Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Direkt nach der Kasse am Eingang zum Gärtnereibereich entdeckten die beiden Freundinnen ihre Gatten.
»Siehst du, da sitzen sie und picheln. Wir winken freundlich und gehen rasch weiter«, entschied Traute.
Die Freundinnen strebten in Richtung Orangerie.
»Ist doch unglaublich. Damals grenzte es fast an ein Wunder, dass Pückler Ananas kultivieren konnte. Bekam man eine von ihm geschenkt, war das praktisch wie ein Orden. Heute kann man das süße Obst überall kaufen - und wenn man es genau bedenkt: Das Ziehen von eigener Ananas ist keine Hexerei, das kann auch der unbegabteste Hobbygärtner.«
»Oh, sieh mal. So ein schönes Paar! Und dort drüben auch. Ach, ist das nicht die Schauspielerin vom Theater? Hm, Namen vergesse ich so leicht!« Traute zupfte aufgeregt an Hildes Stola.
»Könnte sein. Aber unter dem riesigen Hut . schwer zu sagen.«
Die beiden starteten im Gewächshaus ihren Rundgang.
»Oh, sieh nur. Bücher über Gartenplanung und -anlage. Schade, aber meinen Gatten kann ich nicht zu einem kleinen Schrebergarten überreden.« Traute griff nach einem der Ratgeber, begann darin zu blättern. »Kleingarten nach Pückler!« Ihre Stimme triefte vor Bitternis. »Aber nein, das kommt ja für Julius nicht in Betracht. Es macht Arbeit, man muss sich womöglich anhaltend bewegen. Gott bewahre.«
Musik hing wie eine watteweiche Wolke aus Tönen über dem gesamten Areal. Hüllte die Besucher in eine friedvolle Atmosphäre.
Beschwingt, leicht, zur Ausbreitung des Wohlgefühls und Steigerung der Konsumlaune.
Freudige Erwartung waberte über dem Gelände.
Entdecker stöberten zwischen dekorativen und extravaganten Pflanzen, diskutierten mit den Gärtnern, tauschten Geheimtipps aus. Jeder ein Spezialist. Manch kaufkräftigen Gartenkenner nahm der eine oder andere Händler zur Seite und bot ihm spezielle neue Lieblinge an, die sicher den Neid des Nachbarn wecken würden. Manche der Fachmänner wurden von Damen mit Sektkelch begleitet, die gelegentlich nickten oder eher schweigsam zur Seite traten und sich mit kleinen Schlückchen stärkten. Unter den stolzen Blicken ihrer Gattinnen trugen einige Herren schwere Pflanzkübel zur Seite, in denen repräsentative Neuerwerbungen standen, die ganz sicher zum Straßengespräch werden würden.
Pärchen überquerten den Rasen, er im edlen Zwirn, sie im teuren Cocktailkleid. Man nickte gelegentlich anderen Pärchen zu, schlenderte weiter. Einige der Damen wedelten sich mit kunstvollen Fächern Luft zu.
Im Gewächshaus schoben sich die Neugierigen an den einzelnen Ständen vorbei. Das Gedränge nahm zu. Blumenarrangements wurden begutachtet, Kunsthandwerk aus Holz oder Keramik und bemalte Seide . alles war hier zu finden.
»Oh, hast du gesehen? Der OB ist auch da«, tuschelte eine Besucherin in blauer Seide ihrer Begleiterin zu.
Hilde stieß Trautchen leicht an. »Lass uns rausgehen. Mir wird es hier zu heiß und zu voll.«
»Wohin jetzt?«
Hilde deutete auf das Zelt mit den für den Wettbewerb ausgestellten Blumenarrangements.
»Wir sehen uns das an, vergeben Punkte und überlegen dann weiter.«
Trautchen nickte. »Aber danach gehen wir rüber zu den Ständen mit dem leckeren Essen. Mhhhmm. Es duftet bis hier.«
Hilde kicherte leise. »Das ist der Flammkuchen, der hier so duftet, würde ich meinen. Wenn du möchtest, können wir auch damit beginnen und dann gut gestärkt weiterschlendern.«
Offensichtlich wurden inzwischen viele Besucher von Appetit und Hunger geplagt. Die Schlange war schon ziemlich lang. Je näher sie dem Angebot kam, desto dichter die Leiber.
Von fern hörte man den Ruf: »In 15 Minuten startet die nächste Gondel! Verpassen Sie nicht die romantische Fahrt auf den Fließen des Parks!«
»Das könnten wir nach dem Essen auch mitnehmen.« Hilde lachte leise. »Romantisch klingt gut in meinen Ohren.« Sie drehte den Kopf, wollte herausfinden, wo der Anlegeplatz sein könnte.
Trautchen scannte die Umgebung, um weitere Bekannte auszumachen. Sie drehte sich halb um, entdeckte eine Mitteilnehmerin aus dem Leseclub, winkte. Drehte sich gerade wieder zu Hilde um, sah in diesem Augenblick entsetzt, wie die Freundin in sich zusammensackte und auf die Wiese stürzte.
»Hilde! Hilde!«, kreischte sie in schrillem Diskant, als sich ein Blutfleck auf der Körpermitte der Freundin ausbreitete. »Hilde!« Traute fiel auf die Knie, riss sich den Schal von den Schultern und presste ihn auf die Stelle, aus der das Blut austrat. »Hilfe! So ruf doch jemand einen Arzt!«
Das Blut der Freundin ließ sich nicht aufhalten, es quoll ungehemmt über Trautes Hände.
Leute drehten sich um, jemand rief: »Polizei! Hilfe! Polizei!«, weitere Stimmer fielen verstärkend ein, andere tippten in ihre Handys, wieder andere schossen Fotos.
