Schweitzer Fachinformationen
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Das Buch erzählt die bezaubernde Liebesgeschichte zwischen einer Auswanderin und einem Einheimischen, einem Rapa Nui. Elisa Simon trifft einen Mann auf der Osterinsel, der eine selbstgezimmerte Hütte sein eigen nennt, der sie mit einem Pferd zum ersten Date abholt. Zwei Menschen, die unterschiedlicher kaum sein können. Sie, die große Blonde, aus dem kühlen Bremen. Er, braun gebrannt, der sein Leben nach den Jahreszeiten ausrichtet. Doch eines haben sie gemeinsam: Die Liebe füreinander, die das Band beider Herzen immer enger werden lässt.
Am Anfang war ein Traum, ein Traum, in dem der königliche Berater Haumaka seine Seele auf eine weite Reise schickte. Sie sollte eine neue Heimat für seinen König Hotu Matua suchen. Hotu Matua lebte mit seiner Frau Vakai in Marae Renga, auf der Insel Hiva, die in der unermesslichen Weite des Südmeers zu versinken drohte.
Die Seele Haumakas strebte der aufgehenden Sonne entgegen. Sie überflog sieben Inseln, die sich hinter Nebelschleiern verbargen, bis sie endlich das achte oder auch das letzte Stück Land erreichte. Sie ließ sich dort nieder, um es zu erkunden. Sie schwebte an den Rändern eines Vulkans empor und gab ihm den Namen Rano Kao, und sie benannte auch die kleinen Felseninseln, die sie erblickte: Motu Nui, Motu Iti und Motu Kao. Sie sah den Fisch Mahore, der sich im Wasser tummelte, silbrig glänzend. Sie sah Pflanzen, Buchten und Berge und gab ihnen Namen. Auf der anderen Seite des Berges Hau Ep, sah sie einen Sandstrand, der in der Sonne hell glitzerte, und sie wusste: Hier ist der Ort, wo der König sich niederlassen könnte.
Die Legende von König Hotu Matua
Ich habe einen Traum, der meist am Tage in mir irrlichtert, dann, wenn ich mich frage, ob mein Leben immer so weitergehen wird, eingezwängt in die Gegebenheiten einer Gesellschaft, in der man nichts ist, wenn man nichts vorweisen kann, kein Studium, keine ordentliche Ausbildung, keine Festanstellung mit Aussicht auf Rente. All das habe ich nicht.
Ich habe in der Schule lieber aus dem Fenster gesehen statt auf kryptische Formeln der Geometrie. Eine Ausbildung als Krankenschwester habe ich nach anderthalb Jahren an den Nagel gehängt, weil ich in meiner aseptisch sauberen Arbeitskleidung ständig krank wurde. Und in einem Großraumbüro saß ich weit entfernt vom Tageslicht in einer der vielen Boxen, in der jeder vor sich hin werkelte.
Ich träume von einem Bauernhof, wo ich mein Gemüse selbst anpflanzen und Tiere halten kann, Pferde, Hühner, Katzen und Hunde, ja, Hunde, Hunde ohne Hundesteuer zahlen zu müssen. Ich will in die Ferne blicken, ohne dass mir gesichtslose Neubauten den Blick versperren. Ich will Weite, Licht und Luft, habe sie immer schon gewollt.
