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Die Geschichte der Medizin ist ein faszinierendes Thema, weil sie unsere Geschichte ist. Wenn man sich überlegt, wie die Menschen früherer Zeiten die komplexen Medizinsysteme entwickelt haben, über die wir heute verfügen, sieht man, dass das eine Geschichte voller Geheimnisse, voller Schrecken und Magie ist. Stellen Sie sich vor, Sie wären einer unserer uralten Vorfahren, die in der Steinzeit oder noch früher lebten und einen Zahnabszess ohne Antibiotika überstehen oder ein Baby ohne Schmerzmittel zur Welt bringen mussten. Stellen Sie sich vor, Sie würden sich einen Knochen brechen, sich eine Fleischwunde zuziehen oder Fieber bekommen und wären dabei den Elementen ausgesetzt, wie die Menschen der Naturvölker früherer Zeiten es waren. Oder stellen Sie sich vor, Sie würden in einem Dorf leben und müssten sich mit schwankenden Ernteerträgen, rauer Witterung und unhygienischen sanitären Verhältnissen herumschlagen, und einer Ihrer Angehörigen würde unter solchen Bedingungen gegen eine geheimnisvolle, vielleicht tödliche Krankheit ankämpfen. Woher wussten die Menschen früher, was in solchen Situationen zu tun war? Sie konnten es nur durch Versuch und Irrtum, Beobachtung, Intuition und Herumexperimentieren herausfinden. So wie wir es zu einem großen Teil auch heute immer noch tun.
Lange bevor medizinische Lehren in schriftlicher Form festgehalten wurden, lernten die Menschen, wie man sich gegenseitig pflegt und verarztet. Die Medizin entwickelte sich aus den Erkenntnissen von intuitionsbegabten, weisen Männern und Frauen, Schamanen und Barfußärzten (die es in China übrigens bis ins späte 20. Jahrhundert gab, womit in TCM ausgebildete Personen gemeint waren, die von Dorf zu Dorf zogen) und wurde im Laufe der Jahrtausende immer wieder von Arzt zu Lehrling weitergegeben. Die Menschen früherer Zeiten glaubten, dass äußere pathogene Faktoren, Geister, Ahnen, innere Faktoren wie geistige und emotionale Probleme und ursächliche Faktoren aus früheren Existenzen oder früheren Handlungen im jetzigen Leben zur Entstehung einer Vielzahl von Symptomen und Krankheitsprozessen beitragen.
Unsere Vorfahren konnten viele Informationen darüber, wie der Körper funktioniert und wie er zu seinem Umfeld in Beziehung steht, anhand logischer Schlussfolgerungen ableiten: Details über den grobstofflichen, physischen Körper ebenso wie über die geistigen, emotionalen, spirituellen und energetischen Dimensionen eines Lebewesens. Die alten medizinischen Traditionen betrachteten den Menschen als in sich abgeschlossenes Ganzes und doch untrennbar mit der übrigen Existenz verbunden. Die Menschen früherer Zeiten erkannten Ursache und Wirkung - die Wechselwirkungen zwischen dem Lebensumfeld und der Lebensweise eines Menschen und seinem guten oder schlechten Gesundheitszustand. Dieses Wissen entwickelten sie so lange weiter, bis sie eine genaue Vorstellung davon hatten, wie das Universum funktioniert und welche Rolle wir darin spielen. Die Kosmologie erstreckte sich nicht nur bis zum Anbeginn der Zeit, sondern auch bis zum Augenblick der Empfängnis. Zumindest eine frühere Kultur besaß ein umfassendes Verständnis der Embryologie und kannte sich auf diesem Gebiet in mancherlei Hinsicht sogar besser aus, als wir es heute tun.
Die Fachgebiete früherer Ärzte überschnitten sich häufig mit denen von Künstlern, Kalligrafen, Astrologen, Handlesern, Auguren und Exorzisten. Viele waren große Denker und Wissenschaftler, die eine Brücke zwischen ihrem Glauben und rationalem Denken schlagen konnten. Die Ärzte und Therapeuten früherer Zeiten entwickelten komplizierte Modelle von Krankheitsentstehung, Diagnostik, Prognose und Behandlungsstrategien. Sie systematisierten die medizinische Ausbildung und spezialisierten sich auf bestimmte Fachgebiete. Sie sezierten Leichen, entwickelten Körperarbeitsmodalitäten, führten Operationen durch und verschrieben Arzneimittel.
Einige dieser alten Überlieferungen werden auch heute noch häufig genutzt; andere haben uns ein zeitloses Vermächtnis von Hilfsmitteln oder Behandlungsmethoden hinterlassen. Zwei der ausgeklügeltsten und allgemein zugänglichen Traditionen stammen aus Indien und China. Bevor wir uns mit diesen komplexen, auch heute noch lebendigen Traditionen beschäftigen, wollen wir zunächst einmal auf ein paar andere Formen prähistorischer Medizin eingehen, die in verschiedenen Teilen der Alten Welt - beispielsweise Mesopotamien, Ägypten und Griechenland - gleichzeitig entstanden sind. Wahrscheinlich hat sich keines dieser traditionellen Medizinsysteme in völliger Abgeschiedenheit entwickelt. Welches zuerst da war, lässt sich bei Betrachtung der heutigen griechischen, indischen und chinesischen Medizin nur noch schwer feststellen. Die ältesten schriftlich überlieferten medizinischen Texte, die Informationen über die Säfte und Elemente enthalten, stammen aus Griechenland und werden auf die Zeit um 400 vor Christus datiert, während man die medizinischen Kanons Indiens und Chinas auf ungefähr 250 bis 100 vor Christus datiert. Die Medizinsysteme aus Indien und China sind jedoch viel komplexer und besser dokumentiert als die griechischen.
