Schweitzer Fachinformationen
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Ihre Träume liegen Welten auseinander
Die zwanzigjährige Kaycee hat das Gefühl festzustecken. Seit dem Tod ihrer Mutter muss sie daheim die Verantwortung übernehmen und hat ihre eigenen Wünsche zurückgestellt. Aber dann ergibt sich die Chance, ihren großen Traum von einer eigenen Konditorei doch noch zu verwirklichen: Kaycee darf an der Realityshow Bake That Cake! teilnehmen. In der Jury sitzt zudem Schauspieler Leo Campbell, der in echt nicht nur noch attraktiver ist als auf dem Bildschirm, zwischen den beiden knistert es auch gewaltig. Doch Kaycee weiß: Nur ein Kuss könnte ihre Chancen auf den Sieg gefährden und ihren Traum für immer zerstören ...
"Mit WORLDS APART beweist Anabelle Stehl, dass sie mindestens genauso gut schreiben kann, wie Kaycee backen: tiefe Gefühle, authentische Charaktere und ein atmosphärisches Setting." LAURA KNEIDL, SPIEGEL-Bestseller-Autorin
Band 2 der WORLDS-Reihe rund um junge Influencer:innen in London von SPIEGEL-Bestseller-Autorin Anabelle Stehl
Mein Handywecker riss mich unsanft aus dem Schlaf, und ich brauchte einen Moment, um mich zu orientieren. Nicht weil mir die vier Wände meines Kinderzimmers nicht vertraut waren, sondern weil ich mit Jeans und dem T-Shirt des Vortags im Bett lag. Die Bügel meines BHs drückten unbequem unter meiner Brust, und ich stand mit einem Stöhnen auf und ließ meinen Nacken kreisen, der ein Knacken von sich gab. Mein Zimmer mochte immer noch aussehen wie damals mit fünfzehn, ich hingegen fühlte mich gerade wesentlich älter, als ich es mit meinen zwanzig Jahren sollte.
Ich zog ein paar frische Sachen aus der Kommode neben dem Fenster und ging dann ins Bad, bevor eine meiner Schwestern die Dusche blockieren konnte. Beim Blick in den Spiegel sog ich die Luft ein.
»Oh shit.«
Meine Augen waren geschwollen und gerötet, und ich hatte es nicht nur nicht geschafft, mich umzuziehen, ich hatte auch vergessen, mich abzuschminken, sodass Spuren meiner Wimperntusche nun meine Wangen zierten. Ich sah schrecklich aus. Schlimmer als Samara Morgan in The Ring. Ich ließ das Wasser am Waschbecken laufen und wartete gar nicht, bis es warm wurde, sondern befeuchtete sofort mein Gesicht und rieb mit den Händen das restliche Make-up weg. Sehr viel besser war das Ergebnis zwar nicht, aber immerhin sah ich nicht mehr aus, als wäre ich einem meiner liebsten Horrorfilme entsprungen.
Die Dusche schaffte es, mich einigermaßen wach werden zu lassen, und als ich mich angezogen hatte, fühlte ich mich fast wieder menschlich.
»Reiß dich zusammen«, sagte ich meinem Spiegelbild und zwang es, mir entgegenzulächeln. Dank der nach wie vor geröteten Augen glückte das Ganze zwar nicht wirklich, aber sollten mich mein Dad, Ada oder Clara darauf ansprechen, würde mir schon eine Ausrede einfallen. Eine besonders emotionale Folge von Bake That Cake! oder so - wäre nicht das erste Mal, dass ich meine Lieblingsshow schon vor der Arbeit schaute.
Ich verließ das Bad und klopfte dann leise an die Tür gegenüber.
»Noch fünf Minuten!«, tönte es mir verschlafen entgegen. Trotzdem öffnete ich sie und trat ans Bett meiner kleinen Schwester. Sie zog sich die Decke über den Kopf, als hätte das warme Flurlicht, das durch den Spalt ins Zimmer fiel, sie verbrannt. »Nur noch fünf!«, sagte sie mit quengelndem Ton.
