Schweitzer Fachinformationen
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Die zerklüftete Landschaft ihrer Heimat empfing Niamh, als sie hinter dem Mann, den sie verraten musste, den Hügel hinaufstapfte. Sie hatten die Pferde am Hadrianswall zurückgelassen, da es zu riskant war, sie über die Grenze nach Kaledonien zu bringen. Sie gingen zu Fuß weiter und Niamh wusste, dass ihr Begleiter schwächer werden würde, je länger sie laufen mussten. Sie hatte einige Bedenken, den Mann körperlich zu überanstrengen, aber ihre Loyalität stand außer Frage.
Ein Teil von ihr wollte vorschlagen, dass sie trotz des Risikos zwei weitere Pferde stehlen sollten, damit Hytham keinen Rückfall erlitt, nachdem er sich gerade so mühsam erholt hatte. Aber zwei Fremde, die durch diese Teile Kaledoniens ritten, wären verdächtiger als zwei Reisende zu Fuß und Hytham hatte die Pferde auf dem Weg hier hoch ohnehin zu hart angetrieben. Niamh wusste nicht genau, was seinen Körper so geschwächt hatte, aber es hatte gereicht, um ihn lange Zeit in Ravensthorpe festzuhalten, noch bevor sie ihn getroffen hatte. Deshalb hatte Niamh versucht, ihn zu überreden, sie allein auf diese Reise gehen zu lassen. Es wäre einfacher gewesen, ohne seine wachsamen Augen, die jede ihrer Handlungen, jede Bewegung ihres Kopfes und jeden Gedanken, den er auf ihrem Gesicht ablesen konnte, analysierten. Es war keine leichte Reise nach Norden gewesen und sie war vorsichtig gewesen, hatte so weit weg von ihm geschlafen, wie sie sich traute, nur für den Fall, dass sie im Schlaf sprach.
Warum er mit seinen Verletzungen darauf bestanden hatte, mit ihr so weit nach Norden zu gehen, war ihr ein Rätsel. Vom Regen durchnässt zu werden und unter freiem Himmel zu schlafen war nicht gerade förderlich für die Heilung. Es hatte Wolfsangriffe gegeben, Banditen, denen sie ausweichen mussten - und das waren nur die äußerlichen Gefahren. Die Kälte des Moors ließ schon ihre Knöchel schmerzen, wenn sie das Schwert ergriff. Und egal was es mit seinem Bein auf sich hatte, ihm konnte es nicht viel besser gehen. Trotzdem hatte er darauf bestanden, sie zu begleiten. Und jetzt musste sie den Preis zahlen: Sie musste vorsichtig sein und mehr darauf achten, was er beobachten konnte, als ihr lieb war. Es bedeutete auch, dass sie die Kameradschaft, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatte, zerstören würde.
Aber wenn er müde war . wenn er abgelenkt war . wenn er nicht in Bestform war, konnte sie vielleicht das, was sie auf dieser Reise erreichen musste, schaffen, ohne dass er etwas merkte. Zumindest so lange nicht, bis sie weit genug weg war, um sich in den Sümpfen zu verstecken, oder vielleicht einige der Einheimischen überreden konnte, sie zu verstecken. Falls das Glück ihr hold war und diese Einheimischen nicht bemerkten, dass sie nicht die war, die sie zu sehen erwarteten. Es würde nicht leicht werden. Aber sie hatte für solche Abenteuer trainiert, nicht nur mit den Leuten, denen sie unterstellt war. In einem Dorf wie dem, aus dem sie stammte, war das eine Selbstverständlichkeit. Dort hatte man schon immer verstohlene Leute gebraucht, die sich in rivalisierende Dörfer schlichen, um Vorräte oder Waffen zu stehlen.
Sie kletterten weiter über moosbewachsene Felsen und wurden dabei von rothaarigen, flauschigen Kühen mit großen Hörnern beobachtet, den einzigen Zeugen ihres Eindringens in ihre Heimat. Die Kühe schienen von ihrem Erscheinen nicht sonderlich beunruhigt zu sein, nicht so wie die Füchse und Wölfe, die weiter südlich lebten. Die Kühe starrten einfach vor sich hin und kauten auf ihrem Gras. Sie bewegten sich nicht einmal.
Niamh wünschte sich, sie könnte tatsächlich nach Hause gehen - in ihr Dorf, zu ihrem Volk. Sie wünschte, sie wäre nicht so tief in diese Sache hineingeraten. Sie wünschte, sie hätte die Ruhe der Kühe und könnte einfach nur dastehen und essen und sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Die Abenteuer, die sie erlebt hatte, waren natürlich wunderbar. Die Chance, mehr von der Welt jenseits der Küsten ihres eigenen Dorfes zu sehen . Aber sie hatte gelernt, dass Abenteuer ihren Tribut forderten. Sie kosteten sie ihre Sicherheit, Freundschaften und ihren Verstand.
Sie beobachtete Hytham, der vorausging. Er hatte darauf bestanden, für eine Weile die Führung zu übernehmen, obwohl sie diese Gegend besser kannte als sonst jemand.
»Bist du dir ganz sicher, dass ich uns nicht führen soll, jetzt, wo wir hier sind?«, rief sie erneut, zum bestimmt hundertsten Mal.
