Schweitzer Fachinformationen
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»Wirklich irre!« Peter Shaw machte einen kleinen Schritt nach vorne und streckte die Hand aus. Keine zwei Meter vor ihm strömten gewaltige Wassermassen über die Höhlenöffnung hinweg und stürzten tief unten donnernd in das Flussbett. Es sah aus wie ein schillernder Vorhang aus milchigem Glas, wie ein gewaltiger, flirrender Bildschirm aus weißem Rauschen.
»Die brüllenden Nebel«, sagte Justus Jonas. »So hat das indigene Volk der Chumash diese Wasserfälle einst genannt. Eine durchaus treffende Bezeichnung, wie ich finde. Von außen sieht das noch viel spektakulärer aus.«
»Glaube ich gern.« Peter tat noch einen Schritt vor.
»Pass auf! Da vorne ist alles nass und bestimmt rutschig.« Bob Andrews fasste seinen Freund am Jackensaum.
»Jaja, keine Sorge. Gib mir mal deine Hand. Ein kleines Stück noch, dann kann ich in den Wasservorhang greifen.«
»Aber nicht zu weit«, mahnte ihn Justus. »Der Salmon River fließt etwa fünf Meter über unseren Köpfen auf die Fallkante zu. Das runterrauschende Wasser hat hier auf unserer Höhe schon eine enorme Kraft, die dich unweigerlich mit in die Tiefe reißen wird, wenn du dich ihr zu sehr aussetzt.«
»Ja, Dad. Hab's verstanden.« Peter griff nach hinten.
Bob packte die Hand seines Freundes, hielt sie ganz fest und sah nach oben zur Höhlendecke. Die Vorstellung, dass nur fünf Meter über ihnen ein reißender Fluss über einen Felsabbruch schoss, hatte etwas zutiefst Beunruhigendes. Und zugleich fühlte er sich zwischen den mächtigen Steinwänden dieser uralten Höhle auch irgendwie sicher und geborgen. Das weiße Auge wurde sie von den Chumash genannt, wie Justus ihnen auf dem Weg hierher erzählt hatte. Angesichts des glitzernden und flimmernden Ovals vor ihnen ein absolut passender Name, wie Bob fand.
Peter lehnte sich noch ein Stück weiter nach vorne, dann konnte er mit seiner linken Hand in den brausenden Wasserschleier fassen. »Der Hammer! Was für ein Druck. Und du meintest, Just, dass man draußen neben der Höhlenöffnung über einen schmalen Grat hinter dem Wasserfall ins Freie laufen kann? Ohne nass zu werden?«
»Ja, nach links, von hier aus gesehen, sagt der Wanderführer«, rief Justus. »Und >balancieren< trifft es wohl besser. Aber jetzt komm wieder zurück.«
»Gleich.« Der Zweite Detektiv stand nun schräg wie im starken Gegenwind. Er hob seine Hand ein wenig an, sodass ein winziges Fenster im Wasservorhang entstand. »Seht mal. Jetzt kann man da durchgucken. Man sieht ganz deutlich die beiden -«
»Peter!« Justus und Bob schrien fast gleichzeitig und so laut, dass die Höhlenwände bebten.
Peters rechter Fuß war weggerutscht. Er schlug hart mit dem linken Knie auf dem Felsboden auf, zog Bob ein gutes Stück nach vorne und ragte plötzlich mit dem ganzen Kopf über die Kante der Höhle. Seine Haare wurden vom Luftsog der Sturzfluten aufgewirbelt, seine Nasenspitze war keine zehn Zentimeter mehr von dem Wasservorhang entfernt. Gelähmt vor Schreck starrte der Zweite Detektiv in ein brodelndes und schäumendes Chaos aus Wasser und Gischt, das zwanzig Meter unter ihm das Tosbecken des Wasserfalls in ein tödliches Inferno verwandelte. Eisiges Grauen überlief ihn. Dann riss ihn ein Ruck nach hinten.
»Mann, Peter!« Bob schaute seinen Freund aus weit aufgerissenen Augen an. Immer noch umklammerte er dessen Hand. »Was war das denn?«
»Bin . ausgerutscht.« Der Zweite Detektiv konnte kaum atmen, so tief saß der Schock.
»Du musst es aber auch immer übertreiben.« Justus, dem ebenfalls der Schreck ins Gesicht geschrieben stand, schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Das wäre beinahe ins Auge gegangen. Komm jetzt weg da.« Er wedelte energisch mit der Hand. »Weg von der Kante.«
Peter robbte auf dem Hosenboden ein Stück zurück in die Höhle. Immer noch schlug ihm das Herz bis zum Hals. »Tut mir leid, Kollegen«, sagte er zerknirscht. »Ich dachte nicht, dass es so rutschig ist.«
»Ich habe es dir doch gesagt.« Bobs Miene entspannte sich ein wenig. »Geht es dir gut?«
»Noch ziemlich zittrig, sonst ist alles okay.« Peter stand vorsichtig auf. »Aber ich würde jetzt gerne ein bisschen frische Luft schnappen, wenn's recht ist.«
Die drei Jungen hoben ihre Rucksäcke auf, die sie etwas abseits abgestellt hatten, und verließen die hinterste Höhlenkammer des Weißen Auges. Auf dem Weg nach draußen verengte sich zunächst der Stollen, sodass sie nur hintereinander gehen konnten. An zwei Stellen wurde der Gang sogar so schmal, dass sie mit ihrer Kleidung an den kalten Steinwänden entlangschabten. Endlich tauchte die extra angelegte Betontreppe vor ihnen auf, die sie wieder hinauf zur Hochebene brachte.
