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Eine ganz andere Geschichte der Antike
1200 Jahre Antike eine goldene Zeit voller Weisheit, Schönheit, Tugend? Fehlanzeige! Stattdessen munteres Morden der Griechen und Römer vom Olymp bis zum Forum. Mit diesem herrlich respektlosen Buch führen uns Michael Sommer und Stefan von der Lahr raus aus der historischen Komfortzone und rein in eine Geschichte von Menschen, denen Sie besser nicht im Dunkeln begegnen
Wer heute staunend vor der Akropolis in Athen oder den betörenden Fresken von Pompeji steht, übersieht leicht die breite Blutspur, die Griechen und Römer durch die Geschichte gezogen haben. Zwar grüßen aus der Vergangenheit klangvolle Namen wie Achill oder Romulus, Perikles oder Alexander, Caesar oder Augustus. Doch das Geschäft dieser und vieler anderer Herren war nicht zuletzt das Morden im Großen und im Kleinen: im Krieg und an politischen Gegnern, ja sogar an Freunden, wenn sie sich gar zu eigensinnig verhielten. Aber, aber hat man damals nicht die Demokratie erfunden und eine Republik gegründet? Wer glaubt, dass Demokraten und Republikaner keine blutigen Eroberer sein konnten und davor haltmachten, den Freiheitsdrang von Zehntausenden gewaltsam zu unterdrücken, der irrt. Höchste Zeit für eine andere Geschichte der Antike! Von der Eroberung Trojas bis zum Fall Roms: Michael Sommer und Stefan von der Lahr erzählen uns die ganze verdammte Wahrheit, faktentreu, farbecht und ohne Tabus.
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? In grauer Vorzeit ?
Also, der ganze Ärger fing damit an, dass der Trojanerprinz Paris nach Sparta fuhr. Troja - oder Ilios, wie man das Kaff an der Nordwestküste Kleinasiens auch noch nannte - war ödeste Provinz. Und weil es dort sonst keine Attraktionen gab, langweilte man jeden Fremden, der sich in die Gegend verirrte, indem man ihm die alte Stadtmauer zeigte. Die hatten angeblich zwei Götter, Apollon und Poseidon, erbaut. So was war typisch für die alten Griechen: Wenn keiner mehr was Genaues wusste, aber man trotzdem ordentlich Eindruck machen wollte, erklärte man mit solchen Geschichten die Welt. Das nennt man dann Mythos.
Als Befestigungsanlage war die Mauer gar nicht schlecht und hielt den Trojanern Räuber und Piraten vom Hals. Aber junge Leute wollen eben auch mal was anderes sehen als pralle Steinklötze. Kein Wunder, dass Paris die Idee gefiel, für seinen Vater Priamos in diplomatischer Mission nach Griechenland zu segeln. Mit seiner Frau Oinone, der Bergnymphe, die er kennengelernt hatte, als er noch Schafe im Hochland Phrygiens hütete, lief es nicht mehr so richtig. Außerdem freute er sich darauf, ein paar Wochen seine Schwester Kassandra nicht hören zu müssen, die allen Leuten auf die Nerven ging, weil sie dauernd Katastrophen vorhersagte, die dann blöderweise auch noch eintraten.
Aber was Diplomaten einfach nicht machen sollten, ist, die Frau des Gastgebers abzuschleppen - und exakt das machte Paris, kaum dass er in Sparta eingetroffen war. Er ging zu König Menelaos, um von Priamos zu grüßen und ein paar alte Geschichten aufzuwärmen. Genau in dem Moment musste Helena kommen und fragen, was Menelaos zum Abendessen wolle. «Gastmahl, wie immer», raunzte der. Mit anderen Worten, Helena erging es in Sparta nicht besser als Paris in Troja - sie langweilte sich zu Tode. Ihr Mann war König und hatte dementsprechend wenig zu tun. So saß er jeden Abend mit seinen alten Kumpels zusammen und begoss sich die Nase. Dabei zupfte ein Sänger die Leier und erzählte, wie Menelaos und die anderen früher die Jungs aus der Nachbarschaft verprügelt hatten - eine super Unterhaltung für eine gutaussehende junge Frau.
Während Helena also bei Menelaos meistens Kopfschmerzen hatte, hat es zwischen ihr und Paris gleich gefunkt. Sie hat hinter einer Säule auf ihn gewartet, und er hat ihr das gesagt, was ein junger Mann in so einer Situation eben so sagt: Die Liebesgöttin Aphrodite habe ihm prophezeit, er werde mal die schönste Frau der Welt heiraten, na ja, und Helena sei einfach das Schönste, was er je gesehen habe. Da hat sich Helena noch einmal kurz zu ihrem Mene umgedreht, der gerade wieder mit glasigem Blick auf das griechische Heldentum anstieß. Verglichen mit dem war Paris eine echte Sahneschnitte. Also beide rauf auf sein Schiff, und ab ging's nach Troja.
Als Menelaos wieder nüchtern und Paris und Helena aus den Federn waren, war das Boot längst nicht mehr einzuholen. König hin, Gastmähler her - niemand lässt sich gern die Frau ausspannen und tut so, als wär nichts. Und weil die anderen griechischen Könige ein genauso abwechslungsreiches Leben führten wie Menelaos und außerdem dessen Bruder Agamemnon - der König von Mykene und unter den Griechen so eine Art Oberpate - Lust hatte, mal wieder einen Zug durch die Gemeinde zu machen, war es kein großes Kunststück, ein Heer zusammenzutrommeln. Den Frauen sagten sie, was sie ihnen immer sagten: Sie müssten die Ehre eines Freundes wiederherstellen und den Bruch der Gastfreundschaft rächen. Die Königinnen winkten ihnen pflichtschuldig hinterher und begannen, sich die Zeit zu vertreiben. Klytaimnestra beispielsweise, die Frau des Agamemnon, wartete kaum, bis der Alte hinter der nächsten Wegbiegung verschwunden war, und ließ dann ihren Geliebten Aigisth wissen, dass sie jetzt jahrelang sturmfreie Bude hätte.
