Schweitzer Fachinformationen
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Die junge Engländerin Megan Stephens verliebte sich 2003 als Vierzehnjährige während eines Griechenlandurlaubs in einen Albaner, den sie im Buch Jak nennt. Sie weigerte sich, nach England zurückzukehren, und zog zu Jak und seiner Familie. Doch dann änderte sich alles: erst drängte er sie, sich zu verkaufen - für ihn, für ihre gemeinsame Zukunft. Dann war plötzlich ein anderer Mann für Megan zuständig, und Jak meldete sich gar nicht mehr zurück, wenn sie ihm schrieb. Selbst danach dauerte es noch eine ganze Weile, bis sie begriff, dass sie in die Hände von Menschenhändlern geraten war! Sechs Jahre lang lebte Megan als Zwangsprostituierte in Griechenland, erlebte bereits mit 15 ihre erste Schwangerschaft und Fehlgeburt, bis sie endlich gerettet wurde - eine unfassbare, aber wahre Geschichte über Menschenhändler mitten in Europa!
Megan Stephens war ein "Problemkind" mit wenig Selbstbewusstsein. Ihr Buch soll anderen Mädchen die Augen öffnen für die Gefahren, die ihnen drohen.
Ich war vierzehn, als ich mit meiner Mutter nach Griechenland reiste. Anfangs hielt ich dies für den naheliegenden Anfang meiner Geschichte. Doch als ich intensiver darüber nachzudenken begann, wurde mir klar, dass alles schon sehr viel früher angefangen hat, als ich noch ein kleines Mädchen war. Die Beschäftigung mit meiner Kindheit hat mir klar gemacht, weshalb ich später auf eine ganz bestimmte Weise handelte und reagierte.
Im Alter von knapp zwölf Jahren entwickelte ich mich vom »Kind mit Problemen« zum »Problemkind«. Schon in diesem zarten Alter trug ich eine gehörige Portion Wut mit mir herum, die sich als schlechtes Benehmen entlud. Sie schlug nie in Gewalt um; ich war nur streitsüchtig und beharrte darauf, das zu tun, was ich mir an verrückten, unvernünftigen Dingen in den Kopf gesetzt hatte. Obwohl ich sie beide immer liebte, hatte ich mich ständig mit meiner Schwester in der Wolle und gab meiner Mutter patzige Antworten, in der aufsässigen lauten Art, wie es manche Teenager tun. Danach, mit ungefähr zwölf, fing ich an, die Schule zu schwänzen und von zu Hause wegzulaufen.
Wenn ich heute darüber nachdenke, tut es mir um meiner Mutter Willen leid. Es muss alles ziemlich schockierend für sie gewesen sein, zumal ich bis dahin ein ziemlich wohlerzogenes kleines Mädchen mit guten schulischen Leistungen war. Ich weiß, dass es schwierig für sie war, mit mir zurande zu kommen, da sie bereits genug eigene Probleme zu bewältigen hatte.
Ich war vier, als sich meine Eltern trennten. Meine erste schlechte Erinnerung ist der Tag, an dem mein Vater uns verließ. Ich saß in unserem Haus auf der obersten Treppenstufe und schluchzte. An diesen Tag habe ich mich immer wieder erinnert, und ich glaube, dass ich weinte, weil ich furchtbare Bauchschmerzen hatte, und später kam ich dahinter, dass ich jedes Mal fürchterliche Bauchschmerzen bekomme, wenn ich mich fürchte oder aufrege. Daher gehe ich davon aus, dass die Tränen - und die Bauchschmerzen - auf den Auszug meines Vaters zurückzuführen waren.
Als er aus dem Wohnzimmer in den Flur kam, rief ich zu ihm hinunter: »Bitte, Papa, geh nicht!«
Er blieb stehen und schaute zu mir hinauf, und ich hielt für einen Moment den Atem an, da ich glaubte, er würde uns vielleicht doch nicht verlassen. Aber dann winkte er mir zu und ging durch die Haustür davon.
