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Nach dem Tod seiner Frau braucht der ehemalige Polizeikommissar Rolf »Wolf« Larsen einen Neuanfang. Von der Großstadt Oslo zieht er nach Bø, einem kleinen Ort in der abgeschiedenen norwegischen Provinz Telemark, wo er sich als Privatdetektiv selbstständig macht. Sein erster Fall beginnt scheinbar harmlos: Wolf soll herausfinden, ob der Ehemann von Sofia Jacobsen sie betrügt. Doch während seiner ersten Observierung wird sein Zielobjekt getötet, und Wolf entgeht nur knapp demselben Schicksal. Bei seinen Ermittlungen trifft er auf die Journalistin Sanna, die ihm entscheidende Hinweise gibt und hinter deren ruhiger Fassade mehr steckt, als sie preisgeben will. Die beiden verstricken sich immer mehr in einen Fall, in dem nichts so ist, wie es scheint ... Der atmosphärische und spannende Auftakt der neuen Norwegen-Krimi-Reihe von Bernhard Stäber um das ungleiche Ermittlerduo Wolf und Sanna. eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung
Die weibliche Stimme am anderen Ende der Verbindung klang volltönend, jedoch mit einem Hauch von Nervosität.
»Der bin ich«, erwiderte Wolf mit dem Mobiltelefon am Ohr, während er sich in dem halbdunklen Flur umsah. Das Regenwetter hatte den Tag so verfinstert, dass das Licht nur spärlich durch die schmale Milchglasscheibe in der Mitte der Haustür drang.
»Mein Name ist Sofia Jacobsen. Ich habe Ihre Nummer aus dem Internet«, sagte die Stimme an seinem Ohr. »Ich ... ich habe gehört, Sie sind ein selbstständiger Privatdetektiv? Hier in der Telemark?«
Wolf runzelte die Stirn. Er war noch nicht einmal richtig umgezogen und bereits Gesprächsthema? »Das stimmt. Ich bin etwas überrascht, wie schnell sich das herumgesprochen hat. Darf ich fragen, woher Sie das wissen?« An der Wand hinter sich fand er neben der Haustür einen Lichtschalter und drückte ihn. Eine Deckenleuchte flammte auf und tauchte den Flur in warmes Licht.
Die Frau lachte trocken, aber nicht unfreundlich auf. »Sie sind hier mitten in der Provinz. Nirgends wird man genauer unter die Lupe genommen, besonders, wenn man neu ist. Ein Arbeitskollege meines Mannes hat sich mit Nora Sandberg unterhalten. Der Moderatorin von diesem Outdoor-Programm, Auf Tour mit Nora.«
Wieder Nora, schoss es Wolf durch den Kopf. Inzwischen war er vom Flur links in ein Wohnzimmer abgebogen, das eine große Fensterfront zur Veranda hin aufwies. Am anderen Ende des Raums stand eine hellbraune Sofaecke. Er ließ sich in einem Lehnsessel mit hohen Armlehnen nieder, in dem er trotz seiner Größe beinahe zu versinken schien. »Nora Sandberg hat also einem Kollegen Ihres Mannes von mir erzählt.«
»Erzählt wäre zu viel gesagt. Wissen Sie, mein Mann leitet hier in Bø die öffentliche Stadtbibliothek. Sein Kollege nahm neulich ein paar Bücher von ihr entgegen, die sie ausgeliehen hatte. Sie kamen ins Gespräch, und da muss Nora Sie erwähnt haben. Dass Sie jetzt hier wohnen, im Haus ihrer Eltern.«
»Noch nicht wirklich«, erwiderte Wolf. »Ich bin erst heute hier angekommen.« Am liebsten hätte er Sofia Jacobsen geantwortet, im Haus meiner verstorbenen Frau, denn das war dieses Gebäude für ihn, nicht das von Anne und Nora Sandbergs Eltern. Aber er wollte das Gespräch mit dieser Fremden nicht auf Anne lenken.
