Schweitzer Fachinformationen
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Die Menschen, die wir am meisten lieben, haben auch die Macht, uns am meisten zu verletzen
Von einem Tag auf den anderen ist in Miriams Leben nichts mehr, wie es war: Als ihre Familie von ihrem Schwangerschaftsabbruch vor einigen Jahren erfährt, wenden sich ihre Eltern und auch ihre Schwester von ihr ab. Miriam ist verletzt und weiß nicht, wie sie das wieder hinbiegen soll. Zum Glück erhält sie Unterstützung von ihren Freundinnen - und von Elias. Dem Mann, in den sie schon lange heimlich verliebt ist - der in ihr aber niemals mehr als die beste Freundin seiner kleinen Schwester sehen wird. Oder doch?
"Tiefe Gefühle, reale Schicksale und wichtige Messages -das alles habe ich an RUNAWAY geliebt." ROXYSPODCAST
Die AWAY-Reihe:
1. Breakaway2. Fadeaway 3. Runaway
Es gab viel, was ich an Berlin liebte oder besser gesagt zu lieben gelernt hatte. Denn früher war mir die Stadt zu laut, zu groß, zu grau und zu dreckig gewesen. Diese Skepsis war innerhalb des ersten Semesters, das ich hier verbracht hatte, in das komplette Gegenteil umgeschlagen: Ich liebte die heruntergekommenen Ecken genauso sehr wie die für den Tourismus herausgeputzten. Ich liebte die teils ruppige Art der Menschen, gepaart mit ihrer Offenheit, die lauen Sommerabende in Parks und an der Spree, die kleinen Läden, die vielen noch unentdeckten Ecken, das Künstlerische und die Abwechslung, die einen rund um die Uhr erwartete. Ich liebte, dass hier jeder seinen Platz fand. Aber nichts liebte ich so sehr wie all die Cafés, Restaurants und Bistros. Egal ob Burger, Veganes für unterwegs oder ausgiebiges Frühstück - Berlin bot alles in tausendfacher Ausführung.
Als ich letztes Jahr aus dem Umland in die Stadt gezogen war, hatten meine Schwester Louisa und ich es uns zum Ziel gemacht, all das auszuprobieren und uns einmal quer durch Berlin zu futtern. Mal morgens, bevor Louisa ins Büro musste, mal mittags, wenn ich eine Lücke zwischen zwei Vorlesungen hatte, und manchmal auch abends. Jeden Montag, zum Beginn einer neuen Woche, trafen wir uns - wo, bestimmten wir in abwechselnder Reihenfolge. Knapp fünfundzwanzig Orte hatten wir mittlerweile besucht, und so gern wir in manche auch ein zweites oder drittes Mal gegangen wären, wir hielten uns an unsere selbst auferlegten Regeln.
»Guten Morgen!«, begrüßte mich eine Frau mit kurzen braunen Haaren und tätowierten Armen.
»Hallo, ich hab eine Reservierung auf den Namen Voigt.«
»Für ein Tattoo oder einen Tisch?«
»Ähm . einen Tisch?«
Die Frau ließ ihren Zeigefinger über die Seiten eines vergilbten Notizbuchs gleiten. »Yep, hier steht's. Ich habe für euch den da hinten mit den beiden hohen Sesseln ausgewählt.« Sie deutete links an mir vorbei. »Aber um die Uhrzeit ist so wenig los, sucht euch gern was aus. Kann ich dir schon was zu trinken bringen? Kaffee?«
»Alles klar, danke dir! Ich nehm einen schwarzen Tee.«
»English Breakfast?«
Ich nickte.
»Kommt sofort.«
Kurz beäugte ich die Kuchenauswahl, da es nie zu früh für Kuchen war, dann setzte ich mich auf einen der braunen Sessel. Das heutige Café hatte Louisa ausgewählt. Es lag im Wedding zwischen dem englischen und afrikanischen Viertel und war, wenn ich das Schild über der Tür neben der Theke genauer betrachtete, eine Mischung aus Coffeeshop und Tattoostudio. Unter dem Frühstücksmenü, das vor mir auf dem Tisch lag, befand sich eine eingeschweißte Karte mit Samples und Wanna-Dos der beiden Tätowiererinnen des Ladens. Mein Blick huschte über die filigranen Skizzen, bevor ich ihn weiter über die floralen Muster der Tapete und den dunklen Dielenboden wandern ließ. Tattoos waren nicht mein Fall, aber die Einrichtung des Ladens sorgte dafür, dass ich mich direkt wohlfühlte.
