Schweitzer Fachinformationen
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Als die Schwestern Olivia, Rosalind und Eve das Ferienhaus ihrer Eltern in Maine ausräumen, finden sie schockierende alte Arztberichte. Darin wird behauptet, dass ihre Mutter, die verstorbene Schauspielerin Jillian Croft, möglicherweise nicht ihre leibliche Mutter war. Olivia und Eve halten die Gutachten für schlicht und ergreifend für falsch. Aber Rosalind hat sich in ihrer auf Erfolg getrimmten Familie nie wirklich wohl gefühlt - wenn sie eine andere Mutter hat, dann will sie das wissen! In den Unterlagen ihres Vaters findet sie Hinweise auf eine gewisse Leila Allerton. Ist Leila Rosalinds biologische Mutter? Und wenn ja, warum haben ihre Eltern sie angelogen?
26. Januar 1967 (Donnerstag)
Mom war heute nach der Schule mit mir beim Arzt. Christina hat sie dazu gebracht, nachdem sie mich weinen gesehen hat und ich dumm genug war, ihr den Grund zu verraten. Weil ich siebzehn bin und die Highschool besuche und immer noch nicht meine Periode habe. Ich rede nie wieder mit ihr. Beim Arzt war es schrecklich. Ich kann Dr. Tibbet sowieso nicht leiden. Er riecht abscheulich, und man muss über Witze lachen, die nicht einmal eine Vierjährige lustig fände. Ich wollte nicht, dass er mich ohne Klamotten untersucht, aber er hat überall an mir herumgedrückt, sogar dort unten. Und dann wurde es noch schlimmer, denn er hat mit einem Metallding in mir herumgestochert und die ganze Zeit verwirrt vor sich hin gemurmelt. Mom war auch keine Hilfe. Sie hat ihm nicht gesagt, dass er aufhören soll, obwohl ich ständig zu ihr hinübergeschaut habe und total fertig war.
Er hat immer wieder das Licht neu eingestellt und einfach weitergemacht, und es hat verdammt wehgetan, aber ich habe nichts gesagt. Ich wollte so tun, als wäre alles normal, damit er denkt, ich wäre auch normal, und mich in Ruhe lässt.
Jetzt schickt er mich zu einem Arzt in Bangor. Mehr haben sie mir nicht gesagt, und ich hatte zu große Angst, um nachzufragen. Später habe ich Mom darauf angesprochen, aber sie meinte, dass alles in Ordnung wäre und sie nur noch etwas überprüfen müssten. Ich glaube ihr nicht. Etwas stimmt nicht.
Ich will nicht zu diesem Arzt gehen. Ich will Spaß beim Theaterspielen haben und es genießen, dass ich die jüngste Schülerin bin, die an meiner Schule jemals eine Hauptrolle spielen durfte. Ich will ewig leben und am Broadway und in Kinofilmen spielen. Christina hat gefragt, was los ist, aber ich habe nur gesagt, sie soll die Klappe halten. Hätte ich bloß ein eigenes Zimmer. Es ist so nervig, dass ich sie und alle anderen nicht einfach aussperren kann.
Rosalind öffnete die Augen und starrte an die holzvertäfelte Schlafzimmerwand. Sie fühlte sich leer und erschöpft, als wüsste ihr Körper genau, dass etwas Wichtiges und Unangenehmes passiert war, obwohl sie sich nicht daran erinnern konnte.
Doch dann fiel es ihr wieder ein. Adrenalin schoss durch ihre Adern, und ihr wurde übel. Mom.
Sie drehte sich zur Seite, rollte sich zu einem Ball zusammen und wartete, bis das Gefühl vorüberging. Noch hatten sie keinen Beweis, dass ihre Mutter tatsächlich unter einer Androgenresistenz gelitten hatte. Es gab keinen Grund, die Nerven zu verlieren. Trotzdem hatte sich die Diagnose letzte Nacht in Rosalinds Unterbewusstsein festgesetzt, und sie wusste auch ohne Beweise, dass es stimmte. Sie vertraute ihrem Unterbewusstsein zwar nicht bedingungslos, aber immerhin mehr, als ihre Schwestern es taten.
