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Kennen Sie GERD? Eine reizende Bekanntschaft, die Ihnen sauer aufstoßen und nicht nur in Ihrer Speiseröhre einen bleibenden Eindruck mit saurem Beigeschmack hinterlassen kann .
Fast jeder macht in seinem Leben einmal die Bekanntschaft mit Sodbrennen. Nach üppigem, fettreichem Essen und alkoholhaltigen Getränken ist es auch bei sonst gesunden Menschen möglich, dass nach der Völlerei saurer Nahrungsbrei aus dem prall gefüllten Magen in die Speiseröhre zurückfließt und brennt. Typischerweise treten die Beschwerden dabei nach dem Essen auf oder werden durch das Hinlegen nachts verstärkt. Das Brennen in der Speiseröhre ist Ausdruck dessen, dass die sensible Schleimhaut der Speiseröhre nicht für Saures gemacht ist und auf einen intensiveren Kontakt mit saurem Nahrungsbrei aus dem Nachbarorgan sehr gereizt reagieren kann, was von den Schmerzrezeptoren in der Speiseröhrenschleimhaut auch registriert und gefunkt wird: SOS, Schleimhaut ohne Säureschutz!
Sodbrennen ist streng genommen keine Krankheit, sondern ein Symptom. Es ist ein Warnsignal unseres Körpers und zeigt an, dass die Speiseröhre in Säure-Schwierigkeiten steckt - manchmal ist sie nur in einem gereizten Zustand, manchmal hat sie jedoch auch ernsthafte Probleme wie etwa eine Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis) oder mehr. Bei manchen Patienten mit Sodbrennen finden sich auch Veränderungen der Schleimhaut, die das Krebsrisiko erhöhen. Sodbrennen ist daher nicht immer harmlos, und der Brandherd hinter dem Brustbein verdient unsere Aufmerksamkeit. Grund genug, nun ein bisschen mehr ins Detail zu gehen und sich im wahrsten Sinne des Wortes "reizenden" neuen Bekanntschaften zu widmen - oder wussten Sie schon, wer GERD ist?
Herzinfarkt oder Sodbrennen?
So mancher Patient, der mit starken Schmerzen hinter dem Brustbein in die Notaufnahme kommt und davon ausgeht, nun einen Herzinfarkt zu erleiden, ist erstaunt, wenn nach diversen Untersuchungen die Diagnose GERD gestellt wird. Das passiert öfter als gedacht: Die Schmerzen bei einem schweren Reflux können in der Tat denen eines Herzinfarkts sehr ähnlich sein und nur durch weitere Diagnostik unterschieden werden. Jetzt verstehen Sie auch, warum Sodbrennen auf Englisch Heartburn, also "Herzbrennen" und nicht "Sodbrennen" heißt .
Vorsicht: Nicht jeder Patient mit Sodbrennen hat eine GERD, und nicht jeder Patient mit GERD hat Sodbrennen. Sodbrennen kann auch bei anderen Störungen des Verdauungstrakts (als nicht-saurer Reflux), bei Speiseröhrenentzündung z. B. durch infektiöse Ursachen oder bei der eosinophilen Ösophagitis, bei Magenentleerungsstörungen, einem Magengeschwür, einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis) oder einem Reizmagen auftreten.
Auch seltene Erkrankungen wie das Zollinger-Ellison-Syndrom (überschießende Bildung des Hormons Gastrin durch Tumore) können Sodbrennen bewirken.
Sodbrennen ist andererseits nicht das einzige Symptom, das durch den sauren Reflux verursacht werden kann. Mundgeruch und schlechter Geschmack im Mund, saures Aufstoßen, Heiserkeit und häufiges Räuspern gehören ebenso zu den häufigen Beschwerden wie auch chronischer Husten, Kehlkopfentzündung oder Atemprobleme (siehe Übersicht). Die Beschwerden können dabei von Patient zu Patient in ihrer Art und Intensität sehr verschieden sein.
Diese Vielfalt der Erscheinungsformen wird in der Medizin unter dem Begriff GERD (Gastro-Esophageal Reflux Disease) - also gastroösophageale Refluxkrankheit - zusammengefasst. Als die reizende Bekanntschaft GERD wird genau genommen ein Zustand definiert, bei dem der Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre störende Symptome (z. B. Sodbrennen) und/oder Komplikationen (etwa eine Speiseröhrenentzündung) hervorruft. Mittels einer Spiegelung von Speiseröhre und Magen (Ösophago-Gastro-Duodenoskopie, ÖGD) kann weiter unterschieden werden, ob der Betroffene bereits sichtbare Schleimhautschäden (Erosionen) an der Speiseröhre hat (und somit eine sogenannte ERD Erosive Reflux Disease vorliegt) oder nicht. Sind keine sichtbaren Schleimhautschäden, aber Beschwerden mit Einfluss auf die Lebensqualität vorhanden, spricht man von einer NERD (Non-Erosive Reflux Disease).
