Schweitzer Fachinformationen
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Adina Pfefferkorn versuchte, gleichmäßig zu atmen. Als der Rhythmus einigermaßen passte, drückte sie auf ihr Handy. »Wann kommst du heute nach Hause?« Sie fürchtete, dass Oli ihr Herzklopfen am anderen Ende der Leitung hören konnte.
»Pünktlich, warum fragst du?«
»Ich möchte uns Spaghetti Carbonara kochen. Die warten nicht gern in der Schüssel.«
Oli lachte. »Ich kenne da noch jemanden, der nicht gern wartet. Wenn nichts mehr passiert, bin ich halb sechs da. Küsschen!«
»Küsschen zurück!« Adina drückte den roten Button und leckte sich hastig über die Lippen. Puh, das war gut gegangen. Oli hatte nichts von ihrer Aufregung mitbekommen.
Sie bewegte sich in Richtung Küche und schaute auf die Uhr. Zwei Stunden blieben ihr, dann musste sie fertig sein. Sie wollte alles perfekt haben, den gedeckten Tisch, die Kerzen, den Wein und das Essen. Und sich selbst.
Adina legte die Zutaten auf den Küchentisch und stellte den Topf auf den Herd. Dann ging sie ins Bad, nahm eine Dusche und wusch ihre Haare mit dem Limetten-Shampoo, das Oli so gern roch. Die Haare waren noch ein wenig feucht, als sie mit den Vorbereitungen für das Essen begann.
Als Erstes schnitt sie den Schinkenspeck in kleine Würfel. Dann stellte sie einen Topf für die Spaghetti bereit. Die Schüssel für das fertige Essen holte sie aus dem Wohnzimmerschrank. Das Sonnengelb passte zu ihrer Stimmung. Auf dem Tisch legte sie sich Eier, Parmesan, einen Rührbesen und einen großen Löffel zurecht. Dann rückte sie die Salz- und Pfeffermühlen näher an den Ort des Geschehens und nahm die Spaghettipackung aus dem Schrank. Für den Vorspeisensalat schichtete sie Tomatenscheiben, Mozzarella und Basilikum übereinander, würzte mit Salz und Pfeffer und gab Balsamico und ein paar Spritzer Olivenöl dazu. Bevor sie das Wasser aufsetzte, brachte sie ihre Haare in Form, schminkte sich dezent und wählte ein schwarzes Etuikleid aus ihrem nicht ganz so üppigen Kleiderangebot. Schließlich lebte sie erst seit Weihnachten bei Lars-Oliver Uhlig, den sie liebevoll Oli nannte. Die meisten Klamotten waren in ihrer Berliner Wohnung. Und wann brauchte man im Erzgebirge schon einmal das kleine Schwarze!
Das Spaghettiwasser begann zu simmern. Die Eier waren mit Parmesan und Gewürzen verrührt, der Schinkenspeck ausgelassen. Adina wartete ein paar Minuten, ehe sie die Spaghetti in den Topf beförderte. Dann zog sie sich flink um, steckte ihre Mähne hoch und zündete die Kerzen an. Der rote Shiraz funkelte in den Gläsern.
Adina schaltete die Soundanlage ein. Ihre Wahl fiel auf ein Jazz-Album des Yogev Shetrit Trios aus Israel. Sie hatte den ehrgeizigen Drummer bei ihrer letzten Reise live erlebt und sich für den einzigartigen Mix begeistert: nordafrikanische Rhythmen und andalusische Musik seines familiären Erbes, kombiniert mit zeitgenössischem Jazz, jüdischen und mediterranen Klängen sowie Funk und Drum & Bass. Alle seine bisher erschienenen Alben hatte sie gekauft. Außerdem hielt sie ihn für einen coolen Typen, der sie auch persönlich beeindruckte. Sie mochte Leute, die etwas Eigenständiges kreierten und mit Ehrgeiz an der Verwirklichung ihrer Ziele arbeiteten, also ein bisschen wie sie selbst waren.
Adina tanzte mit leichten Bauchtanzschwüngen zurück an den Herd. Sie umrahmte dabei ihren Kopf mit angewinkelten Armen. Ihre Hüften wippten zum Trommelsolo im Instrumentalstück Mama Dialy. Nur jetzt nichts auf das Kleid spritzen, dachte sie, während sie die Spaghetti abgoss und anschließend mit der Eiermasse und den Schinkenwürfeln in der Schüssel vermischte. Da hörte sie schon die Tür ins Schloss fallen.
Oli öffnete die Wohnzimmertür und schaute erst auf Adina und dann auf den festlich gedeckten Tisch. »Schatz, du weißt es also schon. Und ich habe den ganzen Tag überlegt, wie ich es dir beibringe. Für dich ändert sich natürlich nicht viel. Du kannst bei mir wohnen bleiben. Und die Wochenenden . Schöne Musik hast du ausgewählt .«
»Moment«, unterbrach Adina Olis Redefluss. »Was wolltest du mir schonend beibringen? Eigentlich wollte ich dir etwas sagen. Aber geh schnell Händewaschen, damit wir essen können.«
Oli hob erstaunt die Augenbrauen. »Bist du schwanger? Aber dann darfst du keinen Alkohol trinken.«
Adina prustete los. »Nein, ich bin nicht schwanger. Zumindest weiß ich nichts davon. Dann haben wir wohl beide eine Neuigkeit. Zuerst du!«
»Nach dem Essen. Es wäre schade, wenn alles kalt wird. Dann wechseln wir zusammen mit dem Wein auf das Sofa und besprechen alles, ok?«
Oli kehrte vom Händewaschen zurück. Adina legte Spaghetti auf. »Salat nimmst du dir bitte selbst, ja!«
»Die Spaghetti Carbonara sind köstlich. Manche ertränken sie in Sahne und wundern sich über die glitschige Masse. Du machst das richtig wie die Italiener.«
Adina fühlte, wie die Röte über ihren Hals ins Gesicht strömte. Sie erhob ihr Rotweinglas und streckte es Oli hin. »Danke schön. Auf was auch immer, Schatz«, sagte sie. Die Gläser klirrten ganz leicht, als sie aneinanderstießen. Die CD hatte inzwischen wieder von vorn angefangen und war mit I will wait beim passenden Titel angelangt.