»Kannst du knicken. Ich bin gestern deinetwegen schon beinahe zu spät gekommen.« Ich setzte mich auf die Bettkante und zog die Decke hinunter - oder versuchte es zumindest, denn sie klammerte sich an den Saum und zog sie ihrerseits nach oben. Ich rollte mit den Augen, musste aber grinsen, weil sie mich so sehr an mich in dem Alter erinnerte. Ich hatte die Schule zwar nicht gehasst, aber das Einzige, was mich motiviert hatte, so früh aufzustehen, war Fiona gewesen.
Ich sollte sie anrufen.
Mein schlechtes Gewissen lenkte mich für einen Augenblick ab, sodass ich vergaß, die Decke festzuhalten. Clara nutzte die Chance und zog sie sich mit einem triumphierenden »Ha!« noch weiter über den Kopf, während sie sich näher an die Wandseite rollte.
Meine beste Freundin Fiona hatte mir etliche Nachrichten geschickt, dass ich sie in London besuchen sollte. Sie bewohnte ein Apartment in Paddington, in der Nähe des Hyde Parks, und wusste ganz genau, wie dringend ich eine Auszeit brauchte. Leider brauchte meine Familie mich hier genauso dringend, und so hatte ich ihre Angebote in letzter Zeit stets ausgeschlagen. Allerdings entschuldigte das nicht meine knappen Antworten. Ich vermisste sie, war jedoch die meisten Tage so müde und ausgebrannt, dass mir selbst die Energie für Textnachrichten, geschweige denn Telefonate, fehlte.
»Komm schon«, sagte ich mit einem Flehen in der Stimme, auch wenn ich Claras Unlust nachvollziehen konnte. Ich hätte mich auch am liebsten wieder im Bett verkrochen.
»Was krieg ich, wenn ich aufstehe?«
»Keinen Tritt in den Hintern«, erwiderte ich trocken.
Mit einem theatralischen Seufzen warf Clara die Decke von sich, und ihr blonder Haarschopf kam verstrubbelt darunter zum Vorschein. »Hast du es mal mit positiver Erziehung probiert?«
Nun musste ich widerwillig lachen. »Positive Erziehung? Wo hast du das denn wieder aufgeschnappt?«
»Ms Shuster, die neue Lehrerin«, sagte Clara und richtete sich endlich im Bett auf, nicht jedoch, ohne herzhaft zu gähnen.
»Hand vor den Mund.«
»Ne, >Hand vor den Mund und du kriegst 'nen Cupcake<, das wäre positive Erziehung.«
»Ziemlich sicher, dass man das Bestechung nennt«, gab ich zurück und zwickte sie in die Seite. »Und jetzt raus aus den Federn und ab ins Bad. Dann kann dir Ms Shuster weitere Dinge beibringen, die du mit deinen elf Jahren noch gar nicht wissen solltest.«
Ich warf Clara einen letzten mahnenden Blick zu und machte mich auf den Weg nach unten in die Küche. Zu meiner Überraschung saß Ada bereits am Tisch und hatte leise Musik laufen. Und der Geschirrspüler rumorte, was bedeutete, dass sie die Berge an Geschirr auf der Spüle eingeräumt hatte, für die ich gestern Abend zu müde gewesen war. Ich hätte sie am liebsten umarmt.
»Hey«, begrüßte meine ältere Schwester mich mit einem Lächeln.
»Hi«, sagte ich und ließ mich ihr gegenüber auf den Stuhl fallen, dessen Holz leicht knarzte. »Du bist früh auf. Was machst du da?« Mit einem Nicken deutete ich auf ihren Laptop.
Sie klappte das Display nach unten. »Nichts.«
Ich zog die Augenbrauen in die Höhe. Zum einen kannte ich Ada gut genug, um zu wissen, dass ihr beinahe schuldbewusster Blick das genaue Gegenteil von »nichts« bedeutete, zum anderen schlief sie für gewöhnlich viel länger. Aufgrund ihrer Krankheit war sie ohnehin dauermüde, und da sie sich ihre Arbeitszeit relativ flexibel einteilen konnte, fing sie meist später an.