Ein paar Tage später erreichte die griechische Flotte die Küste vor Troja. Man zog erst mal vor die Mauer, fand sie ziemlich hoch, und keiner spürte den letzten Ehrgeiz, sie jetzt gleich zu stürmen und dabei Kopf und Kragen zu riskieren. Deshalb amüsierte man sich lieber mit ein paar Dörfern in der Nachbarschaft und richtete es sich im Schiffslager gemütlich ein. Agamemnon hatte noch nie die Finger bei sich behalten können, und prompt musste er bei einem ihrer Raubzüge ausgerechnet die Tochter eines Apollon-Priesters entführen. Der wandte sich an seinen Chef: «Guck mal, was diese Ausländer mit meiner Tochter machen! Tu was, wenn du willst, dass deine Opferfeuer rauchen!» Was ein richtiger Gott ist, der fackelt in so einer Situation nicht lange. Also schickte Apollon die Pest ins Griechenlager, wo sie jetzt starben wie die Fliegen. Allen war klar, dass Agamemnon der Spielverderber war, dabei hatte er ihnen doch versprochen, dass man nach Troja fahren würde, um Spaß zu haben. Deshalb hieß es schnell: «Komm, rück die Braut raus, und gut is'!» So blieb dem Oberanführer nichts anderes übrig, als das Mädchen gehen zu lassen.
Doch mit seinem miesen Charakter konnte er es nicht ertragen, dass er jetzt den Kürzeren gezogen hatte. Besonders ärgerte ihn, dass dieser Muskelprotz Achill, der vor Kraft und Selbstbewusstsein kaum noch laufen konnte, so eine hübsche Sklavin namens Briseis aus der Beute der letzten Tage erhalten hatte. Agamemnon pochte auf sein Recht als Oberboss und nahm ihm, dem besten Kämpfer im griechischen Heer, einfach das Mädchen weg. Der raste vor Zorn und hatte schon die Hand am Schwert, um diese Pestbeule Agamemnon aufzustechen. Da schritt die Göttin Athene ein und flüsterte ihrem Schützling ins Ohr: «Lass stecken und mach mal Pause! Den Rest übernehme ich.»
Genau diese Geschichte erzählt der blinde Sänger Homer, der dichtende Gyrosspieß, in seiner Ilias: den Zorn des Helden Achill, mit allen seinen Folgen. Er braucht dafür über 15.500 Verse - aber keine Sorge, das geht auch kürzer.
Als Achill also verstimmt war und das Kämpfen sein ließ, hat's den Griechen richtig nass reingeregnet. Bis dahin hatte man mal hier und mal da gegen ein paar Trojaner gekämpft, und die Verluste hatten sich dabei ziemlich in Grenzen gehalten. Nun ging's auf beiden Seiten übel zur Sache. Mal hören, wie die Schilderungen bei Homer so klingen? Also: Dem einen Kämpfer durchbohrte der Speer des Gegners die Stirn, und die eherne Spitze drang in seinen Schädel, bis das Todesdunkel seine Augen umhüllte.[1] Gleich darauf traf einen anderen eine Lanze in die Brust, rechts neben der Warze, und fuhr ihm gerade durch die Schulter.[2] Dem dritten durchschlug die Waffe die eine Schläfe, und die eiserne Spitze kam durch die andere wieder heraus.[3] Wieder ein anderer Krieger wurde im Rücken getroffen, sank nieder, und im Sterben rutschten seine Eingeweide aus dem Leib zur Erde.[4] Richtig eklig wurde es, wenn ein Angreifer sich so in seine Mordlust hineinsteigerte, dass er - gerade wie ein Löwe eine Kuh reißt - seinen Gegner packte, ihm den Nacken brach und dann das Blut und die Eingeweide ausschlürfte.[5] Besonders geübte Speerschleuderer trafen den Schädel des Feindes zwischen Kiefer und Ohr - dann stieß der Speer die Zähne raus und schnitt dem armen Kerl durch die Zunge.[6]
Von oben ging das Töten übrigens auch, wenn Göttin Athene die Lanze gerade auf die Nase lenkte, von wo aus sie die weißen Zähne durchbohrte und dem Getroffenen die Zunge von der Wurzel abschnitt, bis sie an der Kinnspitze wieder rauskam.[7] Da war es doch schon richtig barmherzig, wenn einem das Unheil derart ins Genick fuhr, dass der letzte Wirbel und die beiden Sehnen durchtrennt wurden und der Kopf vor dem Torso zu Boden fiel.[8] Oder wenn einem das Haupt abgeschlagen wurde und der Täter es einem Ball gleich zurückwarf ins Gedränge.[9] Hingegen gar nicht schön anzusehen war, wenn einem Verlierer im Zweikampf der Kopf unter dem einen Ohr so abgeschlagen wurde, dass nur noch die Haut hielt und der Schädel seitlich runterhing.[10] Ebenso wenig möchte man das Schicksal desjenigen teilen, den eine Lanze in den Schenkel traf, wo der dickste Muskel des Menschen sitzt, und dem rings um die Spitze der Lanze die Sehnen rissen.[11] Oder das Unglück dessen, dem ein Speer in den Oberarm...
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