Ich schielte auf mein Handy, das bereits kurz nach neun anzeigte. Die U6 nach Rehberge hatte länger gebraucht als vermutet, wodurch ich mich etwas verspätet hatte. Umso ungewöhnlicher, dass Louisa noch nicht hier war - normalerweise war sie stets die Erste.
»Hier, dein English Breakfast und etwas Milch, falls benötigt. Magst du was frühstücken oder wartest du noch?«
»Ich würde noch auf meine Schwester warten, wenn das okay ist«, erwiderte ich.
»Klar, lass dir Zeit.«
Die Frau platzierte den Tee, der auf einer mit weißen Blüten verzierten Untertasse stand, vor mir auf dem Tisch. Ob sie sich die zahlreichen Tattoos, die ihren Arm bedeckten, hier hatte stechen lassen? Eine Weile beobachtete ich sie beim Arbeiten, dann holte ich, um die Wartezeit zu überbrücken, mein Buch aus der Tasche. Heute begann bereits das zweite Semester, und ich hatte keine Ahnung, wie die Zeit so schnell verflogen war. Auch wenn ich mir von Kyra, meiner besten Freundin und Mitbewohnerin, die gesamte letzte Woche blöde Sprüche hatte anhören müssen, hatte ich bereits mit den ersten Büchern begonnen, die ich für die Literaturmodule lesen musste. Ich war in ein Seminar zu den Brontë-Schwestern gekommen und hatte Jane Eyre vorletzte Nacht verschlungen, sodass ich heute Wuthering Heights beginnen konnte.
Eine halbe Tasse Tee und ein Kapitel später saß ich immer noch allein an meinem Tisch. Erneut warf ich einen Blick aufs Handy, auf dessen Display ein Bild von meiner Schwester und mir in London zu sehen war. Es war ein typisches Touristenfoto vor einer roten Telefonzelle, und man konnte die Ähnlichkeit zwischen uns nicht leugnen. Louisa war ein Stück größer, hatte im Gegensatz zu mir blaue Augen, und ihre Haare waren von etwas dunklerem Blond, doch sonst sah man auf den ersten Blick, dass wir Schwestern waren. Sie hatte die gleichen runden Wangen wie ich und eine beinahe identisch aussehende Stupsnase. Von unseren grinsenden Gesichtern wanderte mein Blick ein Stück nach oben auf die Zeitanzeige. Es war beinahe halb zehn. Ich gab den PIN meines Smartphones ein - 1905, Prinz Harrys und Meghan Markles Hochzeitstag - und tippte eine Nachricht an meine Schwester.
Hey, alles okay bei dir?
Louisa war nicht online, und meine Worte an sie blieben ungelesen, allerdings hatte sie die letzte Nachricht, in der ich mich fürs Zuspätkommen entschuldigte, gesehen. Es war absolut untypisch, dass sie unpünktlich war, noch mehr jedoch, dass sie sich nicht meldete. Was, wenn ihr etwas zugestoßen war? Da sie außerhalb wohnte, nahm sie an den meisten Tagen das Auto, das sie mit ihrem Verlobten teilte. Was, wenn sie einen Unfall gebaut hatte?
Ich klickte auf das Anruf-Symbol und hielt mir das Handy mit leicht klopfendem Herzen ans Ohr. Das Freizeichen ertönte mehrmals, doch niemand hob ab. Wahrscheinlich war alles in Ordnung, doch selbst die kleine Möglichkeit, ihr könnte etwas zugestoßen sein, machte mich unfassbar nervös. Ich scrollte durch meine Kontakte, bis ich bei ihrem Verlobten angelangt war. Er hob bereits nach dem dritten Klingeln ab.
