Schweitzer Fachinformationen
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1. KAPITEL
Assyrische Männer lassen ihre Haare und Bärte wachsen, bis sie ihnen bis zur Leibesmitte reichen. Anschließend legen sie die Strähnen mit glühenden Eisen in Locken. Tiere hausen in den Mähnen, und schütteln die Männer ihre Köpfe, fallen Eidechsen, Käfer und anderes Getier heraus. Auch lassen sie ihre gesunden Zähne ziehen und durch solche aus Silber ersetzen, um den Feind in der Schlacht zu erschrecken.
»Merit! Merit-Sobek! Hast du etwa wieder die Nase in irgendwelche dummen Schriftrollen gesteckt? Es ist Zeit für deine Übungen. Ich lasse den Stock auf deinem Rücken tanzen, wenn du dich nicht beeilst!«
Merit-Sobek rollte mit den Augen, ohne von ihrem Papyrus aufzublicken. Es war viel zu warm; allein der Gedanke an Leibesübungen in der sommerlichen Nachmittagshitze trieb ihr den Schweiß aus den Poren. Sie zog ihr schattiges Zimmer vor, wo eine Sklavin mit dem Bastfächer eine sanfte Brise erzeugte. »Gleich, gleich«, murmelte sie, auch wenn sie genau wusste, dass die alte Dienerin sie draußen nicht hören konnte.
Nachdenklich klopfte sie mit dem elfenbeinernen Griff ihres Fliegenwedels gegen ihr Kinn. Der Bericht über die assyrischen Krieger war beängstigend. Barbaren mit Tieren in den Haaren! Konnten solche Menschen den Zwei Ländern am Nil gefährlich werden? Sie trachteten danach, ihre schmutzigen Finger gen Ägypten auszustrecken, hieß es auf den Straßen von Memphis. Aber der Pharao, der Lebende Gott Taharqa, würde sie unter seinem Fuß zerquetschen. Gut, er war ein Nubier, schwarz vom Schädel bis zu den Zehen - nichtsdestotrotz der Gott! Niemand durfte den Gott herausfordern. Niemand.
Der Pharao war in zwei Schlachten unbesiegt geblieben. Aber die Feinde hatten zu einer dritten gerüstet.
Merit betrachtete die hieratischen Schriftzeichen, den Bericht eines Reisenden aus der Zeit des assyrischen Königs Sargon, der Babylon bezwungen hatte. Ihr Gott Assur ist blutrünstig. Man opfert ihm die Frauen der Kriegsgegner, nie erlöschen die Feuer zu seinen Füßen. Frauen gelten nichts. Man hält sie wie Vieh und nutzt sie wie Vieh.
Trotz der Hitze fröstelte Merit.
»Merit!« Schnaufend steckte die alte Sitankh den Kopf in das Gemach. »Dein Bruder hat längst angefangen, und du sitzt hier über unnützen Papyri. Geh endlich!«
»Ja doch, ja!« Merit ließ den Bogen fallen, der sich knirschend zusammenrollte, sprang auf und wollte nach draußen laufen, doch die Dienerin hielt sie zurück.
»So geht die Tochter des Tajti Mentuhotep nicht an den Leuten vorbei«, sagte Sitankh streng. »Halt still.« Sie kämmte Merits knapp kinnlanges Haar, so schwarz wie der Nil bei Nacht, richtete das Stirnband mit der goldenen Lotosblüte und löste das rote Band unterhalb der Brüste. Dann ordnete sie das weiße Leinenkleid neu, so dass eine Brust frei blieb, legte das Band wieder um Merits Oberkörper und verknotete es. »Gestern erst wurde das Leinen gewaschen und plissiert, und heute ist es schon völlig verknittert.«
»Weil es so heiß ist. Wäre der Sommer nur schon vorbei.«
»Unsinn. Es ist Achet, die Zeit der Überschwemmung. Die Götter schicken den Nilschlamm über die Zwei Länder und machen sie fruchtbar. Eine Zeit des Segens, über die man nicht klagen darf.«
Wie immer tat die alte Dienerin so, als gäbe es keine Bedrohung. In ihrer Zuversicht auf den richtigen Gang der Welt war sie ganz und gar ägyptisch.
»So, jetzt kannst du wenigstens an den Leuten vorbeilaufen, ohne dass dein Vater sich schämen muss.« Sitankh kniff mit zwei ihrer knochigen Finger in Merits Brustwarze, um sie zu röten.
»Au!« Merit schlug die Hand beiseite, fuhr herum und eilte die Treppe hinunter. Tatsächlich standen in der Halle mehrere Männer beisammen, darunter ihr Vater Mentuhotep, der Tajti, der Bewahrer der Geheimnisse des Herrn allen Lebens, der zweitmächtigste Mann Ägyptens. Er ?el unter den schlanken Männern mit seiner kleinen, wohlbeleibten Gestalt auf. Unterhalb der Achseln hatte er ein bodenlanges Leinengewand geschlungen, um seinen glattrasierten Kopf lag der Goldreif mit der Feder der Maat, der Göttin der Gerechtigkeit und Weltordnung. Flüchtig lächelte er Merit an. Die anderen verneigten sich, schienen aber sonst nicht sehr interessiert, in welchem Zustand die Tochter des Hauses sich blicken ließ. Die Männer schauten ernst drein. Ob es wegen der assyrischen Gefahr war? Aber der Vater hatte stets versichert, dass man sich derzeit noch keine Sorgen machen müsse.
