1 - Körperorientierte Ansätze für Musiker [Seite 1]
1.1 - Inhaltsverzeichnis [Seite 7]
2 - Vorwort [Seite 13]
3 - 1 Trainingsorientierte Leistungs- und Gesundheitsförderung bei Musikern [Seite 19]
3.1 - 1.1 Begriffe derLeistungs- und Gesundheitsförderung [Seite 19]
3.2 - 1.2 Modell der trainingsorientierten Leistungs- und Gesundheitsförderung [Seite 20]
3.3 - 1.3 Koordinative, konditionelle und persönlichkeitsbezogene Fähigkeiten [Seite 22]
4 - 2 Schwerpunkte der Leistungs- und Gesundheitsförderung in den einzelnen körperorientierten Methoden fu?r Musiker [Seite 25]
4.1 - 2.1 Methoden-u?bergreifende Gemeinsamkeiten [Seite 25]
4.2 - 2.2 Gruppierung der Methoden nach Schwerpunkten der Leistungs- und Gesundheitsförderung [Seite 27]
4.3 - Literatur [Seite 29]
5 - 3 Einfu?hrung und Überblick [Seite 33]
5.1 - 3.1 Entstehungszeit der Ansätze [Seite 33]
5.2 - 3.2 Die Gru?nderinnen und Gru?nder der Methoden [Seite 35]
5.3 - 3.3 Geographische Herkunft der Methoden [Seite 35]
5.4 - 3.4 Wahl der Methode [Seite 35]
5.5 - 3.5 Kombination und Planung körperorientierter Ansätze und Aktivitäten [Seite 37]
6 - 4 Feldenkrais-Methode [Seite 41]
6.1 - 4.1 Entstehung und Konzept [Seite 41]
6.2 - 4.2 Anwendungspraxis und Verbreitung [Seite 48]
6.3 - 4.3 Spezifische Aspekte in der Anwendung bei Musikern [Seite 49]
6.4 - 4.4 Übungen [Seite 56]
6.5 - 4.5 Fazit fu?r Musiker [Seite 64]
6.6 - Praktische Hinweise [Seite 64]
6.7 - Literatur [Seite 65]
7 - 5 Ideokinese [Seite 67]
7.1 - 5.1 Entstehung und Konzept [Seite 67]
7.2 - 5.2 Anwendungspraxis und Verbreitung [Seite 73]
7.3 - 5.3 Spezifische Aspekte in der Anwendung bei Musikern [Seite 75]
7.4 - 5.4 Übungen [Seite 77]
7.5 - 5.5 Fazit fu?r Musiker [Seite 86]
7.6 - Praktische Hinweise [Seite 86]
7.7 - Literatur [Seite 86]
8 - 6 Alexander-Technik [Seite 89]
8.1 - 6.1 Entstehung und Konzept [Seite 89]
8.2 - 6.2 Anwendungspraxis und Verbreitung [Seite 93]
8.3 - 6.3 Spezifische Aspekte in der Anwendung bei Musikern [Seite 94]
8.4 - 6.4 Übungen [Seite 98]
8.5 - 6.5 Fazit fu?r Musiker [Seite 103]
8.6 - Praktische Hinweise [Seite 103]
8.7 - Literatur [Seite 103]
9 - 7 Das Konzept Schlaffhorst-Andersen [Seite 105]
9.1 - 7.1 Entstehung und Konzept [Seite 105]
9.2 - 7.2 Anwendungspraxis und Verbreitung [Seite 110]
9.3 - 7.3 Spezifische Aspekte in der Anwendung bei Musikern [Seite 113]
9.4 - 7.4 Übungen [Seite 116]
9.5 - 7.5 Fazit fu?r Musiker [Seite 123]
9.6 - Praktische Hinweise [Seite 123]
9.7 - Literatur [Seite 123]
10 - 8 Ilse Middendorf - Der Erfahrbare Atem [Seite 125]
10.1 - 8.1 Entstehung und Konzept [Seite 125]
10.2 - 8.2 Anwendungspraxis und Verbreitung [Seite 129]
10.3 - 8.3 Spezifische Aspekte in der Anwendung bei Musikern [Seite 131]
10.4 - 8.4 Übungen [Seite 134]
10.5 - 8.5 Fazit fu?r Musiker [Seite 140]
10.6 - Praktische Hinweise [Seite 140]
10.7 - Literatur [Seite 141]
11 - 9 Qigong [Seite 143]
