Schweitzer Fachinformationen
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Bauchweh oder Durchfall hat jeder mal. Aber was, wenn sie zum ständigen Begleiter werden und ein normaler Alltag kaum möglich ist, weil der Darm nicht mitspielt?
Hunderttausende leiden allein in Deutschland an Colitis ulcerosa, einer chronischen Entzündung des Dickdarms. Einer von ihnen: TV-Star und Influencer Philipp Stehler.
Nach Jahren des Verdrängens, des heimlichen Leidens und der ständigen Medikamenteneinnahme entschied sich der Frauenschwarm, mit dem Tabu zu brechen und offen über seine Krankheit zu sprechen. Er hat sich der Herausforderung gestellt und seinen ganz persönlichen Weg gefunden, mit Colitis ulcerosa zu leben. Ein sehr persönliches Mut-mach-Buch für alle, die meinen, dass auch sie die "Arschkarte" gezogen haben.
RAUS INS LEBEN
Ich hatte echt eine coole Kindheit und Jugend - und ich glaube, das hat mich auch stark gemacht für das, was später kommen sollte ..
Ich wuchs im idyllischen Bad Freienwalde auf, das sich, obwohl ich nur ein Jahr vor der Wende am 6. Juni 1988 auf die Welt kam, noch viele Jahre den alten »DDR-Flair« bewahrt hat. Auch wenn mein Heimatörtchen gerade mal 60 Kilometer Luftlinie von Berlin entfernt war, lagen tatsächlich Welten zwischen der neuen Hauptstadt und meinem Zuhause. Heute würde man die Lage wohl als »am Arsch der Welt« bezeichnen, aber für mich war es damals das Paradies.
Das große alte Haus, in dem wir wohnten und in dem mein Vater bis heute lebt, stand draußen am Ortsrand. Vorne raus begann auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Wald, hinten raus war nichts als Felder. Ich war also ein richtiges Dorfkind - auch wenn sich Bad Freienwalde aufgrund seiner Einwohnerzahl tatsächlich als Stadt bezeichnen darf.
Wenn ich nicht in den Kindergarten oder später in die Schule musste, war ich eigentlich immer draußen unterwegs. Hab mit den Nachbarskindern Verstecken gespielt, Klingelstreiche gemacht oder Baumhäuser gebaut. Computerspielen fand ich langweilig, viel lieber habe ich im Wald mit Pistolen aus Stöckchen rumgeballert. Wahnsinn, wenn ich denke, was wir Kinder früher für Freiheiten hatten. Man hat uns einfach machen lassen und solange wir pünktlich zum Essen wieder zu Hause waren, war alles in Ordnung.
Mein Vater Burkhardt arbeitete zu der Zeit als Installateur für Heizungs- und Sanitäranlagen, meine Mutter Bärbel als gelernte Krankenschwester im Pflegedienst. Beide waren also beruflich total eingespannt. Daher war meine Oma, die unten im Haus wohnte, eine ganz wichtige Bezugsperson für mich. Trotzdem waren meine Eltern immer für mich da. Ich habe mich immer geliebt und gut behütet gefühlt. Ich hatte wirklich eine super Kindheit.
Ich war der Jüngste von drei Geschwistern. Mein Bruder Robert und meine Schwester Michaela sind Zwillinge und sechs Jahre älter als ich. Beides war vermutlich der Grund dafür, dass wir in meinen ersten Lebensjahren erst mal eher wenig miteinander zu tun hatten - ist halt doch ein recht großer Abstand. Als ich noch kleiner war, hat mich meine Schwester zwar aus irgendeinem Grund oft mitgenommen, wenn sie mit Freunden unterwegs war. Und ich glaube ich war sogar bei ihrem allerersten Kuss dabei. Heute denke ich aber, dass meine Mutter sie vermutlich einfach dazu »verdonnert« hat, auf mich aufzupassen. Es war also wohl eher »Babysitting« als »Geschwisterliebe«.
