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Der Bestseller aus Spanien voll psychologischer Hochspannung
Alice' Ehemann ist tot. Ein Autounfall, doch ereignet sich der auf einer Landstraße, auf der Chris laut seines letzten Anrufs gar nichts zu suchen hatte. In die bodenlose Trauer mischen sich Zweifel: War ihr perfektes Leben vielleicht gar nicht so perfekt? Alice besorgt sich Videomitschnitte von der Strecke. Stück für Stück führen die sie nach Robin Island, eine winzige, beschauliche Insel vor der Küste von Cape Cod und Alice' letzte Hoffnung auf eine Antwort .
Als Chris ums Leben kommt, zerbricht für die hochschwangere Alice und ihre sechsjährige Tochter das perfekte Leben. Doch fast schwerer als der Verlust wiegt, dass ihr Mann bei seinem letzten Anruf gelogen hat. Warum wurde sein Wagen an dieser Stelle gefunden? Wo zum Teufel wollte er hin? Diese Fragen lassen Alice keine Ruhe, und sie rekonstruiert die letzte Fahrt ihres Mannes, ihre Mittel dazu werden immer extremer. Und als sie die Suche schließlich nach Robin Island verschlägt - ein kleines idyllisches Inselparadies -, ist sie zu allem entschlossen. Sie wird diesem Ort das Geheimnis um Chris entlocken .
Auch wenn es den Tag 0 im Kalender nicht gibt, kommt er im Leben doch vor. Mein Tag 0 war der Tag, an dem Chris starb, auch wenn ich überlegt habe, ob es nicht der Tag sein könnte, an dem ich auf die Insel zog. Aber schließlich überzeugte mich ein Tod doch mehr als ein Umzug. Der Tag 0 n.??Chr. Nach Christus. Nach Chris.
Manchmal habe ich ihn damit aufgezogen und ihn nicht Chris, sondern Chris/tus genannt (ich hatte ihn so in meinem Handy gespeichert), vor allem, wenn er überaus liebenswürdig, mit seinem einnehmendsten Lächeln und in unschuldigsten Worten seinen Kopf durchsetzen wollte. Was in der letzten Zeit häufiger der Fall war, wenn es um den Namen für unser Kind ging (ich war im siebten Monat schwanger). »Du hast beim ersten Mal aussuchen dürfen, mein Schatz, du wolltest etwas Internationales, das im Englischen, Spanischen, Italienischen und Französischen gleich geschrieben wird. Und ich war einverstanden: Olivia gefällt mir. Jetzt bin ich aber dran. Und ich möchte einen Namen, der nach einem Juwel klingt, denn das werden wir bekommen, ein kleines Juwel: Ruby«, sagte er. Und ich: »Sorry, Chris/tus, das kommt nicht in Frage. Such dir was anderes aus. Ruby klingt wie die Prostituierte aus der Vorabendserie.« »Du hast gerade das Andenken meiner Urgroßmutter Ruby beleidigt, Alice.« Er tat eingeschnappt. Er nannte mich nie bei meinem vollen Namen, bloß wenn er mich provozieren wollte. Für gewöhnlich nannte er mich Ali, Al und am liebsten einfach A. Mir gefiel A.
Ich wusste, dass er es war, als das Telefon klingelte. Ich nahm gerade ein Schaumbad mit zwei Esslöffeln Olivenöl und einem großen Glas Vollmilch - ein Hausmittel gegen die bei meinem riesigen Bauch zu befürchtenden Schwangerschaftsstreifen - und aß dazu ein Eis mit Belgischer Schokolade (im Gedenken an meine Vorfahren). Ich machte keine Anstalten, die Wanne zu verlassen und das Gespräch anzunehmen. Ich hoffte bloß, dass Olivia nicht aufwachte; es hatte lange gedauert, bis sie eingeschlafen war, und jetzt konnte ich endlich entspannen und etwas für mich tun. Chris würde das verstehen.
Als der Halbkilobecher Eis geleert war, stieg ich aus der Wanne; ich trocknete mich ab, rieb mir Busen, Bauch und Po mit Mandellotion ein und hörte meine Mailbox ab: »Hi, Schatz. Ich bin gerade erst fertig geworden. Eigentlich wollte ich zum Abendessen zu Hause sein, aber es war nichts zu machen, keine Chance, der Kunde wollte hier unbedingt noch was trinken, in einer Bar etwas außerhalb von Yale. Ich mache mich jetzt auf den Weg. Wahrscheinlich bin ich gegen Mitternacht da. Du musst nicht wach bleiben. Ich küsse dich, meine Liebe.«
Ich rief ihn nicht zurück, sondern schickte ihm bloß eine Nachricht:
Hab in der Wanne Eis gefuttert, deshalb nicht drangegangen. Nicht Dickerchen sagen, das tut mir weh! Komm gut heim, mein Schatz. Wir warten hier alle drei auf dich. ILD.
Das Telefon klingelte zwei Stunden später wieder. Vielmehr klingelte es nicht, es vibrierte, und das Display blinkte. Ich war beim Fernsehen im Bett eingeschlafen. Ich erschrak nicht und war auch nicht alarmiert, als ich sah, dass es Chris war. Wenn er nachts fuhr, rief er mich manchmal über die Freisprechanlage an, um nicht einzuschlafen, und ich mochte es, wenn er sich von mir wachhalten ließ. Nicht weil ich gern alles mit mir machen ließ, ich konnte nur einfach überall die Augen schließen und einschlafen und deshalb störte es mich nicht, wenn er meinen Schlaf kurz unterbrach, ich genoss es sogar. Es war ein bisschen so wie früher, als wir noch bei unseren Eltern wohnten, wenn wir das Telefon mit ins Bett genommen und bis zum Morgen geredet und so irgendwie die Nacht miteinander verbracht hatten.