Weiches, graues Licht drang unter den Rollläden hindurch. Es war entweder noch sehr früh am Morgen oder immer noch nebelig, vielleicht aber auch beides. Die Geräusche im unteren Stockwerk und ein Blick auf die Uhr gaben ihr Gewissheit. Es war noch sehr früh, doch Olivia war bereits wach und machte sich für die Fahrt zum Flughafen bereit.
Rosalind war erleichtert, dass sie nicht versuchen musste, noch einmal einzuschlafen. Das einzig Positive an der schlaflosen Nacht war, dass sie eine Entscheidung getroffen hatte. Sie würde einen Beweis für die Diagnose finden und - wenn nötig - weitere Nachforschungen anstellen, um zu erfahren, wie aus ihren Schwestern und ihr eine Familie geworden war.
Gestern Abend hatten Rosalind, Olivia und Eve nach der unangenehmen Entdeckung beschlossen, das Auspacken der Kartons zu verschieben und ein traditionelles Familienessen zu veranstalten, wie sie es früher in Maine immer getan hatten. Es war zwar nicht das Muschelessen am Strand, das ihre Mutter so geliebt hatte, aber es gab gekochten Hummer mit luftigen Brötchen, grünen Salat und Lebkuchen mit massenhaft Schlagsahne. Vielleicht war es für eine ganze Weile das letzte Mal, dass sie alle drei zusammen waren. Alles hing davon ab, ob und wann Olivia wieder nach Maine kommen konnte. Sie wollte und plante es zwar, doch bei Olivia bedeutete das nicht, dass sie es dann auch tatsächlich tat.
Das Abendessen war herrlich, aber auch sehr ruhig gewesen, trotz des Champagners zu den geräucherten Muscheln, die sie als Vorspeise genossen hatten, und einer Flasche Chablis zum Essen. Die Schwestern konnten ihre Entdeckung vom Nachmittag nicht vergessen und sich einfach amüsieren, aber sie hatten es auch noch nicht genügend verarbeitet, um darüber zu diskutieren. Sie brauchten einfach mehr Zeit und mehr Informationen.
Rosalind schlug die Decke zurück und schnappte sich ihr Sweatshirt von dem Stuhl, über den sie es am Vorabend geworfen hatte. Dann schlüpfte sie in die pinkfarbenen Hausschuhe, die sie hier in Maine für kalte Morgen bereithielt, und tappte zum Fenster, um die Rollläden zu öffnen, wobei sie inständig hoffte, dass sich der Nebel gelichtet hatte.
Sie seufzte erleichtert. Die Sonne ging gerade auf, und die Bäume hinter dem Haus schirmten die ersten Strahlen ab, aber der Himmel färbte sich bereits rosarot, die Bucht breitete sich wie gewohnt vor ihr aus, während die gegenüberliegende Küste scharf und klar hervorstach. Das glatte Wasser mit den bunten Hummerbojen bildete einen perfekten Spiegel für die mit Kieferwäldern bewachsenen Inseln, deren felsiger Untergrund nur bei Ebbe sichtbar wurde. Vor dem Haus stießen die mit Rankenfußkrebsen bedeckten Steine ebenfalls aus dem Wasser, und das Seegras würde sich erst wieder in eine golden braune Wiese verwandeln, wenn die Flut zurückkehrte.
Rosalinds Furcht davor, Olivia und Eve ihre Entscheidung mitzuteilen, löste sich langsam auf. Das schöne Wetter erschien ihr wie ein gutes Omen.
Sie ging hinunter und traf Olivia in der Küche vor der Spüle an. Sie trug ein legeres Reiseoutfit, bestehend aus einem weißen, ärmellosen Oberteil, eng anliegenden schwarzen Capri-Hosen und hochhackigen schwarzen Sandalen, und ihre Haare und das Make-up waren wie immer perfekt.