All das dauerte nur wenige Sekunden.
Der Schock dehnte sie zu unendlichen Minuten.
»Es dauert zu lange!«, schrie Traute panisch. »Meine Freundin stirbt unter meinen Händen!«
»UUiiiiiihhhhh!«, quietschte unerwartet eine dünne Frau im Sommerkleid. »Da liegt ein Messer! Ein blutiges Messer!«
Als sie sich reflektorisch bücken wollte, um es aufzuheben, schloss sich eine harte Hand um ihren Oberarm, zerrte sie in die Aufrechte. »Lassen Sie das! Dieses Messer stammt wohl vom Täter! Wenn es die Waffe ist, mit der die Frau verletzt wurde, ist es ein wichtiges Beweismittel«, stellte ein junger Mann klar und band seine lockigen langen Haare mit einem Gummiband zusammen. Stülpte den Hut, den er bisher getragen hatte, über das Messer, stellte sich aufrecht, breitbeinig und kämpferisch in Positur. »Hier fasst keiner was an!«
Ein massiger Riese drängte die Menschen auseinander. »Nachtigall! Kriminalpolizei. Hat jemand schon den Notarzt verständigt?«
Viele der Anwesenden nickten.
»Treten Sie bitte alle zurück. Niemand verlässt diesen Ort. Sie sind alle wichtige Zeugen!«
Conny, Peter Nachtigalls Ehefrau, schüttelte den Kopf. »Eine Absperrung funktioniert nicht. Aber ich werde versuchen zu erreichen, dass das Tor vorne geschlossen wird.«
Minuten später wimmelte der Garten des Fürsten von Polizei und Sanitätern. Der Notarzt sorgte für einen sofortigen Abtransport der Verletzten.
»Ich möchte nun von Ihnen wissen, ob jemand gesehen hat, was passiert ist. Wir nehmen von allen hier Anwesenden die Namen auf und fertigen von ersten Aussagen ein Protokoll an«, verkündete Nachtigall laut.
Er wandte sich Traute zu, die noch immer hemmungslos schluchzte und versuchte, das Blut von ihren Händen zu reiben. »Sie sind eine Freundin der Verletzten?«
Ein zitterndes Nicken.
»Übrigens: ein Stich mit einem Messer«, verkündete der junge Mann, lüftete seinen Hut. »Diesem hier wahrscheinlich.«
Nachtigall machte dem Team der Spurensicherung ein Zeichen.
Peter Nachtigall nahm den jungen Mann beiseite. »Das war eine gute Idee von Ihnen, die mögliche Tatwaffe zu sichern.«
Das Lob schien dem Fremden zu gefallen. »Na, ich gucke mir gern im Fernsehen Krimis an. Zum Lesen komme ich eher wenig.«
»Ich brauche Ihre Personalien. Vollständige Angaben zu Ihrem Namen, der Meldeadresse und möglichst Ihre Telefondaten, damit wir Sie bei Rückfragen erreichen können.«
»Schon klar. Claudius Brohm.« Er kramte in der Tasche seiner Jacke. »Wissen Sie, es ist einfacher, wenn ich Ihnen meine Karte gebe. Ich habe eine kleine Firma, bin Fachmann für Analyse und Statistik.«
»Danke.« Nachtigall steckte die Visitenkarte ein. »Ist Ihnen jemand aufgefallen? Jemand, der schnell davonlief? Oder sich besonders dicht an die Verletzte herandrückte?«
Der Zeuge zuckte mit den Schultern, drehte die Handflächen gen Himmel. »In dieser Schlange wurde nicht gedrängelt. Wir sind im Park des Fürsten Pückler, da benimmt man sich anständig. Außerdem wollte der Messerstecher sicher nicht auffallen, bevor er seinen Plan umgesetzt hatte. Hätte er geschubst, wäre ihm jede Menge Aufmerksamkeit sicher gewesen.«
»Er ist entkommen, bevor die Umstehenden überhaupt bemerkten, dass jemand verletzt wurde. Vielleicht befindet er sich noch auf dem Gelände.«
»Wenn er es geschafft hat, kein Blut abbekommen zu haben, ja. Ansonsten müsste er sich etwas einfallen lassen, um die verdächtige Kleidung loszuwerden«, Brohm sah sich um. »Nicht ganz einfach. Zumal ihm dazu nicht viel Zeit blieb.«
»Viele Besucher haben Fotos gemacht. Starten Sie einen Aufruf, die Bilder an die Polizei zu schicken.«
»Das machen wir in so einem Fall routinemäßig. Schon bei den ersten Gesprächen fragen wir danach.«
»Die Frau wird nicht überleben, schätze ich.« Brohm wandte sich zum Gehen. »Ich bin Ersthelfer beim Katastrophenschutz.«
Peter Nachtigall sah dem Analysefachmann perplex nach.
Plötzlich tauchte Maja Klapproth neben ihm auf.
»Na, dich kann man nicht einmal auf ein Gartenfest gehen lassen - und schon gibt es eine Messerstecherei«, stellte die Kollegin trocken fest.
»Opfer ist eine Dame, die in der Warteschlange vor den Flammkuchen stand. Es muss sehr schnell gegangen sein. Die Freundin wartete direkt neben ihr und hat den Überfall nicht bemerkt«, gab Nachtigall einen knappen Überblick, ohne auf den Kommentar der Kollegin einzugehen.
»Und den Täter haben wir unter den Gästen?«
»Ist nicht sicher. Aber möglich. Wir müssen alle Büsche und auch die Toiletten durchsuchen. Möglicherweise hat der...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.