Schweitzer Fachinformationen
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Die Entwicklung immer besserer Diagnose- und Therapieverfahren in der westlichen Schulmedizin schreitet in rasantem Tempo voran. Moderne Diagnosemöglichkeiten wie zum Beispiel Blutanalyse, Röntgen, Ultraschall oder Elektrokardiografie (EKG) haben im Alltag westlicher Arztpraxen und Krankenhäuser mittlerweile einen festen Stellenwert. Dank moderner Medikamente, Operationsverfahren und anderer Therapien können viele Krankheiten heutzutage geheilt oder gelindert werden, an denen Menschen früher gestorben sind, und unsere Lebenserwartung steigt stetig weiter. Da fragen Sie sich vielleicht auch: Was kann uns da ein antikes Heilsystem wie die Traditionelle Chinesische Medizin bieten, das schon mehrere Jahrtausende alt ist?
Trotz der vielen Errungenschaften der Schulmedizin in den letzten Jahrzehnten gibt es leider immer noch zahlreiche Patienten, denen damit nicht oder nicht ausreichend geholfen werden kann. Falls Sie selbst nicht betroffen sind, fällt Ihnen sicherlich irgendein Bekannter ein, bei dem schulmedizinisch vielleicht noch nicht einmal eine Diagnose gestellt werden konnte. In manchen Fällen stößt die Schulmedizin also an ihre Grenzen.
Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen sind in der Schulmedizin stets symptomorientiert. In vielen Situationen, besonders wenn der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle spielt, ist das von großem Vorteil, etwa bei einem akuten Herzinfarkt oder einer schweren Verletzung mit großem Blutverlust.
Das pragmatische Vorgehen der modernen westlichen Medizin kann damit heutzutage vielen Menschen das Leben retten. Beim Herzinfarkt kann der Patient im Herzkatheterlabor durch eine mechanische Erweiterung der verschlossenen Blutgefäße mit notfallmäßiger Einlage eines Stents gerettet werden. Ein schwer verletztes Unfallopfer, das viel Blut verloren hat, ist froh, durch eine Notoperation und Gabe synthetischer Medikamente zur Kreislaufstabilisation gerettet zu werden.
Bei vielen länger anhaltenden, also chronischen Gesundheitsstörungen hingegen bringt eine nur auf das Symptom fokussierte Behandlungsstrategie zwar oft schnelle Linderung, die zugrunde liegende Ursache wird damit jedoch häufig nicht behoben.
Beispiel 1:
Ein Patient mit Sodbrennen bekommt einen Protonenpumpenhemmer, der die Produktion von Magensäure hemmt. Die Beschwerden werden zwar erfolgreich unterdrückt, aber die Ursachen werden nicht berücksichtigt und daher auch nicht behoben. Ursächlich könnten zum Beispiel Stress, zu viel Kaffee oder falsche Ernährungsgewohnheiten sein.
Beispiel 2:
Eine Patientin mit einer Autoimmunerkrankung bekommt Cortisontabletten, die die Entzündungsreaktion des Körpers unterdrücken. Die Beschwerden werden zwar unterdrückt, aber die Erkrankung wird nicht grundlegend therapiert.
Beschwerden werden also oft nur unterdrückt und nicht geheilt. Hinzu kommen die unerwünschten Nebenwirkungen, die zum Teil nicht ganz unerheblich sein können.
Da Protonenpumpenhemmer die Magensaftproduktion hemmen, gelangen unzureichend vorverdaute Eiweißbestandteile aus der Nahrung in den Darm. Die Darmbakterien müssen notgedrungen die Aufgabe der Magensäure übernehmen und die Eiweiße spalten. Dies kann zu Blähungen und zur Belastung der Leber führen. Außerdem entsteht ein Vitamin-B12-Mangel - die Folgen: Erschöpfung, Konzentrationsstörungen bis hin zur Demenz.
Die längere Einnahme von Cortisontabletten führt regelmäßig zu Gewichtszunahme, erhöhten Blutzuckerspiegeln, Osteoporose - um nur die wichtigsten der vielen möglichen Nebenwirkungen zu erwähnen.
Die Grundlage des Systems Schulmedizin ist die Messbarkeit. Wenn Sie sich krank fühlen und deshalb Ihren Arzt aufsuchen, kommen bei der Untersuchung fast immer Messgeräte zum Einsatz: die Blutdruckmanschette, die Waage, das Fieberthermometer und viele weitere. Möglicherweise werden Laborwerte gemessen.
Die dabei von Ihnen erhobenen Daten werden dann mit sogenannten Normalwerten verglichen. Als normal gelten ein Blutdruck von weniger als 130/80 Millimeter Quecksilbersäule, ein Körpergewicht von 70 Kilogramm und eine Körpertemperatur von 37 Grad Celsius.