»Hey, Rosalind, schon so früh auf den Beinen?«
»Ich konnte nicht schlafen.«
»Wem sagst du das! Aber das kann ich nie, wenn ich einen dieser lächerlich frühen Flüge erwischen muss. Ständig wache ich auf und frage mich, ob ich schon aufstehen muss. Ich habe höllische Angst zu verschlafen.«
Rosalind sah sie erstaunt an. »Deswegen hast du schlecht geschlafen?«
»Willst du Kaffee? Ich habe genug gemacht.« Sie deutete auf die stylische Edelstahlmaschine, die an die Stelle der alten Krups getreten war, die Mom und Dad jahrzehntelang verwendet hatten. »Es ist eine Schande, was Lauren aus der Küche gemacht hat. Sie hat ihr die Seele genommen.«
»Die Küche war doch wirklich in einem schlechten Zustand.« Rosalind ging zum Kühlschrank und holte den Orangensaft heraus. Sie hatte die erfrischende, süße Säure jetzt dringend nötig. »Mom war keine wirkliche Köchin, und nichts hat mehr richtig funktioniert. Wir fanden es vielleicht witzig, den Backofen ständig auf- und zuzumachen, damit er die Temperatur hält, aber .«
»Stimmt.« Olivia ließ wehmütig die Hand über die glatte Granitarbeitsplatte gleiten. »Ich vermisse die große alte Eisenspüle.«
»Die hatte doch bereits Rost angesetzt.«
»Ja, du hast ja recht. Aber das hier .« Sie machte eine abwertende Handbewegung, die den ganzen Raum miteinschloss. »Das hier könnte eine beliebige Küche in einem beliebigen Vorort irgendeiner Stadt sein. Vorher war es die Küche dieses Hauses, weißt du?«
»Ja. Ich weiß.« Rosalind nahm an der Kücheninsel Platz. »Sie ist ziemlich durchschnittlich. Aber für uns war das Haus ein magisches Sommerdomizil, in das wir uns zurückziehen konnten. Die verschrobene, alte Einrichtung gehörte zum Charme. Lauren hatte hier ihren Alltag.«
»Ja, klar. Aber sie hätte trotzdem eine bessere Auswahl treffen können. Schwarze Elektrogeräte anstatt Edelstahl, Holzarbeitsplatten, Holzschränke mit Kochutensilien aus Eisen .«
»Also mir macht das Weiß nichts aus. Früher war es hier ohnehin viel zu dunkel.« Rosalind stürzte den Saft hinunter und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Olivias Kaffee war so dünn, dass es kaum etwas brachte, ihn überhaupt zu trinken. »Also, was machst du, wenn du wieder in Kalifornien bist? Derek ans Bett fesseln und von ihm verlangen, dass er seine Pflicht erfüllt?«
»Ja, so in etwa.« Olivia goss sich ebenfalls noch eine Tasse ein. »Ich sag es dir, dieses Baby ruiniert noch unser Sexleben. Wir waren gerne spontan und ungezügelt. Jetzt steht der Sex während des Eisprungs alle zwei Tage auf dem Kalender, er muss oben sein, und ich bete die ganze Zeit, dass er bald kommt und seine kleinen Freunde auf die Reise schickt. Er weiß natürlich, was ich denke, deshalb fühlt es sich so an, als hätte sein Orgasmus gar nichts mehr mit uns zu tun. Und es ist mir mittlerweile sogar egal, ob ich komme oder nicht.«
»Mein Gott, Olivia. Ich glaube, Derek tut mir sogar ein bisschen leid - zum ersten Mal überhaupt.«
»Ich weiß. Ich bin schrecklich. Und weißt du, was noch sinnlicher ist? Danach liege ich eine Stunde lang mit einem Kissen unter dem Hintern auf dem Rücken und strecke die Beine in die Höhe wie ein toter Käfer.«
Rosalind kicherte. »Echt?«
»Ich nutze die Schwerkraft, damit die kleinen Kerle es leichter haben.« Olivia schüttelte kläglich den Kopf. »Es ist die Hölle.«
»Ist es das noch wert?« Rosalind bemühte sich, nicht...
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