»Hey, Miri! Alles okay?« Sorge lag in seiner Stimme, was mich nicht überraschte. Wir kamen super miteinander aus, aber die Male, die ich ihn angerufen hatte, konnte ich an einer Hand abzählen.
»Hi, Kerim. Keine Ahnung, deshalb ruf ich an. Ist mit Louisa alles in Ordnung? Wir sind eigentlich zum Frühstücken verabredet, aber sie ist nicht aufgetaucht.«
»Oh, wirklich?« Kerim stieß einen brummenden Laut aus. »Davon hat sie nichts gesagt. Sie ist direkt zur Arbeit gefahren, glaub ich. Klang zumindest so. Vielleicht hat sie es vergessen? Sie war gestern noch ziemlich lang bei euren Eltern und hatte nicht so viel Schlaf. Generell ist sie momentan ein bisschen geplättet.«
»Hm. Vielleicht. Danke dir.« Die Sorge verstärkte sich nur noch, denn ich glaubte kaum, dass Louisa unser Treffen vergessen hatte. Doch ich wollte Kerim nicht beunruhigen, falls wirklich alles okay war.
»Kein Thema. Oh, hey! Hast du schon ein Geschenk für deinen Vater?«
»Ne, bis auf das Fotoalbum, das ich angefangen hab.«
»Wollen wir was Größeres zusammen schenken? Eine kleine Reise oder ein Wellnesswochenende oder so was?«
»Du hast meinen Papa getroffen, oder? Viel Erfolg, wenn du ihn zu Massagen und Gesichtsmasken überreden magst. Aber ein Wochenendtrip klingt gut. Wir können die Tage ja noch mal reden, ich bin dabei.«
»Cool!«, sagte Kerim. »Ich hoffe, du hast nicht so lange warten müssen. Vielleicht dachte sie, ihr trefft euch mittags.«
»Schon okay«, antwortete ich, verabschiedete mich von Kerim und versuchte es direkt im Anschluss noch einmal bei Louisa, allerdings wieder ohne Erfolg. Sollte sie es wirklich vergessen haben und nun in die Arbeit vertieft sein? Ich konnte es mir kaum vorstellen. Zumal sie ihren Job als Grafikerin in einer Agentur nicht gerade liebte.
Als Louisa fünfzehn Minuten später immer noch nicht da war, packte ich meine Sachen zusammen, bezahlte den Tee und verließ das Café. Allein frühstücken wollte ich nicht, lieber holte ich mir etwas im Bistro der Uni.
Auf dem Weg zur Humboldt schrieb ich meiner Schwester zwei weitere Nachrichten, doch auch diese blieben ungelesen. Mit ungutem Gefühl im Bauch machte ich mich auf den Weg zu meiner ersten Vorlesung. Das war nicht der Start, den ich mir für diesen Tag erhofft hatte. Immerhin war ich nun, im zweiten Semester, wesentlich weniger aufgeregt als zu Beginn des Studiums letztes Jahr im Oktober. Ein wenig freute ich mich sogar.
Mit einem erschöpften Seufzen ließ ich mich aufs Bett fallen. Meine Freundin Phuong hatte mich vorgewarnt, dass die Schonfrist des ersten Semesters nun vorbei wäre und das zweite wesentlich härter starten würde. Leider hatte sie recht behalten. Nicht nur hatte ich heute direkt drei Veranstaltungen in Folge gehabt, meine To-do-Liste war auch schon wesentlich voller als zu Beginn des ersten Semesters. Erneut checkte ich mein Smartphone und sah, dass Louisa alle Nachrichten gelesen und dennoch nicht geantwortet hatte. Ich tippte wieder einmal auf das grüne Symbol, hörte das Freizeichen, doch sie hob nicht ab.
»Ich übertreibe bestimmt vollkommen«, murmelte ich, dennoch ging ich in die Favoritenliste und wählte die Nummer meiner Mutter.
»Miriam, hallo«, erklang ihre Stimme. So schnell, als hätte sie meinen Anruf erwartet.
»Hi, Mama. Wie geht es dir?«
»Kann nicht klagen«, antwortete sie knapp. »Was gibt es?«
Okay, irgendetwas war...
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