Denke ich zurück an meine Kindheit, kommt sie mir vor wie ein Film aus der heilen Bullerbü-Welt von Astrid Lindgren. Ich spielte mit meinen Freunden noch auf der Straße oder unter den alten Bäumen eines nahe gelegenen Spielplatzes. Wir waren viel im Freien und gingen auch ohne Handy nicht verloren. Ich nahm weder Ballett- noch Musikunterricht, ich war in keinem Reit- oder Tennisverein. Ich hatte kein Smartphone, kannte kein Google und kein WhatsApp. Ich spielte mit meinen Monchichis, kleinen Äffchen aus Kunststoff und Fell, denen man den Daumen in den Mund stecken konnte, und wenn ich nicht draußen war, vertrieb ich mir die Zeit mit Hörkassetten. Mein großer Bruder versenkte sich meist in seine Donald-Duck-Taschenbücher. Auch ich blätterte gern die Geschichten aus Entenhausen durch und erinnere mich, dass in einem der Bände die Osterinsel auftauchte, die »Insel der Geheimnisse und Rätsel«. Da wurde der steinreiche, aber knauserige Onkel Dagobert, der mit seiner Yacht M.S. Mammon auf der Rückfahrt von Petrol-Island war, von Piraten überfallen und ausgeraubt. Die nächstliegende Insel, auf die sich sein Schiff nach dem Überfall retten konnte, war besagte Osterinsel. Dort durchstreifte Onkel Dagobert mit seinen Großneffen das Land, und sie stießen auf sonderbare Figuren aus Stein, die Moai - Statuen, die sich nachts bewegten und über die Hügel zogen. Ich hielt sie damals für eine merkwürdige Erfindung und hätte nie gedacht, dass ich in diesem Land der steinernen Riesen einmal leben würde.
Als ich sechs Jahre alt war, fiel die Mauer, die achtundzwanzig Jahre lang nicht nur eine Stadt, sondern ein ganzes Land getrennt hatte, ein welthistorisches Ereignis, dessen Bedeutung mir damals nicht bewusst war. Wenige Wochen nach dem Fall der Mauer stürzte in Chile auch der damalige Präsident General Augusto Pinochet.
Der finstere General, der sich auf Fotos meist hinter einer dunklen Sonnenbrille versteckte, musste abtreten, und nach sechzehn Jahren Militärdiktatur und einer Volksabstimmung im Jahr zuvor gab es endlich freie Präsidentschaftswahlen. Am ersten Weihnachtstag dieses bedeutungsträchtigen Jahres flog meine Familie zum ersten Mal in die Heimat meines Vaters, in das Land, dessen Musik wir schon lange hörten und liebten, dessen Dichter wir lasen und vorgelesen bekamen und von dessen Früchten und Pflanzen angeblich gigantischer Ausmaße mein Vater ständig schwärmte.
In Valparaíso angekommen versuchten meine Mutter, meine Geschwister und ich zu verstehen, warum mein Vater seine Heimatstadt so über alles liebte, warum er nie aufhören würde, von der Rückkehr in sein Land zu träumen. Wir waren enttäuscht. Aber auch für ihn war diese Reise ein Schock. Während der Diktatur hatte sich vieles verändert. Valparaíso war verwahrlost, verkommen, wie erstarrt. Die Häuser, die sich in allen erdenklichen Formen verschachtelt und aneinandergelehnt die Hügel hinaufziehen, hatten ihre vormals fröhlichen Farben verloren, und der Blick auf die Bucht, in die sich der Hafen schmiegt, wurde durch drei hässliche Betonklötze gebrochen, die es noch nicht gegeben hatte, als mein Vater seine Heimat hatte verlassen müssen. Wie die Finger eines Molochs ragten sie aus dem Amphitheater Valparaísos heraus.
Sind wir damals in einem der fünfzehn Aufzüge gefahren, die seit über hundert Jahren auf die Hügel rattern? Haben wir zurückgeblickt auf den Pazifischen Ozean, der sich sanft im Sonnenlicht riffelt oder wild und gewaltig schäumt, wenn der Sturmwind die Küste peitscht? Dass etwa dreitausendsechshundert Kilometer von hier entfernt eine kleine Insel inmitten des Ozeans liegt, die Osterinsel, einer der entlegensten Orte der Welt, wusste ich damals nicht.
