Schweitzer Fachinformationen
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Es beginnt mit einer starken, sofortigen - emotionalen und oft auch sexuellen - Anziehung. Gleich von Anfang an drängt eine unwiderstehliche Sehnsucht dich dazu, mit dieser faszinierenden Person zu »verschmelzen«. Du hast das Gefühl, sie eigentlich schon sehr viel länger zu kennen - sie kommt dir ungeheuer vertraut vor. Du glaubst sogar, »den oder die Richtige« gefunden zu haben. Doch dann zieht sich dieser geliebte Mensch wieder von dir zurück. Er beginnt dich abzuwerten, hat ständig etwas an dir auszusetzen und schiebt dir die ganze Schuld an euren Problemen zu. Es gibt plötzliche Stimmungsumschwünge: Zuerst konnte er gar nicht genug von dir bekommen - und jetzt hat er dich plötzlich satt. Als schließlich ein Punkt erreicht ist, an dem du glaubst, die vielen Kränkungen nicht mehr länger ertragen zu können, willst du die Beziehung beenden; doch da überredet diese Person dich mit Entschuldigungen und Versprechungen, wieder zu ihr zurückzukehren - und das gleiche Spiel beginnt von Neuem. Du findest es schwierig oder sogar unmöglich, die Beziehung zu beenden, weil du eine so tiefe emotionale Bindung zu diesem Menschen verspürst, dass es dir richtig wehtut, dir ein Leben ohne ihn vorzustellen.
Das ist eine typische traumatische Bindung.
Anhand folgender Fragen kannst du herausfinden, ob du in so einem wiederkehrenden Beziehungsmuster feststeckst:
Wenn du mehrere dieser Fragen mit Ja beantwortet hast, könnte es sein, dass du in einer traumatischen Bindung gefangen bist.
Unsere ersten Bindungen an Menschen, die in unserem Leben eine wichtige Rolle spielen, entstehen bereits bei der Geburt. Sie werden von unserem Temperament, unseren Bezugspersonen und den Wechselbeziehungen zwischen beidem beeinflusst. Normalerweise führen gesunde Bindungen während der Kindheit dazu, dass wir in unserem Beziehungsleben ein Gefühl der Sicherheit haben: Wir machen die Erfahrung, wertgeschätzt zu werden, und stehen Beziehungen daher auch später - im Erwachsenenalter - positiv gegenüber. Doch wenn man als Kind ungesunde Bindungen erlebt, entstehen dadurch Angst und Misstrauen, und man fühlt sich verlassen und unzulänglich. Diese allerersten Beziehungsmuster prägen unsere Vorstellungen von uns selbst, unseren Mitmenschen und der Welt, in der wir leben. Wenn wir in unserer Kindheit ungesunde zwischenmenschliche Beziehungen erlebt haben, werden wir unser Beziehungsleben im Erwachsenenalter wahrscheinlich aus einer verzerrten Perspektive betrachten; und das führt zu einer sehr ungesunden Dynamik.
Als Kinder haben wir - wenn überhaupt - kaum Kontrolle über unsere Beziehungen. An diesen allerersten Beziehungen können wir nicht viel ändern; denn in der Kindheit sind wir von unseren Bezugspersonen abhängig - und diese Personen prägen unsere Grundüberzeugungen. Erst wenn wir erwachsen werden, entwickeln wir ein Bedürfnis nach Kontrolle über uns selbst und unsere Entscheidungen: Bewusst oder unbewusst möchten wir jetzt selbst über unsere zwischenmenschlichen Beziehungen bestimmen. Nur leider treibt dieser Wunsch uns oft ausgerechnet zu den Persönlichkeitstypen hin, die unser Beziehungstrauma verursacht haben!
Wenn du unter so einem Trauma leidest, dann hast du bei den Beziehungen, die du im Erwachsenenalter eingehst, wieder das Gefühl, eine bestimmte Person für deine Sicherheit und dein Überleben zu brauchen. Du fühlst dich eng mit ihr verbunden, weil sie dir vertraut vorkommt - als würdest du sie eigentlich schon sehr viel länger kennen. Du empfindest eine starke innere Erregung, die sich vielleicht wie »Schmetterlinge im Bauch« anfühlt (eine körperliche Empfindung, die mit dem Gefühl der Anziehung einhergeht). Jede dieser Beziehungen wirft dich wieder in den alten Teufelskreis zurück: Sie ist eine Wiederholung des Traumas, das du als Kind erlebt hast. Denn du hast dich (bewusst oder unbewusst) wieder vom selben Persönlichkeitstyp angezogen gefühlt und geglaubt, dass du entweder nichts anderes verdienst oder dass diesmal alles anders wird - dass dieser Mensch endlich erkennt, was du wert bist, und dich so liebt, wie du es dir ersehnst und auch verdienst.
