Ich erinnere sie immer noch an das eine Mal, als sie ihre Schlüssel im Toaster vergaß und uns dadurch beinah alle umgelegt hätte.)
Der gewohnte Duft von Waffelteig - kurz bevor er an den Rändern zu kokeln beginnt - und das Geräusch eines fröhlichen Popsongs erfüllen die Küche. Betty und ich pflegen unsere Tradition: Sie backt, ich koche Kaffee. Außerdem singt sie falsch zum Radiogedudel. Unser Dackel Dumbledore lungert ungeniert herum. Ich kann fast hören, wie er darum betet, dass Betty eine Wurst runterfällt, aber diesmal hat er Pech.
Es ist so kalt hier drin, dass man seinen Atem sieht, weil wir es uns nur für ein paar Stunden am Tag leisten können, die Heizung aufzudrehen. Und es macht keinen Sinn, unsere Mittel schon morgens zu vergeuden, wenn Betty gleich zur Arbeit aufbricht und ich am ersten Tag nach den Winterferien in die Schule gehe. Also trägt jede von uns zwei Bademäntel, um uns keine Frostbeulen zu holen. Dumbledore hat sein hübsches Zaubererkostüm an, das Betty ihm zu Weihnachten gestrickt hat. Ich bezweifle, dass er voll und ganz zu schätzen weiß, welche Mühe sie sich bei dem Gryffindor-Abzeichen aus Wollresten gegeben hat. Das ist unhöflich, aber da er ein Hund ist, denke ich, sollten wir diesmal Gnade vor Recht ergehen lassen.
»Freust du dich schon drauf, wieder in die Schule zu gehen, Kindchen?«, fragte Betty vollkommen ernst gemeint und ohne eine Spur Sarkasmus. Hat sie wirklich keine Ahnung davon, wie traumatisch das Schulsystem geworden ist? Nein, weil sie hundert Jahre alt ist und denkt, Instagram wäre eine Maßeinheit, die Supermodels beim Kauf von Kokain benutzen.
»Denke schon«, sage ich, da ich weder die Zeit noch die Energie habe, mal wieder zu erklären, warum Bildung eine grausame und ungewöhnliche Strafe dafür ist, dass man geboren wurde. »Obwohl es schon sehr schön war, so viel freie Zeit zu haben, um an meinem Drehbuch zu arbeiten.«
Und das stimmt. Drei Wochen schulfrei, um mein Manuskript - mit der Hilfe von niemand Geringerem als meiner neuen Agentin(!!) - fast zu Tode zu feilen, das war schon traumhaft. Ich kann fast nicht glauben, dass ich tatsächlich zurück an die Edgewood und mein letztes Schuljahr zu Ende bringen muss. Eine heiße Minute lang fing es wirklich an, sich anzufühlen, als wäre ich eine echte Drehbuchautorin und das Überarbeiten von Skripten mein neuer Alltag.
Eines Tages, O'Neill. Eines Tages.
»Du weißt schon, dass du es mich irgendwann lesen lassen musst«, sagt Betty, während sie billige Würstchen in der Bratpfanne herumschiebt. Die spritzen aggressiv, als würden sie selbst gegen ihren geringen Gehalt an Schweinefleisch protestieren. »Dauernd redest du von deinem Skript, deiner Agentin und davon, dass du im Prinzip Quentin Tarantino bist, nur mit mehr Oberweite, und trotzdem lässt du deine gute alte Grandma das verdammte Ding nicht lesen? Zum Teufel, wir wohnen unter einem Dach.«
(Leute, es ist völlig ausgeschlossen, dass ich sie es lesen lasse. Mein Drehbuch - eine komödiantische Version von Pretty Woman mit Geschlechtertausch und einer Myriade geschmackloser Sexwitze - ist eine komplett andere Ebene von unangemessen. Und egal, wie dreckig der Humor der alten Eule sein mag und wie sehr sie das Ganze zum Totlachen fände, gibt es doch sogar für mich Grenzen. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich war ja selbst geschockt.)
Eine Dampfwolke entweicht dem Waffeleisen. Der Kessel pfeift genau in dem Moment, als ich damit fertig bin, löslichen Kaffee und Zucker in große violette Becher zu löffeln. Ich gieße auf, Betty wendet die Würstchen. Wir funktionieren wie eine laute, aber gut geölte Maschine. Was Betty angeht, ein bisschen zu gut geölt. Eine großzügige Isolationsschicht ist für eine ältere Dame ja grundsätzlich nicht verkehrt, aber Cholesterinwerte so hoch wie Wolkenkratzer sind es. Sie sollte eigentlich ihre Ernährung umstellen, aber das symbolische Schälchen Trauben, das wir gekauft haben, um ihren faschistoiden Arzt zu besänftigen, schimmelt auf der Fensterbank fröhlich vor sich hin.
