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Schöpfungsgeschichte, Gott segnet die Schöpfung
Abbildung 2 Schöpfungsgeschichte Lukas Cranach der Ältere (1472 - 1553) Lutherbibel (1534), Das erste Buch Mose 2, 8 -20 26
Die Bibel ist das schriftliche Zeugnis eine langen Prozesses der Erkenntnissuche. Sie ist nicht von Gott diktiert. Ihre Entstehung verlief über einen Zeitraum von mehr als 2500 Jahren. Erzählungen, mündliche Überlieferungen, Niederschriften, Überarbeitungen und vielfache Übersetzungen haben im Laufe von Jahrhunderten zu Textveränderungen und zu einer variantenreichen Vielfalt geführt. Im 3. Jh. v. Chr. wurden alttestamentliche Schriften erstmals aus dem Hebräischen ins Griechische übersetzt.
Viele Texte des Alten Testamentes (AT) verdankten sich Krisensituationen, wie der Zerstörung des Nordreiches (um 720 v. Chr.) oder dem babylonischen Exil (597 - 539 v. Chr.), in dem eine religiös-kulturelle Entwurzelung drohte, oder auch späterem hellenistischen Einfluss, wo es zu einem Austausch zwischen griechischer Philosophie und jüdischer Überlieferung kam.
Die 46 Schriften des AT sind in den meisten Fällen nicht von den genannten Autoren verfasst, sondern von kleineren oder größeren Gelehrtengruppen. Diese haben mündliche und schriftliche Überlieferungen festgehalten, weiterentwickelt und interpretiert. Ihr Ziel war es, religiöse Identität zu stiften.27
Die 27 Schriften des Neuen Testamentes (NT) entstanden jeweils als Reaktion auf Bedürfnisse und Entwicklungen der frühen christlichen Bewegung. Sie waren ein wesentlicher Bestandteil des Glaubenslebens. Die Texte stammen aus der Zeit von 50 bis 120 n. Chr. Diese 27 Schriften wurden innerhalb der ersten drei Jahrhunderte nach Christus zu einem Kanon zusammengefasst.28 Neben den Schriften des Kanons gibt es weitere apokryphe Schriften.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden verschiedene neutestamentliche Texttypen überliefert. Aus Vorlagen des byzantini schen Typs erstellte Erasmus von Rotterdam (1466 - 1536) ein Neues Testament in griechischer Sprache. Dieses diente Martin Luther als Grundlage für seine Übersetzung. Im Jahr 2012 hat das Institut für Neutestamentliche Textforschung in Münster die 28. Auflage des griechischen Neuen Testamentes herausgegeben, den sogenannten >Nestle-Aland<, der heute allgemein als Forschungsgrundlage dient.29
Im Alten Testament ist Gott ein Gott für die Menschen. Er kennt die Geschicke seines Volkes und greift direkt und unmittelbar in das irdische Geschehen ein. Dieses >interventionistische< Eingreifen ist ein typisches Merkmal des biblischen Weltbildes.30 In den Schöpfungsberichten ist es sichtbar.
Der Begriff >Schöpfung< ist als theologischer Begriff eine Glaubens- und Beziehungsaussage.
Im Buch Genesis gibt es zwei Schöpfungsberichte. Dabei handelt es sich eher um Schöpfungserzählungen. Die jahwistische Erzählung stammt aus der Zeit um 950 - 900 v. Chr. (Gen 2, 4 -25), die Priesterschrift aus dem 6. Jh. v. Chr. (Gen 1, 1-2,3), der späten babylonischen Gefangenschaft oder frühen nachexilischen Zeit.
In der älteren Schrift wird die enge Beziehung zwischen Gott und Mensch (adam) beschrieben. »Da formte Gott, der HERR, den Menschen, Staub vom Erdboden, und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen« (Gen 2, 7). Gott legte einen fruchtbaren Garten an, den er dem Menschen als Lebensraum zuwies. Dann schuf er für den Menschen die Tiere und als bemerkt wurde, dass etwas Wesentliches fehlte, ein Gegenüber, die Frau. Die Verfasser wollten zeigen, dass der Mensch auf Gemeinschaft und soziale Interaktion hin angelegt ist. Der Bericht spricht auch von Gutem und Bösem, von Leben und Tod.
Die jüngere Priesterschrift ist ein Hymnus, in den wohl ägyptische und mesopotamische Schöpfungsmythen mit eingeflossen sind. Unter dem Einfluss des babylonischen Exils wurde dem Gott der Väter auch in Abgrenzung von anderen Göttern eine Geschichtsmacht und eine Macht über die Natur zugesprochen. Gott erschuf durch sein Wort. Er erschuf Licht, Himmelsgewölbe, Gestirne, Land und Wasser, Pflanzen und Tiere und »den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie« (Gen 1, 27). Die Stellung des Menschen wird als Bild Gottes besonders hervorgehoben.
