Schweitzer Fachinformationen
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Die Brüder der Communauté staunen bis heute, dass seit dem Ende der fünfziger Jahre Zehntausende Jugendliche auf den Hügel von Taizé kommen.
"Wenn wir die vielen Gesichter junger Menschen aus Nordeuropa, dem slawischen Raum, vom Mittelmeer, aus Afrika, Südamerika oder Asien sehen, wird uns bewusst: Sie bringen wichtige Fragen mit. Noch spät am Abend sitzen sie im Halbdunkel der Kirche und beten. Sie bleiben lange. Im Sommer wie im Winter nehmen sie das Angebot wahr, dass man ihnen zuhört. Aber warum kommen sie? - Sie suchen Gott, den Geist des lebendigen Gottes. Sie suchen das Wesentliche, das unseren Augen oft verborgen bleibt. Sie kommen, um sich ihren Fragen zu stellen - manchmal auch, um eine Last loszuwerden. Sie suchen in Gott einen Sinn für ihr Leben. Und viele sind bereit, zu Hause Verantwortung zu übernehmen."
Jeden Abend bleiben Brüder in der Versöhnungskirche und hören denen zu, die etwas von sich erzählen möchten - oft etwas Belastendes. Dieses Zuhören war für Frère Roger von großer Bedeutung: "Ohne Gemeinschaft mit anderen, ohne sie zu begleiten, könnte ich nicht leben. Das Evangelium sagt, dass Gott uns zuerst liebt - noch bevor wir ihn lieben. Die tiefsten Verletzungen unserer Zeit entstehen durch zerbrochene menschliche Beziehungen. Deshalb ist es so wichtig, den anderen entdecken zu lassen, dass ihn nichts von der Liebe Gottes trennen kann. Doch wie kann er das begreifen, dass das Wesentliche in ihm bereits vollbracht ist?"
Zuhören bedeutet nicht, psychologische Gespräche zu führen oder jemanden zu analysieren. Es ist vielmehr der Versuch, gemeinsam zu erkennen, dass "Gott nur seine Liebe schenken kann". Dieses Wort stammt von Isaak von Ninive, einem christlichen Denker des 7. Jahrhunderts - Frère Roger zitierte es oft.
Beim Zuhören geht es nicht um schnelle Antworten oder gute Ratschläge. Es geht darum, Gott zu verstehen, der in einem Hauch von Stille zu uns spricht. "Anderen zuhören heißt, sie zu begleiten, ohne sie zu etwas zu drängen." Selbstverständlich wird aus diesen Gesprächen nichts schriftlich festgehalten. "Warum? - Jeder soll wissen: Was uns anvertraut wird, wurde in der Gegenwart Gottes gesagt und bleibt in unseren Herzen verborgen."
In manchen Jahreszeiten stellt die Zahl der Gäste die Brüder vor große Herausforderungen - manchmal so sehr, dass sich Frère Roger Sorgen um ihre Gesundheit machte. "Woher neue Kraft nehmen, wenn der Körper an seine Grenzen kommt?", fragte er sich.
"Vielleicht aus dem immer neuen Vertrauen, mit dem die Jugendlichen hierherkommen. Wenn ich mit ihnen zusammen bin, ertappe ich mich oft bei dem Gedanken: So viele Gesichter voller Vertrauen!" Und dieses Vertrauen ist gegenseitig: "Unser Vertrauen in sie wird selten enttäuscht. Es kommt kaum zu ernsthaften Problemen. Tag und Nacht wachen einige Jugendliche über das Leben auf dem Hügel - sie sehen nach, ob alles friedlich verläuft. Doch sie müssen nur selten eingreifen."
In erster Linie schöpfen die Brüder ihre Kraft aus dem gemeinsamen Gebet - morgens, mittags und abends. Aus einem kontemplativen Warten. Und aus der Gemeinschaft, die sie verbindet. "Oft sagen uns Jugendliche, wie wenig Selbstvertrauen sie haben. Es ist schwierig, darauf zu antworten. Wissen sie, dass Vertrauen von anderswoher kommt? Es kommt vom Geist des lebendigen Gottes, der uns begleitet. So können wir die Worte des Psalms zu uns selbst sprechen: Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe, in ihm kann mich nichts erschüttern."
Und Frère Roger fügte hinzu: "Die innere Stille nicht verlieren, wenn die Arbeit uns an den Rand unserer Kräfte führt. Das Wichtigste ist, den Frieden des Herzens nicht zu verlieren."
"Vertrauen ist in Taizé ein Schlüsselwort", schreibt der französische orthodoxe Theologe Olivier Clément in seinem Buch über die Communauté Taizé - Einen Sinn fürs Leben finden: "Es ist vielleicht ein sehr demütiges, alltägliches und einfaches Wort - aber zugleich eines der wesentlichsten. Im Vertrauen liegt das Geheimnis der Liebe, das Geheimnis der Gemeinschaft, und schließlich das Geheimnis des dreieinigen Gottes."
Fragt man Jugendliche, warum sie nach Taizé kommen, sprechen die meisten von der Tiefe des gemeinsamen Gebets. Weil die Communauté für alle offen sein will, gestaltet sie ihr Gebet so, dass es allen zugänglich ist.
Doch die immer größere Zahl junger Menschen stellte die Brüder auch hier vor neue Herausforderungen: Wie kann eine ständig wechselnde Gruppe am Gebet einer Gemeinschaft teilhaben, deren Mitglieder ihr ganzes Leben lang - Tag für Tag - miteinander beten? Wie können Jugendliche in ein meditatives Gebet finden, wenn sie kaum Erfahrung mit dem Gebet haben? Und wie ist es möglich, mit Menschen aus verschiedenen Ländern gemeinsam zu beten, die keine gemeinsame Sprache sprechen?
