Schweitzer Fachinformationen
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Als die junge Architektin Eve ein Haus im ländlichen Wisconsin renovieren soll, kommt ihr das Angebot gerade recht. Sie braucht dringend eine Auszeit von ihrem Freund Mike. Doch auf der einsamen Washington Island angekommen, gestaltet sich die Arbeit schwieriger als erwartet. Dann lernt Eve jedoch den sympathischen Clayton kennen, der ihr bei der Renovierung mit Rat und Tat zur Seite steht. Rasch stellt Clayton ihre Gefühle für Mike auf die Probe. Eve weiß, dass sie sich früher oder später zwischen den beiden Männern entscheiden muss. Aber dann holt sie die dramatische Geschichte ihrer Familie ein. Wird Eve die Vergangenheit überwinden und doch noch ihr Glück finden?
4. September 1970 (Freitag)
Liebes Tagebuch, ich schreibe dir mittlerweile seltener, denn jetzt habe ich ja Daniel und brauche dich nicht mehr so dringend. Ja, ich gebe zu, ich habe dich betrogen! Ich schreibe dir, weil heute ein ganz besonderer Tag ist. Daniel und ich sind inzwischen genau sechs glückselige, wunderbare Monate verheiratet - und das ist längst noch nicht alles. Ich, Jillian Croft, geborene Sylvia Moore, aus einem Kaff namens Jackman im weit entfernten Maine, habe eine Rolle in einem Film mit Steve McQueen bekommen! Es gibt sogar einen Text: »Ist das alles, Sir?« Wie du siehst, kann ich ihn bereits auswendig.
Ich habe einen Agenten und werde so oft zu Castings eingeladen, dass ich meine Zeit großteils im Flugzeug oder in LA verbringe. Daniel und ich lieben New York, aber LA ist nun mal die Filmstadt schlechthin, und ich habe beschlossen, meine Karriere dort voranzutreiben und erst wieder ans Theater zurückzukehren, wenn ich mir einen Namen gemacht habe. Also werden wir umziehen! Daniel sucht bereits nach einer Stelle als Schauspiellehrer. Er ist so bekannt und erfolgreich, dass er sicher bald etwas finden wird. Vielleicht an der UCLA oder am CalArts. Ich finde ja, er sollte seine eigene Schauspielschule eröffnen, doch er meint, er sei noch nicht so weit.
Wenn wir das nächste Mal in Kalifornien sind, machen wir uns auf die Suche nach einem Haus, und zwar in . Beverly Hills! Ich kann es immer noch nicht glauben. Daniel meint, es wäre sinnvoll, uns gleich ein größeres Haus zu leisten, denn wir werden für seine Wohnung in New York einen Haufen Geld bekommen und sparen eine Menge Steuern, wenn wir es gleich in eine neue Immobilie investieren. Er ist so schlau!
Und ich bin so aufgeregt! Ich habe meinen Eltern geschrieben und ihnen erzählt, dass wir umziehen und ich sie vielleicht einmal besuchen kommen werde. Sie haben nicht geantwortet - und ich habe ehrlich gesagt nichts anderes erwartet. Zwei Jahre, und trotzdem hat mir meine Familie noch nicht verziehen. Abgesehen von meiner Schwester. Manchmal tut es so weh, dass ich keine Luft mehr bekomme. Welche Mutter löscht ihr Kind einfach aus ihrem Leben, als hätte es nie existiert?
Falls ich einmal ein Baby bekomme, wollen sie es sicher kennenlernen. Ich weiß zwar nicht, wie ich das mit meinem wertlosen, deformierten Körper hinkriegen soll, aber ich schwöre bei Gott, dass mir etwas einfallen wird. Ich sehne mich so sehr danach, meinen Kindern das zu geben, was meine Mutter mir nie geben konnte!
Ich schätze, wir alle leben, um die Dinge wiedergutzumachen, die uns in unserer Kindheit widerfahren sind.
