HINTERGRUND Fakten - Geschichte - Kunst und Kultur - Berühmte Persönlichkeiten ERLEBEN & GENIESSEN Essen und Trinken - Feste/Events - Mit Kindern unterwegs - Shopping - Übernachten - Urlaub aktiv TOUREN Das nördliche Elsass Auf der Route du Vin Das südliche Elsass REISEZIELE von A bis Z PRAKTISCHE INFORMATIONEN KURIOSES ELSASS
Geschichte
Kelten und Römer errichteten auf dem Donon ihre Heiligtümer. Ein Nachbau erinnert daran.
Region zwischen den Fronten
Tomi Ungerer bezeichnete das Elsass als »Eintopfgericht«, in dem stets jeder Neuankömmling »adoptiert« worden sei, der sich »adaptiert« habe. Es entstand nicht als Heimat eines Stammes, sondern Siedlungsraum vieler Völker, Pufferzone und Beuteobjekt im politischen Kalkül. Die Veränderung ist die Konstante in der Geschichte dieser Region zwischen Rhein und Vogesen.
VOR- UND FRÜHGESCHICHTE
600 000 v. Chr. Altsteinzeit
5000 v. Chr. Jungsteinzeit
1550 - 1200 Hügelgräberkultur
8. Jh. v. Chr. Keltische Landnahme
58 v. Chr. Sieg Caesars, Gründung der Provinz Germania Superior
0 bis 400 Pax Romana
5. Jh. Völkerwanderung: Alemannen siedeln im Süden, Franken im Norden.
Steinzeit
Erste Funde von Jägern und Sammlern im Elsass sind rund 600 000 Jahr alt. In der Jungsteinzeit, ab ca. 5000 v. Chr., drangen Völker aus dem Donauraum in die Oberrheinebene ein und ließen sich auf den fruchtbaren Lössböden als sesshafte Bauern nieder.
Bronze- und Eisenzeit
In der Bronzezeit (ca. 1800 - 750 v. Chr) wurden die Toten in den Jahren 1500 - 1200 v. Chr. in Hügelgräbern bestattet, die am häufigsten im Haguenauer Wald vorzufinden sind. In der Eisenzeit (750 - 50 v. Chr.) lässt sich die Bevölkerung auch geschichtlich, also in Schriftquellen fassen - die Kelten (griechisch »Keltoi«; lateinisch »Galli«). Eine Einwanderung der Kelten nach Mitteleuropa wird nach neuesten Forschungen ausgeschlossen. Vielmehr geht man von einer Entwicklung aus der bronzezeitlichen Bevölkerung im Kernland zwischen Marne und Oberer Donau aus. Das Elsass gehört also zur Heimat der Kelten. Im Oberelsass saß der Stamm der keltischen Sequaner (Hauptort Vesontio, das heutige Besançon), im Unterelsass das Volk der Mediomatriker (Hauptort Brocomagus, das heutige Brumath). Nach 150 v. Chr. wandern germanische Stämme aus dem Norden ein und verdrängten die Mediomatriker in den Raum Metz.
Römerzeit
Als germanische Sueben versuchten, das heutige Elsass unter ihre Oberherrschaft zu zwingen, wurden sie im Jahr 58 v. Chr. unter Führung ihres Fürsten Ariovist von Caesars Truppen in der Nähe von Mulhouse (wohl bei Cernay) entscheidend geschlagen. Das Elsass, das Caesar einmal als »das beste Stück von ganz Gallien« bezeichnete, kam für mehr als 400 Jahre unter römische Herrschaft und wurde Teil der Provinz Gallia Belgica und später Germania Superior. Während der von Kaiser Augustus propagierten Pax Augusta, dem in die Geschichte eingegangenen »Weltfrieden«, erlebte das Elsass vier Jahrhunderte lang Ruhe und Sicherheit. Zum Schutz der Pax Augusta bzw. Pax Romana wurden Militärlager errichtet, die sich zu Gemeinden und Städten entwickelten, so 12 v. Chr. das Militärlager Argentoratum, das heutige Strasbourg. Die Römer brachten wahrscheinlich auch den Weinanbau ins Land.
Germanen
Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reichs überschritten im Dezember 406 zahlreiche Alemannen den zugefrorenen Rhein und nahmen das südliche Oberrheingebiet in Besitz; im nördlichen Teil siedelten die Franken.
MITTELALTER
496 Sieg Chlodwigs über die Alemannen
bis 911 Karolingisches Reich
1079 - 1268 Herrschaft der Staufer
ca. 1250 - 1648 Herrschaft der Habsburger
1354 - 1679 Zehnstädtebund
Frankenreich
Nach dem Sieg des Merowingerkönigs Chlodwig über die Alemannen im Jahr 496 wurde das elsässische Gebiet Teil des machtvoll aufsteigenden Frankenreichs. Um 590 vollendete der iroschottische Wandermönch Columban die Christianisierung, Klöster entwickelten sich zu Trägern des kulturellen Lebens, Straßburg wurde Bistum. In der sog. »Fredegarchronik« tauchte für die Jahre 620 - 630 der Begriff »Alesacius« auf: Zum ersten Mal steht der Name »Elsass« für eine geografische und politische Einheit. Ab 640 entstand unter der Dynastie der Etichonen ein erstes elsässisches Herzogtum. Dessen bekanntester Repräsentant war Attich oder Eticho, der Vater der hl. Odilie, die auf dem heutigen Odilienberg das erste elsässische Frauenkloster gründete und seit 1807 als Schutzpatronin des Elsass gilt.