Trotzdem will ich ja nicht, dass sie stirbt oder so. Deshalb schaufle ich ein bisschen weniger Zucker als sonst in ihren Becher. Neues Jahr, neue Betty und der ganze Mist. Dann gebe ich so viel Kaffeeweißer dazu, dass es ihr hoffentlich nicht auffallen wird.
Aber die alte Fledermaus nimmt einen Schluck davon und spuckt ihn sofort theatralisch aus. Und zwar auf Dumbledore. Sein Gryffindor-Kostüm ist voller Flecken von unzulänglich zubereitetem Kaffee. Er blinzelt verwirrt und hebt dann ein kleines Vorderpfötchen, als wolle er der Luft ein High Five geben.
Fassungslos geht Betty auf mich los. »Was ist das denn für eine Brühe? So schlecht hab ich dich nicht erzogen.«
Ganz ehrlich, es können höchstens drei Zuckerkristalle weniger sein als sonst. Das ist wie eine Version von Die Prinzessin auf der Erbse für Arme.
»Beruhig dich mal, Hans Christian Andersen«, erwidere ich. »Ich geb dir mehr Zucker.«
Da sieht sie mich nur verblüfft an. »Hans Christian wer?«
Seht ihr? Bildung ist die totale Zeitverschwendung.
Das einzig Gute an dem ganzen Sexskandal ist die absurde Flut von Abos bei Bitches Bite Back - insbesondere unserer seltsamen Sketch-Comedy mit schwacher Regie. Dass uns nur noch ein paar Hundert Youtube-Follower fehlen, um die 10000 zu knacken, das ist in jeder Hinsicht verrückt.
Der heutige Sketch, geschrieben von eurer einzig Wahren, handelt von Sexpuppen, die ein Bewusstsein entwickeln, eine Armee bilden und Rache an ihrem gruseligen Besitzer nehmen wollen. Diesen Typ benutzt sie nicht nur für irgendeinen abartigen Sex-Mist, sondern tut dabei auch noch so, als wären das seine Dienstmädchen, die er schlägt, sollten sie die Hausarbeit nicht gewissenhaft genug erledigen. Viele seiner Sätze sind Originalzitate berühmter Politiker, Schauspieler und Sportler, denen man sexuellen Missbrauch vorgeworfen hat. Er ist eine Mischung aus all den schrecklichen Typen auf der Welt und dabei absichtlich namen- und gesichtslos. Das soll bedeuten, dass er jeder sein könnte. (Gesellschaftskritische Kommentare mit dreckigen Witzen = mein Modus Operandi.)
Seltsam, dass ich keine männliche Besetzung für die Rolle dieses gruseligen Typen gefunden habe. Deshalb habe ich aus zwei Mülleimern und einem Trenchcoat sorgsam eine Zweitbesetzung gebaut.
Diesmal habe ich in den Sketch eine Sprechrolle für unsere neue und ausgezeichnete Freundin Meg geschrieben. Sie hat vorher noch nie Theater gespielt, an unserem Youtube-Kanal war sie jedoch schon immer schwer interessiert. Genau genommen war sie erst ein Fan, bevor wir Freundinnen wurden, was total süß ist. Obwohl sie sich zunächst nicht sicher war, ob sie mitmachen sollte, filmte ich sie unbemerkt, während sie sich mit Ajita unterhielt. Am Ende liebte sie, wie sie gefilmt aussah - und hasste auch ihre Stimme nicht so sehr, wie sie es erwartet hatte. Also stimmte sie zu, unsere neueste Schauspielerin zu sein. Während der Ferien schrieb sie mir fünfmal täglich, um zu fragen, wie genau eine Sexpuppe das Wort »Vagina« aussprechen würde.
Es ist uns auch gelungen, die meisten Mädchen aus der Theater-AG zu engagieren, damit sie die irren Sexpuppen spielen. Fern Fournier - eine geradezu absurd coole Franko-Japanerin aus der Neunten mit fantastischen Fähigkeiten als Maskenbildnerin - hat sich bereit erklärt, allen ein Styling als Crazed Sex Doll zu verpassen. Ich versuchte mein Glück an der Theke von Sephora in der Stadt und fragte, ob man dort zu einer Herausforderung bereit sei. Aber anscheinend ist Crazed Sex Doll2 zwar der Name von einem ihrer überteuerten Lippenstifte, aber kein Styling, mit dem man dort vertraut ist.
Also befinden wir...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.