Nach dem irdischen Höhepunkt wurde mit dem letzten Tag, dem Sabbat, der kultisch-religiöse Höhepunkt der Schöpfungserzählung erreicht. Es wird vom Ruhen der Arbeit und von der Segnung der Schöpfung berichtet. Gott sah, wertete (er sah, dass alles gut war), benannte und ließ benennen, und er gab dem Menschen Raum zur Eigeninitiative. So sind der Ruhetag und die geschöpfliche Eigenaktivität im Schöpfungsakt begründet. Die grundlegende Botschaft ist, dass es Gott ist, der allem Werden zugrunde liegt. »Einzig im Willen und im Wort Gottes ist alles Wirkliche begründet.«31 »Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde« (Gen 1, 1). Der Anfang ist keine Zeitansage, sondern eine Ursprungsaussage. Alles Existierende kommt grundsätzlich von Gott.
Im Verständnis des Schöpfungsglaubens gab es für Gott keine Notwendigkeit, die Welt zu schaffen. Gott hätte sich in seiner Freiheit auch gegen eine Welt entscheiden können. Die Welt und die Menschen existieren, weil er es wollte. Die Welt verdankt sich dem Wirken Gottes. Sie ist und bleibt abhängig von diesem Wirken. Das Wirken Gottes wird in der Bibel mit dem >Wort< Gottes zum Ausdruck gebracht. Gott sprach und es wurde . (Gen 1, 2 - 26). Gott ist der Grund von allem, was ist.
Die biblischen Schöpfungserzählungen sind keine Berichte über den Anfang des Lebens, sondern mythisch geprägte Texte. Sie beschreiben Grundgegebenheiten des Lebens, die für die Welt und die Menschen immer schon gelten. Sie beschreiben keine Kausalitätskette, sondern eine grundsätzliche Beziehung der Wirklichkeit zu ihrem Urgrund.
Da man davon ausging, dass es außer Gott nichts gab, wurde nach einer langen Auseinandersetzung zwischen frühchristlicher Theologie und griechischer Philosophie im 2.- 3. Jh. n. Chr. mit der Lehre von der >Erschaffung der Welt aus dem Nichts< - >creatio ex nihilo< - die unbedingte Souveränität und Allmacht Gottes zum Ausdruck gebracht.32 Wäre die Schöpfung aus etwas bereits Bestehendem erfolgt, wäre sie lediglich eine Umwandlung und keine Neu-Schöpfung. Dann könnte Gott in strengem Sinn nicht als ihr Schöpfer angesehen werden.
Aber ist dieses Nichts vor der Existenz unseres Universums wirklich ein Nichts? In der Quantenphysik gibt es keinen enegiefreien Raum. Selbst in einem Vakuum gibt es Quantenfluktuationen (Quantenvakuum). Ein Nichts gibt es nicht. Dies würde mit der griechischen Philosophie (Gnosis) übereinstimmen, die von der Ewigkeit der Materie ausging.
»Dass Gott die Welt aus dem Nichts erschaffen hat, ist keine naturwissenschaftliche Aussage [...], sondern ist theologischer Ausdruck dafür, dass sich Welt und Mensch samt Raum und Zeit Gott allein und keiner anderen Ursache verdanken.«33
Im Prolog des Johannes-Evangeliums wird dies zum Ausdruck gebracht. Gott schafft durch sein Wort, durch das Wort, das er selbst ist: »Im Anfang war das Wort (Logos 34) und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist. In ihm war Leben« (Joh 1, 1-4).
Gott ist der Urgrund alles Seienden. Wenn es das Endliche gibt, und das gibt es, dann muss es aus etwas hervorgegangen sein, das unendlich ist, da aus dem Nichts nichts sein kann. Wäre Gott nicht, wäre absolut nichts. Dazu sagt Meister Eckhart: »Esse est deus«, »Das Sein ist Gott«. Dies entspricht der Bedeutung von: Gott ist der Name des Seins, Gott ist die Weise des Seins. Das Sein ist durch sich selbst Sein.35 »So möge zum Beispiel der Name >Gott< [...] durch einen anderen ersetzt werden. Nennen wir ihn das Sein, welches der eine Gott ist. Es steht fest, dass vom Sein selbst alle Dinge sind. Gleichermaßen sind durch das Sein alle Dinge und im Sein selbst alle Dinge. Was nämlich außerhalb des Seins ist, das ist sicherlich nichts.«36 »Das Sein als solches verhält sich zu allem anderen wie dessen Verwirklichung und Vollendung, ja ist die Wirklichkeit aller Dinge.«37 Alles, was ist, ist im Werden und Dasein abhängig von ihm.
Gott ist der ermöglichende Grund der Welt. Er ist über alle Wirklichkeit erhaben. »Selbst der Himmel und die Himmel der Himmel fassen dich nicht« (1 Kön 8, 27).
Da Gott kein natürliches Objekt ist, können wir ihn nicht begreifen. Der Mensch kann das rein Geistige nicht schauen. Ein altes jüdisches Wort sagt: »Würde ich Ihn (Gott) kennen, so wäre ich Er.«38 Und Meister Eckhart stellt fest: »Hätte ich einen Gott, den ich...
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