Schweitzer Fachinformationen
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Der Police Sergeant und passionierte Vogelbeobachter William South hat zwei gute Gründe, wieso er nicht in einem Mordfall ermitteln will, der seinen Heimatort erschüttert. Die Zugvögel machen gerade Zwischenhalt an der Küste von Kent. Und er ist selbst ein Mörder. Souths Verbrechen liegt lange zurück und ist nie aufgedeckt worden, er war damals noch ein Kind und lebte in Nordirland. Doch nun scheint ihn die Vergangenheit einzuholen. Als ein Freund von South brutal ermordet aufgefunden wird, ist allzu schnell der Täter ausgemacht: Danny Fraser, ein Landstreicher, der sich anscheinend selbst gerichtet hat. South kennt ihn aus seiner Kindheit und glaubt nicht, dass er der Mörder war. Doch was hat Fraser überhaupt nach Kent verschlagen?An der Seite seiner neuen Vorgesetzten Alexandra Cupidi, einer gerade aus London zugezogenen alleinerziehenden Mutter, sucht South nach den wahren Hintergründen des Mordes. Stets erfüllt von der Angst, dass sein lange gehütetes Geheimnis gelüftet wird.
Es gab genau zwei Gründe, warum William South nicht ins Mordermittlerteam wollte.
Zum einen war Oktober: Die Zugvögel erreichten die Küste.
Zum anderen war er selbst ein Mörder - auch wenn das niemand wusste.
Doch diese Gründe nannte er dem Polizeidisponenten natürlich nicht. Stattdessen baute er sich vor seinem Schreibtisch auf und sagte: »Meine Güte, ich hab noch einen Riesenstapel Zeugenaussagen, die ich bis Donnerstag durchgehen muss - ganz zu schweigen vom bevorstehenden Bürgergespräch. Ich hab keine Zeit für so was.«
»Ach was«, konterte der Disponent gelassen.
»Warum ausgerechnet ich? Das kann doch der Constable machen.«
Der Disponent war ein Mann mit jungenhaften Zügen, der beim Reden ständig blinzelte. »Das solltest du lieber Detective Inspector McAdam vom Dezernat für Schwerverbrechen fragen, denn der wollte unbedingt dich dabeihaben. Tut mir leid, Kumpel.«
Und da South keine Anstalten machte zu gehen, vergewisserte er sich, ob auch niemand zuhörte, und senkte die Stimme. »Weißt du, Kumpel, die Neue ist nicht von hier und braucht noch etwas Beistand. Du bist als Streifenpolizist für den Abschnitt verantwortlich, und deshalb will dich McAdam dabeihaben. Damit du sie mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut machst. Ich kann nichts dafür.«
Es war noch früh am Tag. South brauchte eine Weile, bis der Groschen fiel. »Es ist also in meinem Abschnitt passiert?«
»Warum sollte man dich sonst ins Team holen? Sie sitzt übrigens schon draußen im Wagen und wartet.«
»Ich versteh nicht ganz. Worum geht es denn?«
»Das haben sie uns noch nicht verraten, der Fall ist gerade erst reingekommen. Jetzt hau schon ab, Bill! Sei so nett und mach deinen Job, damit ich meinen machen kann.«
Es war ein ganz normales Büro auf einem ganz normalen Revier in der Provinz: weiße, leicht zerschrammte Wände, graue Auslegeware, die vor dem aufgeräumten Schreibtisch des Sergeants, wo schon andere über Einsatzbefehle diskutiert hatten, ziemlich abgewetzt war, und ein Plakat mit dem Slogan: Hinhören. Dazulernen. Besser werden. Kent Police
»Würdest du bitte jemand anders einteilen?«
»Er hat ausdrücklich nach dir verlangt.«
»Angenommen, ich führ sie heute rum - kann dann anschließend jemand anders übernehmen?«
»Jetzt mach mal halb lang, Bill«, sagte der Disponent und blinzelte wieder, bevor er sich erneut seinem Computerbildschirm zuwandte.
South war seit mehr als zwanzig Jahren Polizist und galt als sehr gewissenhaft. Aber vor Mordermittlungen hatte er sich bisher stets drücken können.
Vielleicht war die Sache ja in ein, zwei Tagen erledigt. Sobald die Neue eingearbeitet war, würde er seine normalen Aufgaben wieder aufnehmen, die gemütliche Routine moderner Polizeiarbeit, in seinem Abschnitt. Er war ein guter Polizist. Was sollte da schon schiefgehen?
William South hielt kurz inne, bevor er die Glastür des Reviers aufstieß. Draußen wartete der blaue Ford Focus bereits mit laufendem Motor. Am Steuer saß die Neue, und ein Blick genügte, um ihn nervös zu machen.
Ungefähr Ende dreißig, glattes braunes Haar, frisch vom Friseur: eine Frau, die eine neue Stelle antritt. Ungeduldig trommelte sie mit den Fingern aufs Lenkrad. Sie würde sich bestimmt gleich auf die Mordermittlungen stürzen. Sie war noch neu hier, und das war ihr erster Fall. Bestimmt konnte sie es kaum erwarten, sich zu beweisen.
Eine gute Polizistin? Insgeheim wünschte er sich schon jetzt, dass sie ihr Metier nicht wirklich beherrschte.