Alles Liebe,
Ich
»Happy Birthday!«, riefen Eve und die anderen Gäste, die sich um den mit einem blauen Tischtuch gedeckten Esstisch versammelt hatten. Der Tisch war eigens zum achtzigsten Geburtstag ihres Vaters in das kleine Häuschen im Seniorenzentrum gebracht worden, in dem er und ihre Stiefmutter mittlerweile wohnten. Obwohl Daniel Braddock genau genommen erst seinen zwanzigsten Geburtstag feierte, da er an einem 29. Februar zur Welt gekommen war. Eve, ihre beiden älteren Schwestern und ihre Stiefmutter hoben ihre Champagnergläser zu Ehren des Familienoberhaupts.
»Ich danke euch allen!« Der geliebte Tyrann hatte den Großteil des Gewichts wieder zugelegt, das er vergangenen Sommer verloren hatte, und auch seine sprachlichen Fähigkeiten hatten sich enorm verbessert; trotzdem hatte der Schlaganfall den Alterungsprozess deutlich beschleunigt. »Ich war mir nicht sicher, ob ich das hier noch erleben würde.«
Seine Frau Lauren, die gerade sechzig geworden war, nippte an ihrem Champagner. Wahrscheinlich würde sie das Glas bald beiseitestellen und den Rest des Abends nichts mehr trinken, denn sie behauptete immer, dass der Alkohol teuflische Seiten an ihr zum Vorschein brachte. Angesichts ihrer Persönlichkeit konnte sich Eve allerdings nur ein kleines Teufelchen vorstellen, das vielleicht absichtlich vergaß, die letzte Teetasse zu spülen.
»Du machst jeden Tag Fortschritte, Daniel«, erklärte Lauren und tätschelte ihm liebevoll die Schulter. »Noch ein paar Monate, und du bist wieder der Alte.«
»In ein paar Monaten bin ich höchstens älter.« Er hob sein Glas und nickte seinen Töchtern zu. »Danke, dass ihr gekommen seid, meine Mädchen. Es ist schön, wieder in dieser Runde zusammen zu sein.«
»Hört, hört.« Olivia, die älteste Schwester, bedachte ihren Vater mit einem bewundernden Lächeln. Sie wirkte müde und dünner als sonst, obwohl sie wie immer makellos gekleidet und geschminkt war. »Ich wette, du schaffst auch noch den einundzwanzigsten Geburtstag. Dann darfst du offiziell Alkohol trinken.«
»Darauf freue ich mich jetzt schon.« Ihr Vater kicherte liebevoll. »Rosalind, ich wollte dich schon die ganze Zeit fragen, wie es dem jungen Mann an deiner Seite geht.«
»Gut!« Rosalinds Gesicht strahlte. Ihre Haare waren zu einem schmeichelnden Pixie geschnitten, der ihre hübschen Augen betonte. Sie hatte aufgehört, die Haare in allen möglichen seltsamen Farben zu färben, doch sie trug immer noch ihre selbst entworfenen Klamotten, die perfekt zu ihrer schrägen Lebenseinstellung passten. »Er arbeitet gerade an einer Skulptur von mir.«
»Bekleidet, hoffe ich?« Ihr Vater schaffte es, dass die Frage wie eine Drohung klang.
»Aber natürlich, Daddy.« Rosalind setzte ein engelsgleiches Lächeln auf und klimperte mit den Wimpern. »Ich würde niemals zulassen, dass Bryn mich nackt sieht.«
Der ganze Tisch brach in schallendes Gelächter aus. Rosalind war schon immer stark gewesen, doch seit sie im vergangenen Herbst ihre leibliche Mutter ausfindig gemacht und Bryn kennengelernt hatte, hatte sich ihre Stärke von einer stoischen Gleichgültigkeit in eine unwiderstehliche Selbstsicherheit verwandelt. Zur Abwechslung war der selbst ernannte Kolibri derzeit die gefestigtste und zufriedenste der drei Schwestern.