Die reflux-bedingten Schleimhautschäden bei der ERD können zum Beispiel entzündliche Schleimhautschäden bei einer Speiseröhrenentzündung (Refluxösophagitis), aber auch narbige Verengungen (Strikturen) oder säurebedingte Gewebeveränderungen (ein sogenannter Barrett-Ösophagus) sein. Dabei muss man wissen, dass die Patienten mit ERD die gleichen Symptome haben können wie Patienten mit NERD, also beispielsweise Sodbrennen oder saures Aufstoßen. Von außen ist also nicht zu unterscheiden, ob bereits Schleimhautschäden an der Speiseröhre bestehen (ERD) oder nicht (NERD). Beim Großteil aller Patienten mit Reflux-Beschwerden lassen sich bei der Magenspiegelung endoskopisch glücklicherweise keine sichtbaren Schleimhautschäden feststellen.
Das Spektrum von Beschwerden und säurebedingten Störungen bei der GERD kann dabei sehr breit sein und weit mehr Symptome als Sodbrennen umfassen. Bei einigen Patienten führt ein verstärkter Säurereflux nicht zum typischen Sodbrennen, sondern äußert sich "still" außerhalb der Speiseröhre durch chronische Heiserkeit, nächtlichen Husten oder sogar Asthma, weil der saure Rückfluss den Kehlkopf oder gar die oberen Atemwege angreift, er wird daher auch "stiller Reflux" genannt (siehe Übersicht). Andere Refluxpatienten empfinden bereits den natürlich vorkommenden Reflux kleiner Mengen als Schmerz (sog. hypersensitiver Ösophagus) oder haben eher funktionelle Probleme, bei denen es auch ohne Reflux zu Beschwerden kommt. Ursache hierfür kann auch eine gesteigerte Schmerzwahrnehmung sein. Manchmal ist daher eine eindeutige Abgrenzung von einem Reizmagen oder allgemeinen funktionellen Verdauungsbeschwerden nicht ganz einfach.
DIE HÄUFIGSTEN SYMPTOME BEI GERD
Sodbrennen, Schmerzen hinter dem Brustbein
Saures Aufstoßen
Regurgitation, das heißt Rückfluss von Mageninhalt bis in den Mund-Rachen-Bereich
Saurer Mundgeruch, schlechter Geschmack im Mund
Häufiges Räuspern
Heiserkeit, brennendes Gefühl im Rachen
Husten
Wer macht nun häufig Bekanntschaft mit GERD? Ganz allgemein gibt es viele Gründe und Risikofaktoren für die Entstehung von Refluxbeschwerden (siehe die Übersicht). Ganz oben auf der Liste stehen allerdings Faktoren, die auf unseren Lifestyle zurückgehen: Übergewicht, falsche Ernährung, Stress, Rauchen, Alkohol oder Bewegungsmangel machen unsere Speiseröhre leicht entflammbar, indem sie die Anti-Reflux-Barriere beeinflussen.
RISIKOFAKTOREN DER GASTROÖSOPHAGEALEN REFLUXKRANKHEIT
Übergewicht
Medikamente
Stress
Rauchen/Alkohol
Falsche Ernährung (zu viel, zu fettig)
Abendliche Gelage
Bewegungsmangel
Vorerkrankungen (Asthma, Sklerodermie)
Hormone (z. B. Schwangerschaft)
Wenn die Zähne sauer werden
Nicht nur durch Karies, also wenn säurebildende Bakterien im Zahnbelag den Zahnschmelz angreifen und ihn demineralisieren, können Zahnschäden entstehen - auch die direkte Einwirkung von Säuren auf die Zahnoberfläche kann langfristig den Zähnen schaden. Das betrifft nicht nur die mit der Nahrung aufgenommene Säure wie etwa in Form saurer Fruchtsäfte, sondern eben auch Magensäure, die in die Mundhöhle aufsteigt. Daher haben Reflux-Patienten auch ein deutlich erhöhtes Risiko für derartige Zahn-Erosionen.
Was ist nicht-saurer Reflux?
Nicht-saurer Reflux (also nicht der Reflux der Magensäure, sondern anderer Verdauungsenzyme oder Galleflüssigkeit) kann ebenso wie saurer Reflux Sodbrennen hervorrufen. Wenn auch eine längere Therapie mit einem PPI die für Reflux typischen Symptome nicht beseitigt, kann ein nicht-saurer Reflux mithilfe einer kombinierten Impedanz-pH-Metrie des Ösophagus diagnostiziert werden (mehr zu den Diagnoseverfahren).
Diagnostik bei Refluxerkrankungen
Hat ein Patient länger anhaltende oder starke Beschwerden, wird meist eine Spiegelung (Endoskopie) der Speiseröhre und des Magens (in der Fachsprache Ösophago-Gastro-Duodenoskopie, ÖGD genannt) durchgeführt. Diese ÖGD ist bei der Refluxkrankheit eine ganz wesentliche Untersuchung, um beispielsweise eine Entzündung (Refluxösophagitis), eine Zwerchfellhernie und auch Komplikationen wie Engstellen (Stenosen), Geschwüre (Ulcera), einen Barrett-Ösophagus oder auch Tumore festzustellen oder auszuschließen. Dazu wird ein dünner flexibler Kunststoffschlauch (Endoskop) durch Mund und Speiseröhre in den Magen und dann bis zum Zwölffingerdarm geschoben. Mithilfe einer kleinen Kamera im Endoskop werden dabei die Schleimhäute des oberen Verdauungstrakts untersucht, um Entzündungen und Schleimhautschäden zu entdecken und aus auffälligen Arealen mit einer kleinen...
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