Begleitendes Tonmaterial
Zu diesem Buch ist zusätzlich begleitendes Tonmaterial als MP3-Download erhältlich unter
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Auch erhältlich auf Audio-CD unter
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Das begleitende Tonmaterial enthält fast alle fränkischen Sätze und Redewendungen in diesem Buch.
Hörproben: In ausgewählten Kapiteln dieses Buches können Sie sich unter den dort angegebenen Links Ausschnitte aus dem Begleitenden Tonmaterial anhören.
Vorwort
Für viele Menschen, den Verfasser dieser Zeilen eingeschlossen, ist die Mundart die erste und eigentliche Muttersprache. Sie zeigen in ihrem jeweiligen Dialekt eine höhere Sprachgewandtheit und Ausdrucksstärke als im Hochdeutschen. Daher: Ä baar Dagde under uns gsachd! In unnerm schönne Frangnland gibds ja wahrscheinds dausende Dialegde, gwasi in jede Urdschafd wenichsdns enn. Desderwechn hömmer väsüchd, so aweng a Frangn-Esberando ozurührn, dess mer in di Gechnd zwüscher Bamberch un Wördsburch (Mee-Frangn), ob ba aa in di Rhüa, im Nürmbercher "Schargoh" un aa nooch im Öba- un Middelfrängische verschdett. Und nun die Übersetzung für Nicht-Franken: Vorbemerkung: In unserem schönen Franken gibt es vermutlich tausende Dialekte, in jedem Ort wohl mindestens einen. Daher haben wir versucht, ein Franken-Esperanto "anzurühren", welches man sowohl zwischen Bamberg und Würzburg (Mainfranken) als auch in der Rhön und im Ober- und Mittelfränkischen (einschließlich Nürnberg und Umgebung) verstanden wird.
Jedzad åwer viel Freid beim Lese!
Nun viel Spaß beim Lesen!
Euer Jens Sobisch
Ä baar Dagde vorab
Einer konsequenten, einigermaßen lautgetreuen Schreibweise zuliebe folgen die in diesem Bändchen aufgeführten Begriffe folgenden besonderen Ausspracheregeln:
Mitlaute (Konsonanten) werden, anders als im Hochdeutschen, so geschrieben wie wir sie sprechen: Schdern statt "Stern", schdriggn statt "stricken". Die Länge eines Selbstlautes (Vokals) wird durch seine Verdoppelung hervorgehoben. Ein kurzer Selbstlaut wird dadurch kenntlich gemacht, dass ihm zwei Mitlaute folgen: hadd statt "hat", Schbriddse statt "Spritze", Schliidn statt "Schlitten" oder auch Wadder (ufr) / Weeda (mfr) / Wedder (ofr) statt "Wetter".
Schließlich macht es die lautgetreue Darstellung fränkischer Mundart erforderlich, ein im Deutschen nicht gebräuchliches Zeihen einzuführen: å als ein dumpfes, nach "o" gehendes "a".
Nicht unbedingt in ganz Franken gebräuchliche Aussprachen sind in diesem Buch mit (ufr) für unterfränkisch, (mfr) für mittelfränkisch (inkl. Nürnberger Stadtjargon) und (ofr) für oberfränkisch versehen. Eine Sonderrolle spielt der Raum Rothenburg, denn obwohl dieser zu Mittelfranken gehört, machen sich starke Einflüsse des Unterfränkischen bemerkbar. Diese Begriffe sind mit dem Kürzel (rb) kenntlich gemacht.
Frangnland un Frangn
Frangn - Wo is'n des übahaubd? will heißen "Franken - Wo ist das denn überhaupt?". Franken war eines der fünf Stammesherzogtümer im Ostfrankenreich. Die heutige fränkische Region im Freistaat Bayern umfasst nur den östlichen Teil des ostfränkischen Herzogtums. Bekannte und historisch interessante Städte in der fränkischen Region sind u. a. das Städtedreieck Nürnberg, Fürth und Erlangen, sowie Würzburg, Schweinfurt, Bamberg, Forchheim und Bayreuth.
Bis zum 10. Jh. bestand Franken auch aus Rheinfranken (umfasst das heutige Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordbaden) sowie aus Teilen des heutigen Thüringen (südlich des Rennsteigs mit den Landkreisen Sonneberg, Hildburghausen und Schmalkalden-Meiningen). Im Frühmittelalter bis ins 6. Jh. lag die ostfränkische Region (das heutige Franken in Bayern) im Spannungsfeld zwischen Thüringern und Schwaben. Im 7. Jh. wurde sie zunächst nur lose als östliche Mark dem Fränkischen Reich angegliedert. Im Ostfrankenreich entstand ab Mitte des 9. Jh. das Stammesherzogtum Franken.
