Schweitzer Fachinformationen
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Trixi Schneider liebte ihren vierjährigen Sohn Finn über alles, aber nachdem er sich in der Nacht zweimal übergeben und sie jedes Mal seine gesamte Wäsche gewechselt hatte, war sie heilfroh, als ihre Mutter am Morgen die Krankenbetreuung übernahm und sie nach draußen scheuchte.
Die Sonne schien, aber es war noch ziemlich frisch. deshalb zog sie sich ihre warme grüne Jacke, die sie selbst entworfen und genäht hatte um die schmalen Schultern und lief einfach los. Um die Müdigkeit zu verscheuchen, atmete sie die frische Frühlingsluft tief ein und sah sich neugierig um.
In der Südstadt kannte sie sich noch nicht aus, denn sie war erst vor kurzem in das Haus ihrer Mutter gezogen. Dieser Schritt war ihr nicht leichtgefallen, aber sie brauchte dringend eine neue Umgebung und glücklicherweise wurde die Einliegerwohnung in ihrem Elternhaus gerade frei. Davor hatte sie im Nachbarort gelebt und lange geglaubt den Hauptgewinn in der Liebe gezogen zu haben.
Nils war etwas älter als sie und schon ein bekannter Architekt als sie sich kennenlernten. Er war der erste Mann, der sich nicht dran störte, dass sie bereits ein Kind hatte. Er fragte nicht einmal nach dem Vater des Kindes, wie andere Männer, die sie gekannt hatte und das empfand sie als sehr angenehm, weil sie den am liebsten total vergessen hätte. Diese Nacht mit dem berühmten Schriftsteller war wirklich der größte Fehler ihres Lebens gewesen, denn er erwies sich als selbstgerechter Egoist der Sonderklasse. Aber immerhin war daraus Finn entstanden, der für sie das größte Glück bedeutete. Also wollte sie auch gar keinen Kontakt zu seinem Vater, sondern ihren Sohn alleine großziehen, bis sie Nils traf.
Er verwöhnte sie von Anfang an, vermittelte ihr täglich das Gefühl, sein Alles, seine Prinzessin zu sein. Wann hatte ihr vorher ein Mann Blumen geschenkt? Die Jungs, die sie kannte luden sie vielleicht ins Kino oder in die Diskothek ein, aber Nils schickte ihr 22 rote Rosen zum Geburtstag, lud sie in ein Restaurant hoch über den Dächern der Stadt ein und legt ihr nicht nur so die Welt zu Füßen.
Schon nach kurzer Zeit waren sie und Finn in sein Haus gezogen, das in mehreren Etagen direkt an einen Felsen gebaut war und von dessen Terrasse man weit über die Stadt sehen konnte. Trixi fühlte sich wie in einem der Liebesromane, die sie regelmäßig verschlang.
Sie gewöhnte sich schnell ein, lernte das große Haus zu verwalten, wichtige Gäste stilvoll zu bewirten und hatte doch immer das Gefühl, dass etwas Entscheidendes fehlte. Nils überhäufte sie ständig mit Geschenken, sandte ihr Blumen, wenn er verreisen musste, besuchte mit ihr alle wichtigen Events und wählte für sie auch die richtigen Kleider aus. Sie akzeptierte das obwohl ihr Geschmack völlig anders war.
Vielleicht hatte sie sich zu sehr an diesen Luxus gewöhnt oder sie wollte es nach drei Jahren einfach nicht wahrhaben, dass Nils, der sie einst bezauberte, jetzt betrog. Erst nachdem sie ihn direkt mit seiner neuen Flamme im Büro überrascht hatte, musste sie sich eingestehen, dass es mit ihm doch nicht die große, immerwährende Liebe war, die sie sich wünschte und die eigentlich ausgehen sollte, wie in den Romanen. Vorbei die Vorstellung von dem weißen Prinzessinnenkleid und dem Brautstrauß, den sie ihren Freundinnen stolz zuwerfen wollte. Das wäre so schön gewesen, aber vorbei!
Sie seufzte leicht frustriert, denn manchmal konnte sie sich mit ihrem Jammern selbst nicht ausstehen.
Eigentlich sollte ich längst darüber weg sein, rief sie sich zur Ordnung, immerhin war das alles schon einige Monate her und jetzt an einem anderen Ort werde ich einfach neu beginnen. Sie straffte sich und hob ihr Kinn, schließlich hatte sie sich für die nächsten zehn Jahre bestimmt genug im Selbstmitleid gesuhlt. Jetzt konnte nur etwas Besseres kommen.
Immerhin hatte ihre Mutter genügend Platz für die kleine Familie und sie fand auch sehr schnell einen neuen Job, den sie längst angetreten hätte, aber der Kita-Platz für Finn wurde erst in einem Monat frei. Bis dahin blieb ihr genügend Zeit ihr Leben neu zu planen.