Die Sumerer in Mesopotamien sind weithin als erste Zivilisation anerkannt, die eine Schriftsprache (die sogenannte Keilschrift) entwickelt hat. Auch heute sind noch viele Keilschrifttafeln erhalten, von denen mehrere Hundert etwas mit Medizin zu tun haben. Das alte sumerische Medizinsystem umfasste Diagnose, Prognose und Therapie. Bei vielen Behandlungen, die auf den alten sumerischen Tafeln dargestellt sind, handelt es sich um Verfahren, die auch heute noch üblich sind. Zu den gesundheitlichen Problemen, um die es dabei ging, gehören Hautkrankheiten, Blutungen, Würmer und Egel, neurologische Erkrankungen und Fieber.
Es wurden mehrere altägyptische Medizinpapyri entdeckt, wie zum Beispiel der Gynäkologische Papyrus von Kahun aus der Zeit zwischen 2100 und 1900 vor Christus, in dem es um Frauenheilkunde und Geburtshilfe geht. Der Edwin-Smith-Papyrus wird auf 1600 vor Christus datiert, doch es gibt Hinweise darauf, dass es sich dabei lediglich um eine Kopie eines Originaltexts aus dem Jahr 2500 vor Christus handelt, also aus der Zeit, um die vermutlich die Pyramiden von Gizeh erbaut wurden. Der Papyrus enthält eine Beschreibung des Gehirns, der Pulsdiagnose und 48 chirurgische Fallbeispiele und bietet außerdem einen Überblick darüber, welche Krankheiten behandelt werden können und welche nicht.2 Diagnose und Prognose sind nur zwei der Kompetenzen, die die ägyptischen Ärzte mit ihren chinesischen und indischen Kollegen gemeinsam hatten.
Der Papyrus Ebers stammt aus dem Jahr 1555 vor Christus. Er beschreibt 876 Arzneimittel und 500 Arzneistoffe und erwähnt auch das Aufschneiden des Körpers und die Kauterisation, also das Zerstören von Gewebe mithilfe von Brenneisen oder Ätzmitteln. Außerdem behandelt er Erkrankungen von Magen, Leber, Herz, Gefäßen, Ohren, Zunge und Zähnen und beinhaltet Informationen über die Therapie von Husten, Erkältungen, Bisswunden, Unfällen, Kopfkrankheiten, Verbrennungen, Juckreiz, Erkrankungen des Bewegungsapparats und Geschwülsten. Ferner enthält er einen Abschnitt über Frauenheilkunde und Schönheitsmittel für Frauen.3
Die alten Ägypter hielten Säfte für die Hauptursache körperlicher Erkrankungen. Sie bezeichneten sie als Luft, Blut, Urin, Schleim, Sperma und Kot und glaubten, dass all diese Säfte in Kanälen vom Herzen aus durch den Körper flossen und am After endeten.4 Diese Vorstellungen stimmen mit der medizinischen Theorie der alten Griechen ebenso überein wie mit der des Ayurveda und der chinesischen Medizin, die allesamt ein Säftesystem und Kanäle beschreiben, welche Energie, Nahrung, Essen, Flüssigkeiten und Informationen im Körper verteilen.
Zu den medizinischen Werkzeugen der alten Ägypter gehörten Leinen (Klebematerial/Nähte), Kupfernadeln, Metallscheren, chirurgische Messer, Sägen, Sonden, Spatel, Haken, Zangen, Brenneisen und Skalpelle.5 Wie man aus dieser Information schließen kann, hat die ägyptische Heilkunde unsere heutige Medizin stark beeinflusst.
Die Wurzeln der modernen allopathischen Medizin, also dessen, was wir heute unter »Schulmedizin« verstehen, sollen in der altgriechischen Medizin, vor allem bei Hippokrates und Galen, liegen. Hippokrates, der um 460-377 vor Christus lebte, wird die Lehre zugeschrieben, dass der Mensch im Mittelpunkt der Medizin stehen sollte. Die meisten Menschen haben schon einmal etwas vom hippokratischen Eid gehört, der (in abgewandelter Form) von unseren heutigen Ärzten noch immer geleistet wird. Ursprünglich handelte es sich dabei um einen religiösen Eid, der sicherstellen sollte, dass der Arzt für das Wohl der Allgemeinheit tätig war. Seine Werte - vor allem Respekt vor den eigenen Lehrern und ärztliche Schweigepflicht - gelten auch heute noch.
In ihren Anfängen bestand die griechische Medizin zu einem großen Teil aus Aberglauben. Ein guter Gesundheitszustand wurde als Geschenk der Götter und Krankheit als eine Art göttlicher Strafe angesehen. Um 400 vor Christus fand in der griechischen Medizin ein Paradigmenwechsel in Richtung Vernunft, Nachforschung und der...
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