»Hallo, mein Schatz, wo bist du denn?«, fragte ich, noch etwas benommen.
»Guten Abend«, antwortete eine Frauenstimme. Jetzt erschrak ich doch. Ich schaute noch einmal auf das Display: Chris/tus. Viel Lärm im Hintergrund. Verkehrsrauschen und Motorenlärm. »Spreche ich mit Alice Williams?«
»Äh . Ja, das bin ich.« Meine Hände begannen sofort zu zittern.
»Ihr Mann hatte einen Autounfall. Wir bringen ihn ins Saint Luke's Hospital in New Bedford.«
»New Bedford? Wieso New Bedford?«
»Ihr Mann ist Christopher Williams, wohnhaft 668 Hope Street, Providence?«
»Ja.«
»Er ist auf der US-6 von der Straße abgekommen, auf der Höhe von Marion.«
»Marion? Wo ist das?«
»Marion, Massachusetts. Auf der Höhe des Weweantic River.« Als würde mir das etwas sagen.
»Entschuldigen Sie, aber ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, sagte ich und rang darum, nicht aufzuwachen. Solange ich weiterschlief, wäre das alles nur ein böser Traum.
»Noch einmal, Frau Williams. Ihr Mann hatte einen Autounfall, zweiundzwanzig Meilen östlich von New Bedford. Wir bringen ihn ins .«
»Nein, das muss ein Irrtum sein«, unterbrach ich sie erleichtert, ich hatte endlich Ordnung in meine Gedanken gebracht. »Das kann nicht sein. Mein Mann ist, er war in Yale.«
Wir lebten in Providence, Rhode Island. Yale ist in New Haven, ungefähr hundert Meilen westlich. New Bedford liegt in der entgegengesetzten Richtung, im Osten. Wie weit, das wusste ich damals nicht genau, aber schätzungsweise eine Stunde mit dem Auto.
»Frau Williams, ich habe seine Papiere noch einmal durchgesehen«, sagte die Frau geduldig, sich offenbar bewusst, wie schwer es war, so eine Nachricht zu begreifen. »Es handelt sich um Christopher Williams.«
»Kann ich bitte mit ihm sprechen?«, brachte ich heraus.
»Er ist nicht bei Bewusstsein. Sein Zustand ist sehr kritisch, Frau Williams. Kommen Sie, so schnell es geht. Saint Luke's Hospital, New Bedford.«
Beim Auflegen blickte ich reflexhaft auf die Digitaluhr auf meinem Nachttisch. Ich sah, wie sie von 00:01 auf 00:02 umsprang. Am 13. Mai 2015. Schon als sehr kleines Kind hatte ich mir die 13 als Lieblingszahl ausgesucht, weil ich glaubte, dass alle Zahlen gleich viel Glück bringen. Eine Portion Glück, die man mit allen Leuten teilen musste. Und weil keiner die 13 wollte, hätte ich ihr gesamtes Glück für mich allein. Bei allen Mannschaftssportarten, die ich spielte, wählte ich die 13 als Nummer. Sie war die Zahl, die mir den Rücken stärkte. Aber in diesem Moment hörte sie auf, meine Glückszahl zu sein.
Und dieser Tag wurde zum Tag 0 des Jahres I n.??Chr.
Ich saß schon fünf mir endlos scheinende Minuten hinterm Steuer, als die nächste Panikwelle meine Wirbelsäule hinabpeitschte, weil mir jäh klar wurde, dass ich Olivia allein gelassen hatte, als wäre ich nur kurz vor die Tür gegangen, um die Post und die Zeitung aus dem Briefkasten zu holen.
Noch während ich mir Vorwürfe deswegen machte, wählte ich über die Freisprechanlage die Nummer meiner Eltern. Ich hoffte, mein Vater würde drangehen.
»Ist was passiert, Liebes?« Meine Mutter klang erschrocken wegen der Uhrzeit.
»Mama, Chris hatte einen Autounfall. Sie bringen ihn ins Krankenhaus.«
»Du lieber Himmel, ist es schlimm?«
»Das weiß ich nicht, Mama. Ich rufe dich an, sobald ich etwas erfahren habe. Ich bin gleich losgefahren. Olivia ist allein zu Hause. Ich will nicht, dass sie wach wird, und niemand ist da. Bitte fahrt zu ihr.«
»Ja, sicher, Liebes, wir sind schon unterwegs. Himmel, George, wach auf, Chris hatte einen Unfall. Wo ist das denn passiert, Liebes?«
Ich wollte nicht weiter Erklärungen abgeben müssen.
»In der Nähe von Yale, er war geschäftlich unterwegs.«
Krankenhäuser sind ein Gräuel für mich. Ich setze einen Fuß hinein, und mir wird schwindlig, und dazu noch die Angst, die ich hatte. Meine Beine streikten. Mir war nicht ganz klar, wie ich überhaupt bis hierher hatte fahren können. Ich sah alles verhangen wie durch einen löchrigen Schleier. Ich leide an Asthenophobie, der Angst davor, in der ...
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