Sie sah sich neugierig um. Hier gab es Plattenbauten und Stadthäuser nebeneinander, alles umrahmt von frischem Grün und ersten zaghaften gelben Blüten. Als sie bemerkte, dass ein fantasievoller Kopf mit dem Pinsel dafür gesorgt hatte, dass das Grün sich sogar an den Betonplatten hochschlängelte und sie interessanter aussehen ließ, musste sie lächeln. Obwohl sie durch Finns fieberhafte Infektion kaum geschlafen hatte, fühlte sie sich durch die zauberhafte Umgebung und die strahlende Sonne angeregt und inspiriert. Frühlingsgefühle, das war genau richtig. Ja, hier würde sie noch einmal neu anfangen, alles hinter sich lassen und vielleicht doch noch den richtigen Mann finden, der auch treu sein konnte. Es gab noch einiges, worauf sie bei einem künftigen Kandidaten genau achten würde, denn von Blendern hatte sie genug. Natürlich müsste er auch ein passabler Vater für ihren Sohn sein oder werden wollen, denn sie gab es nur im Doppelpack.
Von den ersten Frühlingsblüten fiel ihr Blick auf ein großes Schild, das quer über eine Einfahrt reichte und eine "Weiberwirtschaft" ankündigte. Obwohl diese Bezeichnung garantiert nicht zu ihrem geheimen Vorhaben, endlich den richtigen Mann zu finden passte, war Trixi doch neugierig genug, durch die Einfahrt zu gehen. Dann blieb sie erst einmal stehen und betrachtete entzückt das kleine Einkaufszentrum. Wo fand man schon einen so idyllischen Marktplatz mit kleinen Läden, die ihn umschlossen und ihr das Gefühl vermittelten mitten in einem Dorf in der Toskana zu sein? Natürlich waren es keine Zypressen, die den Platz säumten, sondern schlanke Linden, deren Knospen sich gerade in der Frühlingssonne bildeten. Aber die strahlend weißen Gebäude verfügten über dunkel gerahmte Bogenfenster und bogenförmig überdachte Durchgänge, wie sie das von Häusern in Italien kannte. Sie lächelte unwillkürlich, denn all das erinnerte sie sehr an ihre erste Urlaubsromanze in Italien. Sie drehte sich langsam im Kreis, um nichts zu verpassen.
Das ist wirklich ein hübsches Ensemble dachte sie bewundernd als ihr Blick auf den Brunnen fiel. Und dieser Brunnen war etwas ganz Besonderes, weil sein Wasser über ein großes Mühlenrad floss, das sich leicht knarrend bewegte. Ein pausbäckiger Drache saß oben über dem Rad, spuckte Wasser aus und schien zu überwachen, dass es sich auch beständig drehte. Vielleicht pustete er auch, wenn es nicht schnell genug ging? Trixi lächelte erneut, das würde Finn gefallen.
Dann wandte sie sich dem Geschäft zu, das ihr als erstes aufgefallen war. "Kurtz-Waren", der Name sah etwas sonderbar aus, aber Trixi sah angenehm überrascht Patchwork-Muster und feine Wollgarne fantasievoll in der Auslage verteilt. Hier würde sie garantiert noch öfter vorbeikommen, aber heute hatte sie ein anderes Ziel: "Majas Leseecke", ein Buchladen, dessen Schaufensterdekoration sie mit Frühlingsblumen und Liebesromanen regelrecht anlockte.
"Endlich Lesefutter für die richtigen Träume", murmelte sie erfreut, denn beim Umzug, dem neuen Job und natürlich Finns Erkrankung, war all das zu kurz gekommen. Sie trat neugierig ein und staunte wieder. Schon der Raum war ungewöhnlich eingerichtet.
Große weiße Regale standen quer zum Eingang und bildeten so angenehme Nischen, in denen man ungestört stöbern konnte. Und es gab etwas ganz Besonderes, das Trixi sofort begeisterte: einen großen Bereich, der durch rosafarbene Wände kenntlich gemacht war und ausschließlich Liebesromane enthielt, auf der anderen Seite zeigten blassblaue Wände die neuesten Krimis. Sie sah suchend über die Regale, konnte aber auf die Schnelle kein Buch von ihrer Mutter Marit Magnus entdecken. Dann aber zog es sie fast magisch zu den Büchern, die aufregende Romanzen versprachen und sie wieder träumen ließen. Zufrieden nahm sie gleich zwei Neuerscheinungen ihrer Lieblingsautorinnen aus dem Regal, suchte aber noch weiter nach weiteren Angeboten. Ihr Blick glitt an den Buchreihen entlang, dann stutzte sie plötzlich.
Zwischen den großen Regalen standen breite dunkelrote Sessel, damit man in dem gewählten Buch schon einmal schnuppern konnte. Und in einem dieser Sessel saß ein Bild von einem Mann, ein richtiger Kerl. Heilige Scheiße, sah der gut aus! Breite Schultern, lange Beine, die in ausgeblichenen Jeans steckten und den Kopf voller Locken in der Farbe von Trixis Lieblingsschokolade. Sie presste die Bücher unter den Arm und hielt sich die Hand vor den Mund, damit ihr kein anerkennendes Stöhnen entweichen konnte. Wie lange war es her, dass ihr so etwas Appetitliches vor die Augen gekommen war?
Sie genoss den Anblick noch einen Moment, dann meldete sich ihr Verstand mit einem deutlichen Stopp! Der sieht viel zu gut aus, um wirklich treu zu sein. Sie wollte sich gerade abwenden, aber irgendetwas ließ sie zögern, das echt...
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