11.1 - 9.1 Entstehung und Konzept [Seite 143]
11.2 - 9.2 Anwendungspraxis und Verbreitung [Seite 145]
11.3 - 9.3 Spezifische Aspekte in der Anwendung bei Musikern [Seite 145]
11.4 - 9.4 Übungen [Seite 149]
11.5 - 9.5 Fazit fu?r Musiker [Seite 154]
11.6 - Praktische Hinweise [Seite 154]
11.7 - Literatur [Seite 154]
12 - 10 Autogenes Training [Seite 157]
12.1 - 10.1 Entstehung und Konzept [Seite 157]
12.2 - 10.2 Anwendungspraxis und Verbreitung [Seite 160]
12.3 - 10.3 Spezifische Aspekte in der Anwendung bei Musikern [Seite 162]
12.4 - 10.4 Übungen [Seite 165]
12.5 - 10.5 Fazit fu?r Musiker [Seite 170]
12.6 - Praktische Hinweise [Seite 170]
12.7 - Literatur [Seite 170]
13 - 11 Progressive Muskelrelaxation [Seite 173]
13.1 - 11.1 Entstehung und Konzept [Seite 173]
13.2 - 11.2 Anwendungspraxis und Verbreitung [Seite 175]
13.3 - 11.3 Spezifische Aspekte in der Anwendung bei Musikern [Seite 176]
13.4 - 11.4 Übungen [Seite 177]
13.5 - 11.5 Fazit fu?r Musiker [Seite 182]
13.6 - Praktische Hinweise [Seite 182]
13.7 - Literatur [Seite 182]
14 - 12 Dispokinesis [Seite 185]
14.1 - 12.1 Entstehung und Konzept [Seite 185]
14.2 - 12.2 Anwendungspraxis und Verbreitung [Seite 189]
14.3 - 12.3 Wirkungsnachweis und Erfahrungen mit der Dispokinesis bei Musikern [Seite 192]
14.4 - 12.4 Übungen [Seite 194]
14.5 - 12.5 Fazit fu?r Musiker [Seite 199]
14.6 - Praktische Hinweise [Seite 199]
14.7 - Literatur [Seite 199]
15 - 13 Functional Kinetics FBL Klein-Vogelbach [Seite 201]
15.1 - 13.1 Entstehung und Konzept [Seite 201]
15.2 - 13.2 Anwendungspraxis und Verbreitung [Seite 203]
15.3 - 13.3 Spezifische Aspekte in der Anwendung bei Musikern [Seite 205]
15.4 - 13.4 Übungen [Seite 208]
15.5 - 13.5 Fazit fu?r Musiker [Seite 213]
15.6 - Praktische Hinweise [Seite 213]
15.7 - Literatur [Seite 213]
16 - 14 Aikido [Seite 215]
16.1 - 14.1 Entstehung und Konzept [Seite 215]
16.2 - 14.2 Anwendungspraxis und Verbreitung [Seite 218]
16.3 - 14.3 Spezifische Aspekte in der Anwendung bei Musikern [Seite 219]
16.4 - 14.4 Übungen [Seite 220]
16.5 - 14.5 Fazit fu?r Musiker [Seite 227]
16.6 - Praktische Hinweise [Seite 227]
16.7 - Literatur [Seite 228]
17 - 15 Yoga [Seite 229]
17.1 - 15.1 Entstehung und Konzept [Seite 229]
17.2 - 15.2 Anwendungspraxis und Verbreitung [Seite 232]
17.3 - 15.3 Spezifische Aspekte in der Anwendung bei Musikern [Seite 234]
17.4 - 15.4 Übungen [Seite 236]
17.5 - 15.5 Fazit fu?r Musiker [Seite 241]
17.6 - Praktische Hinweise [Seite 241]
17.7 - Literatur [Seite 241]
18 - 16 Tanz [Seite 243]
18.1 - 16.1 Musik und Tanz [Seite 243]
18.2 - 16.2 Klassisches Ballett und Modern Dance [Seite 244]
18.3 - 16.3 Stepptanz [Seite 248]
18.4 - 16.4 Spezifische Aspekte in der Anwendung bei Musikern [Seite 249]
18.5 - 16.5 Fazit fu?r Musiker [Seite 250]
18.6 - Praktische Hinweise [Seite 250]
18.7 - Literatur [Seite 250]
19 - 17 Pilates [Seite 251]