Die biblischen Lesungen sind bewusst kurz gehalten - und sie werden jeweils in mehreren Sprachen vorgelesen. Vielleicht ist ja gerade jemand unter den Anwesenden, der auf der Suche nach Gott ist, aber die Bibel kaum kennt. Soll ein schwer verständlicher Text ihn davon abhalten, sich Gott zu nähern?
Schon in den frühen Jahren, als nur wenige Gäste kamen, fragten sich die Brüder: Könnten manche Texte eher verwirren als helfen? Deshalb werden Schriftstellen ausgewählt, die staunen lassen - über die Liebe, die von Gott kommt.
Täglich erklingen auch Fürbitten, jede in einer anderen Sprache. Sie enden jeweils mit einem gemeinsamen "Kyrie eleison" oder "Gospodi pomiluj". Dieser Teil des Gebets ist wie eine "Feuersäule" in der Mitte - ein Moment, in dem das Gebet weit wird und die gesamte Menschheitsfamilie umfasst. Freude und Hoffnung, Trauer und Angst - besonders die der Armen und Bedrängten - werden Gott anvertraut.
Die "Gesänge aus Taizé" haben sich auf erstaunliche Weise über die ganze Welt verbreitet. Sie wurden in mehr als fünfzig Sprachen übersetzt und in vielen Ländern aller Kontinente veröffentlicht. Schon vor der politischen Öffnung wurden sie in Osteuropa gesungen - auf Polnisch, Tschechisch, Ungarisch, Slowenisch, Russisch, Ukrainisch und in den baltischen Sprachen. Sie erklingen auf Tagalog in den Slums von Manila, auf Suaheli in Nairobi, auf Koreanisch in Seoul, auf Chinesisch in Hongkong und anderen Teilen Chinas - und ebenso auf Spanisch in Südamerika.
Die Gesänge bestehen meist aus einem kurzen Satz, der wiederholt wird - er prägt sich schnell ein, genau wie die Melodie. Durch ihre Einfachheit führen sie in ein kontemplatives Gebet, das helfen kann, allmählich vor Gott zur inneren Einheit zu finden. Manchmal klingt ein Lied im Inneren noch lange nach. Es wird zu einem Gebet, das den Alltag begleitet - die Gespräche und die Arbeit.
Schon immer haben Menschen auf ähnliche Weise gebetet - als ununterbrochenes Namen- Jesu-Gebet oder mit dem Rosenkranz. Die "Gesänge aus Taizé" stehen in dieser Tradition.
Während des täglichen Gebets in Taizé hat die Stille einen besonderen Platz. Wer die Gemeinschaft mit Gott in Worte fassen will, stößt schnell an Grenzen.
"Die Zeit der Stille gibt dem Herzen Raum für das Gebet", sagt Frère Roger. "Das Evangelium und die Erfahrung vieler Glaubender erinnern uns seit Jahrhunderten daran: Gottes Liebe und den Trost Christi zu empfangen heißt, sich ihm in Stille und Frieden zu überlassen und ihm alles anzuvertrauen, was uns bedrängt. In der Stille des Herzens sagt Christus leise: Hab keine Angst, ich bin da."
Fast jeden Tag sitzen während des Gebets Kinder neben Frère Roger - Kinder aus dem Dorf oder solche, die mit ihren Eltern einige Tage in Taizé verbringen. Vor dem Gebet spricht er oft leise ein paar Worte mit ihnen. Manche erzählen ihm, was sie belastet. Manchmal schreibt er für Kinder ein paar Worte, damit sie sie aufbewahren und vielleicht eines Tages lesen können, wenn sie sie verstehen.
Die Brüder haben viel darüber nachgedacht, was "gemeinsame Schöpfung" bedeutet. Schon früh spürte Frère Roger, dass dies nicht auf einem bequemen Weg möglich ist. Er fühlte sich gerufen, eine Gemeinschaft zu gründen, "in der die Güte des Herzens konkret gelebt wird und die Liebe im Mittelpunkt von allem steht".
Das gemeinsame Leben verlangt, dass jeder dem anderen mit großer Achtung begegnet - mit unendlichem Feingefühl. Es bedeutet auch: niemanden durch seine eigenen Begabungen zu überstrahlen. Wo es nur um Selbstverwirklichung geht, entsteht keine gemeinsame Schöpfung, sondern parallele Wege, die sich nie begegnen. Eine "gemeinsame Schöpfung" ist nur auf dem schmalen Weg der Hingabe und der Liebe möglich. So kann das Beste eines jeden Einzelnen sichtbar werden.
Die Gemeinschaft in Taizé ist heute internationaler denn je: Etwa achzig Brüder gehören dazu, aus über 25 Ländern. Manche kommen von weit her. Und längst sind alle Generationen vertreten. Einige Brüder sind Ärzte oder Ingenieure, andere Musiker, Künstler oder Theologen. Manche haben sich mit Soziologie oder Wirtschaft befasst, andere mit Töpferei, Buchdruck oder Informatik. Der jährlich verfasste "Brief aus Taizé", ursprünglich von Frère Roger, heute von Frère Matthew geschrieben, wird in mehr als sechzig Sprachen übersetzt. Er bietet Jugendlichen eine Hilfe zum Nachdenken - in Taizé selbst oder bei Treffen an anderen Orten. Heute ist Taizé auch über die sozialen Medien erreichbar, und über die eigene Internetseite www. taize.fr/de.
Dank der Arbeit der Brüder ist die Communauté finanziell unabhängig....
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