»Magst du einen Kaffee?«
»Lenk nicht ab.« Unter dem Tisch stieß ich mit meinem Fuß gegen ihren. »Warum bist du schon wach? Willst du heute früher mit der Arbeit anfangen?«
Ada biss sich auf die Unterlippe, und in ihrem Blick lag Unsicherheit. Dann jedoch klappte sie ihren Laptop mit einem Seufzen wieder auf und drehte ihn zu mir herum. Stirnrunzelnd überflog ich die Seite. »Was ist das?«
»Das sind verschiedene geförderte Weiterbildungen«, sagte sie zögerlich. »Ich bin in einem der Narkolepsie-Foren darauf gestoßen .«
Ich überflog die Website und scrollte mit den Fingern auf dem Touchpad nach unten. Dort waren unterschiedliche Ausschreibungen von Angeboten im Grafikdesign bis hin zur Programmierung.
»Man kann sich dort mit Schwerbehindertenausweis bewerben, und jetzt, da ich den endlich habe, dachte ich .« Sie hob die Schultern und seufzte erneut.
Ich hasste, dass meine erste Reaktion der Stich war, den ich in der Brust fühlte. Ich hasste, dass ich nicht die aufrichtige Freude empfand, die Ada von mir, ihrer Schwester, verdient hatte. Ich hasste es, dass mein erster Gedanke nicht der war, dass Ada endlich vorankam, sondern der, dass ich weiterhin feststeckte.
»Das ist großartig«, sagte ich mit einem Lächeln. Denn das war es. Es war großartig. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass Ada glücklich war - und seit ihrer Diagnose hatte es mehr unglückliche als glückliche Tage gegeben. Ihr Job als Texterin erlaubte ihr zwar, ab und an von zu Hause aus zu arbeiten, und er war, was die Arbeitszeiten anging, ziemlich flexibel, doch ich wusste, dass Ada ihn hasste. Sie war viel zu leidenschaftlich, um Texte für irgendwelche Produkte und Firmen zu schreiben, hinter denen sie gar nicht stand.
»Was davon gefällt dir denn am besten?«
Ada fuhr sich durch die kurzen braunen Haare, als hätte sie sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass sie ihre lange Mähne vor wenigen Wochen abgeschnitten hatte.
»Du findest es nicht doof?«
»Nein!«, sagte ich und meinte es genauso. Was für eine Schwester war ich bitte, wenn Ada sich nicht getraut hatte, mit mir darüber zu reden? »Natürlich ist es nicht doof!«
»Ich würde mich natürlich nur auf Stellen bewerben, die entweder von zu Hause aus gehen oder in der Nähe sind, sodass ich keine langen Wege habe. Aber seit ich das Forum entdeckt habe .« Sie hob die Schultern. »Ich hab endlich wieder Motivation, verstehst du? Es tut mir nur unendlich leid, dass es nicht das ist, was wir uns ausgemalt haben. Wenn ich die Dinge ändern könnte, uns das Café kaufen könnte, ich würd es sofort tun.«
Ihr Blick suchte meinen und spiegelte die Traurigkeit wider, die ich gestern empfunden hatte. Die ich immer fühlte, wenn ich an unseren geplatzten Traum dachte: die Eröffnung unseres eigenen Cafés - natürlich mit Konditorei. So konnten die Rezepte unserer Mum und damit ein Stück von ihr - ein Stück der Familie, die wir einmal gewesen waren - weiterleben. Ich klammerte mich nach wie vor viel zu sehr an diesen Gedanken und lebte mehr in der Vergangenheit und meinen Träumen als in der Realität. Weil diese absoluter Mist war, um ehrlich zu sein. Aber vielleicht musste ich den Tatsachen ins Auge sehen, so wie Ada es tat, und mich damit arrangieren.
»Na, dann zeig mir mal deine Favoriten«, sagte ich und schob meinen Stuhl um die Tischkante herum, um Ada über die Schulter schauen zu können. »Ist doch super, dass wenigstens eine von uns einen neuen Traum gefunden hat.«
Ein Lächeln, das seltsam verschmitzt wirkte, trat auf Adas Gesicht. »Vielleicht ja nicht nur eine .«
Bevor ich nachhaken...
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