Ich vergötterte meinen Vater, und irgendwie habe ich es nie verwunden, dass er uns verließ. Doch ich habe auch viele gute Erinnerungen an meinen Stiefvater John, der schon kurz nach Papas Verschwinden bei uns einzog. Als Kind mochte ich die Schule, und was mir an John unter anderem wirklich gefiel, war die Art, wie er mit mir immer über alles sprach, was ich gerade lernte. Und er half mir bei den Hausaufgaben. Im Gegensatz zu meinem Vater war er auch sehr ordentlich, und solange er da war, war unsere Wohnung immer sauber und aufgeräumt.
Zu jener Zeit lebten wir in einer guten Gegend der Stadt. Dafür hatte meine Mutter gesorgt. Sie meinte, sie wolle meiner Schwester und mir mehr Möglichkeiten eröffnen und uns ein besseres Leben sichern, als sie es gehabt hatte, weshalb sie auch darauf bestand, dass wir uns immer »anständig« ausdrückten und benahmen.
Mein Vater war sehr weit weggezogen, als er uns verließ - genau ans andere Ende der Stadt -, und manchmal besuchten meine Schwester und ich ihn am Wochenende und übernachteten dort. Meine Mutter erzählte mir später, er habe vor ihrer Trennung angefangen, zu trinken und Drogen zu nehmen. Als Kind wusste ich nichts über Drogen, aber ich glaube, ich habe mitbekommen, dass er trank, oder zumindest registrierte ich die Folgen seines Trinkens, da er sich manchmal schrecklich benahm, wenn er betrunken war.
Wenn meine Schwester und ich ihn besuchten, gab ihm meine Mutter Geld, damit er für uns sorgen konnte. Doch er muss es in Alkohol umgesetzt haben, denn in den Nächten auf den Sonntag erschien er zu Hause mit wirrem Haar, schmutziger Kleidung und unheimlichem Hunger. Meine Gefühle für ihn beeinflusste das aber nicht: Ich bewunderte ihn immer noch, und jedes Mal, wenn wir uns von ihm verabschieden mussten, heulte ich Rotz und Wasser.
Ich weiß nicht, ob er seine Sucht zu bekämpfen versuchte oder mit seinem Leben zufrieden war. Vielleicht waren Drogen und Alkohol wirklich alles, was ihn noch interessierte. Gewiss machte es manchmal diesen Eindruck, und als er sich zwischen seiner Sucht und seiner Frau sowie den Kindern entscheiden musste, hatte er uns aufgegeben. Schließlich verzichtete er sogar darauf, meine Schwester und mich an den Wochenenden zu sehen, und er wurde so merkwürdig und unberechenbar, dass meine Mutter uns die Besuche bei ihm untersagen musste.
Eine Weile vermisste ich meinen Vater noch sehr, doch dann kamen einige Freunde von meiner Mutter und John an den Wochenenden mit ihren beiden Kindern, und ich begann mich daran zu gewöhnen, dass ich ihm nicht mehr begegnete. Meine Mutter machte jeden Samstagabend eine große Schüssel Popcorn für uns Kinder, die wir verputzen konnten, während wir uns einen Film anschauten. Danach gingen wir nach oben ins Bett, und die Erwachsenen drehten die Musik auf. Ich genoss diese Wochenenden.
Meinen Vater vermisste ich immer noch, aber in seiner Gegenwart hatte ich etwas Angst, und um ehrlich zu sein, es tat mir nicht leid, ihn nicht mehr zu besuchen. Er hatte nie etwas zu essen im Haus, und wenn wir ihm sagten, dass wir Hunger hatten, wurde er nur wütend und schimpfte uns aus, was mich beunruhigte - meinetwegen, wegen meiner Schwester und seinetwegen. Daher war es schön, die Wochenenden einfach als Kind zu Hause verbringen zu können, wo wir spielten und unseren Spaß hatten und uns über nichts Sorgen zu machen brauchten.
Da ich die Älteste war, schien es in meiner Verantwortung zu liegen, mich um meine Schwester und die beiden anderen Kinder zu kümmern, die das Wochenende bei uns verbrachten. Daher erzählte ich ihnen Geschichten und tat so, als hätte ich überhaupt keine Angst, wenn mich die drei mit großen, verschreckten Augen anschauten, weil von unten Kreischen und Gebrüll heraufscholl. Am nächsten Morgen schlichen wir nach unten und räumten das Chaos weg, das die Erwachsenen im Wohnzimmer hinterlassen hatten. Wir hofften, sie würden sich über uns freuen, wenn sie aufwachten, und nicht mürrisch und schweigsam miteinander umgehen.