Bis zur Wahl des Sachsenherzogs Heinrich war es dann zum Stammland und Machtzentrum der ostfränkischen bzw. deutschen Könige geworden. So fanden in der fränkischen Pfalz Forchheim die Königswahlen statt: 900 (Ludwig das Kind), 911 (Konrad I.), 919 (Gegenkönig Arnulf von Bayern) und letztmalig 1077 (Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden).
Franken ist heute eine Region im Freistaat Bayern. Sie umfasst dort das nördliche Bundesland Bayern, mit den Regierungsbezirken Unterfranken, Oberfranken und Mittelfranken und Teilen von Oberbayern (Landkreis Eichstätt).
Als Franken wird ferner das nordöstliche Baden-Württemberg bezeichnet. Bis vor kurzem gab es sogar eine Region Franken, die jedoch 2003 in "Region Heilbronn-Franken" umbenannt wurde.
Die Teilung in die westlichen Salfranken und östlichen Rheinfranken führte zu den späteren Teilreichen Neustrien und Austr(as)ien und diese noch später zu den heutigen Staaten Frankreich und Deutschland.
Die Franken
Un wos füa Leud wohne då? will heißen "Und welche Leute wohnen dort?". Früher gehörten zu den Franken (wörtlich: die Freien!) die westgermanischen Stämme der Salier, Chamaven, Charttuarier, Brukterer, Usipier, Amsivarier und Chatten. Während der Völkerwanderung drangen diese Gruppen in Gebiete ein, die heute dem fränkischen Sprachraum zugeordnet werden. Dazu gehören Nord-Bayern, Süd-Thüringen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Nord-Baden, Nord-Württemberg und deutschsprachige Gebiete in Lothringen und Luxemburg.
Zu Beginn des 5. Jh. befand sich das Zentrum der Frankensiedlungen in und um Köln. Im Jahr 420 überschritt Herzog Pharamond mit seinen Anhängern den Rhein Richtung Westen und führte damit die, in den folgenden Jahrhunderten noch bedeutsame, Teilung der Franken in die westlichen Salfranken und die östlichen Rheinfranken durch.
Unter Chlodwig I. und seinen Nachfolgern ab dem frühen 6. Jh. errichteten die Franken ein Reich, welches sich über das heutige Gebiet von Deutschland, Frankreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg und der Schweiz erstreckte.
Heute verrät die Statistik: In Franken leben derzeit weit über 4 Mio. Einwohner auf einer Fläche von etwa 25.000 m2. Die Region hat damit doppelt so viele Einwohner wie das benachbarte Thüringen und selbst in Ländern wie Norwegen und Irland leben nicht bedeutend mehr Menschen als in Franken.
Di frängische Schbrooch
Gibds'n übahaubd des Fränggisch? fragt "Gibt es denn überhaupt das Fränkische?". Fränkisch (genauer: Ostfränkisch) ist eine sich über oberdeutsche und mitteldeutsche Sprachgebiete erstreckende Dialektgruppe, die in einem Teil Bayerns, Baden-Württembergs, Hessens und Thüringens gesprochen wird. Unter-, Mittel- und Oberfranken haben jeweils ihre eigene Art sich zu äußern. Darüber hinaus unterscheiden sich Aussprache und Wortschatz oft auch innerhalb einer Region. Insoweit liegt ein ausgeprägter "Sprachpluralismus" auf sehr kleinem Gebiet vor. In Ermangelung eines "Hochfränkisch" gibt es kein einheitliches Mundarttheater wie in Altbayern den Komödienstadl oder in Hamburg das Ohnsorg-Theater.
Linguisten gliedern die fränkische Sprachfamilie in 1) Ostfränkisch, 2) Mittelfränkisch, 3) Rheinfränkisch und 4) Südfränkisch und in sprachwissenschaftlichen Werken ist gelegentlich vom oberen Unterfränkisch, vom unteren Oberfränkisch oder gar von Ober- und Unterostfränkisch die Rede. Babylonisches Sprachengewirr also.
Ostfränkisch: Mainfränkisch (Mainfranken), Hennebergisch (Thüringen, südwestlich des Rennsteigs), Itzgründisch (Thüringen südlich des Rennsteigs), Südostthüringisch, Oberfränkisch.
Rheinfränkisch: Hessisch, Kurpfälzisch, Pfälzisch, Saarländisch.
Südfränkisch: Oberländisch (nördliches Württemberg, Mittelbaden) mit Hohenlohisch, Unterländisch (württembergisches Unterland um Heilbronn am Neckar).
Natürlich verstehen sich die Bewohner der drei...