»Sorgen bereitet mir nicht unbedingt das, was er zu sehen bekäme.«
»Seine Arbeiten sind sehr geschmackvoll.« Rosalind griff nach der Hand ihres Vaters. »Die Skulptur hat maximal eine FSK zwölf.«
»Hmpf.« Ihr Vater stellte sein Glas beiseite und deutete energisch in ihre Richtung. »Ich würde gerne noch erleben, wie du den Mann heiratest. Deine Mutter wäre sicher auch mit ihm einverstanden gewesen. Sie wollte unbedingt, dass ihr glücklich seid, sesshaft werdet und eigene Kinder bekommt. Ihr habt ihr so viel Freude bereitet.«
»Das ist lieb von dir. Danke, Dad.« Rosalinds Gesicht wirkte mit einem Mal verschlossen, genauso wie Eves und auch Olivias. Kurz nach dem Schlaganfall ihres Vaters hatten die Braddock-Schwestern zufällig herausgefunden, dass ihre Mutter - Jillian Croft, Leinwandgöttin und Inbegriff der Weiblichkeit - unter einer kompletten Androgenresistenz gelitten hatte, was bedeutete, dass sie ohne weibliche Fortpflanzungsorgane geboren worden war. Trotz ihrer öffentlich zelebrierten und in Familienfotoalben sowie in der Boulevardpresse dokumentierten Schwangerschaften hatte sie keine ihrer drei Töchter selbst zur Welt gebracht.
Im letzten Herbst hatte Eve mit Interesse Rosalinds mutige Suche nach ihrer leiblichen Mutter verfolgt. Sie war erleichtert gewesen, als alles gut ausgegangen war, doch sie hatte trotzdem keine Ambitionen entwickelt, nach ihrer eigenen Mutter zu suchen. Olivia hatte beschlossen, alles zu verleugnen, und sich von Anfang an geweigert, überhaupt darüber zu sprechen.
»Olivia.« Lauren ließ den Blick langsam über den Tisch wandern, wandte sich aber im nächsten Moment auch schon wieder ab. Es war eine seltsame, schüchterne Geste, als könnte sie es nicht ertragen, Olivia zu lange in die Augen zu schauen. »Wie läuft es mit deiner Show?«
Eve erstarrte. Olivia hatte ihren Schwestern gegenüber erst vor Kurzem zugegeben, dass ihre Fernseh-Kochshow anfangs zwar viele Zuschauer angelockt hatte, die alle neugierig auf die Tochter der Filmlegende gewesen waren, doch in letzter Zeit brachen die Einschaltquoten in sich zusammen wie ein misslungenes Soufflé. Haha.
»Ich überlege, wieder als Schauspielerin zu arbeiten.« Typisch Olivia. Sie gab sich ihrem Vater gegenüber niemals verletzlich und spielte vor allem Lauren gerne etwas vor. Sie hatte es ihr nie vergeben, an die Stelle ihrer heiß geliebten Mutter getreten zu sein. »Mein Agent hat drei Rollenprofile, für die ich infrage komme. »Cougar, alte Jungfer und MILF.«
»Was bedeutet MILF?«, fragte Lauren.
Dad grinste. »Das erzähle ich dir, wenn du älter bist.«
Olivia lehnte sich nach vorne, als wollte sie Lauren über den Tisch hinweg ins Gesicht springen. »Es steht für >Mutter, die ich gerne .<«
». flachlegen würde.« Eve schenkte ihrer Schwester ein zuckersüßes Lächeln, während Olivia sich auf die collagengefüllten Lippen biss. Sie hätte Lauren nur zu gerne das F-Wort ins Gesicht geschleudert.
Ihre Stiefmutter verzog angewidert ihr rosiges Gesicht. »Das ist ja ekelhaft.«
»Ja, vielleicht.« Olivia trank ihr Glas leer und griff nach der Flasche. »Aber mit achtunddreißig bekommt man nichts anderes mehr.«
»Du wirst bald neununddreißig«, erwiderte Lauren.
»Oh, danke.« Olivia füllte ihr Glas und vermied jeglichen...
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