Karolinger
Unter Karl dem Großen gehörte das Elsass zum Kernland des Frankenreichs. Doch bereits unter seinem Sohn Ludwig dem Frommen begann der Zerfall des karolingischen Imperiums. Nach Streitereien der vier kaiserlichen Söhne schlossen 842 Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle einen Bündnisvertrag, die Straßburger Eide, in altfranzösischer und althochdeutscher Sprache. Es ist das älteste offizielle Dokument, das die Trennung beider Sprachen besiegelte. Bereits ein Jahr später wurde im Vertrag von Verdun das Karolingerreich dreigeteilt, und das Elsass kam zum schmalen, von Friesland bis Rom reichenden lotharingischen Mittelreich. Allerdings teilten es 870 Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle im Vertrag von Meersen unter sich auf: Das Elsass fiel mit einem Teil des heutigen Lothringen an das Ostfränkische und damit an das spätere Deutsche Reich, das restliche Lothringen wurde 800 angeschlossen. Die Grenzen des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation blieben bis zum 17. Jh. unverändert.
Staufer
Im Jahr 925 vereinigte Kaiser Heinrich I. das Elsass und mit dem Herzogtum Alemannien zum Herzogtum »Schwaben und Elsass«. Von 1079 bis 1268 herrschten die schwäbischen Staufer als Herzöge im Elsass, das Kernstück der kaiserlichen Hausmacht wurde, nachdem die Staufer 1138 die Kaiserwürde erlangt hatten. Während der Stauferzeit erreichten das geistige Leben und die Wirtschaft im Elsass eine bedeutende Blüte. Zahlreiche Burgen und Kirchen wurden erbaut, in Haguenau errichtete Kaiser Friedrich Barbarossa eine prunkvolle Kaiserpfalz, die später Ludwig XIV. schleifen ließ.
Habsburger
Im Jahr 1268 lösten die Habsburger, ein ursprünglich aus dem Elsass und der Schweiz stammendes Geschlecht, die Staufer im Oberrheingebiet ab. Die neuen Herrscher setzten Adelsfamilien als Regierungsvertreter ein, sodass das Elsass in zahlreiche weltliche und geistliche Landesherrschaften zerfiel. 1354 schlossen Colmar, Münster, Türkheim, Kaysersberg, Schlettstadt, Oberehnheim, Rosheim, Hagenau, Weißenburg und das heutige pfälzische Landau den Zehnstädtebund zur Verteidigung ihrer Reichsunmittelbarkeit gegen die mächtigen Reichsfürsten. Der Zehnstädtebund wurde erst 1679 von Ludwig XIV. aufgelöst. Im Schutz der Stadtmauern blühten Kunst, Architektur und Wissenschaft auf. Straßburg entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Zentren des deutschen Humanismus und war Wegbereiter der toleranten Haltung des Elsass in den späteren Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten. Aber Handel und Wohlstand wurden wiederholt durch Seuchen, Plünderungen und Kriege gefährdet.
Hundertjähriger Krieg
Während des Hundertjährigen Kriegs zwischen Frankreich und England (1337/1339 - 1453) drangen immer wieder marodierende Söldnertruppen aus Frankreich ins Elsass ein. 1469 verpfändeten die Habsburger die Landgrafschaft Oberelsass an Herzog Karl den Kühnen von Burgund, der von einem burgundischen Großreich träumte. Mit einer solchen Transaktion über ihre Köpfe hinweg zeigten sich die Elsässer nicht einverstanden, und mit Hilfe der Schweizer Eidgenossen und des Herzogs von Lothringen gingen sie gegen Karl den Kühnen vor, der in der Schlacht von Nancy 1477 fiel.
REFORMATION UND GEGENREFORMATION
1524 Bauernkrieg
seit 1523 Reformation im Elsass
1580 Jesuitenkolleg in Molsheim als Zentrum der Gegenreformation
Bauernkrieg
Straßburg war bald die führende Stadt der Reformation im Südwesten des Reichs. Viele elsässische Protestanten verbündeten sich mit den aufständischen Bauern, die gegen die Repressalien der weltlichen und geistlichen Herrschaft rebellierten. Doch das gewaltige Heer von 40 000 Bauern unterlag den Truppen des Herzogs Anton von Lothringen, der die Revolte überaus blutig niederschlug: In den Schlachten von Lupstein und Scherwiller starben mehr als 25 000 Menschen, was damals in etwa einem Zehntel der elsässischen Bevölkerung entsprach.
Gegenreformation
Mitte des 16. Jh.s erreichte die Gegenreformation das Land am Oberrhein. Zentrum der gegenreformatorischen Bewegung war Molsheim, wo 1580 die Jesuiten ein Kolleg gründeten, das 1618 zur katholischen Universität erhoben wurde (1702 verlegte man die Hochschule nach Straßburg). Beide Konfessionen waren im Elsass zahlenmäßig in etwa gleich verteilt. Mülhausen und der Großteil des Unterelsass...