Für meinen Bruder war ich lange Zeit ebenfalls das Baby, der uncoole »Ausbremser«, auf den man ständig Rücksicht nehmen musste, und der nichts anderes tat, als zu nerven. Unser Verhältnis änderte sich erst, als ich mit 14, 15 angefangen habe, wie er an Mopeds rumzuschrauben. Wir haben wie viele Teenager damals alte Simsons auffrisiert und sind damit über die Felder rund um Bad Freienwalde gebrettert. Und den alten Viehstall im Hof haben wir zum Partyraum umgebaut, indem wir mit unseren Freunden abgehangen haben. Es gab damals ja keine Cafés, Clubs oder Kneipen. Wie gesagt, wir wohnten am Ende der Welt.
Ich war in unserer Familie das Nesthäkchen und vielleicht kommt daher auch die enge Beziehung, die ich zu meinen Eltern habe, besonders zu meiner Mutter. Wir hatten einfach schon immer eine einzigartige Verbindung.
Andererseits muss ich schon sagen, dass ich auch wahnsinnig von Robert profitiert habe. Auch wenn er wegen seiner geringen Körpergröße schon immer überall nur »der Kurze« genannt wurde, hatte er eine unglaublich große Ausstrahlung. Jeder kannte ihn, jeder mochte ihn und heute würde man sagen, er war unglaublich gut vernetzt und super im Connecten. Das war für mich natürlich klasse. Wenn es irgendwo Probleme gab oder es mal nach Ärger roch, war immer jemand zur Stelle, der sagte: »Hey, das ist doch der kleine Bruder vom Kurzen.« Das hat auch mich selbstsicher gemacht. Außerdem fand ich es einfach cool mit den Älteren abzuhängen und mich im Glanz meines großen, kleinen Bruders zu sonnen. Seitdem haben wir ein wirklich gutes Verhältnis. Bis heute.
IMMER WEITER
Bewegung war mir schon immer wichtig. Schon als kleiner Junge war ich komplett sportverrückt. Und ich wollte immer der Beste sein. Bis heute steht auf der Rekordwand meiner alten Grundschule in vereinzelten Disziplinen mein Name. Besonders gut war ich im Turnen. Meine damalige Sportlehrerin empfahl meinen Eltern deswegen, mich nach der Grundschule an einer Sportschule anzumelden. Ich war natürlich Feuer und Flamme und vor allem superstolz. Bis ich mitbekam, dass diese Schule gar nicht in Bad Freienwalde war, sondern in Frankfurt an der Oder. Das war eigentlich nicht so weit entfernt. Aber von zu Hause ausziehen? Das kam für mich überhaupt nicht in Frage. No way! Ich wollte unbedingt bei meinen Eltern und meinen Geschwistern bleiben. Also trat ich den Plan in die Tonne und besuchte statt der »Kaderschmiede« das Bertold-Brecht-Gymnasium in Bad Freienwalde. Aber immerhin hatte ich im Abitur Schwerpunkt Sport und in meiner Handball-Abi-Prüfung eine Eins.
Ich glaube, ich habe während meiner Schulzeit so ziemlich jeden Sport ausprobiert. Ich sag immer: Ich kann alles, aber nichts richtig. Am längsten bin ich beim Fußball »hängengeblieben«. Über sechs Jahre. Doch während mich das Spiel an sich sportlich eher unterfordert hat, war ich technisch leider einfach nicht gut genug, um wirklich was zu reißen. Dazu kam, dass ich in der Mittelstufe in der Schule mal einen ganz schönen Durchhänger hatte und beinahe sitzengeblieben wäre. Ich habe echt super viel gebüffelt, um das Jahr noch zu schaffen. Um auch noch ständig zum Fußballplatz zu radeln, der noch dazu fünf oder sechs Kilometer entfernt war, fehlte mir einfach die Zeit. Also habe ich irgendwann aufgehört zu kicken.
Ich blieb natürlich nicht lange untätig. Inspiriert durch einen Freund meines großen Bruders fing ich mit Kraftsport an - erst zu Hause und dann im Fitnessstudio. Und ich merkte schnell: Das ist mein Ding! Warum nicht an mir selbst »bauen«, statt in der Mannschaft »unterzugehen«. Sicher hatte es auch was mit meiner Größe zu tun. Ich war ja immer eher einer der Kleinsten. Das kannst du natürlich durch Kraftsport gut kompensieren.