Später, als ich in Griechenland war, spürte ich häufig den gleichen wild entschlossenen Optimismus, den ich an diesen Sonntagmorgen zu Hause gehabt hatte, wenn wir die überquellenden, oft umgestoßenen Aschenbecher, Bierdosen und Flaschen beseitigten und die zerschmetterten Überreste der Gegenstände entsorgten, mit denen sich die Erwachsenen quer durchs Zimmer beworfen hatten. Ich erinnere mich noch an das Gefühl schrecklichen Grauens, das mich eines Morgens erfasste, als wir nach unten kamen und an die Wände des Wohnzimmers mit Blut beschmiert vorfanden. Auch Wörter standen da, als hätte jemand die Buchstaben mit dem Finger gemalt. Ich weiß nicht mehr, welche Wörter es waren. Ich erinnere mich nur noch, wie sich mein Magen schmerzhaft verkrampfte, als ich sie las, und dass ich dachte, ich müsste mich übergeben.
Auch wenn es anders klingen mag, aber meine Mutter verhielt sich meistens gut und fürsorglich uns gegenüber. Ich weiß, dass sie für mich und meine Schwester wirklich das Beste wollte, und sie arbeitete hart, damit wir alles bekamen, was wir brauchten. Mir wäre nur wohler, wenn sie damals bemerkt hätte, dass diese ganzen Streitereien einen schädlichen Einfluss hatten - zunächst die Kämpfe zwischen ihr und meinem Vater, danach die alkoholgeschwängerten Keilereien, die an den Samstagabenden mit John und dem Pärchen stattfanden, das bei uns am Wochenende übernachtete. Jeder, der mal als Kind aufgewacht ist, weil sich die Eltern anbrüllten, wird wissen, wie es ist, wenn man wach im Dunkeln liegt und zuhören muss, und wie man versucht, es nicht zu hören.
Manchmal, wenn meine Mutter und John einen besonders heftigen Streit gehabt hatten, stürmte John aus dem Haus und knallte die Tür hinter sich zu. Häufig blieb er mehrere Tage weg, und dann saß meine Mutter nach der Arbeit einfach nur im Wohnzimmer herum, schaute Fernsehen oder hörte Musik und heulte. Für ein Kind ist es ein furchtbares Gefühl, sich um die Mutter oder den Vater Sorgen zu machen: Das ist ein Gefühl, als wenn man etwas tun müsste, um die Dinge wieder zurechtzurücken, aber man hat nicht die leiseste Ahnung, was man tun soll oder wie man es anpacken sollte.
Es geschah oft, dass ich meine Mutter umarmen und ihr alles leichter machen wollte. Und es gab Zeiten, in denen ich wütend auf sie war, weil sie etwas tat, was mir Angst machte, obwohl ich dieses Gefühl zu jener Zeit nicht in Worte fassen konnte.
Als wir aus dem Haus auszogen, wollte meine Mutter nicht gehen. Doch das Verhältnis zwischen ihr und John geriet aus den Fugen, und ich glaube, sie hoffte, die unvermeidliche Trennung vielleicht verhindern zu können, indem sie ihm bei allem nachgab, was er wollte. Natürlich klappte das nicht. Wir wohnten noch nicht lange in dem neuen Haus, als sich die Lage weiter verschärfte. Meine Mutter und John stritten sich fast ständig, und dann verlor John seinen Job und hing den ganzen Tag zu Hause herum und trank. Von Zeit zu Zeit hatten sie großen Krach, John stürmte dann aus dem Haus und blieb bei seiner Schwester, während meine Mutter heulte und Trübsal blies und laute Musik hörte. Nach einer Weile taten sie sich wieder zusammen, ich atmete erleichtert auf, und ein paar Tage lang war alles in Ordnung. Danach aber drehte sich der ganze Teufelskreis wieder von vorne.
Hinter dem Haus, aus dem wir auszogen, befanden sich Felder; es lag in einer...
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