Schweitzer Fachinformationen
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Es beginnt mit einem überfahrenen Tier - einem so zufälligen und lächerlichen Ereignis, dass man kaum für möglich hält, welche Folgen es hat.
Connor hätte anhalten und schlafen sollen, vor allem in einer so windigen Nacht. Am Morgen hätte er bestimmt viel besser reagiert. Doch das brennende Verlangen, mit Lev zusammen endlich Ohio zu erreichen, treibt ihn jeden Tag stärker an.
Nur noch eine Ausfahrt, sagt er sich. Aber obwohl er eigentlich bereits in Kansas anhalten wollte, war er auch an diesem Schild vorbeigefahren. Schon vor einer halben Stunde. Lev, der Connor sonst sehr gut zur Vernunft bringen kann, ist heute Nacht keine Hilfe, denn er schläft tief und fest im Beifahrersitz.
Eine halbe Stunde nach Mitternacht springt die bedauernswerte Kreatur in den Lichtkegel von Connors Scheinwerfern. Connor nimmt nur vage Umrisse wahr, bevor er bei dem verzweifelten Versuch, einen Zusammenstoß zu verhindern, das Steuer herumreißt.
Es kann unmöglich das sein, wonach es aussieht .
Obwohl er ausweicht, stürzt sich das blöde Viech wieder direkt vor das Auto, als suche es den Tod.
Der »geborgte« Charger kracht in das Tier, und es rollt wie ein Findling über die Kühlerhaube. Die Windschutzscheibe zersplittert in Millionen kleiner Scherben aus Sicherheitsglas, der Körper verkeilt sich im Rahmen, und ein verbogenes Wischerblatt bohrt sich durch seinen schlanken Hals. Connor verliert die Kontrolle über das Lenkrad. Der Wagen kommt von der Straße ab und schlingert wild durch das Unterholz am Straßenrand.
Connor schreit und flucht, während das Tier, das sich immer noch ans Leben klammert, mit seinen Krallen Stoff und Fleisch aus seiner Brust reißt. Endlich kommt er so weit zur Besinnung, dass er voll auf die Bremse steigt. Das grässliche Tier löst sich von der Windschutzscheibe und wird nach vorn geschleudert. Das Auto neigt sich wie ein sinkendes Schiff und kommt in einem Graben abrupt zum Stehen. Endlich platzen auch die Airbags auf wie fehlerhafte Fallschirme, die sich erst beim Aufprall öffnen.
Die nachfolgende Stille fühlt sich an wie die luftlose Leere des Weltraums. Nur der Wind seufzt ohne jedes Mitgefühl.
Lev, der im Augenblick des Zusammenstoßes aufgewacht ist, sagt nichts, sondern ringt nach Luft, die der Airbag aus ihm herausgepresst hat. Connor weiß inzwischen, dass Lev jedes Mal wie ein Opossum erstarrt, wenn er in Panik gerät.
Während Connor die letzten zehn Sekunden seines Lebens verarbeitet, untersucht er die Wunde: Unter seinem zerrissenen Hemd verläuft ein ungefähr fünfzehn Zentimeter langer, klaffender Schnitt schräg über seine Brust. Merkwürdigerweise ist er erleichtert. Nichts Lebensbedrohliches. Mit Fleischwunden wird man fertig. Wie Risa immer gesagt hatte, als sie den Sanitätsflieger auf dem Friedhof leitete: »Ein paar Stiche sind das kleinste Übel.« Diese Wunde bräuchte ungefähr ein Dutzend. Das einzige Problem besteht darin, herauszufinden, wo ein angeblich toter, flüchtiger EA, ein eigenmächtig Abwesender, medizinisch versorgt werden kann.
Er und Lev steigen aus und klettern aus dem Graben, um das überfahrene Tier zu untersuchen. Connors Beine sind schwach, und seine Knie zittern, aber das möchte er sich nicht eingestehen. Deshalb schiebt er das Zittern auf das viele Adrenalin in seinem Körper. Er betrachtet seinen Arm, den mit dem Hai-Tattoo, und ballt die Hand zur Faust, um die brutale Kraft dieses gestohlenen Arms für seinen restlichen Körper nutzbar zu machen.
»Ist das ein Strauß?«, fragt Lev, als sie den großen toten Vogel betrachten.
»Nein«, blafft Connor, »das ist der verdammte Road Runner.«
Das war tatsächlich Connors erster, absurder Gedanke gewesen, als der riesige Vogel im Licht seiner Scheinwerfer aufgetaucht war. Der Strauß, der vor einer Minute noch so lebendig gewesen war, dass er mit den Krallen Connors Brust aufreißen konnte, ist jetzt mausetot. Sein zerfetzter Hals ist grotestk verdreht, und seine glasigen Augen starren sie durchdringend an, als wäre er ein Zombie.
»Vogelschlag.« Lev scheint nicht mehr beunruhigt zu sein, sondern spricht einfach aus, was er wahrnimmt. Vielleicht, weil er nicht selbst gefahren ist. Vielleicht aber auch, weil er viel schlimmere Dinge gesehen hat als einen überfahrenen Laufvogel. Connor beneidet Lev darum, wie ruhig er in schwierigen Situationen bleibt.