19.1 - 17.1 Entstehung und Konzept [Seite 251]
19.2 - 17.2 Anwendungspraxis und Verbreitung [Seite 252]
19.3 - 17.3 Spezifische Aspekte in der Anwendung bei Musikern [Seite 254]
19.4 - 17.4 Übungen [Seite 256]
19.5 - 17.5 Fazit fu?r Musiker [Seite 263]
19.6 - Praktische Hinweise [Seite 263]
19.7 - Literatur [Seite 263]
20 - 18 Gyrokinesis® [Seite 265]
20.1 - 18.1 Entstehung und Konzept [Seite 265]
20.2 - 18.2 Anwendungspraxis und Verbreitung [Seite 266]
20.3 - 18.3 Spezifische Aspekte in der Anwendung bei Musikern [Seite 267]
20.4 - 18.4 Übungen [Seite 268]
20.5 - 18.5 Fazit fu?r Musiker [Seite 273]
20.6 - Praktische Hinweise [Seite 273]
20.7 - Literatur [Seite 273]
21 - 19 Sport [Seite 275]
21.1 - 19.1 Sport, Training und Gesundheit [Seite 275]
21.2 - 19.2 Sport fu?r Musiker - Nutzen und Risiken [Seite 281]
21.3 - 19.3 Musikerfreundliche und weniger geeignete Sportarten [Seite 282]
21.4 - 19.4 Training im Fitnessstudio [Seite 284]
21.5 - 19.5 Fazit fu?r Musiker [Seite 289]
21.6 - Praktische Hinweise [Seite 290]
21.7 - Literatur [Seite 290]
22 - 20 Nordic Walking [Seite 293]
22.1 - 20.1 Entstehung und Konzept [Seite 293]
22.2 - 20.2 Anwendungspraxis und Verbreitung [Seite 294]
22.3 - 20.3 Spezifische Aspekte in der Anwendung bei Musikern [Seite 298]
22.4 - 20.4 Übungen [Seite 301]
22.5 - 20.5 Fazit fu?r Musiker [Seite 306]
22.6 - Praktische Hinweise [Seite 306]
22.7 - Literatur [Seite 306]
23 - Die Herausgeberin [Seite 307]
24 - Kurzvitae der Mitautorinnen und Mitautoren [Seite 309]
25 - Sachwortverzeichnis [Seite 315]
4 Feldenkrais-Methode
Barbara Noé
Die Feldenkrais-Methode ist nach ihrem Begründer Moshé Feldenkrais (1904- 1984) benannt. Sie versteht sich als Verfahren zur Gestaltung von Lernprozessen, die zu einer intensiveren Körperwahrnehmung und besseren Bewegungsqualität führen. Feldenkrais geht davon aus, dass Bewegung das zentrale Agens darstellt, um Lernprozesse in Gang zu bringen. In diesem Sinne werden in der Feldenkrais- Methode Bewegungslektionen mit dem Ziel ausgeführt, das Gehirn durch sensomotorische Erfahrungen zur Gestaltung neuer und optimierter Bewegungsmuster anzuregen.
4.1 Entstehung und Konzept
4.1.1 Entstehung
Die Feldenkrais-Methode geht auf eine persönliche Erfahrung von Moshé Feldenkrais im Umgang mit seinem eigenen Körper zurück. So gelang es ihm, eine Verletzung seines linken Knies und die dadurch entstandene Funktionseinschränkung durch optimalen Gebrauch seines Körpers auszugleichen. Als Wissenschaftler hatte er gelernt, Erfahrungen auf ihre Gesetzmäßigkeiten hin zu untersuchen und hieraus übergeordnete Prinzipien zu formulieren. Nach diesem Vorgehen entwickelte er die Feldenkrais-Methode. Die Wissens- und Erfahrungsquellen, aus denen er schöpfte, sind eng mit seiner Biografie verbunden. Zu Beginn dieses Kapitels über die Feldenkrais-Methode soll deshalb ein Blick in das Leben von Moshé Feldenkrais stehen.