Diese Normalwerte wurden anhand von zigtausend Daten von Menschen ohne Beschwerden als »normal« definiert und werden alle paar Jahre angepasst. Die »normale« Körpergröße hat sich durch unseren Lebensstandard zum Beispiel immer weiter erhöht, und die Grenzwerte für zu hohes Cholesterin wurden aufgrund neuerer Erkenntnisse in den letzten Jahren immer weiter gesenkt. Die für die verschiedenen Messungen verwendeten Geräte werden geeicht, damit die Werte vergleichbar sind.
Vorteile dieser Methodik sind die Objektivität und die Reproduzierbarkeit. Diese beiden Tatsachen ermöglichen es auch, naturwissenschaftliche Studien durchzuführen. Das große Dilemma dabei ist jedoch, dass sich bei vielen Patienten trotz erheblicher Beschwerden mit keiner verfügbaren Messapparatur ein von der Norm abweichender Befund erheben lässt.
Stellen Sie sich folgendes Beispiel vor: Ein Patient fühlt sich schlecht, glaubt unter Kreislaufproblemen zu leiden und geht daher zu seiner Hausärztin. Mit den dort vorhandenen Messgeräten (Blutdruckmanschette, EKG-Gerät, Lungenfunktionsmessgerät, Belastungs-EKG, 24-Stunden-Blutdruckmessung, Langzeit-EKG) lassen sich aber keine krankhaften Veränderungen feststellen. Die objektiv erhobenen Werte sind ja schließlich alle in Ordnung. Die Ärztin kann also die Ursache für die vom Patienten geschilderten Beschwerden nicht finden - eine unbefriedigende Situation für den Patienten - und auch für die Ärztin.
Da sich die meisten Menschen, die irgendwelche Beschwerden haben, eine Diagnose, also einen Namen oder ein Etikett dafür wünschen und der Arzt ohne eine Diagnose den Besuch des Patienten auch nicht mit der Krankenkasse abrechnen kann, wird in diesem Fall eine schwammige Verlegenheitsdiagnose gestellt: »funktionelle Störung« - im Fachjargon »vegetative Dystonie« oder etwas präziser nach Köperregion benannt: »Herzneurose«, »Reizdarm« oder Ähnliches.
Die Diagnose »funktionelle Störung« ist natürlich korrekt, denn irgendetwas funktioniert ja nicht richtig, doch den Nagel auf den Kopf trifft diese Diagnose nicht. Vor allem lässt sich daraus keine Therapieempfehlung für den Patienten ableiten.
Haben Sie sich schon einmal den Verschlüsselungscode für die »Funktionelle Störung« im ICD-10, der aktuellen Version der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, angeschaut? Der Code lautet F45.9, eine einfache Buchstabenzahlenkombination. Alle F-Diagnosen werden den psychischen Krankheiten zugeordnet, denn die einzige bleibende und irgendwie schlüssige Erklärung für die Beschwerden ohne messbaren Grund sind ja schließlich seelische Probleme. Die Diagnose wird also per Ausschlussverfahren ermittelt. Die psychosomatischen Kliniken sind daher auch entsprechend voll mit Patienten, die unter funktionellen Störungen leiden.
Derartige Verlegenheitsdiagnosen werden täglich vielfach und vor allem in Allgemeinarztpraxen vergeben. Das ist für beide Seiten sehr unbefriedigend: Dem Patienten kann nicht adäquat geholfen werden, er zweifelt möglicherweise an der Kompetenz des Arztes oder fühlt sich von diesem nicht ernst genommen. Vielleicht zweifelt der Patient auch an seinem eigenen Körpergefühl oder er sucht weitere Ärzte auf - der Begriff Ärztehopping hat daher immer einen schalen Beigeschmack, da es dem geplagten Patienten einen Missbrauch von Sozialleistungen unterstellt.
Haben Sie gewusst, dass die beiden wichtigsten Grundsätze in der Allgemeinmedizin »die Abwendung eines gefährlichen Verlaufs« und »das abwartende Offenlassen« sind? Wortwörtlich steht das in den Leitlinien für Allgemeinmedizin, für den Fall, dass »keine überzeugende Zuordnung des Falls zu einem wissenschaftlichen Krankheitsbegriff möglich ist«. Diese Grundsätze werden sogar in der Facharztprüfung abgefragt.
Aber bitte glauben Sie: Auch der schulmedizinisch tätige Arzt ist mit dieser Situation alles andere als glücklich. Sie dürfen nämlich davon ausgehen, dass grundsätzlich alle Ärzte die Motivation haben, ihren Patienten helfen zu wollen.
Wenn sich die Symptome des leidenden Patienten auch durch aufwendigste Untersuchungen und teuerste Tests nicht erklären lassen, fühlen sich viele Ärzte tatsächlich hilflos. Manche Ärzte zweifeln sogar an ihrer eigenen...
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