»Warum zum Teufel ist hier ein Strauß auf der Autobahn?«, fragt Connor. Das Klappern eines Zauns in einer plötzlichen Windbö beantwortet seine Frage. Die Scheinwerfer vorbeifahrender Autos beleuchten den im Sturm herabgestürzten Ast einer Eiche, der so schwer war, dass er ein Stück aus dem Maschendrahtzaun herausgerissen hat. Hinter dem Zaun bewegen sich langhalsige Schatten. Ein paar Strauße sind bereits durch das Loch geschlüpft und streben der Straße zu. Hoffentlich haben sie mehr Glück als ihr Kamerad.
Connor hat davon gehört, dass Straußenfarmen immer beliebter werden, seit die Preise für anderes Fleisch angestiegen sind, aber er hatte nie eine gesehen. Ihm schießt die absurde Frage durch den Kopf, ob der Tod des Vogels wohl Selbstmord war. Lieber überfahren als gegrillt werden.
»Hast du gewusst, dass sie früher Dinosaurier waren?«, fragt Lev.
Connor holt tief Luft und merkt erst jetzt, wie flach er geatmet hat. Wegen des Schocks, aber auch wegen der Schmerzen. Er zeigt Lev seine Wunde. »Was mich betrifft, sind sie es immer noch. Das Ding wollte mich anscheinend >umwandeln<.«
Lev verzieht das Gesicht. »Alles in Ordnung mit dir?«
»Alles gut.« Connor zieht seine Jacke aus, und Lev hilft ihm, sie als provisorischen Druckverband fest um seinen Brustkorb zu binden.
Sie drehen sich zu ihrem Auto um. Wenn sie mit einem Lastwagen zusammengestoßen wären statt mit einem flugunfähigen Vogel, hätte der Schaden auch nicht größer sein können.
»Na ja, du wolltest die Karre doch sowieso in ein oder zwei Tagen irgendwo stehen lassen, oder?«
»Ja, aber nicht total demoliert.«
Die Kellnerin, die ihnen freundlicherweise ihr Auto überlassen hatte, wollte es erst in ein paar Tagen als gestohlen melden. Connor kann nur hoffen, dass sie mit dem Geld von der Versicherung glücklich wird.
Ein paar Autos fahren vorbei. Das Wrack ist weit genug von der Straße entfernt, dass es unbemerkt bleibt, wenn jemand nicht genau hinschaut. Aber es gibt Menschen, deren Job es ist, genau hinzuschauen.
Ein Wagen fährt vorbei, wird nach ein paar hundert Metern langsamer und wendet auf dem unbefestigten Mittelstreifen. Dabei wird er von den Scheinwerfern eines anderen Wagens angestrahlt: Es ist ein schwarzweißes Patrouillenfahrzeug der Autobahnpolizei. Vielleicht hat der Polizist sie gesehen, vielleicht auch nur die Strauße - jedenfalls sind ihre Möglichkeiten auf einmal sehr eingeschränkt.
»Lauf!«, ruft Connor.
»Die sehen uns!«
»Erst wenn sie den Suchscheinwerfer anstellen. Lauf!«
Der Streifenwagen hält am Straßenrand, und Lev streitet nicht länger. Er dreht sich um und rennt los, als Connor ihn am Arm packt. »Nein, hier lang.«
»Zu den Straußen?«
»Vertrau mir!«
Der Suchscheinwerfer flammt auf. Doch er richtet sich auf einen der Vögel, der sich der Straße nähert, nicht auf sie. Connor und Lev erreichen das Loch im Zaun. Um sie herum stieben Vögel auseinander - noch mehr bewegte Ziele für den Polizeischeinwerfer.
»Durch den Zaun? Bist du verrückt?«, flüstert Lev.
»Wenn wir am Zaun entlangrennen, kriegen sie uns. Wir müssen verschwinden. Und das ist der einzige Weg.«
Mit Lev an seiner Seite quetscht Connor sich durch den kaputten Zaun und rennt wie schon so oft in seinem Leben blind in die Dunkelheit.
ES FOLGT EIN BEZAHLTER POLITISCHER WERBESPOT
Vergangenes Jahr verlor ich meinen Mann an einen Einbrecher. Er kam einfach durchs Fenster. Mein Mann stellte sich ihm entgegen und wurde erschossen. Er wird niemals wieder zu mir zurückkommen, aber jetzt steht ein Vorschlag zur Abstimmung, der dafür sorgt, dass Verbrecher für ihre Taten büßen. Auge um Auge.
Indem wir die Umwandlung von Verbrechern legalisieren, entlasten wir nicht nur die überfüllten Gefängnisse, sondern sorgen auch für mehr lebensrettendes Gewebe für Transplantationen. Außerdem ermöglicht das Gesetz der Körperlichen Gerechtigkeit, dass ein Teil der Einnahmen aus den Organverkäufen direkt an die Opfer von Gewaltverbrechen und ihre Familien fließt.
Stimmen Sie für die Gesetzesinitiative 73. Zusammen sind wir stark, geteilt haben Verbrecher keine Chance.
Finanziert von Nationales Bündnis von Opfern für Körperliche Gerechtigkeit
Auf der Straußenfarm können sie nicht bleiben. Im Farmhaus brennt Licht. Höchstwahrscheinlich wurde der...
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