»Oje, das tut mir jetzt leid.« Nun war die vage Nervosität, die er schon seit Beginn des Gesprächs in der Stimme seiner Anruferin geahnt hatte, deutlicher zu vernehmen. »Da sind Sie gerade erst umgezogen und ich komme Ihnen schon mit einer Anfrage wegen Ihres Jobs.«
»Das ist schon in Ordnung«, entgegnete Wolf, dessen Aufmerksamkeit nun voll geweckt war. Ein erster Auftrag, gleich zu Beginn seiner Karriere hier auf dem Land? Natürlich wollte er sich den nicht entgehen lassen. Mit etwas Glück würde er ihm noch weitere Türen öffnen. »Worum geht es denn?«, wollte er wissen.
»Ich brauche einen Privatdetektiv. Tatsächlich war ich schon dabei, mir online zwei Detekteien in Oslo anzusehen. Da habe ich von Ihnen gehört. Sie waren bei der Kriminalpolizei in Oslo, ja?«
»Stimmt«, bestätigte Wolf.
»Ich weiß, es ist sehr spontan«, sagte Sofia Jacobsen. »Aber können wir uns vielleicht morgen treffen?«
»Das ist kein Problem«, sagte er. »Da Ihr Mann die örtliche Stadtbibliothek leitet, nehme ich an, Sie wohnen in Bø?«
»Ja, das vermuten Sie ganz richtig. Aber ich möchte nicht, dass wir uns in einem Café treffen. Bø ist eine Kleinstadt, und mein Gesicht ist bekannt.«
»Dann bei Ihnen zu Hause?«
Sie atmete tief durch, ehe sie antwortete. »Das passt leider auch nicht. Mein Mann entscheidet spontan, ob er Homeoffice macht oder nicht. Es wäre mir lieber, wenn wir ungestört sind.«
Wolf beschlich sofort der Verdacht, dass Sofia Jacobsens Ehemann der Grund dafür war, dass sie die Dienste eines Privatdetektivs in Anspruch nehmen wollte. Er speicherte den Gedanken für später ab. »In dem Fall können wir uns hier bei mir treffen, wenn es Sie nicht stört, dass mein Büro noch nicht eingerichtet ist. Ich bin quasi noch von Umzugskartons umgeben.«
»Überhaupt nicht!«, sagte Sofia Jacobsen. Ihre Stimme war vor Erleichterung etwas lauter geworden. »Es wäre großartig, wenn ich morgen vorbeikommen könnte! Es ... es ist nicht so, dass ich bei meinem Anliegen in Zeitdruck bin. Aber ich schiebe das, wobei ich Ihre Hilfe brauche, schon so lange vor mir her, und ... ähm, jetzt will ich es endlich angehen.«
Wolf war nicht entgangen, wie seine Anruferin, die sich bisher sehr souverän angehört hatte, nun am Ende, als die Unterhaltung erneut den Grund ihres Telefonats streifte, wieder nervöser geworden war. Aber er bat sie nicht darum, ihm im Vorfeld mehr Informationen zu geben. Stattdessen fragte er Sofia Jacobsen, ob sie seine Adresse kenne. Sie verneinte dies, vermutete aber ganz richtig, dass das Haus der Sandbergs, das nun Nora und ihm gehörte, etwas außerhalb von Bø und nördlich des Bøflusses lag. Offenbar gehörte es in dieser Gegend zum Allgemeinwissen, über das Zuhause einer lokalen TV-Berühmtheit Bescheid zu wissen.
Sie verabredeten sich für den folgenden Vormittag um halb elf, ehe sie das Gespräch beendeten. Wolf war zuversichtlich, bis dahin ein halbwegs eingerichtetes Büro vorweisen zu können.
Immer noch in den Tiefen des breiten Lehnsessels versunken, steckte er das Handy wieder zurück in seine Hosentasche. Draußen klatschten die Regentropfen im stürmischen Wind bis auf die Verandabretter, ein dumpfes, stakkatohaftes Klopfen, das als einziges Geräusch an seine Ohren drang. In seinen früheren Wohnungen in Oslo hatte er immer Hintergrundgeräusche gehört, polternde Schritte von laufenden Kindern in der Wohnung über sich, Unterhaltungen von Nachbarn im Treppenhaus, der ferne Verkehrslärm des Kirkeveien. Doch dieses Haus atmete völlige Stille. Sein Haus, wie er sich noch immer in Erinnerung rufen musste.
