Schweitzer Fachinformationen
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Wie war ich nur hier gelandet? Es hatte sich immer noch wie ein Traum angefühlt, als ich vor ein paar Tagen mit dem Linienflug aus Madrid angereist war. Und schon gleich bei der Ankunft in Las Vegas hatte ich zum ersten Mal gedacht, dass alles verloren sei. Ausgeträumt, Alvaro! War ja klar! Dieses Gefühl begleitete mich anfangs ständig, weil mich der Erfolg so plötzlich eingeholt hatte. Als ich am Flughafen meinen vom vielen Reisen ausgeleierten Pass über den Counter in Richtung Zollbeamter schob, schaute er mich grimmig an. Er blätterte misstrauisch darin herum und fragte mich mit strenger Stimme: »Was machen Sie hier in Las Vegas?«
Ich war wie immer zu ehrlich und sagte höflich: »Ich bin hier, weil ich am iHeartRadio Music Festival teilnehme.«
»Was machen Sie denn da?«, fragte er. Ich wusste, ich hatte nichts Schlimmes getan oder vor, wurde aber trotzdem nervös. Wie bei einer Alkoholkontrolle im Auto, wenn man gar nichts getrunken hat und doch kleinlaut spricht. Ich dachte: Oh Gott, egal, was ich nun sage, ich gehe in den Knast. Also blieb ich ehrlich: »Ich singe einen Song.«
»Ah, sie performen?«
»Na ja, kurz einen Song mit J.Lo.«
Der Beamte zog seine Augenbrauen hoch, blieb dann aber professionell. »Aha, also arbeiten Sie hier. Sie haben aber nur ein Touristenvisum!«
Oh Mann, ey, dachte ich, und bekam leichte Panik, denn die Proben für den großen Auftritt würden schon bald beginnen. Ich musste unbedingt in dieses Land reinkommen! Sofort! Verzweifelt sagte ich: »Ja, aber das ist doch keine Arbeit. Es ist eine Ehre für mich, mit J.Lo aufzutreten. Ich bekomme kein Geld dafür. Es ist Promotion für meinen Song.«
»Okay, kommen Sie bitte mit«, sagte er da.
Ich folgte ihm in eines dieser muffigen Verhörzimmer, als wäre ich illegal eingereist oder hätte etwas geschmuggelt. Ich wollte meinem Manager Benny, der schon im Hotel war, Bescheid geben, dass ich festsaß. Aber ich durfte mein Handy nicht benutzen. Neunzig gefühlt endlose Minuten musste ich warten, bis mich ein anderer Grenzpolizist zum Verhör bat. Er fragte, warum ich einreisen wollte, und ich erklärte alles noch mal. Dieser Amerikaner war zum Glück netter und meinte: »Gut, mein Freund. Ich habe Coldplay vor einer halben Stunde auch durchgelassen. Die hatten allerdings das richtige Visum. Du brauchst beim nächsten Mal ein anderes Visum. Du bist kein normaler Tourist!«
Erleichtert atmete ich auf, als endlich der Stempel im Pass landete.
Schon im Taxi zum Hotel konnte ich wieder über mich selbst lachen: Alvaro wäre fast nicht reingekommen in die große, verrückte Showbiz-Welt! So als würde man vor einem Club am Türsteher scheitern. Dann riss ich meine müden Augen auf: Wir brausten über den weltberühmten Las-Vegas-Strip! Ich konnte nicht glauben, wie viele rote Teppiche dort auslagen. Alles sah so gigantisch aus! Die Hoteltürme schossen meterhoch in den Himmel, überall funkelten Millionen Lichter.
Als ich schließlich die Lobby meines Hotels betrat, hörte ich die Spielautomaten klimpern und sah als Erstes eine überdimensionale goldfarbene Löwen-Statue. So viel Kitsch auf einen Schlag, das haute mich fast um. Ich stieg in einem Zimmer im MGM Grand Hotel ab, wo auch Ocean's Eleven gedreht wurde. Jetzt sah ich live die Bilder, die man sonst nur aus Hollywood-Filmen kennt: Pokertische, an denen die Spieler keine Miene verzogen, flimmernde Slots, an denen Männer mit Cowboy-Hüten und Frauen mit Pudel im Arm ihr Glück versuchten. Da fiel ich in Jeans, Hemd und Sneakers ziemlich aus dem Rahmen. Aber ich war zu müde, um mir noch über irgendwas Gedanken zu machen. In meinem Zimmer warf ich mich kurz auf mein riesiges Kingsize-Bett und dachte wie im Traum, dass ich gleich auf der Bühne proben würde, wo schon Madonna und Beyoncé aufgetreten waren. Und: Ich würde mich mit J.Lo treffen wie mit einer alten Bekannten. Absurd!
J.Lo kam mir wenig später strahlend und mit wippendem Zopf entgegen, als wir uns zur Probe in der Konzerthalle trafen.
»Schön, dich zu sehen!«, sagte sie. Es war nicht unsere erste Begegnung, denn wir hatten ein paar Wochen zuvor bereits das Video zur Single El mismo sol in New York gedreht. Das ist noch eine andere verrückte Geschichte, die ich später erzählen werde.
Auch wenn es etwas klischeehaft klingt, muss ich sagen: J.Lo sah in echt noch besser aus als auf den Fotos und in den Videos. Sie kam natürlich rüber. Nicht gemacht oder übermäßig geschminkt, ganz lässig gekleidet in schwarzen Leggings und hellblauer Strickjacke. Entspannt schauten wir uns zuerst die Bühnenshow an, denn Statisten übernahmen unseren Job, damit wir genau sehen konnten, wie die Choreografie wirken würde. Dann durften wir auf die Bühne. Die Proben liefen den ganzen Nachmittag, bis in den Abend hinein. Deswegen sieht alles so perfekt aus bei einer amerikanischen Bühnenshow, weil der Ablauf unzählige Male durchgegangen wird. Showbiz und Entertainment haben so einen hohen Stellenwert in den USA, dass da selten etwas dem Glück überlassen wird.