Seufzend öffnete er die Tür. »Alexandra Cupidi?«
»Und, wie soll ich dich nennen? Bill? Will?«, fragte sie.
»William.«
»William?«
Grinste sie ihn etwa an?
»Na gut, Wil-li-am .« Sie betonte jede einzelne Silbe und zeigte mit dem Kinn auf den leeren Sitz neben sich. »Dann heiß ich A-lex-an-dra.«
Er öffnete die Beifahrertür und warf einen Blick ins Wageninnere. Sie trug ein beiges Leinenkostüm, das vermutlich genauso neu war wie ihre Frisur, aber schon jetzt verknittert und formlos aussah. Und das Auto? Es war erst Dienstag, sie konnte es also gerade mal einen Tag gefahren haben. Trotzdem war es bereits die reinste Müllhalde. Im Fußraum wimmelte es nur so von leeren Chipstüten und Zigarettenschachteln, und auf dem Beifahrersitz lagen Bonbonpapiere und Krümel.
»Entschuldige«, sagte sie. »Es ist gestern ziemlich spät geworden.«
Er setzte sich in den Abfall und zog den Sicherheitsgurt vor seine stichsichere Weste. Soweit er wusste, hatte sie sich aus London hierher versetzen lassen - allein das genügte, um misstrauisch zu werden.
Detective Sergeant Cupidi griff nach dem Becher im Getränkehalter und nahm einen großen Schluck von ihrem Kaffee. »Und du bist Streifenpolizist in Abschnitt drei?«
South nickte bedächtig. »Stimmt genau.«
»Gut.«
»Und dort gab es einen Mord? Hätte man mich nicht verständigen müssen?«
»Ich verständige dich doch gerade. Was ist die kürzeste Strecke?«
»Wohin genau? Der Abschnitt ist groß.«
»Entschuldige.« Sie fasste in ihre Jackett-Tasche, holte ein Notizbuch heraus, löste das Gummiverschlussband und blätterte bis zur letzten beschriebenen Seite. »Lighthouse Road, Dungeness«.
Er sah sie forschend an. »Bist du dir sicher?«
Sie wiederholte die Adresse.
Am besten, er stieg sofort aus und ging wieder aufs Revier, tat so, als wäre ihm nicht gut.
»Und dort ist es passiert?«
»Wieso, was ist dort?«, fragte sie.
»Soll das ein Scherz sein? Zum Einstand im neuen Job oder so?«
»Ich versteh nicht ganz .«
»Das ist meine Straße. Ich wohne da.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Genau deshalb wollte dich der Detective Inspector vermutlich unbedingt dabeihaben.«
South überlegte. »Wer ist das Opfer?«
Sie setzte den Blinker und fädelte sich in den Verkehr ein, warf einen kurzen Blick auf das aufgeschlagene Notizbuch und versuchte, ihre Schrift zu entziffern. »Ich habe keinen Namen. Die Adresse lautet . ich kann das nicht richtig lesen. Arm Cottage?«
»Arum Cottage.«
»Dort ist es passiert.«
»Robert Rayner«, sagte South.
Sie runzelte die Stirn. »Gut möglich. Die Frau, die den Mord gemeldet hat, heißt Gill Rayner.«
»Bob Rayner ist tot?« William blinzelte. Sie hielten an einem Zebrastreifen, wo eine Burkaträgerin einen altmodischen schwarzen Kinderwagen wie in Zeitlupe über die Straße schob.
Cupidi drehte sich zu ihm um. »Du kanntest ihn? Das tut mir leid.«
»Ein Nachbar. Ein Freund.« South schaute aus dem Seitenfenster. »Arum Cottage ist keine hundert Meter von meinem Haus entfernt.«
»Okay«, sagte sie. »Beziehungsweise gar nicht okay - entschuldige bitte.«
»Daher sollte ich lieber nicht an den Ermittlungen beteiligt sein. Ich kannte den Toten.«
Cupidi verzog das Gesicht. »Mist!«, sagte sie. Endlich war die Frau mit dem Kinderwagen an ihnen vorbei. Cupidi fuhr über die Kreuzung und hielt mit eingeschalteter Warnblinkanlage auf den Zickzacklinien dahinter.
»Warte kurz«, sagte sie und zückte ihr Handy. »Detective Inspector McAdam? Es hat sich was ergeben.«
Er hörte die Stimme ihres Vorgesetzten. Wegen des Verkehrslärms bekam er aber nicht mit, wie McAdam reagierte.
Cupidi schwieg und sagte anschließend zu South: »Er will wissen, ob ihr eng befreundet wart.«
»Eng? Ich denke schon«, sagte South. »Wir haben uns oft getroffen.«
»Haben Sie das gehört, Sir?« Sie sah auf ihre Armbanduhr. »Soll ich ihn wieder zum Revier fahren?« Sie lauschte erneut und sagte mehrmals »verstehe«. Anschließend legte sie auf.
Nachdem sie ihr Handy verstaut hatte, machte sie das Blaulicht an und fädelte sich wieder in den Verkehr ein. Die Autos vor ihnen stoben in Panik davon, fuhren die Bürgersteige hoch und hielten dort, weil sie nicht wussten, wohin.
»Und?«, fragte South.
»Er hat gesagt, dass du mich begleiten darfst, aber nur für Rückfragen. Zumindest ...
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