Vielleicht ist dir inzwischen schon aufgefallen, dass du dir für deine Beziehungen immer wieder ähnliche Persönlichkeitstypen aussuchst oder dich zu Situationen hingezogen fühlst, die an die Konstellation deines ursprünglichen Traumas erinnern. Oder dir wird allmählich klar, dass du unbewusst immer wieder nach Partner*innen suchst oder Situationen schaffst, die dich in negativen Mustern gefangen halten - und dass diese Muster große Ähnlichkeit mit dem Trauma aus deiner Kindheit oder Jugend haben. Jedenfalls kommst du immer wieder mit Menschen und Situationen in Berührung, die dein ursprüngliches Trauma aktivieren - und zwar durch dein eigenes Zutun. Du steckst in einer ständigen Neuinszenierung deines Beziehungstraumas fest.
Wenn du die Fallbeispiele in diesem Buch liest, werden vielleicht negative Gefühle in dir aufsteigen, die schwer zu verkraften sind. Wenn das der Fall sein sollte, dann pass bitte gut auf dich auf und suche dir professionelle Hilfe bei der Verarbeitung deiner traumatischen Erfahrungen! Denn dieses Buch kann dir zwar den Weg zur Heilung zeigen, die Informationen darin reichen aber vielleicht nicht aus, um dich ganz bis ans Ziel, deine vollständige Heilung, zu bringen.
Bevor wir in unser eigentliches Thema einsteigen, solltest du dir erst mal überlegen, warum du dieses Buch in die Hand genommen hast. Gibt es ein spezielles Beziehungserlebnis, das dich dazu motiviert hat? Was hoffst du durch diese Lektüre über dich selbst zu erfahren?
Wir wollen nun zunächst einmal den Boden für die bevorstehende Aufgabe bereiten. Während deiner Arbeit mit diesem Buch wirst du ein Tagebuch führen. Deine regelmäßigen Tagebucheinträge sollen dir dabei helfen, über deine Beziehungserfahrungen nachzudenken und die Strategien zu entwickeln, die du brauchst, um dich aus traumatischen oder toxischen Beziehungen zu befreien und neue, gesunde Partnerschaften aufzubauen. Du wirst in diesem Buch aber auch immer wieder Übungen und Fragen zum Nachdenken finden. Die Übungen sollen dir dabei helfen, mein System anzuwenden und dir die dafür notwendigen Fähigkeiten anzueignen; und anhand der Fragen kannst du noch ein bisschen eingehender über deine Erfahrungen nachdenken - vielleicht parallel zu den Übungen, vielleicht aber auch erst zu einem späteren Zeitpunkt, wenn du bestimmte Stellen in diesem Buch noch einmal liest. Beantworte zunächst einmal die obigen Fragen und schreibe die Antworten darauf in dein Tagebuch! Das ist ein guter Ausgangspunkt für unsere Entdeckungsreise.
Schauen wir uns einmal an, was Casey dazu geschrieben hat: »Während meiner letzten Beziehung ist mir klar geworden, dass es mir schwerfällt, gesunde Bindungen einzugehen. Ich möchte gern verstehen, warum das so ist und wie ich damit am besten weiterkommen kann. Vom Verstand her weiß ich, dass ich wahre Liebe verdiene und dass schon irgendwann die richtige Person auftauchen wird, wenn ich innerlich bereit dafür bin und meine >Hausaufgaben< gemacht habe. Als ich meine*n letzte*n Ex kennenlernte, hatte ich beinahe auf Anhieb das Gefühl, die Person schon seit Jahren zu kennen. Wir gingen sehr schnell miteinander ins Bett, weil sich das einfach gut und richtig anfühlte - ich hatte das Gefühl, dass diese Person >die Richtige< für mich war. All die unschönen Beziehungen und Enttäuschungen, die ich früher erlebt hatte, schienen plötzlich einen Sinn zu ergeben, denn es fühlte sich so an, als würde ich jetzt für meine früheren Qualen belohnt werden. Ein oder zwei Monate lang lief mit uns beiden alles super - zumindest glaubte ich das. Doch dann fiel mir eine Veränderung auf, die am Anfang allerdings kaum spürbar war: Die Person fing an, Verabredungen abzusagen, und es dauerte immer länger, bis sie auf meine Anrufe und Nachrichten reagierte. Anfangs wusste ich nicht, ob ich mir das womöglich nur einbildete. Aber konnte dieses Verhalten normal sein, nach einem so heißen Start? Wenn ich heute im Nachhinein auf diese Erfahrungen zurückblicke, fällt mir auf, dass ich das, was uns beide miteinander verband, zwar für Liebe hielt, allerdings hatten wir eigentlich nie über das Thema Treue gesprochen. Wir hatten uns nicht über unsere Erwartungen geeinigt; also hatte ich vielleicht ganz andere Vorstellungen von unserer Beziehung als sie. Eigentlich wusste ich gar nicht, was sie für mich empfand, und das versetzte mich allmählich in Panik. Nach und nach zog sich diese Person immer mehr von mir zurück, und letzten Endes...
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