Schweitzer Fachinformationen
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von Sir David Attenborough
Heute, fast siebzig Jahre nach dem großen Abenteuer der Ersten Überlandfahrt, sind die noch lebenden Expeditionsteilnehmer - allesamt grauhaarige Großväter - in ihren Neunzigern. Als ich sie jedoch kennenlernte, waren sie junge Studenten und gerade mal knapp über zwanzig. (Wenn ich es mir recht überlege, war ich selbst damals auch nicht viel älter.) Sie traten an mich heran und wollten mich als Produzent der BBC Exploration Unit überzeugen, sie bei einem Vorhaben zu unterstützen, das auf den ersten Blick ein völlig verrücktes Unterfangen war. Sie erklärten mir, ohne auch nur im Geringsten zu zweifeln oder zu zögern - was ich ausdrücklich betonen möchte -, sie könnten ein paar »richtig gute Sendungen« machen, falls ich mit dabei wäre. Letztendlich bekamen sie 200 Pfund (für den Kauf einer Filmkamera mit Federwerksantrieb) und genügend Filmmaterial, um schon einmal loslegen zu können. Wenn mir der erste Schwung, den sie mir zurückschickten, gefiel, würden sie mehr Material bekommen. So war es dann auch. Als sie ein Jahr später wieder zurück nach England kamen, war das Endergebnis genau so, wie sie es angekündigt hatten: drei »richtig gute Sendungen« für eine Serie, die unter dem Namen Travellers' Tales ausgestrahlt wurde. Und ein Buch.
Es ist das Buch, das Sie gerade in Händen halten, das ein halbes Jahrhundert nach seinem ersten Erscheinen nachgedruckt wurde, und das nun, noch einmal siebzehn Jahre später, in deutscher Übersetzung vorliegt. Im Lauf der Zeit ist es zu einer Art Bibel für Überlandfahrer geworden. Natürlich darf mit Fug und Recht behauptet werden, dass sowohl die Reise selbst als auch der Bericht darüber inzwischen fast schon zu Klassikern geworden sind. Einmal hat es jemand besonders treffend formuliert und erklärt, der einzige gute Grund dafür, dieses Buch seinem Sohn oder Mann nicht zum Geburtstag zu schenken, sei der, »dass sich dieser dann zu Weihnachten höchstwahrscheinlich einen Land Rover wünscht«. Einer der ersten Rezensenten drückte es (in der Zeitschrift Motor) noch einfacher aus: »Ich glaube, es ist das beste Reisebuch, das ich jemals gelesen habe.«
Die Welt ist seit Mitte der 1950er-Jahre in vielerlei Hinsicht geschrumpft, doch diese Feststellung gilt wohl vor allem in Hinblick auf die umfassenden Weiterentwicklungen im Luftverkehr. Tatsächlich wäre die Fahrt der Expedition über den Landweg heute überhaupt nicht mehr möglich. Im Grunde war sie das schon seit ungefähr 1958 nicht mehr, nachdem die Ledo/Stilwell Road offenbar endgültig unterspült und vom Dschungel überwuchert worden war. Doch selbst wenn diese Route noch existieren würde, hätte es keine solche Reise mehr geben können, da das totalitäre Regime in Burma/Myanmar seit (mindestens) fünf Jahrzehnten keine Visa mehr für eine Einreise über die Grenze ganz im Norden des Landes ausstellt. Auch die Inder haben Reisenden den Zugang zu ihrem Land aus dem Grenzgebiet von Assam/Myanmar lange Zeit verwehrt. Weiter östlich wäre es höchstwahrscheinlich ein Ding der Unmöglichkeit, eine Genehmigung für die Ausreise aus Burma über den Saluen und durch die Shan-Berge nach Thailand zu bekommen; die burmesische Armee kämpft seit mittlerweile fünfzig Jahren gegen die Unabhängigkeitsbewegung der Shan.
Auch andernorts ist die Lage problematisch. Man denke nur an den Mittleren Osten - Irak, Iran, Belutschistan, Afghanistan . Den Mitgliedern der Expedition ist sehr wohl bewusst, dass das äußerst kurze »Zeitfenster«, innerhalb dessen sie ihre Reise wagten, ein Glücksfall war. Zudem hatten sie, wie sie erklären, großes Glück mit dem Wetter, vor allem bei der schwierigsten Etappe der Route (die von zahlreichen Flüssen durchzogene Ostseite der Naga Hills, die sich parallel zum Chindwin bis hinunter zum Irawadi erstrecken): Sie fiel in ein ausgesprochen regenarmes Jahr.