Die steinernen Riesen, die Moai, die seit Jahrhunderten das Gesicht der Insel prägen, waren eigentlich das Einzige, was mir zur Osterinsel einfiel - aber die Musik, die war mir vertraut. Die melodischen Lieder, wiegend, weich und doch voller Rhythmen. Mein Vater hatte früher eine Folkloregruppe, in der viele der Chilenen, die wie er nach dem Militärputsch ihr Land verlassen mussten, ein Stück Heimat fanden. Meine Geschwister und ich waren Teil dieser zusammengewürfelten Schar von Deutschen und Chilenen. Wir sangen die Lieder des »langen, schmalen Blütenblattes aus Meer und Wein und Schnee«, wie Pablo Neruda sein Land nannte, und tanzten den chilenischen Nationaltanz Cueca, die schwingende Resfalosa und den Vals Chilote, eine eigene, bodenständige Version unseres europäischen Walzers aus Chiloe, der rauen, regnerischen Insel im Süden des Landes. Wir tanzten auch die polynesischen Tänze der Osterinsel, und mein größter Kummer war, dass ich sie nie mittanzen durfte, weil ich strohblond war. Nur die Schwarzhaarigen waren dazu auserwählt. Sie bekamen Röckchen aus Bast und Blumen ins Haar. Sie wiegten die Hüften und Arme und vollführten schwingende Bewegungen mit den Händen wie die Wellen des Meeres, das die polynesischen Inseln säumt. Da fühlte ich mich ausgeschlossen, fremd unter den Fremden.
Chile ist ein lang gestrecktes, schmales Land, das sich von der trockensten Wüste der Welt im Norden den schäumenden Ozean entlang durch Wein- und Obstbaugebiete zieht, an schneegekrönten Vulkanen vorbei, durch die Weite Patagoniens, bis hinunter nach Feuerland. Chile umfasst nahezu alle Klimazonen der Welt, und seit die Osterinsel zu Chile gehört, auch die subtropische. Das kleine, abgeschiedene Eiland zählt geografisch zu Polynesien, dessen östlichsten Zipfel es bildet. Es gleicht einem Dreieck, an dessen Eckpunkten jeweils ein Vulkan thront. Wie Bastionen überragen sie das weit gewellte Grasland.
Warum ich mir gerade die Osterinsel ausgesucht habe, um meinen Traum vom Auswandern und einem anderen Leben zu verwirklichen, dieses sturmumwehte Eiland am Ende der Welt, weiß ich eigentlich selbst nicht so genau. Ich will nur weg, so weit weg wie möglich. Da die Osterinsel politisch zu Chile gehört, ist Spanisch dort Amtssprache. Spanisch spreche ich gut, also wird es dort keine Sprachbarrieren geben.
Übers Internet bekomme ich Kontakt zu einem kleinen Hotel auf dieser entlegenen Insel der steinernen Riesen.
Schnell werde ich mit dem Besitzer einig. Ich soll Telefon und Computer bedienen, Anfragen bearbeiten, Zimmer reservieren, die Gäste vom Flughafen abholen und für einen reibungslosen Ablauf ihres Aufenthaltes sorgen. Das alles für einen Hungerlohn, aber besser als gar nichts für den Anfang.
Meine Eltern sind skeptisch.
»Und du meinst, das macht dort mehr Spaß als hier?«
»Was, das?«
»Eingespannt sein in den alltäglichen Ablauf eines Hotelbetriebes. Anfragen bearbeiten, Rechnungen erstellen, mit Beschwerden und Reklamationen umgehen, immer ein freundliches Gesicht zeigen und den Gästen stets zur Verfügung stehen.«
Auf Dauer würde mir das natürlich keinen Spaß machen, aber ich sehe das kleine Hotel als Sprungbrett in eine andere Welt, in eine Gegenwelt, in der ich neu anfangen will.
»Warum gehst du nicht nach Valparaíso?«, fragt mein Vater. »Dort hast du Freunde und Verwandte.«
Ja, in Valparaíso, in seiner geliebten Heimatstadt, würde er mich gern sehen, aber das wäre kein Neuanfang. Dort sind zu viele, die es bestimmt zu gut mit mir meinen, und sich vor lauter Fürsorglichkeit in alles einmischen würden.
Nein, ich will so weit weg wie möglich!
Aber ist es überhaupt ein Neuanfang? Fange ich wirklich ganz neu an, wenn ich meinen...
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