4.1.2 Biographische Skizze zu Moshé Feldenkrais
1904 wird Moshé Feldenkrais in der kleinen Stadt Slawuta in der Ukraine geboren - einem Gebiet, in dem Juden damals per Gesetz leben durften. Frühe positive Kindheitserlebnisse gelten dem stattlichen und gastfreundlichen Haus des Großvaters mütterlicherseits, der Holzhändler und Bankier war. Bereits im Alter von drei Jahren muss Moshé jedoch erstmals mit seinen Eltern vor Judenhassern flüchten und seitdem prägen antisemitische Bedrohung und Verfolgung sein Leben und das seiner Familie. Als seine Mutter Sheindel auch nach dem Umzug der Familie nach Baranowicze - heute Weißrussland - um die Zukunft ihres ältesten Sohnes fürchten muss, lässt sie ihn in das Land ziehen, das Juden eine Heimat verspricht: 1917 hatte sich die britische Regierung verpflichtet, die Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina zu fördern. Mit der Hoffnung auf ein Leben in Freiheit und mit dem Segen seiner Familie macht sich Moshé als knapp Fünfzehnjähriger allein auf den weiten Weg nach Palästina. Im damals erst zehntausend Einwohner zählenden Tel Aviv arbeitet er mit anderen jungen Männern am Aufbau des Staates Israel und baut Häuser. Er schließt sich der jüdischen Selbstverteidigungsorganisation Haganah an und lernt von einem jungen Deutschen aus Berlin die japanische Kampftechnik Jiu-Jitsu, um für den Straßenkampf gerüstet zu sein. Moshé nimmt die Kampftechnik nicht nur mit Begeisterung auf, sondern versucht, sie für seine Zwecke der Selbstverteidigung weiterzuentwickeln. Sein Wissensdurst und seine unbedingte Neugier, Dingen auf den Grund gehen zu wollen, zeichnen ihn schon in diesem jungen Alter aus. Im Zelt - für eine Wohnung war er zu arm - lernt er Mathematik und bereitet sich auf die Aufnahmeprüfung für das Gymnasium vor. Das Schulgeld finanziert er durch Nachhilfeunterricht, bei dem er sich durch seine pädagogische Begabung bald einen Namen macht. 1926, ein halbes Jahr nach dem Abitur, erhält Moshé eine Festanstellung als Landvermesser bei der britischen Mandatsregierung. Erstmals verdient er genügend Geld, um in einem Haus wohnen und sich ordentlich kleiden zu können.
In dem Schauspieler Aharon Meskin findet er einen inspirierenden Gesprächspartner und lebenslangen Freund. Moshé beschäftigt sich intensiv weiter mit Bewegung - 1931 wird sein erstes Buch "Jiu-Jitsu ve-Haganah Atzmit" erscheinen - und er trainiert mehrere Sportarten. Beim Fußballspielen erleidet er eine schwere Verletzung am linken Knie, die ihn sechs Monate ans Bett fesselt. Eine operative Behandlung ist zu dieser Zeit noch nicht möglich. So versucht er aus eigener Kraft wieder "auf die Beine zu kommen", indem er sich mit seinem Körper und dessen Bewegungspotential beschäftigt. Er kann schließlich wieder laufen, sein Leben lang wird ihm die Verletzlichkeit seines Kniegelenks jedoch Anstoß für die Erforschung von Bewegungen und deren Optimierung bleiben. Aus dieser Beschäftigung gewinnt er immer wieder entscheidende Anstöße für die Entwicklung seiner Methode. 1929 - mit 25 Jahren - entscheidet sich Moshé Feldenkrais für einen nochmaligen Neuanfang und beginnt in Paris an der Sorbonne, Ingenieurwissenschaften mit Schwerpunkt Mechanik zu studieren. 1933 gründet er dort den "Jiu-Jitsu Club de France" und 1934 erscheint sein Buch über Jiu Jitsu erstmals in französischer Sprache. Bei einem Vortrag in Paris begegnet er dem japanischen Begründer des Judo, Jigoro Kano (1860-1938). Von Kanos Schülern erhält er Judounterricht und wird als erster europäischer Judoka mit dem Schwarzen Gurt zweiten Grades ausgezeichnet. Auf Wunsch Kanos wird Moshé Feldenkrais der Botschafter für Judo in Frankreich.