Die einzige Teilstrecke der Route, die heute einfacher zu bewältigen wäre als damals, ist die vom Süden Thailands in den Norden der malaiischen Halbinsel. Im Jahr 1956 klaffte dort eine Lücke von über 160 Kilometern, auf denen es keine Straße, sondern lediglich eine Bahnlinie gab. Ursprünglich hatte die Expedition geplant, über die Schwellen Richtung Süden zu rumpeln, doch dann erfuhr sie, dass Planierraupen erst wenige Wochen zuvor im Zusammenhang mit dem geplanten Bau einer richtigen Straße eine provisorische Trasse durch den Dschungel gezogen hatten. Die eigentliche Straße wurde dann erst drei Jahre später gebaut.
Vermutlich fragen Sie sich, was inzwischen aus den sechs jungen Männern geworden ist, die vor fast siebzig Jahren diese lange Reise wagten.
Zwei von ihnen, Adrian Cowell und Tim Slessor, etablierten sich schon bald als Fernsehdokumentarfilmer, was nicht allzu verwunderlich ist. Adrian führte zunächst Regie bei einer frühen ITN-Serie zum aktuellen Zeitgeschehen, die unter dem Titel Roving Report ausgestrahlt wurde und ihn von Tibet nach Timbuktu und von Neuguinea bis in die Anden führte. Später war er als Freiberufler unterwegs und entwickelte ein besonderes Faible für Filme über die Opiumschmuggler des burmesischen Hügellandes und - am entgegengesetzten Ende der Welt - die entlegenen Stämme des Amazonas. Viele seiner Filme, von denen manche ihn zwei Jahre lang beschäftigt hielten, wurden in der ganzen Welt gezeigt und brachten ihm Auszeichnungen ein, die zu den höchsten der Branche zählen. Adrian war ständig in den entferntesten Winkeln der Erde unterwegs, weshalb er keinen festen Wohnort zu haben schien, sondern lediglich eine E-Mail-Adresse. Am 11. Oktober 2011 starb er unerwartet an einem Herzinfarkt. Der Nachruf im Guardian zeichnete seine außergewöhnliche Karriere nach und betonte, seine Arbeit in Brasilien habe »die Welt auf die systematische Ausbeutung des Regenwalds im Amazonas aufmerksam gemacht und dazu beigetragen, den Umweltschutz zu einem politischen Thema zu machen«.
Tim Slessor kam zur BBC, noch bevor er seinen Bericht über die Expedition fertiggeschrieben hatte. Auch er wurde ein Reisender und drehte Dokumentarfilme über das australische Outback ebenso wie über die Antarktis. Im Laufe der Jahre entwickelte er ein besonderes Interesse an den Vereinigten Staaten. Irgendwann brach er sogar die Zelte ab, um mit seiner Frau und den Kindern für ein Jahr nach Wyoming zu gehen - was auch der Grund dafür sein könnte, dass er so stolz auf die Auszeichnung der Cowboy Hall of Fame für zwei Filme über den amerikanischen Westen ist, die er für Alistair Cookes berühmte Amerika-Sendereihe gemacht hatte. Später ließ er sich als Herausgeber mehrerer Fernsehserien in London nieder. »Als solcher schickte ich meist andere los, um etwas Tolles zu erleben - auch interessant, aber ich wäre viel lieber selbst da draußen gewesen.« So machte auch Slessor sich irgendwann selbstständig und war ab da wieder öfter auf Reisen. In letzter Zeit ist er gern mit seinem Segelboot unterwegs, mal auf den Hebriden, mal in der Biskaya. Und er hat noch weitere Bücher geschrieben: eines, in dem er die Heucheleien und Halbwahrheiten der britischen Regierung untersucht, und eines über die bewegte Geschichte des Wilden Westens.
Antony Barrington Brown (besser bekannt unter dem Namen B. B.) war der Kameramann der Expedition und als solcher für die Filmaufnahmen, aber auch die Fotos zuständig. Nach seiner Rückkehr arbeitete er zunächst als Fotograf in Cambridge. Eines Tages jedoch »wurde mein Fotostudio im Zuge einer Straßenverbreiterung plattgemacht«, wie er erzählte. Flexibel wie immer machte er eines seiner Hobbys zum Beruf und wurde Erfinder. Er entwarf unter anderem eine neuartige, äußerst ökonomische Methode, Häuser zu bauen (»zuerst das Dach«) sowie Regalsysteme für Messe und Industrie, die sich besonders schnell aufstellen lassen. Letztere sind inzwischen in der ganzen Welt im Einsatz, und wenn B. B. sie für sich selbst anstatt für seinen Arbeitgeber erfunden hätte, wäre er damit steinreich geworden. So aber musste er sich mit einer Goldmedaille begnügen - »Schön, aber davon abbeißen konnte ich nicht.« Er ließ sich daher in seinem geliebten Wiltshire nieder, wo er eine eigene Firma für innovative Konzepte, weitere kreative Bauprojekte und Industriemöbel gründete. 2004 wurde er aufgrund der zahlreichen Verdienste in seiner Heimatgemeinde in den Order of the British Empire aufgenommen, ein Jahr zuvor war er zum Fellow der Royal Photographic Society ernannt...
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