»Nein. Ich weiß, wohin wir gehen, und ich würde lieber als Erster mein Gesicht zeigen«, antwortete Hytham.
In diesem Moment sah sie, dass er dabei war, einen Fehltritt zu machen. Einen, den sie ihn nicht machen lassen konnte, weil er für sie ebenso gefährlich war wie für ihn.
»Wenn ich du wäre, würde ich dort nicht hintreten«, rief sie durch die Wildnis, beschleunigte ihr Tempo und eilte ihm hinterher.
Hytham wurde kaum merklich langsamer. »Schon gut, es ist nur mehr von diesem Moos, über das wir ständig laufen.«
Sie seufzte innerlich. Leute, die nicht aus diesen Teilen der Inseln stammten, sagten das immer. So endeten sie mumifiziert mitten in den Mooren und ihre Leichen gaben später hervorragenden Brennstoff ab.
»Das ist ein Moor, Hytham. Was du hier siehst, ist Torf.«
Der Geruch verriet ihr, was sie vor sich hatte. Nicht der Boden selbst, sondern der Geruch von Lehm und verrottender Vegetation, von dem sie wusste, dass er Orte ankündigte, auf die man keinen Fuß setzen sollte.
Hytham hielt inne, trat einen Schritt zurück und warf einen Blick zu ihr zurück. »Ein Moor? Aber hier gibt es kein Wasser. Nur Moos.«
Sie nickte und ging schneller, um zu ihm aufzuschließen, falls er nicht auf sie hören sollte. Er würde zwar durch ihren Verrat vermutlich sterben, aber sie fand, niemand sollte sterben, weil er versehentlich in ein Torfmoor getreten war, vor dem man ihn gewarnt hatte. Einen solchen Tod hatte niemand verdient, schon gar nicht Menschen, die sie mochte. Vielleicht verdiente die alte Mae im Dorf es, sie war gemein zu Kindern und trank zu viel Bier, um vernünftig oder nützlich zu sein. Solche Leute verdienten es, im Sumpf zu liegen.
Vielleicht verdiente Marcella es, in einem Sumpf zu liegen, wenn sie nicht kooperativ sein konnte. Aber Hytham? Hytham war lustig und vernünftig genug, um einen Tod zu verdienen, den die Morrigan würdigen konnte, und nicht einen, für den man sich im Jenseits über ihn lustig machen würde.
Sie ging um ihn herum und trat auf die braun-grüne Substanz, von der sie wusste, dass sie kein Gewicht tragen konnte. Es war matschig unter ihrem Fuß, nicht hart. »Du kannst nicht dein ganzes Gewicht darauf verlagern, aber du kannst es ausprobieren. Siehst du?«, sagte sie und bedeutete ihm, es zu versuchen.
Er tat es und erblasste, als ihm klar wurde, was er beinahe getan hätte. »Ich sehe, dass eure Länder komplizierter sind, als ich dachte, und dass es klug war, dich mitzunehmen, anstatt allein zu kommen.«
Er lächelte und Niamh spürte, wie Schuldgefühle in ihr aufstiegen. Es fiel ihr einen Moment lang schwer, zu atmen oder ihn überhaupt anzusehen, obwohl es das Wichtigste war, seinem Blick standzuhalten. Lügner sahen nicht weg, wenn sie sprachen.
»Ich bin froh, dass du mir erlaubt hast mitzukommen, obwohl ich wünschte, du wärst zurückgeblieben, um deinem Körper die Strapazen zu ersparen. Dies ist ein raues, gnadenloses Land.« Niamh fand einen Stock auf dem Boden und stocherte damit am Rand des Moors, um dessen Begrenzung zu erkunden. »Wenn du mir folgst, kann ich uns auf einen sichereren Weg bringen«, sagte sie und drehte ihm den Rücken zu. Sie hoffte, dass ihre hochgezogenen Schultern ihre wahren Absichten und die Zweifel, die sie plagten, nicht verrieten.
Sie zog sich die Kapuze über den Kopf und kämpfte gegen den Drang an, sich umzudrehen und ihm zu sagen, er solle zurück nach Lunden gehen. Ihm von ihren Plänen zu erzählen. Alles zu gestehen. Sie durfte es nicht, sie sollte es nicht. Stattdessen stach sie auf die Erde ein, um dafür zu sorgen, dass keiner von ihnen dem Sumpf zum Opfer fiel, in den sie geraten waren, denn eines wollte sie nicht zulassen: dass sie auf die lächerlichste denkbare Weise den Tod fanden.
»Du warst eine gute Reisebegleiterin«, murmelte Hytham, als sie endlich die andere Seite des Sumpfs erreicht hatten. Er stützte sich auf den Stock, den er aufgehoben hatte, da er den Trick gelernt hatte, wie er sich schützen konnte. »Aber du bist so still. Ich glaube nicht, dass du sonst so schweigsam warst.«
Sie seufzte. Natürlich hatte er bemerkt, dass es ihr immer schwerer fiel zu sprechen, je näher sie ihrem Ziel kamen.
»Es ist seltsam, wieder zu Hause zu sein«, sagte sie langsam. »Ich dachte, wenn ich wieder hierher zurückkomme, würde ich in mein Dorf gehen, um...
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