Die Sommerhitze schlug ihr wie ein Schwall heißen Wassers entgegen. Schwarzhäutige Nubier standen am Tor und bewachten unruhige, vor Streitwagen gespannte Rappen. Die Männer waren also nicht mit Sänften gekommen, sondern in schnellen Wagen. Beunruhigt lief Merit an der Mauer des Hauses entlang in den hinteren Garten, vorbei an Hennabüschen, Maulbeerfeigen und unter den schattenspendenden Kronen der Akazien entlang. Aus einem kleinen Nebengelass holte sie ihren Bogen.
Es war kein richtiger Kampfbogen, natürlich nicht. Dieser war leichter zu spannen. Sie warf sich den Köcher über die Schulter und ging weiter. Zwischen den Büschen sah sie die grüne Fläche des Gartens, unterbrochen von einem künstlich angelegten Schwimmteich, Laufsteinen im Rasen, Lilienbeeten. Dahinter schimmerte die weißgetünchte Umfassungsmauer des Anwesens. Dort stand auch das aus Stroh gefertigte Ziel. Pfeile steckten darin.
Aber wo war ihr Bruder? Nefertem übte täglich drei Stunden. Er war ein Mann geworden, mit starken Schultern und schlanken Schenkeln. Er p?egte seine Pfeile mit einer solchen Verbissenheit abzuschießen, dass Merit überzeugt war, er sähe als Ziel keinen Strohballen, sondern einen mit dickem, dunklem Stoff umhüllten, langhaarigen Assyrer.
Ihre Zehen stießen gegen ein Bein, das aus einem Gebüsch ragte. Merit ging in die Knie und rüttelte an der strammen Wade.
»Tani! Was machst du denn da?«
»Pssst!« Eine Hand glitt aus dem Geäst und hob es an. Wahrhaftig, Tani, ihre Leibdienerin, lag bäuchlings unter dem Strauch. »Komm, Herrin, und sieh dir das an. Aber sei leise!«
Kopfschüttelnd ließ Merit Bogen und Köcher von der Schulter gleiten und kroch an Tanis Seite unter die Ästchen. »Aber da ist ja Nefertem«, ?üsterte sie. »Warum übt er denn nicht?«
Sein Bogen lag im Gras. Er hatte sich ebenfalls hinter ein Gebüsch verkrochen, dennoch konnte man ihn noch erkennen. Ein Mädchen hockte auf seinem Schoß und fuhr ihm durch das Haar, das er wie jeder vornehme Ägypter sehr kurz trug. War das nicht eine der Küchensklavinnen, eine junge Syrerin? Die Träger ihres Kittels waren heruntergeschoben. Nefertems Hand lag auf einer ihrer kleinen Brüste und liebkoste sie, während seine Lippen über ihren Mund fuhren. Beider Zungen spitzten hervor und trafen sich.
Merit schluckte. Sie hatte ihren Bruder noch nie bei so etwas beobachtet. Seit langer Zeit war ihm die Tochter eines hochrangigen Schreibers aus dem Per-Ao, dem Haus des Pharao, versprochen. So wie auch Merit dem ältesten Sohn des Ptah-Oberpriesters versprochen war, den sie noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Wenn die assyrische Bedrohung von unseren Schultern genommen ist und wir wieder fröhlich durchatmen können, werdet ihr heiraten, hatte der Vater gesagt. Merit ersehnte diesen Moment, jedoch nur wegen der furchtbaren Assyrer. Einem fremden Mann zu gehören, danach sehnte sie sich ganz und gar nicht.
Nefertem neigte sich vor und nahm die dunkle Brustspitze zwischen die Lippen. Die Sklavin warf den Kopf in den Nacken. Unter dem sanften Rauschen der Blätter war ihr Aufstöhnen zu hören. Sie legte eine Hand unter ihre Brust und hob sie an. Nefertem saugte kräftig, wie ein Kind am Leib der Amme. Merit wollte sich zurückziehen; seltsam kam es ihr vor, den beiden zuzusehen. Nefertem würde ihr die Haare herausreißen, wenn er das herausfand!
Sie war trotz allem nicht imstande, den Blick abzuwenden. Mit einem Mal spürte sie den Boden unter sich, all die Ästchen und Unebenheiten, die sich in ihre Haut drückten. Als sei jede Faser ihres Körpers erwartungsvoll angespannt. Ihr Ka, die innere Quelle der Lebenskraft, vibrierte.
Die Syrerin knüpfte Nefertems Schurz auf und enthüllte ein hoch aufgerichtetes Glied. Ihre Finger glitten darüber, ertasteten jeden Winkel, vom prallen Sack bis zur geröteten Spitze. Nefertem war starr, seine Lider sanken, als lausche er in sich hinein. Merit schämte sich, ihn in diesem innigen Moment nicht aus den Augen lassen zu können, doch sie war wie gefesselt. Geschickt massierte die Sklavin sein Geschlecht, und dann neigte sie sich vor, um es mit den Lippen zu umschließen. Nefertem erbebte wie unter dem heftigen Rütteln einer wilden Streitwagenfahrt. Er richtete sich auf und schob das Becken dem gierig geöffneten Mund entgegen. Wie er zuvor an ihr, so saugte sie jetzt an ihm und liebkoste ihn gleichzeitig mit der Hand.
Wie mochte es sich anfühlen,...
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