Quelle: Jordan Wright
Als ich den Song El mismo sol mit meinen deutschen Produzenten Simon und Ali schrieb, hätte ich niemals nur zu denken gewagt, dass ich ihn eines Tages gemeinsam mit dem Weltstar J.Lo singen würde, einer der erfolgreichsten Sängerinnen der Gegenwart.
Jetzt, nachdem die Proben beendet waren, tippte mir J.Lo auf die Schulter: »Du, Alvaro, hast du vielleicht Lust, noch mit mir in einen Club zu gehen?« Eigentlich wollte ich nur noch in mein Bett, schließlich war ich seit einer Ewigkeit auf den Beinen. Aber ich taumelte und dachte: Okay, egal, wie groß der Jetlag ist, da muss ich mit.
»Ja, sicher!«, sagte ich also, betont lässig.
Und so trottete ich wenig später hinter J.Lo auf dem roten Teppich in einen Nachtclub. Sie wurde für ihre Anwesenheit bezahlt - lässiger Job! Arm in Arm mit ihrem damaligen Freund Casper ging sie voran, und jetzt lief sie wie die Queen, die sie ist. Wir folgten ihr etwas unsicher, Benny, ein Kumpel von ihm und ich. Als wir den Club betraten, rasteten alle aus - natürlich nicht wegen uns. Wir setzten uns in einer Galerie über der Tanzfläche an einen V. I. P.-Tisch. Für mich war die ganze Situation aber eher unangenehm. J.Lo nippte mir gegenüber an einem Glas Wasser, während ich mir aus Verlegenheit einen Gin Tonic reinschüttete. Es war so laut, dass wir kein vernünftiges Gespräch führen konnten. So brüllte sie über den Tisch: »Wo bist du noch mal geboren?«
Ich rief zurück: »Barcelona.«
»Wo?«
»Barcelona, in Spanien.«
»Ah!«
»Und du?«
»New York, in der Bronx.«
Deep Talk war gar nicht möglich, ich fühlte mich wie ein Tier im Zoo. Alle Clubbesucher glotzten zu uns hoch, es lief nur J.Los Musik. Wenn so ein Megastar in einen Club kommt, will keiner mehr tanzen, sondern nur einen Blick oder ein Foto von ihr erhaschen. Ich habe mich noch nicht einmal getraut, ein zweites Getränk zu bestellen, weil ich dachte, das bekommen alle mit. J.Lo winkte und lachte die ganze Zeit nach unten zu den Clubbesuchern, die sich eher wie ein Publikum verhielten. Was sollten sie auch sonst tun? Nach einer Stunde sagten wir höflich: »Hey, wir gehen mal. Es war ein langer Tag.«
Als ich wieder allein in meinem riesigen Hotelzimmer meine Zähne putzte, dachte ich: Das mag ich nicht am Show-Business. Umso mehr freute ich mich darauf, einfach auf der Bühne singen zu dürfen.
Nur ein paar Tage später war der große Augenblick gekommen. Ich, der Typ von nebenan, traf plötzlich backstage auf Kanye West und P. Diddy. Kurz vor meinem Auftritt stand ich mit J.Lo und den Tänzern in einem Kreis, und wir legten uns die Arme auf die Schultern. Ich direkt neben J.Lo, kurz davor, die Fassung zu verlieren. Einen Moment war es ganz still in unserer Runde, während draußen schon das Publikum tobte. J.Lo ergriff das Wort und hielt eine emotionale Ansprache wie ein amerikanischer Baseball-Coach: »Wir müssen uns glücklich und dankbar schätzen, dass wir Musik machen dürfen. Dass wir das machen können, was wir lieben. Also, lasst uns das Beste geben. Wir sind ein Team, wir schaffen das!«
Wir alle jubelten. Ich war megainspiriert davon, dass so jemand wie J.Lo immer noch dankbar ist für ihren Erfolg.
Der Kreis löste sich auf und J.Lo drehte sich noch einmal lächelnd zu mir für ein letztes High five. Unsere Hände klatschten voller Energie zusammen, dann sprang sie bestens gelaunt als Erste auf die Bühne, um die Fans zu begrüßen. Was folgte, war wie gesagt mein schlimmster Albtraum.
Leider gibt es diesen herrlich missratenen Auftritt immer noch auf YouTube zu sehen. Ich habe es erst kürzlich geschafft, das Video wieder anzuschauen. Es tat weh! Mein verpatzter Einstieg in den Song ist zwar technisch leicht korrigiert worden, aber ich höre natürlich, dass ich falsch war. Mir ist es auch unangenehm, wie steif ich mich auf der Bühne bewege - und neben mir kreist die perfekte J.Lo mit ihren Hüften. Wenn sie mit den Armen winkt, um das Publikum zu motivieren, wirkt das so locker, sie sieht einfach aus wie ein Megastar. Meine Arme sehen aus wie Spaghetti, die im Wind schlackern. Ich bin fast doppelt so groß wie sie, obwohl sie High Heels trägt.
Was man nicht sieht: Nach dem Auftritt umarmte mich J.Lo herzlich. Aber ich war richtig down und dachte: Mann, ey, nun bin ich einmal in Amerika und versaue meinen Auftritt. Und es ist nicht mal meine Schuld. Klar, das wirkt jetzt wie eine Ausrede nach einem verschossenen Elfmeter. Aber...
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