Das Studio lag gleich bei uns ums Eck über einer Bowlingbahn und war so eine richtige »Muckibude«, in der nur Männer trainiert haben und wo mehr oder weniger stumpf gepumpt wurde. Trotzdem war es verhältnismäßig leer, ich glaube ich musste 50 Euro im Monat dafür hinblättern. Viel Geld war bei uns eigentlich nie da. Aber weil mein Vater es total wichtig fand, dass ich Sport trieb, schoss er mir etwas zu. Und ich selbst habe neben der Schule als Zeitungsausträger oder in Autowerkstätten gejobbt, eine lange Zeit auch im Supermarkt. Ich war nie der, der alles, wie sagt man so schön, in den Arsch geschoben bekam. Aber das hat mich nicht sonderlich gestört, im Gegenteil. Das hat mich fürs Leben geschult und ich habe dadurch schon recht früh gelernt, dass ich für mein Geld und meine Ziele hart arbeiten muss.
Vielleicht hatte die Arbeit am Körper auch ein bisschen mit meinem inneren Drang zu tun, gesehen zu werden. Nicht, dass ich damit angeben wollte. Wenn jemand gesagt hat, ich solle mal meinen Oberkörper frei machen, war mir das lange sogar eher unangenehm. Vom Training abgehalten hat mich das aber nicht. Ich war jetzt beinahe täglich an den Gewichten und mit Sicherheit der Jüngste unter all den »Muskelprotzen«. Zum Glück gab es einen Trainer, der immer zwischen uns hin und her gelaufen ist und darauf geachtet hat, dass wir alles richtig machten. Denn eigentlich soll man in diesem Alter ja noch gar nicht an Geräten trainieren, sondern lieber nur mit Körperkraft - oder sich zumindest genau zeigen lassen, wie man üben muss, um den Körper zu stärken und nicht zu überlasten. Ich muss zugeben, dass mir das früher ziemlich egal war und ich es deshalb maßlos übertrieben habe. Immer noch mehr Trainingseinheiten, immer mehr Gewicht . Heute bin ich mir sicher, dass der Bandscheibenvorfall, denn ich mit Anfang 20 hatte, auch meiner Sportvergangenheit geschuldet war.
Damals hieß es ja noch, man solle sich bei solchen Sachen schonen. Aber das konnte ich natürlich nicht. Stattdessen habe ich weitergemacht und nur einen Gang runtergeschaltet. Tatsächlich hat das geholfen. Noch heute spüre ich es recht schnell im Rücken, wenn ich länger keinen Sport mache. Aber ich habe gelernt, in Maßen zu trainieren und dabei an alle Körperpartien zu denken. Wenn man mit dem Krafttraining anfängt, sieht man dadurch zwar vielleicht nicht so schnell etwas, aber dafür sind die Proportionen viel besser und vor allem belastet man den Rücken sehr viel weniger.
TRAUMBERUF? POLIZIST!
Nach dem Abi 2008 habe ich kurz überlegt, ob ich nicht Sport studieren sollte. Aber ich habe mich davon abbringen lassen. Zum einen sah ich mich irgendwie nicht als Student an der Uni. Zum anderen wollte ich meinen Eltern nicht noch länger auf der Tasche liegen. Und vermutlich spielte es auch eine Rolle, dass ich immer noch nicht von zu Hause wegziehen wollte. Außerdem war da schon immer diese Idee in meinem Kopf, zur Polizei zu gehen. Ich war tief in mir drin überzeugt, dass dort mein Platz wäre.
Schon als ich mit 16 das erste Schülerpraktikum machen sollte, stand außer Frage, dass ich mich nirgendwo anders bewerben würde. Ich weiß auch warum. Mein Vater ist ein passionierter Angler und seit ich ein kleiner Junge war, hatte ich ihn am Wochenende zum Angeln an die Oder begleitet. Wenn dann die Wasserpolizei...
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