Oli goss nach und nahm die Gläser mit zur Couch. Adina bevorzugte den Sessel, damit sie Oli anschauen konnte. Sie tänzelte mit Beckenkreisen dorthin. Die Dielen knarzten unter ihren Füßen. »Schieß los«, forderte sie Oli auf.
Der machte es kurz und scheinbar schmerzlos. »Ich werde für etwa ein Jahr nach Dresden versetzt.«
Adinas Augen begannen zu strahlen. »Aber das ist doch prima. Ich werde demnächst viel in dieser Gegend sein. Wir können uns in Dresden ab und an sehen.« Adina überlegte kurz. »Ach so, ich habe es dir noch gar nicht gesagt. Zuerst wusste ich nur von Mia, dass mein Auftrag erweitert werden soll. Dann hat Markus angerufen. Ich bin jetzt Beauftragte für ganz Sachsen, nicht mehr nur für das Erzgebirge.«
»Mensch, Adina. Herzlichen Glückwunsch. Ich hatte schon Angst, dass ich dich an Berlin oder weiter weg verliere. Hier ist wenig los für dich Großstadtpflanze. Aber dann dachte ich mir, du hast hier ewig zu tun. Du musst schauen, was aktuell ist. Es gibt ständig Veränderungen. Denk nur an die Montanregion. Weltkulturerbe verpflichtet. In den kommenden Jahren wird sich vieles entwickeln.« Oli hielt Adina das Glas hin. »Cheers«, sagte er, und wieder ploppten die Gläser aneinander.
Adina weilte im Auftrag einer Berliner Marketingagentur im Erzgebirge. Deren Inhaber Markus hatte ein kreatives Tourismusportal entwickelt, in dessen Mittelpunkt mehr das Storytelling stand und weniger die bloße Aneinanderreihung von Daten. Bei dieser Arbeit fühlte sich Adina in ihrem Element. Geschichten erzählen, das konnte sie schon in der Schule recht gut. Deshalb war sie Journalistin geworden. Als sie nach der Trennung von ihrem langjährigen Lebenspartner Sascha den Job in der Redaktion verlor oder besser gesagt aufgab, suchte sie nach einer neuen Herausforderung. Ihre Freundin Mia war ihr zu Hilfe gekommen. Sie kannte Markus und hatte von seinen Plänen für das deutschlandweite Projekt gehört.
Adina plauderte munter los. »Klimawandel, Corona-Virus, Spannungen in einigen Ländern - ich glaube, alles spricht gerade für uns. Viele besinnen sich mangels möglicher Auslandsreisen auf Urlaub in Deutschland. Sie werden lieber mehrmals fahren, denn planen kann man nicht mehr so langfristig. Markus hat das recht schnell begriffen. Und Sachsen ist geradezu prädestiniert für kürzere Aufenthalte mit all den verschiedenen Landschaften, seinen Schlössern und Burgen, den Talsperren und sehenswerten Städten. Allein Dresden .«
»Ich sehe, die Begeisterung hat schon Besitz von dir ergriffen. Nun müssen wir nur alles Logistische klären, dann werden wir sicher gut über die Zeit kommen. Nach der Schwangerschaftsvertretung kehre ich nach Annaberg zurück. Alles hat seine Zeit.«
Adina blickte Oli in die Augen. »Ich will nächste Woche nach Berlin fahren. Begleitest du mich? Ich stelle dich Markus als meinen persönlichen Berater in allen Lebenslagen vor. Ihr seid euch doch nie persönlich begegnet, oder?« Adina kicherte, ging zum Sofa und bettete ihren Kopf in Olis Schoß.
»Da waren ein paar Lagen dabei, auf die ich gern verzichtet hätte«, sagte Oli. Sein Blick wechselte von Adinas Gesicht zum Fenster und von dort in die weite Ferne.
»Ich weiß, woran du denkst. Die Schießerei in Annaberg ging glimpflich aus. Die Neonazis in Grillenburg haben mir nichts getan. Ein paarmal habe ich dir sogar bei den Ermittlungen geholfen. Denk an die Prostituierte in der Annaberger Post. Bei der Leiche im Markus-Röhling-Stollen habe ich dir den Täter wie auf dem Tablett serviert. Nur der durchgeknallte Polizeibeamte in Dippoldiswalde hat mir ein paar Tage Krankenhausaufenthalt verschafft .«
»Adina, du weißt, dass du die Verbrechen magisch anziehst, keine Ahnung, warum das so ist. Ich will mir nicht ausmalen, was alles hätte passieren können. Versprich mir etwas: Lass bitte die Polizei ermitteln und kümmere du dich um Touristen.«
»Oli, wie kann ich dir so etwas versprechen! Ich kann nichts dafür, dass mir ständig Leichen vor die Füße purzeln, so wie der Opa auf dem Waldgeisterweg bei den Greifensteinen. Sieh es so: Alles hat einen Sinn, nur manchmal erkennt man ihn nicht sofort. Ohne die Opas hätten wir uns vermutlich nie getroffen. Und jetzt lass uns ein paar Dinge besprechen. Kommst du mit nach Berlin?«
»Ich fürchte, ich muss die ganze Woche arbeiten. Ich will unbedingt...
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