»Puh!« Peter atmete dort oben erst einmal tief durch und stützte sich auf seine Knie. Vor sich hörten sie das Rauschen des Salmon River, der etwa dreißig Meter entfernt durch einen kleinen Canyon floss. Von hier aus sah man aber nur die Spitze eines großen Felsens, der sich mitten im Fluss befinden musste. Kurz dahinter stürzte dieser über die Fallkante hinunter in die Tiefe.
»Ich würde vorschlagen, wir suchen uns jetzt einen Platz, wo wir unser Zelt aufbauen.« Justus deutete nach Westen. »Die Sonne geht in zwei Stunden unter und ich denke, wir hatten für heute genug Aufregung.«
»Wie wäre es noch mit einer kleinen Raftingtour auf dem Fluss?« Peter grinste so kläglich, dass Justus und Bob lachen mussten.
»So siehst du aus, Zweiter.« Bob klopfte ihm auf den Rücken. »Los. Wir suchen uns eine schnuckelige Stelle für das Zelt, kochen uns die leckeren Bohnen, die wir dabeihaben, und dann erzählen wir uns bis tief in die Nacht Gruselgeschichten.«
Peter nickte, hielt dann aber kurz inne und sah auf Bobs Ärmel. »Du bist da ganz blau.«
»Blau?« Der dritte Detektiv drehte seinen Arm nach innen und begutachtete seine Jacke. »Tatsächlich. Wie blaues Glitzerpuder. Wo kommt das denn her?«
»Das ist Sinter von den Höhlenwänden«, erklärte Justus. »Genauer gesagt, ist es Opalsinter. Daher die bläuliche Färbung. Es ist eine sehr seltene mineralische Inkrustation, die nur in äußerst wenigen Höhlen entsteht. Das Weiße Auge ist bekannt dafür, weil man hier mit die größten Vorkommen dieser geologischen Substanz finden kann. Sinter bildet sich durch -«
»Just?« Peter schüttelte den Kopf.
»Ja?«
»Könnten wir das auf später verschieben? Mir ist immer noch ziemlich schwindelig und dein Vortrag macht das gerade nicht besser.«
Eine steile Falte bildete sich zwischen den Brauen des Ersten Detektivs. Er konnte es gar nicht leiden, wenn er in seinen Ausführungen unterbrochen wurde. »Dann nach dem Essen. Denn dieses geologische Phänomen ist wirklich äußerst interessant.«
»Ja. Nach dem Essen. Oder besser noch nächstes Jahr.« Peter setzte sich lachend in Bewegung.
Die Jungen waren in den Ferien für ein paar Tage in die Santa Monica Mountains gefahren. Zusammen hatten sie eine Tour abseits der viel besuchten Wanderwege geplant und sich Proviant für drei Tage mitgenommen. Und natürlich hatte es sich der Erste Detektiv nicht nehmen lassen, vorher interessante Orte ausfindig zu machen, die auf ihrer Route lagen und die sie möglicherweise besuchen konnten. So zum Beispiel das Weiße Auge, diese spektakuläre Höhle, die lange Zeit nur die Chumash gekannt hatten, weil ihr ehemals einziger - und sehr gefährlicher - Zugang hinter dem tosenden Wasserfall des Salmon Rivers verborgen gelegen hatte.
Die drei ??? betraten nun einen Pfad, der sie über zahlreiche Kehren von der Hochebene in eine Talsenke brachte. Dort stießen sie auf einen breiten Feldweg, der nach kurzer Zeit an einer üppig blühenden Blumenwiese vorbeiführte. Sie war rundum von Laub- und Nadelwald umgeben, mitten hindurch schlängelte sich ein idyllisch plätschernder Bach.
Justus blieb stehen und nickte. »Ideal, Kollegen. Hier bleiben wir. Wir können das Zelt gleich da vorne in der Bachschleife aufstellen. Und auf dem sandigen Uferstreifen lässt sich sogar gefahrlos ein kleines Lagerfeuer machen.«
Peter und Bob waren sofort einverstanden. Einen besseren Platz zum Zelten konnten sie kaum finden. Und weit und breit niemand zu sehen. Die drei Jungen verließen den Feldweg, schritten durch die kniehohe Wiese und hielten auf die Bachschleife zu, die Justus ausgemacht hatte. Dort legten sie ihre Rucksäcke ab und sahen sich um.
»Perfekt«, befand Peter.
»Wenn ihr schon mal alles aufbaut, sammle ich ein wenig Brennholz.« Bob deutete Richtung Wald.
»Aber schreck keinen Bären auf, ja?« Peter sah seinen Freund an. »Oder noch schlimmer, ein Stinktier.«
»Ich tue mein Bestes.« Der dritte Detektiv lachte und machte sich auf den Weg.
Aber keine fünf Minuten später war er schon wieder zurück. Ohne Brennholz, dafür mit einem sehr verwunderten Gesichtsausdruck. »Das solltet ihr euch ansehen, Kollegen.« Bob deutete über seine Schulter. Seine Stimme klang seltsam belegt.
»Was denn?« Justus hörte damit auf, die Zeltstangen ineinanderzustecken. Irgendetwas stimmte nicht.
»Kommt einfach mit.« Bob drehte sich um und lief ohne ein weiteres Wort voraus. Der Teil des Waldes, auf den er zuhielt, war durch dichte Büsche begrenzt. Dahinter sorgten gedrungene Kiefern für ein undurchdringliches Dunkel. Direkt davor .
Justus kniff im Näherkommen die Augen zusammen. »Was ist das denn? Hat es da...
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