Rechtsanwalt Gjellestad hatte ihm an jenem Spätnachmittag im Mai, als Wolf ihn in seiner Kanzlei in der Oscars gate aufgesucht hatte, eröffnet, dass dieses alte Gebäude jetzt zur Hälfte ihm gehörte, zusammen mit einigem angrenzenden Waldgebiet und einer Jagdhütte der Familie. Anne und Nora hatten in dem Haus ihre Kindheit verbracht. Nach dem plötzlichen Tod ihrer Eltern, einem schweren Autounfall, verursacht von einem betrunkenen jungen Fahrer, der seinen Führerschein gerade einmal drei Wochen lang besessen hatte, waren die beiden noch als Teenager zu gleichen Teilen die Erben der Immobilie geworden.
Anne hatte Gjellestad am 14. Februar 2022 aufgesucht, um ihr Testament aufzusetzen, nur ein paar Tage nachdem sie im Reichskrankenhaus die Diagnose erhalten hatte. Sie war im Gespräch mit ihm offen damit umgegangen, dass sie an einem inoperablen Hirntumor litt und so zeitig wie möglich ihre persönlichen Angelegenheiten regeln wollte. Gjellestad hatte Wolf erzählt, wie beeindruckt er von der Gefasstheit gewesen war, mit der sie über ihre Erkrankung gesprochen hatte.
Wolf hatte nichts davon gewusst, dass seine Frau die Miteigentümerin eines Hauses in der Telemark gewesen war. Selbst als Gjellestad ihm die Immobilie auf der Internetseite des Grundbuchamtes gezeigt hatte, zusammen mit einem Kartenausschnitt, war es ihm noch schwergefallen, die offensichtliche Tatsache zu akzeptieren. Anne hatte nie viel über ihre Kindheit erzählt. Vielleicht war diese Zeit mit zu vielen Erinnerungen an ihre Eltern verknüpft, die sie schmerzten, weil sie nicht mehr am Leben waren.
Er stand auf und sah sich jetzt erst richtig im Wohnzimmer um. Die Einrichtung war so, wie er es von älteren Menschen, die auf dem Land wohnten, irgendwie erwartete: ein heller Teppich mit dezentem altmodischem Blütenmuster, Möbel aus dunklem Holz, ebenfalls hölzerne Regale, in denen vor Büchern mit angegilbten Rücken Kerzen, gerahmte Bilder und anderer Zimmerschmuck stand, der zu teuer aussah, um als reiner Nippes durchzugehen.
Nirgends waren Familienfotos der Familie Sandberg zu sehen. Die einzigen Gegenstände, die eher aus dem letzten Jahrzehnt als aus den frühen Neunzigern zu stammen schienen, waren ein riesiger Flachbildfernseher an der Wand und die darum angelegte Sofaecke, die ebenfalls recht modern wirkte, ohne dabei jedoch den rustikalen Gesamteindruck zu stören. Anscheinend mochte Nora die Einrichtung ihres Elternhauses so sehr, dass sie kaum etwas daran geändert hatte. Auch wenn sie sich dem Vernehmen nach nur sporadisch hier aufhielt, lebte hier ganz offensichtlich eine Person, die Wert auf Komfort legte, wenn sie denn tatsächlich einmal hier war.
Er stand auf, trat vor die Fensterfront zur Veranda und blickte in den verregneten Vorgarten hinaus. Das also war der Ort, an dem Nora und ihre drei Jahre jüngere Schwester aufgewachsen waren. Hier hatte seine Frau ihre Kindheit verbracht. Kleine Schlaglichter, das wenige, was Anne preisgegeben hatte, erschienen vor seinem inneren Auge wie wechselnde Dias, die in einem ansonsten dunklen Raum an die Wand projiziert wurden.
Anne im Kindergartenalter auf...
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